Newsletter XLVII 2023

19. bis 25. November

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Aktuelles+ Hintergrundwissen

Die PDF-Datei "Nuclear Power Accidents" enthält eine Reihe weiterer Vorfälle aus verschiedenen Bereichen der Atomindustrie. Einige der Vorfälle wurden nie über offizielle Kanäle veröffentlicht, so dass diese Informationen der Öffentlichkeit nur auf Umwegen zugänglich gemacht werden konnten. Die Liste der Zwischenfälle in der PDF-Datei ist daher nicht zu 100% identisch mit "INES und die Störungen in kerntechnischen Anlagen", sondern stellt eine Ergänzung dar...

4. November 2004 (INES ? Klass.?) Akw Balakovo, RUS

11. November 1983 (INES 3) Atomfabrik Sellafield, GBR

16. November 2001 (INES ? Klass.?) High Flux Reactor, Petten, NLD

19. November 2003 (INES 2 Klass.?) Atomfabrik La Hague, FRA

19. November 1975 (INES ? Klass.?) Akw Gundremmingen, DEU

20. November 1959 (INES 4) Atomfabrik Oak Ridge, Tennessee, USA

22. November 2002 (INES 2) Akw Tihange, BEL

28. November 2007 (INES 2) Akw Ascó, ESP

29. November 1970 (INES 3 | NAMS 2,5) Atomfabrik Sellafield, GBR

29. November 1955 (INES 4) Forschungsreaktor EBR-I, NTRS Idaho, USA

30. November 1975 (INES 5) Akw Sosnowy Bor, Leningrad, UdSSR

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Wir suchen aktuelle Informationen. Wer helfen kann, sende bitte eine Nachricht an: nukleare-welt@reaktorpleite.de

 


25. November


 

Türkei | Rosatom | Akkuyu

Die Türkei vor dem Einstieg ins Atomzeitalter

Das erste türkische Atomkraftwerk soll demnächst ans Netz gehen. Wir fragten Özgür Gürbüz, den Mitbegründer der türkischen Umweltschutzorganisation Ekosfer, wie die türkische Öffentlichkeit den Einstieg ins Atomzeitalter wahrnimmt. Interview: Horst Hamm

Herr Gürbüz, am AKW-Standort Akkuyu an der türkischen Mittelmeerküste soll der erste von vier Reaktoren noch im Jahr 2024 in Betrieb gehen. Was sagt die türkische Öffentlichkeit zu diesem Projekt?

Es ist 23 Jahre her, dass der Versuch, ein Kernkraftwerk zu bauen, vom früheren Energieminister angekündigt wurde. Das Projekt hat sich verzögert, aber wir befinden uns jetzt in der Endphase, und der erste Reaktor soll, wie Sie sagten, 2024 in Betrieb gehen. Die überwiegende Mehrheit der Medien in der Türkei wird von der Regierungspartei AKP kontrolliert, so dass es keine echte Debatte darüber gibt. In den letzten 23 Jahren hat die Regierung nie eine Debatte mit der Anti-Atom-Bewegung geführt.

Die Oppositionsparteien kritisieren das Akkuyu-Projekt vor allem wegen des teuren Stroms, aber sie beziehen keine eindeutige Position gegen die Kernenergie. Betrachtet man jedoch die öffentlichen Meinungsumfragen, so zeigt sich eine klare Ablehnung der Kernkraft. In den Berichten von der Research-Organisation Konda zum Klimawandel geben nur 5 Prozent der Bevölkerung an, dass sie Strom aus Kernkraftwerken bevorzugen würden. Eine andere Umfrage desselben Unternehmens ergab, dass nur 19 Prozent der Menschen in der Kernkraft eine Lösung für die Energieabhängigkeit sehen, während 71 Prozent für Solarenergie und 64 Prozent für Windkraft sind. Vergleichbare Umfragen gibt es seit Jahren: 2011 stellte das Marktforschungsinstitut IPSOS fest, dass 71 Prozent der Menschen in der Türkei gegen die Kernenergie sind. Es gäbe kein Atomkraftwerk in der Türkei, wenn die Regierung auf die Menschen gehört hätte.

Rosatom bekommt für die Hälfte des in Akkuyu erzeugten Stroms 12,35 Dollar-Cent pro Kilowattstunde, die andere Hälfte wird nach Marktpreisen bezahlt. Ist Atomstrom für die Türkei damit nicht viel zu teuer?

Doch! Atomstrom ist unglaublich teuer. Bei den Ausschreibungen für Solar- und Windenergie boten die Unternehmen, die den Zuschlag erhielten, zwischen 2 und 3 Cent pro kWh und sogar noch weniger. Der garantierte Abnahmepreis für Akkuyu beträgt 12,35 Dollar-Cent pro kWh für 15 Jahre. Atomstrom ist in der Türkei 4 bis 5 Mal teurer als Solar- oder Windenergie. Selbst wenn wir Batteriespeicher hinzufügen, wird Atomstrom immer noch teurer sein. Atomkraft ist gefährlich und macht die Türkei von anderen Ländern abhängig...

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Letzte Generation | kriminell | Ungehorsam

Ist die Letzte Generation kriminell?:

Eine Frage der Demokratie

Das Landgericht München hat den Verdacht bestätigt, die Letzte Generation sei eine kriminelle Vereinigung. Die Argumentation überzeugt aber nicht.

Im Mai fanden bundesweit Hausdurchsuchungen bei Ak­ti­vis­t:in­nen der Letzten Generation statt. Es wurden Computer mitgenommen, das Spendenkonto wurde beschlagnahmt, ebenso die ursprüngliche Homepage. Grundlage waren Ermittlungsverfahren gegen die Betroffenen wegen Mitgliedschaft in einer „kriminellen Vereinigung“ oder deren Unterstützung. Das Amtsgericht München hatte die Razzien vorab abgesegnet. Das Landgericht München I hat dies nun bestätigt: Es bestehe der Anfangsverdacht, dass die Letzte Generation eine kriminelle Vereinigung ist.

Zwei zentrale Argumente hat das Landgericht hierfür: Zum einen sei die Begehung von Straftaten - insbesondere von Straßenblockaden - einer der Zwecke der Letzten Generation. Außerdem bestehe eine „erhebliche Gefahr“ für die öffentliche Sicherheit, weil die Letzte Generation die Demokratie in Frage stelle: „Entscheidend ist, dass der gesellschaftliche Diskurs durch illegitime Mittel verletzt wird, indem eine Gruppierung versucht, sich – gegebenenfalls moralisch überhöhend – über die rechtsstaatliche Ordnung und die demokratischen Abläufe zu stellen“, so die zentrale Aussage des Münchener Gerichtsbeschlusses.

[...] Es mag für Ju­ris­t:in­nen nur schwer zu verstehen sein, aber ziviler Ungehorsam ist nicht demokratiefeindlich, er versteht sich als notwendiges Korrektiv innerhalb der Demokratie.

Es mag andere Begründungen geben, warum die Letzte Generation die öffentliche Sicherheit „erheblich“ gefährdet (etwa ihre Drohung, ganze Städte lahmzulegen und die öffentliche Ordnung „maximal“ zu stören). Die Argumentation des Landgerichts München I kann dagegen nicht überzeugen.

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Klimawandel | 1,5-Grad | COP28

"Wir sollten weniger über Klimaschutz sprechen, mehr über Zukunftsfähigkeit"

Klimaschutz kann zum Gewinn für Deutschland und seine Industrie werden, sagt Klimaforscher Mojib Latif. Er erklärt aber auch, was die Klimakonferenz in Dubai nicht lösen wird.

Herr Professor Latif, wir erleben dieses Jahr eine extreme Dürre und Hitze in Brasilien mit gefühlten Temperaturen über 58 Grad. In Spanien könnten angesichts der Dürre bald Tankschiffe Trinkwasser nach Katalonien bringen müssen. Der Klimawandel scheint immer mehr greifbar zu werden. Ist es denn noch realistisch, die Erwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts auf 1,5 Grad zu begrenzen, wie es im Pariser Klimaschutzabkommen vereinbart war?

Mojib Latif: Die 1,5 Grad sind überhaupt nicht zu erreichen. Dieser Meinung war ich schon im Jahr 2015, als das Pariser Klimaabkommen verhandelt wurde. Ich habe mich damals gewundert, dass die 1,5 Grad in das Protokoll als Ziel aufgenommen wurden. Es war damals schon nicht zu schaffen und jetzt erst recht nicht. Im Oktober dieses Jahres waren wir schon über den 1,5 Grad verglichen mit der vorindustriellen Zeit, auf das ganze Jahr 2023 gesehen werden wir bereits ein Plus von 1,2 Grad haben...

 


24. November


 

Klimabewegung | Greta Thunberg | COP28

Luisa Neubauer über die Klimabewegung:

„Wir sind in einem Kulturkampf“

Klimaaktivistin Luisa Neubauer über die UN-Klimakonferenz, Greta Thunberg und die Frage, warum Klimapolitik in Deutschland so zäh ist.

wochentaz: Frau Neubauer, was genau erwarten Sie von der COP, der UN-Klimakonferenz, die nächste Woche beginnt?

Luisa Neubauer: Die COP wird nicht der Ort werden, an dem wir einen Weltfrieden organisieren. Die COP hat es schwer genug, und in der jetzigen Situation würde ich es als freundliches Wunder bezeichen, wenn wir da einigermaßen gesammelt wieder rauskommen als Klimabewegung und als ökologische Zivilgesellschaft. Und wenn wir es schaffen, das Ende der fossilen Ära etwas näher bringen und uns weltweit im besten Falle klarer in die Augen gucken können, als wir es gerade tun.

[...] Sehen Sie den Verlust der Klimamoral, für die Thunberg stand?

Da würde ich unterscheiden zwischen einer Mediengesellschaft, die in meinen Augen leichte Attachment Issues mit Greta hat und einer Zivilgesellschaft, die selbstbewusst für ihre eigene Moral einsteht.

Was meint ‚Attachment Issues‘ mit Thunberg?

Ich möchte überhaupt nicht rechtfertigen, dass jüdisches Leid von Greta nicht erwähnt wurde. Aber Greta ist auch eine Projektionsfläche für eine Medienwelt, die in ihr lange gesucht hat, was kein Mensch sein kann. Und nun ist diese Medienwelt entgeistert, dass Greta das, was sie nie sein wollte, auch nicht ist. Diese Dynamik verstehe ich nicht als mein Problem...

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Gesundheit | Grenzwerte | Schadstoffe

Gesundheitsrisiko in Europa

250.000 Menschen starben 2021 durch Feinstaub

Schadstoffe in der Luft machen krank und können sogar töten. Wie viele Todesfälle vermieden werden könnten, zeigt Europas Umweltagentur in einem neuen Bericht.

Schlechte Luft bleibt ein großes Gesundheitsrisiko: Mehr als 250.000 Menschen starben 2021 in den Ländern der Europäischen Union im Zusammenhang mit zu hohen Feinstaubwerten. Das teilte die Europäische Umweltagentur EEA auf dem »Clean Air Forum« der EU in Rotterdam mit.

Das Problem ist: Das laut EEA größte von Umweltbedingungen ausgehende Gesundheitsrisiko entsteht, weil die empfohlenen Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht eingehalten werden.

»Die Auswirkungen der Luftverschmutzung auf unsere Gesundheit sind immer noch zu hoch«, so EEA-Direktorin Leena Ylä-Mononen. Den Schätzungen zufolge verursacht Feinstaub die größten gesundheitlichen Belastungen durch Herzerkrankungen, gefolgt von Schlaganfällen, Diabetes, der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), Lungenkrebs sowie Asthma...

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Österreich | Russland | Gasimporte

Wo russisches Gas weiter gefragt ist

Prozentual steigen russische Gasimporte in Österreich. Der halbstaatliche Energiekonzern OMV bohrt selbst ein bisschen. Droht nun auch Fracking?

Die Aufregung war groß, als es Aktivisten der "Letzten Generation" am Montagmorgen gelungen war, die Stadt Wien "lahmzulegen". Lahmlegen ist sicherlich eine gewisse Übertreibung, aber immerhin kamen zehn Kilometer Stau auf der Einfallsstraße A2 zusammen.

Ärger wurde sichtbar, der sich bis zur Verzweiflung steigerte. Autofahrer gingen auf die Protestierenden los – und weite Teile der die Politik begriffen die Aktion als Geschenk des Himmels. Endlich ließ sich wieder klar Kante zeigen; und so wurde eifrig von rechts gegen "Klima-Chaoten" gewettert, inklusive der bekannten Forderung nach Strafverschärfungen.

[...] Mit dem 24. November 2023 finanziert die Republik Österreich nun seit 639 Tagen die russische Kriegsmaschinerie, indem man dem Kreml sein Gas weiterhin abkauft. Die geopolitische Ohnmacht gesellt sich zur umweltpolitischen.

Es gibt dieses kuriose Gefühl in Österreich, es würde schon alles irgendwie in Ordnung kommen. Das ist – gelinde gesagt – eine gewagte Wette. Wissenschaftliche Belege dafür gibt es keine. Die Welt steuert, laut UN, auf eine Erwärmung von 3 Grad Celsius zu. Dann dürfte es auch in Österreich ungemütlich werden.

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Klimapolitik | Fridays for Future | 1,5-Grad

Ist jetzt die Klimapolitik der Ampel kaputt?

Die Ampel verwandte Corona-Geld für Klimaschutz. Das soll verfassungswidrig sein. Jetzt fehlen 60 Milliarden fürs Klima. Ist die Klimapolitik der Ampel nun am Ende?

Hinzu kommt, dass Fridays for Future wegen des Nahost-Konflikts zerstritten ist. Kommt nun auch noch zu wenig Druck von unten für eine effizientere Klimapolitik?

Der „Emissions Gap Report 2023“ des UN-Umweltprogramms Unep hat soeben gezeigt, dass Anspruch und Wirklichkeit beim Klimaschutz weit auseinander liegen. Global sind wir meilenweit davon entfernt, das Pariser 1,5 Grad-Klimaziel zu erreichen. Von Januar bis September 2023 war es im globalen Durchschnitt schon an 86 Tagen wärmer als 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit.

Das UNO-Umweltprogramm (UNEP) hat errechnet, dass sich die Luft an der Oberfläche des Planeten schon jetzt um 1.2 Grad erwärmt hat. Diese Erwärmung umfasst auch die Luft oberhalb der Meere. Die Temperaturen an Land sind etwa doppelt so hoch. Deshalb ist es in Deutschland bereits über zwei Grad wärmer als noch vor 150 Jahren...

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Parteitag der Grünen | Ampelkoalition | Neoliberalismus

Die grüne Partei: Zwei Jahre Heuchelei in der Regierung

In ganz Europa werden grüne Regierungsparteien zu Anhängern des autoritären Liberalismus. In Deutschland am stärksten. Warum ist das so? Ein Gastkommentar.

Gerade findet in Karlsruhe der Bundesparteitag der Grünen statt. Nach fast zwei Jahren Ampelkoalition ist es an der Zeit eine Zwischenbilanz der Politik der Grünen in dieser Koalition zu ziehen. Aus Sicht der emanzipatorischen Linken ist diese einfach nur als katastrophal zu bezeichnen.

[...] Als einer der ersten hatte der sozialdemokratische Jurist H. Heller bereits 1934 den Begriff des autoritären Liberalismus geprägt:

"Sobald nämlich von Wirtschaft die Rede ist, verzichtet der autoritäre Staat restlos auf seine Autorität, und seine angeblich konservativen Wortführer kennen nur noch die Parole: Freiheit der Wirtschaft vom Staate", das beinhalte nicht "Abstinenz des Staates von der Subventionspolitik für Großbanken, Großindustrielle und Großagrarier, sondern autoritären Abbau der Sozialpolitik."

Das ist genau heute die Politik der Ampelkoalition unter tatkräftiger Mitwirkung der Grünen.

In Anbetracht dieses Szenarios hatte schon im Frühjahr der grüne Kreisverband Cloppenburg die Parteispitze aufgefordert die Ampelkoalition zu verlassen. Zu viele "rote Linien" seinen überschritten worden. Wir dürfen gespannt sein, ob auf dem Karlsruher Parteitag darüber debattiert wird.

 


23. November


 

Fossile | Profite | Umweltverschmutzer besteuern

Fossile Multis

Profite über alles

Die Öl- und Gaskonzerne hätten die von ihnen verursachten Klimaschäden begleichen und trotzdem noch hohe Gewinne einfahren können, zeigt eine neue Studie. Auf ihre freiwilligen Klimaverpflichtungen ist offenbar kein Verlass.

Das neueste Warnsignal kam diese Woche: Die Welt ist derzeit sich auf einem Pfad zu einer Drei-Grad-Erwärmung, so das UN-Umweltprogramm Unep. Laut dem Pariser Klimavertrag sollten es möglichst nur 1,5 Grad sein, weil anderenfalls Kippelemente des Klimas ausgelöst werden.

Absehbar ist daher: Die Schäden und Verluste aufgrund der Klimakrise werden in den nächsten Jahren deutlich steigen, und es braucht hohe Summen, um sie zu bewältigen. Eine neue Untersuchung zeigt, wo sie herkommen könnten: aus den Gewinnen der Öl- und Gasmultis.

[...] Entwicklungsländer brachten auch eine Beteiligung der fossilen Branchen in Gespräch. Die Premierministerin von Barbados, Mia Mottley, forderte eine zehnprozentige Steuer auf die Gewinne von Öl- und Gasunternehmen, deren Aufkommen in den geplanten Fonds eingezahlt werden solle.

Schleussner findet solche Forderungen richtig. "Nach den Supergewinnen des letzten Jahres ziehen einige dieser Unternehmen ihre Klimaverpflichtungen zurück und zeigen damit, dass wir uns nicht auf ihr Engagement verlassen können – schon gar nicht in dem Tempo, das wir brauchen."

Der Klimawissenschaftler fordert die Regierungen auf, einzugreifen. Sie sollten "die Umweltverschmutzer besteuern, damit sie für die von ihnen verursachten Verluste und Schäden aufkommen". Außerdem müsse auf dem Klimagipfel in Dubai auch ein festes Bekenntnis zum Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen beschlossen werden, um das 1,5‑Grad-Ziel in Reichweite zu halten.

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EU-Parlament | Pestizide | Lobbyismus

EU verabschiedet sich von Pestizid-Zielen – Experte empört: „Unsere Forschungsergebnisse zählen nicht“

Nach der Neuzulassung von Glyphosat für zehn weitere Jahre hat sich die EU nun auch gegen eine generelle Reduktion von Pestiziden bis 2030 gewandt. Umweltschützer sprechen von einem „schwarzen Tag“.

Brüssel – Das EU-Parlament hat ein Gesetz zur Reduktion von chemischen Pflanzenschutzmitteln in Europa am Mittwoch (22. November) gekippt. Es war zwar eine knappe Mehrheit, die dagegen stimmte - 299 stimmten dagegen, 207 dafür, 121 Abgeordnete enthielten sich. Doch damit sind die Pläne der EU, bis 2030 den Pestizideinsatz um die Hälfte zu senken, gescheitert. Weitere Verhandlungen lehnte das Parlament ebenfalls ab. Landwirtschaftsverbände begrüßten die Entscheidung.

EU kippt Pestizidgesetz - zwei Wochen nach Glyphosat-Entscheidung

Es sei ein „schwarzer Tag“ für die Natur und für Landwirtinnen und Landwirte in Europa, sagte die im Parlament zuständige Berichterstatterin Sarah Wiener (Grüne) nach der Abstimmung. Die Mehrheit der Abgeordneten stelle die Profite großer Agrarunternehmen über Gesundheit und Umwelt...

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KlimakonferenzFake News | Desinformation

Claudia Kemfert über Klimapolitik:

„Das hätte nicht passieren dürfen“

Claudia Kemfert will Vertreter fossiler Energie nicht bei der Klimakonferenz in Dubai dabei haben. Die Ökonomin prangert dringenden Reformbedarf an.

taz: Frau Kemfert, bald beginnt die UN-Klimakonferenz in Dubai, die COP28. Der Vorsitzende ist dieses Jahr Sultan Ahmed al-Dschaber, der gleichzeitig Industrieminister der Vereinigten Arabischen Emirate und Chef der staatlichen Ölgesellschaft Abu Dhabi National Oil Company ist. Konterkariert das nicht die gesamte Veranstaltung?

Claudia Kemfert: Eindeutig, diese Personalie beschädigt die Glaubwürdigkeit der UN-Klimakonferenz, da ein Interessenkonflikt besteht. Das hätte nicht zugelassen werden dürfen. Al-Dschaber sagt unverhohlen, dass nicht in Erneuerbaren, sondern in emissionsfreien Energien die Zukunft liege. Er will weiterhin fossile Energiequellen nutzen, und das CO2 soll offenbar auf wundersame Weise irgendwo gespeichert werden. Das wird so nicht möglich sein.

[...] Aber mittlerweile wird in der Gesellschaft Klimaschutz immer mehr als Bedrohung angesehen.

Das ist nicht neu. Seit über 40 Jahren wird uns anhand von Fake News der Mythos eingeredet, dass Klimaschutz eine Bedrohung sei. Dabei ist die wahre Bedrohung die immer schneller wachsende Klimakrise! Durch diese interessengeleitete Manipulation der Öffentlichkeit wird echter Klimaschutz effektiv aufgehalten. Umso wichtiger ist es, Klimaschutz als eine gemeinschaftliche und demo­kratische Aufgabe anzunehmen und entsprechend zu handeln. Statt polarisierende, aggressive Des­in­for­ma­tionskampagnen brauchen wir wissenschaftliche Fakten und klare Informationen, um wieder Ruhe in die Debatte zu bringen...

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Salzgitter | Schacht Konrad | Atommülllager

Längere Bauzeit

Atommülllager in Salzgitter wird wohl mehr kosten

Im Schacht Konrad sollen bald schwach und mittelradioaktive Abfälle lagern. Doch nach einer Verzögerung im Zeitplan wird das Projekt deutlich teurer.

Neue Berechnungen für das umstrittene Atommüllendlager in Salzgitter gehen von einer deutlichen Verteuerung aus. Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) rechnet damit, dass bis zur Fertigstellung weitere rund 2,64 Milliarden Euro benötigt werden, wie die BGE dem SPIEGEL bestätigte. Zuvor hatte die Deutsche Presse-Agentur dies unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtet.

Bis Ende 2022 waren laut BGE schon rund 2,83 Milliarden Euro in die Errichtungsphase geflossen. Zusammen mit der aktuellen Schätzung werden nun Gesamtkosten von rund 5,5 Milliarden Euro erwartet. Bisher hatte die Gesellschaft mit Sitz in Peine mit geschätzten Gesamtkosten von 4,6 Milliarden Euro kalkuliert...

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Afrika | ErdölArtenvielfaltTotalEnergies | Uganda

Ugandisches Erdölprojekt:

Eine Pipeline quer durch die Artenvielfalt

Mit einer Pipeline durch sein Land will Uganda endlich mitverdienen am Erdöl-Revival in Afrika. Eine Geschichte von Profiten, die das Land verlassen. Und von Schäden, die bleiben.

[...] Hier, in einigen der artenreichsten Naturräumen Ostafrikas, soll ein gigantisches Erdölprojekt entstehen. Wer zweifelt, wer Nutzen und Umweltverträglichkeit in Frage stellt, was viele tun, passe besser auf, was er sage, macht Ugandas Staatspräsident Yoweri Museveni klar: »Lasst die Finger von meinem Öl«, warnt der autoritäre Machthaber die Umweltaktivisten.

Die Botschaft kommt an. Der beginnende Bau der East African Crude Oil Pipeline, der EACOP, verbreitet nicht nur Lärm und Dreck im Land, sondern auch ein Klima der Angst.

Auf 1445 Kilometer Länge wird sich die Röhre durch die ostafrikanische Landschaft ziehen, bis nach Tansania an den Indischen Ozean. Mit ihrem Startpunkt in Hoima am Albertsee verfehlt sie den Wald von Budongo, wo die Reynolds forschen, um wenige Kilometer. Nicht weit entfernt plant der französische Energieriese TotalEnergies sein Tilenga-Projekt. Zusammen mit dem weiter südlich entstehenden Kingfisher-Projekt des chinesischen Konzerns CNOOC wird TotalEnergies den Rohstoff aus der Erde holen, der dann die Reise an die Küste antritt...

 


22. November


 

KlimaschutzFake News | Desinformation

Desinformation gegen Klimaschutz:

Zeit, gegen Klimalügen vorzugehen!

Die fossile Lobby verbreitet ihre Lügen seit den 70ern, damals offline, heute im Internet. Plattformbetreiber sollen nun Verantwortung übernehmen.

Es gibt in der Bevölkerung einen breiten Konsens darüber, dass der Klimawandel eine existenzielle Bedrohung für uns ist und wir dagegen Regulierungen und Maßnahmen ergreifen müssen. Aber dieser Rückhalt wird gezielt untergraben. Da ist zum einen die Öl- und Gaslobby, die sich seit den 1970er Jahren organisiert – seit sie um ihren Beitrag zum Klimawandel weiß. Sie arbeiten weltweit gemeinsam mit rechtsextremen Parteien, White Supremacists, Reichsbürgern und Querdenkern an der Unterminierung von Klimaschutz.

Unterstützt werden sie von feindlich gesinnten staatlichen Akteuren wie dem Kreml oder der chinesischen Regierung. Hinzu kommen Webseiten, die mit reißerischen Anti-Klimaschutz-Inhalten viel Geld im Internet verdienen, weil Empörung für hohe Klickraten und damit für Werbeeinnahmen sorgt.

Sie alle verstärken das rechtspopulistische Narrativ, der Klimaschutz sei ein Trick der sogenannten globalen Eliten, um die Bevölkerung ihrer Rechte und ihres Wohlstands zu berauben. Damit wird Angst gemacht...

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SolaranlagenAusschreibung | überzeichnet

Deutlich überzeichnet: Ergebnisse der Ausschreibung für Solaranlagen auf Gebäuden und Lärmschutzwänden liegen vor

Bonn - Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hat die Zuschläge der Ausschreibung für Solaranlagen auf Gebäuden und Lärmschutzwänden (Solaranlagen des zweiten Segments) zum 1. Oktober 2023 veröffentlicht. Die Nachfrage ist weiterhin hoch. Auch mit Blick auf die aktuelle Entwicklung des PV-Marktes in Deutschland stimmt die Entwicklung in diesem Jahr.

Das Interesse an der Ausschreibung für PV-Anlagen des zweiten Segments war auch in der jüngsten Ausschreibungsgrunde der BNetzA deutlich höher als das tatsächliche Ausschreibungsvolumen von 191 Megawatt (MW). Es wurden 184 Gebote mit einem Volumen von 373 MW eingereicht, die Ausschreibungsrunde war damit deutlich überzeichnet...

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Kennedy

Zum Abschuss freigegeben

Heute vor genau 60 Jahren – um 12:30 Uhr Ortszeit Dallas/Texas – wurde auf den 35. Präsidenten der USA geschossen. Gegen 13 Uhr wurde John Fitzgerald Kennedy für tot erklärt. Warum musste er sterben?

Im Frühjahr 1963 hatte John F. Kennedy in den Augen seiner zunehmend erbitterten Gegner in der CIA, im Pentagon und in der exilkubanischen Gemeinde ein beeindruckendes Sündenregister angesammelt. Er hatte zugelassen, dass die Schweinebucht-Invasion im Debakel endete. Er hatte die Kubakrise hinter dem Rücken seiner Militärs und Nachrichtendienste durch einen geheimen Notenwechsel mit Chruschtschow gelöst. Er hatte ähnlich diskret begonnen, mit Fidel Castro, dem revolutionären Feind vor der eigenen Küste, zu einer Verständigung zu kommen, und so die Rückeroberungspläne der militanten Kommunistenjäger und der rechtsgerichteten Exilkubaner in seinem Land endgültig sabotiert.

Er hatte einige der säbelrasselnden Vertreter im Generalstab durch moderatere Generäle ersetzt, die Hauptverantwortlichen für das Schweinebucht-Abenteuer – Allen Dulles und Richard Bisell – entlassen, die Durchführung verdeckter Operationen unter stärkere Kontrollen gestellt, eine Kürzung des CIA-Budgets verfügt und den Top-Agenten William Harvey abberufen, der auch nach dem Stopp der Operation Mongoose unbeirrt weiter militante Aktionen gegen Kuba durchführen ließ. Er hatte zudem die rassistischen Weißen in den Südstaaten gegen sich aufgebracht, als er mit Hilfe der Nationalgarde die Einschreibung von James Meredith, des ersten schwarzen Studenten, an der Universität Mississippi durchsetzte und den rechtsradikalen General Edwin Walker, der die Proteste dagegen anführte, in Haft nehmen ließ...

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AtomwirtschaftSMRKostenexplosion

Zukunft der Kernenergie: Warum es ohne Subventionen nicht geht

Kernenergie gilt manchen immer noch als Hoffnung für eine saubere Energieversorgung. Doch es zeigt sich: Sie ist nicht wirtschaftlich zu betreiben. Zwei Beispiele.

Deutschland hat sich von der Kernenergie verabschiedet – vorerst. Denn wenn es nach Teilen der Bundes-FDP ginge, würde der Atomausstieg wohl wieder rückgängig gemacht.

Auch wenn es den Liberalen gelänge, die Wiederinbetriebnahme von sieben abgeschalteten Reaktoren zu erzwingen, stünden sie vor gewaltigen Problemen – der Steuerzahler würde auf Dauer zur Kasse gebeten. Denn im Hinblick auf Atomkraft sind heute Staatskonzerne weltweit unter sich.

Im Falle der europäischen Atomambitionen ist nicht nur die Frage offen, woher der Brennstoff kommen soll, wenn Russland und Niger als Lieferanten ausfallen. Es stellt sich auch das Problem, dass das notwendige Personal entweder im Ruhestand oder in anderen Bereichen beschäftigt ist und die entsprechende Ausbildung weitgehend zurückgefahren wurde...

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CastorJülichAhaus

Widerstand gegen Castor-Transporte nach Ahaus wächst

In Ahaus haben am Dienstagabend rund 100 Menschen gegen den zweiten Testtransport von Brennelementen aus Jülich ins Zwischenlager nach Ahaus demonstriert.

Ein beleuchteter Korso mit 20 Traktoren fährt durch Ahaus. Parallel versammeln sich rund 150 Atomkraftgegner vor Ort. Die Demonstranten haben ihre Gitarren und "Atomkraft - nein danke"-Fahnen mitgebracht. Einige dieser Fahnen sind schon 30 Jahre alt. Eine Frau hat kleine gelbe Fähnchen gedruckt und gegen den Regen mit Rapsöl präpariert.

Die meisten Demonstranten kommen aus Ahaus, viele ältere sind dabei, aber auch junge Menschen und Kinder. Sie alle wollen verhindern, dass demnächst nicht nur Probe- sondern richtige Transporte mit hochradioaktiver Ladung vom Forschungsreaktor in Jülich ins 170 km entfernte Ahaus fahren. "Wir haben Angst, dass wir hier zum Endlager werden", sagt eine ältere Frau. Schon vor 30 Jahren habe sie gegen das Brennelementezwischenlager in Ahaus demonstriert. "Warum kann der Atommüll nicht in Jülich bleiben?", fragt ein Landwirt. "Wir wollen nicht das Atommüll-Klo für Deutschland werden.“

[...] Ein Verbleib in Jülich wäre eine weitere Option. Hierfür hatten sich die in NRW regierenden Parteien CDU und Grüne 2022 in ihrem Koalitionsvertrag ausgesprochen.

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INES Kategorie 2 "Störfall" 22. November 2002 (INES 2) Akw Tihange, BEL

 AtomkraftwerkePlag

Tihange (Belgien)

Der gefährlichste Störfall, klassifiziert mit der INES-Stufe 2, ereignete sich 2002: Aufgrund eines versehentlich geöffneten Ventils kam es im AKW Tihange zu einem Druckabfall im Primärkreislauf und zum Verdampfen von Kühlwasser. Wenn die Sicherheitssysteme nicht reagiert hätten, hätte daraus eine Kernschmelze resultieren können.
 

Wikipedia

Kernkraftwerk Tihange

Am 22. November 2002 ereignete sich ein Störfall im Block 2 (INES 2). Der Reaktor – zu dieser Zeit heruntergefahren und nicht mehr kritisch – produzierte noch Nachzerfallswärme, die wie im Leistungsbetrieb durch zirkulierendes Kühlmittel im Primärkreislauf abgeführt wurde. Bei einem Test wurde irrtümlich ein Sicherheitsventil des Druckhalters geöffnet, wodurch der Druck im Primärkreislauf sehr schnell von 155 bar auf 85 bar fiel. Der hohe Druck im Primärkreislauf während des Betriebs bewirkt, dass das Wasser auch bei hoher Temperatur nicht siedet, sondern flüssig bleibt. Sinkt der Druck, dann sinkt auch die Siedetemperatur des Wassers. Dann kann die Nachzerfallswärme der Brennelemente nicht mehr abtransportiert werden und es besteht die Gefahr einer Kernschmelze. Im konkreten Fall wurden aufgrund des rapiden Druckabfalls mehrere Sicherheitssysteme aktiviert, die Wasser in den Primärkreislauf hineinpumpten und so die Brennelemente weiter kühlten. Das irrtümlich geöffnete Überdruckventil wurde nach drei Minuten wieder geschlossen.

Nuclear power accidents by country#Belgium

Übersetzung mit https://www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)

 


21. November


 

Temperaturen | 1,5-Grad | Copernicus

Globale Temperatur erstmals 2 Grad höher als in vorindustrieller Zeit

Am 17. November wurde zum ersten Mal die Zwei-Grad-Grenze überschritten. Das ergeben Daten des EU-Klimawandeldienstes Copernicus. Fachleute sprechen von einer »alarmierenden Regelmäßigkeit«.

Die weltweite Durchschnittstemperatur eines Tages hat erstmals seit Aufzeichnungsbeginn mehr als 2 Grad über dem vorindustriellen Niveau gelegen. Der EU-Klimawandeldienst Copernicus bestätigte am Dienstag auf Anfrage, dass die Temperatur am 17. November nach vorläufigen Daten den Durchschnitt des Zeitraums von 1850 bis 1900 für diesen Tag um 2,06 Grad übertroffen habe.

Im Vergleich zur Zeit von 1991 bis 2020 lag die Temperatur für den Tag demnach um 1,17 Grad höher. Zugleich betonte Copernicus: »Es ist wichtig klarzustellen, dass dies keinen Verstoß gegen das Pariser Abkommen darstellt, sondern unsere Nähe zu den international vereinbarten Grenzwerten unterstreicht.«

Auf der Weltklimakonferenz 2015 in Paris hatten die Staaten weltweit vereinbart, die Erderwärmung auf unter 2 Grad zu begrenzen, möglichst sogar auf 1,5 Grad. Dabei geht es um längerfristige Werte und nicht um einzelne Tage, Monate oder Jahre. Hintergrund des Beschlusses sind die fatalen Folgen der Erderhitzung wie immer häufigere und schwerere Stürme, Dürren, Überschwemmungen und Waldbrände. Die vergangenen Monate hatten eine Reihe von Temperaturrekorden gebracht, das Jahr 2023 dürfte nach Einschätzung von Experten das global wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen werden. Stand Ende Oktober lag die mittlere Temperatur Copernicus zufolge 1,43 Grad über dem vorindustriellen Durchschnitt...

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Migranten | Krebserkrankung | Volksverhetzung

Maaßen vergleicht „kulturfremde Ausländer“ mit Krebs – Fachleute sind entsetzt

Mit seiner neuesten Grenzüberschreitung scheint Hans-Georg Maaßen seine Kritiker zu bestätigen. Seine Sprache erinnert an die Diktion der Nazis.

Berlin – Wohl keine Persönlichkeit in der CDU ist umstrittener als der ehemalige Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) Hans-Heorg Maaßen. Der Jurist fällt seit Jahren mit Äußerungen auf, die eine Nähe zu rechtsradikalen Ideen und Akteuren nahelegen – und die die Öffentlichkeit darüber staunen lassen, dass Maaßen von 2012 bis 2018 einer Sicherheitsbehörde wie dem BfV vorstehen konnte.

[...] Bereits am 11. November hatte der ehemalige Verfassungsschutz-Chef in der rechtsgerichteten Weltwoche, dem Wochenmagazin des Schweizer Verlegers Roger Köppel, einen Beitrag veröffentlicht. Darin setzt er eine „ungesteuerte, millionenfache Ansiedlung von Ausländern aus kulturfremden Regionen“ metaphorisch mit einer Krebserkrankung gleich.

Maaßens nächster Eklat: Anwesenheit von „kulturfremden Ausländern“ als Krebserkankung

Anlass für den Beitrag war der Migrationsgipfel von Bundesregierung und Ministerpräsidenten Anfang November, der sich um das Thema irreguläre Migration drehte. Maaßen kritisierte in seinem Artikel die Beschlüsse dieses Gipfels, die keinen Beitrag zur Bekämpfung der „Migrationskatastrophe“ leisten würden. Er forderte stattdessen eine „Chemotherapie für Deutschland“...

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Plastikmüll | UmweltkonferenzErdölstaaten

Ressourcenexperte über Plastikabkommen: „Die Fronten sind klar geworden“

Henning Wilts vom Wuppertal Institut sieht noch Chancen für ein UN-Abkommen. Für Europa sei sowieso wichtiger, was Brüssel zu Verpackungen entscheide.

taz: Herr Wilts, sind die Verhandlungen in Nairobi gescheitert?

Henning Wilts: Nein, das kann man noch nicht sagen. In Nairobi ist über den Entwurf für einen Vertrag, den sogenannten Zero Draft, diskutiert worden. Das war so eine Art Wunschliste, auf der alles stand, was die ganz unterschiedlichen Akteure sich so zum Thema Plastik vorgestellt haben. Es fehlte eine Idee, wohin man mit diesem Abkommen möchte. Daher war klar, dass sich die Staaten nicht auf konkrete Maßnahmen einigen konnten.

Sondern?

Immerhin sind die Fronten klar geworden: Es gibt Staaten wie Saudi-Arabien, Russland, Iran oder Indien, die sehen das Müllproblem als Thema für Abfallmanagement. Andere, darunter die EU, wollen den ganzen Lebenszyklus von Kunststoffprodukten angehen, das schließt Verbote und Beschränkungen für Produktionsmengen ein.

Wieso schaffen es einzelne Staaten, diesen Prozess aufzuhalten?

Das Thema Plastikmüll wurde ja erstmals auf UN-Ebene diskutiert. Man steht da in Bezug auf die Verfahren etwa da, wo man in den Klimaverhandlungen vor Paris war, es herrscht noch das Einstimmigkeitsprinzip. Da kann eben ein Staat oder eine kleine Gruppe von Staaten den ganzen Prozess behindern. Die Verhandlungen werden im nächsten halben Jahr hinter den Kulissen weitergehen, da kann noch viel passieren. Ich glaube nicht, dass man den Zeitplan jetzt schon aufgeben muss, bis Mitte 2025 ein UN-Abkommen fertigzubekommen...

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Israel | UltrarechteAtombombeTodesstrafe | Palästina

Israels Ultrarechte im Krieg Von der Atombombe bis zur Todesstrafe

Die rechtsextremen Koalitionspartner von Israels Ministerpräsident Netanyahu fallen dieser Tage vor allem durch radikale Rhetorik auf. Sein Kriegskabinett verschafft dem Premier zwar etwas Luft. Doch er braucht die Ultrarechten.

Itamar Ben-Gvir ist dafür, die Todesstrafe auch gegen palästinensische Extremisten zu verhängen. "Wenn wir das Gesetz zur Todesstrafe für Terroristen erlassen, wird die Hamas etwas zu verlieren haben. Wenn wir das Gesetz der Todesstrafe für Terroristen durchbringen, wird es dabei helfen…"

Angehörige der Hamas-Geiseln unterbrechen Ben-Gvir. Sie sehen das Leben der Geiseln in Gefahr, sollte Israel die Regeln für die Todesstrafe ausweiten. Bisher ist sie nur möglich bei Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder in Kriegszeiten.

[...] Für Aufsehen sorgte auch Ben-Gvirs Parteifreund Amichai Elijahu - der Minister für Kulturerbe. In einem Radiointerview wurde er gefragt, ob man eine Atombombe auf den Gazastreifen werfen sollte.

"Ja, das wäre eine Möglichkeit", sagte Elijahu da. "Wir sollten schauen, was ihnen Angst macht und abschreckt. Denn zu drohen, sie zu töten, reicht nicht. Sie haben keine Angst vor dem Tod."

In dem Interview lehnte der Minister außerdem jede humanitäre Hilfe für die Menschen im Gazastreifen ab. Die Palästinenser nannte er "Monster aus Gaza". Sie sollten "nach Irland oder in die Wüste".

[...] Ministerpräsident Benjamin Netanyahu lässt die Aussagen seiner rechtsextremen Koalitionspartner oft ins Leere laufen. Die Sache mit der Atombombe war ihm dann aber zu viel. Netanyahu schloss Elijahu vorerst von den Kabinettssitzungen aus...

Juden | AntisemitismusIdentität | Palästina

Jüdische Identität verstehen: Ein Wegweiser abseits von Vorurteilen

Wer ist Jude, wer nicht? Und was hat diese Frage mit dem aktuellen Krieg in Israel zu tun? Warum man nicht in Stereotypen denken sollte. Ein Essay. (Teil 1 | Teil 2 und Schluss)

Vielen Juden tut man keinen Gefallen, wenn jede politische oder religiöse Gegnerschaft als antisemitisch diagnostiziert wird

Mitte der 80er-Jahre hatte sich in der Ost-Berliner jüdischen Gemeinde die "Wir für uns"-Gruppe gefunden – Leute meiner Generation mit einem oder zwei, manchmal auch drei oder vier jüdischen Großelternteilen, die sich für ihre Wurzeln zu interessieren begannen.

Unser Lieblingswitz: Wenn sich früher drei Juden trafen, stritten sie über den Messias. Treffen sie sich heute, streiten sie über jüdische Identität. Wir alle waren atheistisch, aber mit Kibbuz-ähnlichen Vorstellungen erzogen. Eine religiöse Identität hatten wir nicht, eine rassische oder beschönigt ethnisch genannte, kam nach dem NS-Wahn nicht infrage.

Warum fühlten wir uns dennoch irgendwie weitläufig verwandt? Das ist rein kulturell- biografisch bedingt, sagten die einen. Mischpoche, widersprachen selbstironisch die anderen. So stritten wir, und wenn wir nicht gestorben sind, dann streiten wir noch heute.

[...] Statt die mittelalterliche Verirrung Antisemitismus wiederzubeleben, gilt es den Ausgrenzungsfetischismus generell aufzugeben, die wirklichen Interessen der Gegenseite zur Kenntnis zu nehmen. Dazu gehört, hartnäckige Missverständnisse abzubauen. Etwa die missverstandene Bedeutung von den Juden als von Gott auserwähltem Volk. Man könnte es auch als geschätztes oder besonderes Volk übersetzen.

Dabei geht es nicht um eine Bevorzugung der Juden gegenüber anderen, sondern eher im Gegenteil: Mit der Offenbarung der Tora am Berg Sinai hat Abraham eine große sittliche Verpflichtung entgegengenommen. Nämlich Vermittler für alle Menschen zwischen Gott und der Schöpfung zu sein. Wird Israel, das so viel Wert darauf legt, ein jüdischer Staat zu sein, dieser Verpflichtung mit dem jetzt von ihm angerichteten Inferno in Gaza gerecht? Sicher nicht.

Wir sind auserwählt zum Leid, hatte meine Mutter (die Vaterjüdin) gesagt. Aber nein, Mame, kein Gott, kein Staat und kein Militärbündnis hat das Recht, irgendeine Gemeinschaft leiden zu lassen. Aber ja, verdammt sind wir alle auf dieser kleinen, wunderbaren Erde – verdammt uns zu vertragen. Und das geschieht uns recht.

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CastorJülichAhaus

Liebe Leute,

der Castor-Wahnsinn zwischen Jülich und Ahaus geht in die nächste Runde. Am jetzigen Dienstagabend, 21.11., soll in Jülich gegen 22 Uhr der dritte Probe-Castor wieder mit viel Blaulicht starten. Dann geht es quer durch das westliche Ruhrgebiet nach Ahaus. Ankunft ca. 2 Uhr.

Dagegen regt sich wachsender Protest, zu dem wir euch herzlich einladen:

Ahaus: Um 18 Uhr startet eine Demo mit Trecker-Korso am Kreisverkehr Legdener Strasse/Schumacher-Ring (Tobit-Kreisel). Wir freuen uns sehr, dass auch die Landwirte wieder solidarisch mobilisieren.

Jülich: Um 20 Uhr startet vor dem Haupttor des Forschungszentrums Jülich eine Mahnwache bis zur Abfahrt des Castor-Konvois. Unterstützt das örtliche Aktionsbündnis!

Strecke: Auch unterwegs gibt es viele Möglichkeiten zum Protest. In Jülich nimmt der Castor zunächst die B56 zur A44. Der blau funkelnde Konvoi ist auf den Autobahnen sehr gut zu sehen. Spontane Mahnwachen an den Autobahn-Auffahrten oder in Sichtweite der Autobahnen sind ein starkes Zeichen, dass es auch an der Strecke Proteste gibt. Denn: Dieses Mal fährt das NRW-Wirtschaftsministerium als Atomaufsicht mit!

Und: Alle Streckenbeobachtungen sind sehr willkommen!

Wir fordern von der Landes- und Bundesregierung, dass sie dieses sinnlose und gefährliche Castor-Spektakel mit 300 000 hochradioaktiven Brennelementkugeln in den 152 Castor-Behältern sofort absagen und stattdessen mit dem politisch immer wieder verschleppten Neubau eines Zwischenlagers in Jülich beginnen.

Und wir fordern, dass sich die grüne NRW-Wirtschaftsministerin Neubaur endlich der offenen Diskussion in Jülich und Ahaus stellt und sich nicht in Düsseldorf verschanzt. Verantwortung hat ihren Preis.

Weitere Infos und Kontakte: www.westcastor.org, www.bi-ahaus.de, www.ausgestrahlt.de, www.sofa-ms.de

Ach ja: Es ist leider sehr gut möglich, dass am Mittwochmorgen (22.11.) die Urenco erneut versucht, im Windschatten des Probecastors einen neuen Uranzug via Hamm, Münster, Steinfurt und Ochtrup zur Urananreicherungsanlage nach Gronau zu schicken. Haltet also auch hier bitte die Augen offen und meldet Beobachtungen.

Der heisse Atomherbst hat in NRW begonnen - stoppen wir gemeinsam diesen radioaktiven Wahnsinn!

Atomfreie Klimagrüsse
Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen, SOFA (Sofortiger Atomausstieg) Münster

www.sofa-ms.de, www.urantransport.de

 


20. November


 

ArgentinienPrivatisierungAktienkurs

Argentinische Aktien gefragt

Wahlsieger Milei kündigt direkt Privatisierungen an

Argentiniens neuer Präsident Milei scheint nach den Wahlen direkt zur Tat schreiten zu wollen. Er kündigt direkt die Privatisierung staatlichen Eigentums an. Dabei will er weder vor Unternehmen noch vor dem Rundfunk Halt machen. Aktien argentinischer Unternehmen reagieren auf die Ankündigung.

Am Tag nach seinem Wahlsieg hat der künftige argentinische Präsident die Privatisierung von Staatsbetrieben und dem öffentlichen Rundfunk angekündigt. "Alles, was in den Händen des privaten Sektors sein kann, wird in den Händen des privaten Sektors sein", sagte der ultraliberale Politiker im Radio. Unter anderem will Milei den staatlichen Energiekonzern YPF, das öffentliche Fernsehen und Radio sowie die amtliche Nachrichtenagentur Télam privatisieren. "Wenn wir nicht schnell mit strukturellen Veränderungen vorankommen, steuern wir geradewegs auf die schlimmste Krise unserer Geschichte zu", hatte Milei bereits zuvor seine politische Marschroute vorgegeben.

[...] "Die ersten Ankündigungen von Mileis Politik werden die Märkte erfreuen, wobei eine aggressive Haushaltskonsolidierung und die Abschaffung von Devisen- und Kapitalverkehrskontrollen die größten Prioritäten darstellen", sagte der Portfoliomanager beim Schweizer Vermögensverwalter Vontobel, Thierry Larose. Tatsächlich reagierten die Finanzmärkte positiv auf das Wahlergebnis. Die Aktien argentinischer Unternehmen an der New Yorker Börse stiegen zwischenzeitlich um 23 Prozent, Staatsanleihen um 6 Prozent...

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FrankreichLebensmittelPFAS

Paris warnt vor Eiern aus privater Haltung – wegen PFAS-Belastung

Die Böden um Paris sind den Gesundheitsbehörden zufolge übermäßig mit sogenannten ewigen Chemikalien belastet. Eier aus privater Haltung könnten gesundheitsschädlich sein, es sind aber auch andere Lebensmittel betroffen.

Im Großraum Paris raten die Gesundheitsbehörden wegen einer übermäßigen Belastung der Böden mit per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS) vom Verzehr von Eiern aus privater Haltung ab. Auch der Verzehr von Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten sowie Gartenarbeit an sich könne für Menschen in der Region eine gesundheitliche Belastung bedeuten, teilte die Gesundheitsbehörde ARS in Paris mit. Die Warnung betrifft insbesondere Kinder sowie schwangere und stillende Frauen. Eier aus professioneller Haltung, mit denen der Handel beliefert wird, sind demnach nicht betroffen, da Hühner dort weniger belasteten Böden ausgesetzt seien.

Bei 23 von 25 untersuchten privaten Hühnerställen wiesen die Eier eine erhöhte Belastung mit den sogenannten ewigen Chemikalien auf. Daraus lasse sich ableiten, dass die Böden im urbanen Bereich generell mit PFAS belastet seien, ohne dass dies einer konkreten Quelle zugeschrieben werden könne, erklärten die Behörden. Die Belastungen seien oft das Erbe jahrzehntelanger Ablagerungen von Materialien, die sich im Laufe der Zeit zersetzten und Schadstoffe freisetzten. Im Umfeld von Müllverbrennungsanlagen sei die Belastung nicht signifikant anders gewesen als abseits der Anlagen...

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ItalienMafiaUrteile

Prozess gegen italienische Mafia:

Namen wie aus einem Hollywood-Film

338 Angeklagte, 50 Kronzeugen und die Staatsanwaltschaft forderte mehrere hundert Jahre Haft. Einer der größten Mafia-Prozesse aller Zeiten geht zu Ende.

LAMEZIA TERME dpa | In Italiens größtem Mafia-Prozess seit Jahrzehnten hat ein Gericht in der südlichen Region Kalabrien am Montag Haftstrafen von vielen hundert Jahren verhängt. Die höchsten Strafen gab es gegen zwei Bosse der Verbrecherorganisation 'Ndrangheta, die jeweils für 30 Jahre ins Gefängnis müssen.

Verurteilt wurde auch ein ehemaliger Abgeordneter der Regierungspartei Forza Italia: Der konservative Politiker Giancarlo Pittelli muss für elf Jahre hinter Gitter, weil er in Diensten der Mafia stand. Ins Gefängnis kommen auch mehrere Ex-Polizisten und andere korrupte Beamte.

In dem spektakulären Verfahren mussten sich seit Anfang 2021 in der Stadt Lamezia Terme mehr als 300 mutmaßliche Mitglieder oder Helfer der Mafia verantworten. Die Staatsanwaltschaft forderte insgesamt mehr als 4.700 Jahre Gefängnis. Das Gericht unter Vorsitz von Richterin Brigida Cavasino folgte dem auch weitgehend.

Die Verlesung der Urteile zog sich über mehrere Stunden hin. Die Vorwürfe lauteten von Mord und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung über Drogenhandel und Geldwäsche bis hin zu Korruption bei staatlichen Bauaufträgen – praktisch das volle Programm...

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Plastikmüll | UmweltkonferenzErdölstaaten

Gespräche zur weltweiten Vermeidung von Plastikmüll enden ergebnislos

Rund 170 Staaten haben in Kenia über ein Abkommen für weniger Plastikmüll verhandelt. Wegen des Widerstands der Erdölstaaten kamen sie Verbänden zufolge kaum voran.

Die dritte Verhandlungsrunde für ein weltweit verbindliches Abkommen zur Eindämmung von Plastikmüll ist nach Angaben von Teilnehmern ohne nennenswerte Fortschritte zu Ende gegangen. Die Vertreter der rund 170 UN-Mitgliedsstaaten hätten in den siebentägigen Gesprächen "auf der Stelle getreten", teilte WWF Deutschland mit. Eine offizielle Mitteilung des UN-Umweltprogramms Unep, das die Konferenz organisiert hatte, steht noch aus.

Nach Angaben aus Verhandlungskreisen verhinderten der Iran, Saudi-Arabien, Russland und eine kleine Anzahl an weiteren Erdölförderstaaten Fortschritte bei den Verhandlungen durch eine Vielzahl neuer Vorschläge. Dadurch sei der Vertragstext enorm angewachsen und die Bearbeitung der einzelnen Punkte erheblich verlangsamt worden. Insgesamt sind fünf Verhandlungsrunden geplant.

"Die Bremsmanöver und der Widerstand von ölproduzierenden Staaten wie Saudi-Arabien, Russland und Iran haben viel Zeit gekostet und die Verhandlungen beinahe vollständig zum Stillstand gebracht", sagte WWF-Vertreter Florian Titze. Bei dem Treffen sei so wenig erreicht worden, dass es sich "kaum gelohnt" habe. Es konnte demnach weder ein Mandat erteilt werden, zwischen den Verhandlungsrunden politisch am Text weiterzuarbeiten, noch für technische Arbeitsgruppen zur wissenschaftlichen Basis des Abkommens. Beides wäre dringend nötig, um den Zeitplan sicherzustellen, sagte Titze...

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FinnlandOlkiluotoabgeschaltet

Fehler im Turbinenwerk

Neues finnisches Atomkraftwerk Olkiluoto 3 abgeschaltet

Helsinki - Das neue Atomkraftwerk Olkiluoto 3 in Finnland hat sich wegen eines Fehlers im Turbinenwerk gestern Abend automatisch abgeschaltet. Wie der Betreiber Teollisuuden Voima Oyj (TVO) mitteilte, ist das Atomkraftwerk mit einer Bruttoleistung von 1.720 MW am Sonntag, den 19.11.2023 um 19:10 Uhr unverhofft vom Netz gegangen. Kohle- und Gaskraftwerke mussten als Backup-Kraftwerke zur Sicherung der finnischen Stromversorgung einspringen und hochgefahren werden.

Nach den bisherigen Untersuchungen ist die Ursache eine "fehlerhafte Temperaturmessung im Kühlsystem des Generators". Nach den Reparaturen sollen zunächst Inspektionen und Tests im Atomkraftwerk durchgeführt werden...

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RassismusSemitismusFremdenfeindlich

Im Vorwurf des Rassismus überlebt der Rassegedanke

Jeder weiß heute, was Antisemitismus bedeutet und ist oft bereit, das Wort zu benutzen. Unsere Autorin fragt: Weiß auch jeder, was Semitismus bedeutet? Ein Essay. (Teil 1 | Teil 2)

Das mittelalterliche Pogrom der Hamas gegen friedlich feiernde, meist palästinenserfreundliche Israelis und die sich in vielen Ländern wie Schallwellen ausbreitenden Feindseligkeiten gegenüber Juden haben eine Debatte über Antisemitismus ausgelöst, die mehr Fragen aufwirft, als sie beantwortet.

Wenn all die weltweiten Proteste und Appelle gegen Fremdenfeindlichkeit und Hass den Radikalismus seither hier wie dort nur verschlimmert haben, wenn Präventionsprogramme genauso erfolglos waren wie staatliche Antisemitismus-Beauftragte oder harte Gerichtsurteile, sind wir offenbar auf einem falschen Pfad. Deshalb eine Überlegung, tastend, unsicher, wie alles derzeit...

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KlimaschutzTreibhausgasWetterextreme

Klimaschutz: Ernüchternde Bilanz

Neue Rekorde bei den Treibhausgaswerten, Klimaschutzpläne nicht ausreichend

Schlechte Nachrichten: Zwei Wochen vor dem Weltklimagipfel gibt es gleich mehrere ernüchternde Bilanzen. So sind die weltweiten Treibhausgas-Werte so hoch wie seit drei Millionen Jahren nicht mehr – Tendenz weiter steigend, wie die World Meteorological Organization (WMO) berichtet. Doch im Klimaschutz bewegt sich kaum etwas: Das UN-Klimasekretariat vermeldet, dass die bisher eingereichten Nationalen Selbstverpflichtungen (NDC) gerade einmal ausreichen, um die CO2-Emissionen bis 2030 um fünf Prozent gegenüber 2019 zu senken – im besten Falle.

Anhaltende Stagnation: Im Pariser Klimaabkommen von 2015 wurde nicht nur beschlossen, die globale Erwärmung auf maximal zwei Grad, noch besser 1,5 Grad gegenüber präindustriellen Werten zu begrenzen. Alle Vertragsstaaten müssen seither Nationale Selbstverpflichtungen (NDC) beim UN-Klimasekretariat (UNFCC) einreichen, in denen sie angeben, wann, wie viel und wie sie ihre Treibhausgas-Emissionen senken wollen. Doch bisher lagen diese Minderungspläne weit unter dem, was für das Erreichen der globalen Klimaschutzziele nötig wäre.

[...] „Trotz Jahrzehnten der Warnungen von der wissenschaftlichen Gemeinschaft, tausenden Seiten an Berichten und Dutzenden Klimakonferenzen, bewegen wir uns noch immer in die falsche Richtung“, sagt WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. „Das bedeutet auch mehr Wetterextreme wie Hitze und Starkregen, mehr Eisschmelze und Meeresspiegelanstieg und wärmere und versauernde Ozeane. Die sozioökonomischen und umweltbedingten Kosten werden explodieren.“

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INES Kategorie 4 "Unfall" 20. November 1959 (INES 4) Atomfabrik Oak Ridge, Tennessee, USA

Durch eine chemische Explosion wurden 15 Gramm Plutonium-239 freigesetzt. (Kosten ?)

Nuclear Power Accidents
 

Langsam aber sicher werden alle relevanten Informationen zu Störungen in der Atomindustrie aus Wikipedia entfernt!

In dem Wikipedia Beitrag "Oak Ridge National Laboratory" wird dieser INES 4 Unfall nicht einmal mehr erwähnt.

Wikipedia

Liste von Unfällen in kerntechnischen Anlagen

In der radiologisch-chemischen Fabrik Oak Ridge National Laboratory in Tennessee gab es während der Dekontamination der Arbeitsanlagen eine chemische Explosion. Es wurden insgesamt 15 Gramm Plutonium-239 freigesetzt. Dieses verursachte bei der Explosion eine erhebliche Kontaminierung des Gebäudes, der angrenzenden Straßen und der Fassaden von angrenzenden Gebäuden. Man glaubt, dass die Explosion durch den Kontakt von Salpetersäure mit phenolhaltigen Dekontaminierungsflüssigkeiten ausgelöst wurde. Ein Techniker hatte vergessen, einen Verdampfer mit Wasser zu reinigen und so frei von Dekontaminierungsflüssigkeiten zu machen. Flächen, die nicht dekontaminiert werden konnten, wurden mit einer auffälligen Warnfarbe gekennzeichnet oder einbetoniert...

 


19. November


 

AfrikaPlastikmüllEinwegplastik

Umweltverschmutzung im Globalen Süden

Afrika ertrinkt in Plastik

In afrikanischen Ländern sterben Menschen bei Regen in Plastikfluten. Viele fordern ein globales Plastikverbot. Die Vereinten Nationen wollen handeln.

Jedes Mal, wenn die Regenzeit einsetzt, wird der Plastikmüll in den Straßengräben zur tödlichen Falle. So auch am vergangenen Dienstag, als sich mitten in der Nacht ein Unwetter über den Dächern der ugandischen Hauptstadt Kampala entlud.

[...] Immer mehr Menschen sterben in den Plastikfluten

Dieses Problem gibt es in vielen Teilen Afrikas, weshalb die UN-Umweltagentur (Unep) ein globales Abkommen über Plastikverschmutzung vereinbaren möchte. Mitte November hat in der kenianischen Hauptstadt Nairobi die dritte von fünf Verhandlungsrunden stattgefunden...

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Vereinigte Staaten | ChinaCO2-Emissionen

Energiepolitik China kippt – in die richtige Richtung

Die besten Nachrichten dieser Woche sind wieder einmal fast übersehen worden: Chinas CO₂-Emissionen werden voraussichtlich schon 2024 sinken. Und das ist nicht alles, wie Xi Jinpings Besuch in den USA zeigte.

Für das chinesisch-amerikanische Spitzentreffen zwischen Joe Biden und Chinas Staatschef Xi Jinping, das diese Woche in den USA stattfand, gab es eher durchwachsene Kritiken. Xi Jinping erklärte, die Erde sei »groß genug, um beide Länder unterzubringen«, was, zumindest in der Übersetzung, so offensichtlich wie trivial ist. Informierten Beobachtern zufolge signalisierte Xi damit, dass er China als Supermacht mit globalem Einfluss sieht.

Die wichtigste Erklärung jedoch wurde schon vor Beginn des Besuchs verkündet: Am Dienstag, noch bevor Xi in den USA eintraf, veröffentlichten beide Staaten konzertiert eine Erklärung über ihre künftige Zusammenarbeit beim Klimaschutz. China versprach zwar nicht, seinen Ausbau von Kohlestromerzeugung zu beenden, oder gar aus der Kohle auszusteigen. Beide Länder erklärten aber, sie würden »Anstrengungen unternehmen, die globale Kapazität für erneuerbare Energien global bis 2030 zu verdreifachen«. Außerdem bekannten sich beide Länder zu »bedeutsamen absoluten Emissionsminderungen im Bereich Stromerzeugung«...

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FrankreichUmweltschützerÖkoterroristen

Französische Umweltschützer doch keine Ökoterroristen

Die Regierung in Frankreich musste vor Gericht mehrere Schlappen einstecken

Im Juni hatte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin per Dekret die Umweltschutzorganisation »Soulèvements de la Terre« (Aufstände der Erde) aufgelöst. Nun hat der Staatsrat, das oberste Verwaltungsgericht Frankreichs, das Verbot der Organisation außer Kraft gesetzt. Den Umweltschützern könne »keine Provokation oder Aufrufe zu Gewalt gegen Personen« angelastet werden, heißt es in dem Urteil. Die Auflösung sei keine notwendige und verhältnismäßige Maßnahme.

[...] »Soulèvements de la Terre« und die anderen Vereine, die die Klagen eingereicht hatten, zeigten sich zufrieden mit den Urteilen. Dadurch würden »die Desinformationskampagnen gestoppt, die seit Jahren die Megabassins als Mittel zur Verringerung der Wasserentnahme anpreisen«, stellten sie in einer gemeinsamen Erklärung fest...

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GlyphosatChemieindustrieMonsanto

Bayer zu 1,5 Milliarden Dollar Schadensersatz verurteilt

Zehntausende Verfahren sind in den USA noch offen – nun hat Bayer erneut eine Niederlage in einem Glyphosat-Prozess erlitten. Der Konzern zeigt sich kämpferisch.

Ein Geschworenengericht in Jefferson City im US-Bundesstaat Missouri hat die Bayer-Tochter Monsanto zur Zahlung von mehr als 1,5 Milliarden Dollar Schadensersatz an drei Kläger verurteilt. Die Kläger führen ihre Krebserkrankung auf die jahrelange Verwendung des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat zurück. Der Leverkusener Chemie- und Pharmakonzern kündigte an, das Urteil anzufechten.

[...] Das Urteil vom Freitag ist nun der vierte juristische Rückschlag für Bayer innerhalb eines Monats, so wurden etwa erst vor zwei Wochen einem 57-Jährigen in Kalifornien insgesamt 332 Millionen Dollar zugesprochen. Zuvor allerdings fiel eine ganze Reihe von Urteilen zugunsten des Konzerns aus.

Bayer hatte den Glyphosat-Hersteller Monsanto 2018 für 63 Milliarden Dollar übernommen. Rund 113.000 der 160.000 von mutmaßlichen Opfern angestrengten Verfahren wurden bislang abgeschlossen. Der Konzern hat dafür Rückstellungen in Höhe von 16 Milliarden Dollar gebildet.

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WaffenexportKriegstüchtigSozialklimbim

Wir beten an die Macht der Geschütze

Ein Antwortbrief an einen Leser, der sich das Positive wünscht.

Vor einigen Wochen, es war Anfang November, beklagte sich ein Leser über meine Texte: „Wo bleibt bei Ihnen das Positive, Herr Luik?“

Ja, wo bleibt das Positive? Schwierig in diesen Zeiten, in denen alles verrutscht, das Land „kriegsfähig“ gemacht wird, in dem Mitbürger, es sind muslimische, vom Wirtschaftsminister Habeck autoritär aufgefordert werden, nach den fürchterlichen Attacken am 7. Oktober, diesem unfassbaren Überfall der Hamas auf Israel sich vom Antisemitismus zu distanzieren – sonst könnte es sein, dass sie ihren Aufenthaltsstatus hierzulande verlieren. Also ein Glaubensbekenntnis abzulegen, aber subito, sonst ist es mit der staatlichen Toleranz aber ganz schnell vorbei!

Muss ich als Deutscher mich von Deutschland distanzieren, wenn rechtsradikale Deutsche Heime von Asylsuchenden abfackeln? Verliere ich meine Staatsbürgerschaft, wenn ich das nicht tue? Ist das die neue „Staatsräson“? Ein Wort, das nun immer häufiger von den Regierenden benutzt wird, ein Wort, das auf Machiavelli zurückgeht, und den Staat über alles stellt. Danach ist zur Erlangung und ihrer Erhaltung politischer Macht jedes Mittel erlaubt. Unabhängig von Recht und Moral. Ein Wort also, das in einer Demokratie nichts verloren hat, aber auch gar nichts. „L’État, c’est moi!“...

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INES Kategorie 2 "Störfall"19. November 2003 (INES 2 Klass.?) Atomfabrik La Hague, FRA

X Arbeiter wurden bei Reinigungsarbeiten mit Plutonium kontaminiert. (Kosten ?)

Nuclear Power Accidents
 

Wikipedia

Wiederaufarbeitungsanlage La Hague

Die in dieser Wiederaufarbeitungsanlage behandelten hochaktiven Substanzen setzen laufend explosiven Wasserstoff frei, der bei Reaktion mit Sauerstoff die Gebäudedichtheit bedroht. Zur Vermeidung einer Explosion wird die Gebäudeluft durch kontinuierliche Zirkulation von Wasserstoff befreit. Während 3,5 Stunden funktionierte diese Umwälzung nur noch im Normalbetrieb, beide Reserveluft-Stränge waren durch Defekt respektive Instandhaltungs-Arbeiten nicht einsatzfähig. (Quelle: ASN)

Greenpeace stellte unter Aufsicht eines vereidigten technischen Sachverständigen fest, dass über ein viereinhalb Kilometer langes Rohr täglich 400 Kubikmeter radioaktives Abwasser in die Straße von Alderney über Herqueville gespült wurden. Dieser Vorgang ist legal, da nur das Versenken von Fässern mit Atommüll im Meer verboten ist, die direkte Einleitung hingegen nicht ...

La Hague site

Nuclear power accidents by country#France

Übersetzung mit https://www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)
 

AtomkraftwerkePlag

La Hague (Frankreich)

Weltweit größte Wiederaufarbeitungsanlage

Seit Inbetriebnahme ist es immer wieder zu Zwischenfällen in La Hague gekommen.

In einer vom Europäischen Parlament im Jahr 2001 herausgegebenen Studie sind Ereignisse im Zeitraum von 1989 bis 2011 aufgelistet, die vom Betreiber gemeldet wurden. Acht Störfälle wurden näher beschrieben ...

Vergleichbare Atomfabriken gibt es überall auf der Welt:

Uran-Anreicherung und Wiederaufarbeitung - Anlagen und Standorte

Bei der Wiederaufarbeitung lässt sich das Inventar abgebrannter Brennelemente in einem aufwändigen chemischen Verfahren (PUREX) voneinander separieren. Abgetrenntes Uran und Plutonium können danach erneut verwendet werden. Soweit die Theorie...

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INES Kategorie ? 19. November 1975 (INES ? Klass.?) Akw Gundremmingen, DEU

2 Arbeiter starben. Aufgrund der "unklaren Lage" wurde diesem Vorfall keine INES Stufe zugewiesen!

Wikipedia

Kernkraftwerk Gundremmingen

Im November 1975 kam es zu einem Unfall, bei dem erstmals in der Bundesrepublik Deutschland Menschen in einem Kernkraftwerk ums Leben kamen (Spiegel). Zwei Schlosser, Otto Huber, 34, und Josef Ziegelmüller, 46, hatten am 19. November 1975 um 10:42 Uhr den Deckel eines Ventils am Primärwasser-Reinigungskreislauf von Block A demontiert, um eine fehlerhafte Stopfbuchse zu tauschen. Zuvor wurde der Reaktor gegen sechs Uhr abgeschaltet und drucklos gemacht. Die Arbeiter hatten die Leitung, in der das defekte Ventil saß, mit zwei Absperrventilen stromaufwärts und abwärts vom System getrennt. Der Ventildeckel platzte beim Lösen unerwartet ab. Unbemerkt befand sich in diesem Teil der Leitung gespanntes Wasser mit einem Druck von 65 bar und ca. 265 °C, welches beim Abplatzen des Deckels teilweise verdampfte und dabei die beiden Arbeiter schlagartig verbrühte. Während Huber sofort starb, versuchte Ziegelmüller noch, zur Personenschleuse zu rennen, brach aber ebenfalls unter Schmerzen kurz davor zusammen. Ziegelmüller wurde kurze Zeit darauf mit dem Hubschrauber in eine Ludwigshafener Spezialklinik für Verbrennungen gebracht und starb einen Tag danach...
 

AtomkraftwerkePlag

Gundremmingen A (Bayern)

1975 starben während einer Reparatur zwei Schlossermeister aufgrund starker Verbrühungen durch ausgetretenen radioaktiven Dampf...
 

'Gar Nix' liefert weitere Infos

 


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Aktuelles+

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Vereinigte Staaten | SMR | Nuscale

Spektakulärer Rückschlag für die Entwicklung nuklearer Kleinreaktoren in den USA

Das tote Pferd

In den Vereinigten Staaten hat die Entwicklung nuklearer Kleinreaktoren einen spektakulären Rückschlag erlitten.

Am 8. November gab die US-amerikanische Nuscale Power Corp. bekannt, ihr sogenanntes Carbon Free Power Project abzusagen. Darin war vorgesehen, in einem Forschungszentrum nahe Idaho Falls ein Atomkraftwerk aus sechs Modulen mit einer Leistung von je 77 Megawatt zu errichten. Mit diesen insgesamt 462 Megawatt sollten kommunale Stadtwerke in Arizona, Idaho, Kalifornien, Nevada, New Mexiko, Utah und Wyoming mit Energie versorgt werden. Es handelte sich um ein Vorzeigeprojekt kleiner Atom­reaktoren, bekannt unter der Bezeichnung Small Modular Reactors (SMR). Diese neue Technologie wird nicht nur von der US-Regierung stark unterstützt, sie findet weltweit begeisterte Anhänger in der Politik und den Medien. Allerdings handelt es sich meist um dieselben Kreise, die auch die bisherige Nukleartechnik schon gefeiert haben.

Von knapp 20 Unternehmen, die in den USA an der Realisierung von SMR-Konzepten arbeiten, ist Nuscale bisher die einzige Firma, deren Reaktordesign von der Atomaufsicht genehmigt wurde. So schien das Pilotprojekt in Idaho einen Vorsprung vor allen anderen zu haben. 2026 sollte mit dem Bau begonnen werden, schon 2029 sollte der erste Reaktor ans Netz gehen, ein Jahr später sollten die anderen fünf Module folgen – ein »extrem optimistischer« Plan, so der Ökonom David Schlissel. Als Kosten waren ursprünglich 5,3 Milliarden US-Dollar veranschlagt, 1,4 Milliarden Förderung hatte das US-Energieministerium zugesagt. Die Finanzierung sollte dadurch gesichert werden, dass sich genügend (Groß-)Kunden fänden, die den erzeugten Strom dauerhaft zum Festpreis von 5,8 Cent pro Kilowattstunde abnehmen würden.

Es folgte, was in der Nuklearbranche gewohnheitsmäßig passiert. Man hatte sich wieder einmal verrechnet. Anfang des Jahres bezifferte Nuscale die Kosten des Projekts auf nunmehr 9,3 Milliarden US-Dollar. Daher müsse der Festpreis pro Kilowattstunde auf 8,9 Cent erhöht werden – und das ist der Großhandelspreis, nicht der Preis für die Endverbraucher. Zu diesen Konditionen müsste die Abnahme von 80 Prozent der erzeugten Elektrizität gesichert sein.

Es läuft also nicht so rund mit der schönen neuen Atomwelt, wie ihre Propagandisten sich das vorgestellt haben.

Das war nach Angaben des Unternehmens nicht möglich. »Wenn man auf einem toten Pferd sitzt, steigt man ab«, sagte der Vorstandsvorsitzende John Hopkins; es hätten sich nicht genügend Kunden gefunden. Auch Anleger sind abhanden gekommen: Die Aktie fiel in den vergangenen elf Monaten von zwölf auf nur noch etwa zwei Dollar.

International wird die Notbremsung gleichfalls Folgen haben. Nuscale behauptet, ein Netzwerk von potentiellen Kunden in einer Vielzahl von Ländern aufgebaut zu haben. Polen und Rumänien hatten ihre Absicht erklärt, SMRs von Nuscale zu beziehen. Ob sie zwecks Subventionierung schon bei der EU-Kommission angefragt haben, ist einstweilen nicht bekannt.

Es läuft also nicht so rund mit der schönen neuen Atomwelt, wie ihre Propagandisten sich das vorgestellt haben. Dabei sind die finanziellen Fehlkalkulationen nur die Spitze des Eisbergs. In einem langen Absatz listet Nuscale die Probleme und Risiken auf, mit denen das Carbon Free Power Project zu kämpfen hatte: die Covid-19-Pandemie und ihren Folgen, der Fachkräftemangel, der Wettbewerb in der Branche, Versäumnissen internationaler Partner (zum Beispiel in Italien und Deutschland), ihren Verpflichtungen nachzukommen, Verstöße gegen die Cybersicherheit, Probleme, geeignete Versicherer zu finden, neue Regierungsauflagen, Rechtsstreitigkeiten et cetera.

Die lange Liste hat auch eine Ablenkungsfunktion. Nuscale möchte damit den Eindruck erwecken, als sei das Produkt an sich unproblematisch. Tatsächlich verzichtet das Unternehmen bei seinem SMR-Modell auf abenteuerliche Konstruktionen, mit denen andere Start-ups für sich werben, wie geschmolzenes Salz als Kühlmittel, die Nutzung von Atommüll als Brennstoff und dergleichen mehr. Nuscale bevorzugt stattdessen die bekannte Technologie von Druckwasserreaktoren mit zwei Kühlmittelkreisläufen und leicht angereichertem Uran (LEU) als Brennstoff. Die Neuerung besteht darin, Reaktordruckbehälter und Dampferzeuger in einem Modul zu integrieren, so dass große Pumpen und Rohre im Primärkreislauf entfallen. Darüber hinaus sollen bis zu zwölf solcher SMRs in ein und demselben Reaktorgebäude betrieben werden können. Dadurch versprach Nuscale Kostenersparnisse, die es freilich nur auf dem Papier gegeben hat.

Ein zentraler Punkt ist dabei der Anreicherungsgrad des Brennstoffs. Alle anderen SMR-Konzepte, die in den USA entwickelt werden, benötigen nämlich, ähnlich wie Forschungsreaktoren, Uran mit einer 20prozentigen Anreicherung des spaltbaren Anteils (HALEU). Das US-Energieministerium hat sein Einverständnis erklärt – ein kaum beachteter, aber folgenschwerer Bruch mit der bisherigen Praxis, nur LEU zu genehmigen, um eine Proliferation zu erschweren. Es ist durchaus möglich, dass Nuscale durch diese Wendung seinen bisherigen Wettbewerbsvorteil verloren hat.

An der Entschlossenheit vieler Regierungen, ihre hochfliegenden SMR-Pläne weiter zu verfolgen, dürfte dieser Rückschlag wenig ändern. Die Bereitschaft von Anlegern, in die angeblich nachhaltige Technologie zu investieren, ist durch ihn aber nicht gerade gewachsen.

 


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Hintergrundwissen

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Die Karte der nuklearen Welt

Ob große oder kleine Reaktoren, die Atomenergie ist zu teuer und zu gefährlich...

Die "Interne Suche"

mit den Suchbegriffen

Vereinigte Staaten | SMR | Nuscale

brachte u.a. folgende Ergebnisse:
 

13. Juni 2023 - Traum günstiger Minireaktoren verpufft in Idaho

*

15. April 2023 - Lage der Atomindustrie "Pläne produzieren keinen Strom"

*

7. Juni 2022 - Atomkraft: Kleinreaktoren verschärfen Entsorgungsproblem

 


Die Suchmaschine Ecosia pflanzt Bäume!

Suchwort = SMR Kosten

https://www.ecosia.org/search?q=SMR%20Kosten
 

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Small Modular Reactor

Small Modular Reactors (SMR, deutsch „kleine modulare Reaktoren“) sind modulare Kernspaltungsreaktoren, die kleiner als herkömmliche Reaktoren sind und daher in einer Fabrik vorgefertigt und anschließend an einen Montageort verbracht werden können. Sie sollen einen geringeren Aufwand vor Ort, eine höhere Risiko-Eindämmungseffizienz und eine höhere Sicherheit der verwendeten Kernmaterialien ermöglichen. SMRs wurden auch vorgeschlagen, um Finanzierungsprobleme zu umgehen, von denen konventionelle Kernreaktoren mit größerer Leistung (z. B. EPR, WWER) und um ein Vielfaches höheren Investitionskosten betroffen sind...

BASE/Öko-Institut (2021)

Das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) hat am 10. März 2021 ein umfangreiches Gutachten präsentiert, das 136 verschiedene historische sowie aktuelle Reaktoren bzw. SMR-Konzepte betrachtet, 31 davon besonders detailliert. Das vom Öko-Institut im Auftrag des BASE erstellte Gutachten liefert eine Einschätzung zu möglichen Einsatzbereichen, der Endlagerfrage, Sicherheitsfragen und der Proliferations-Gefahr.

Ergebnisse des Gutachtens sind unter anderem:

  • Um weltweit dieselbe elektrische Leistung zu erzeugen wie mit üblichen Atomkraftwerken, wäre der Bau von vielen tausend bis zehntausend SMR-Anlagen notwendig.
  • Gegenüber Atomkraftwerken mit großer Leistung könnten zwar einzelne SMR potenziell sicherheitstechnische Vorteile erzielen, da sie pro Reaktor ein geringeres radioaktives Inventar aufweisen.
  • Die hohe Anzahl an Reaktoren, die für die gleiche Produktionsmenge an elektrischer Leistung notwendig ist, erhöht das Risiko jedoch insgesamt um ein Vielfaches.
  • Anders als teilweise von Herstellern angegeben, muss davon ausgegangen werden, dass bei einem schweren Unfall die radioaktiven Kontaminationen deutlich über das Anlagengelände hinausreichen.
  • Durch die geringe elektrische Leistung sind bei SMR die Baukosten relativ betrachtet höher als bei großen Atomkraftwerken. Eine Produktionskostenrechnung unter Berücksichtigung von Skalen-, Massen- und Lerneffekten aus der Atomindustrie legt nahe, dass im Mittel 3.000 SMR produziert werden müssten, bevor sich der Einstieg in die SMR-Produktion lohnen würde.
  • Bei einem Wiedereinstieg in die Atomenergie wären wiederum lange Betriebs-, Sicherheits- und Störfallrisiken in Kauf zu nehmen. Umfangreiche Zwischenlager- und Brennstofftransporte wären weiterhin erforderlich. Auch ein Endlager wäre in jedem Fall weiter erforderlich.
  • Die Verwendung von bereits vorhandenen Uranreserven durch Partionierungs- und Transmutations-Konzepte (P&T) ist nur anwendbar für abgebrannte Brennstäbe. Allerdings wurden 40 Prozent davon in Deutschland bereits wiederaufgearbeitet. Die daraus entstandenen verglasten Abfälle wären nicht für P&T-Verfahren zugänglich.
  • Zwar könnten bestimmte Transurane wie Plutonium in ihrer Menge reduziert werden, auf der anderen Seite würde jedoch die Abfallmenge für andere langlebige radioaktive Spaltprodukte ansteigen, z. T. sogar um bis zu 75 Prozent (Cäsium-135) gegenüber der ohne P&T einzulagernden Menge.
  • Schließlich bliebe die Gefahr, dass das im P&T-Verfahren notwendigerweise abzutrennende Plutonium leichter für Waffenherstellung zugänglich wäre.

In der kritischen Gesamtbewertung heißt es: Keine der diskutierten Technologien ist derzeit und absehbar am Markt verfügbar. Gleichzeitig werden sie mit ähnlichen Versprechen wie zu den Reaktoren in den 1950ern und 1960er Jahren des vergangenen Jahrhunderts angepriesen.

 


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Suchwort = Nuscale SMR Idaho

https://www.youtube.com/results?search_query=Nuscale+SMR+Idaho
 

Unzählige Videos zum Thema Nuscale SMR Idaho, aber kaum etwas über das Ende dieses Projekts. Die Atomlobby braucht wohl noch etwas Zeit, um diese Niederlage in einen Sieg zu verwandeln...

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Terra X Lesch & Co - 2. Juni 2021 - 18:37

Bill Gates’ großer Irrtum: Mini-Kernkraftwerke
 

Wird in einem neuen Fenster geöffnet! - YouTube - Kanal "Reaktorpleite" Playlist - Radioaktivität weltweit ... - https://www.youtube.com/playlist?list=PLJI6AtdHGth3FZbWsyyMMoIw-mT1Psuc5Playlist - Radioaktivität weltweit ...

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