Newsletter XXX 2023

23. bis 29. Juli

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Aktuelles+ Hintergrundwissen

Nuclear Power Accidents

Diese PDF-Datei enthält eine Liste bekannt gewordener Zwischenfälle aus den verschiedenen Bereichen der zivilen und militärischen Atomindustrie. Einige dieser Informationen gelangten nur auf Umwegen an die Öffentlichkeit. Sobald neue Informationen auftauchen, wird diese Liste aktualisiert...

Auszug für diesen Monat:

5. Juli 2000 (INES ? Klass.?) Akw Grafenrheinfeld, DEU

8. Juli 2008 (INES 1 Klass.?Atomfabrik Eurodif, Pierrelatte, FRA

10. Juli 1991 (INES 3) Akw Bilibino, RUS

10. Juli 1985 (Terror) Rainbow Warrior I, Auckland, FRA

14. Juli 1955 (INES 3Atomfabrik Windscale/Sellafield, GBR

16. Juli 1979 (INES 3 | NAMS 1,9) Atomfabrik Sellafield, GBR

16. Juli 1945 (1. Nuklearwaffentest) Trinity, NM, USA

17. Juli 1984 (INES 3 | NAMS 1,8) Atomfabrik Sellafield, GBR

22. Juli 2007 (INES ? Klass.?) Akw Unterweser, DEU

23. Juli 2008 (INES 0 Klass.?Atomfabrik Tricastin, FRA

24. Juli 1964 (INES 4Atomfabrik UNC Charlestown, RI, USA

25. Juli 2006 (INES 2) Akw Forsmark, SWE

25. Juli 1979 (INES ? Klass.?) EL-3, Paris-Saclay, FRA

26. Juli 1959 (INES 6) SNL, Simi Valley, CA, USA

27. Juli 2004 (INES 1 Klass.?) Akw Neckarwestheim, BW, DEU

27. Juli 1972 (INES ? Klass.?) Akw Surry, VA, USA

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Wir suchen aktuelle Informationen. Wer helfen kann, sende bitte eine Nachricht an: nukleare-welt@reaktorpleite.de

 


29. Juli


 

1,5-Grad | Klimafolgenforschung | Stefan Rahmstorf

Interview der Woche

„Es mangelt am Willen“ – Klimaforscher Rahmstorf hält 1,5-Grad-Ziel politisch kaum noch für erreichbar

Der Klimaforscher Stefan Rahmstorf hält die Überschreitung der 1,5-Grad-Marke bei der Erderwärmung für kaum noch aufhaltbar. Politisch sei dies angesichts der Weltlage praktisch nicht mehr zu schaffen, sagte er im Interview der Woche des Deutschlandfunks.

Rahmstorf ist Ozeanograph am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung. Er betonte, rein physikalisch sei es noch möglich, unter dem Wert von 1,5 Grad zu bleiben. Nur habe bei den allermeisten Regierungen der Klimaschutz keine Priorität.

Rahmstorf führte aus, man müsste das Thema anpacken, „wie wenn man in einer Kriegssituation ist und das einfach die Top-Priorität hat.“ Es fehle nicht an Lösungen, es gebe auch bereits die nötigen Technologien, doch es fehle der politische Wille – auch bei Bundeskanzler Scholz.

Das ganze Interview können Sie hier nachlesen. Die Hörfassung finden Sie hier. Gesendet wird das Interview am Sonntag ab 11:05 Uhr im Deutschlandfunk...

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Ukraine Krieg | PropagandaOpfer

Ukraine: Wenn nur Russen im Krieg sterben

Alle Kriegsparteien benutzen Opferzahlen für ihre Propaganda. Neue Todeszahlen zum Ukraine-Krieg zeigen, wie gefährlich es ist, wenn Medien Unangenehmes ausblenden. Über ein Rätsel und seine Lösung.

Der klassische "Nebel des Krieges" wirkt auch im Ukraine-Krieg. Vieles, was auf dem Schlachtfeld passiert, bleibt vage, unverifiziert und spekulativ. Die Kriegsparteien nutzen das für sich, um Informationen, die für sie nützlich sind, möglichst breit in die Öffentlichkeit zu tragen.

Opferzahlen stehen im Zentrum jeder Kriegspropaganda. Denn mit ihnen lässt sich Stimmung machen.

[...] In Großbritannien wurde 2013 eine Umfrage durchgeführt zu den Opferzahlen. Dabei kam heraus, dass etwa 60 Prozent der Briten glaubten, dass weniger als 10.000 Iraker durch den Krieg starben, 44 Prozent glaubten, es seien weniger als 5000.

Wissenschaftliche Studien gingen damals von mindestens 500.000 bis einer Million Toten aus – Zahlen, die von der Presse praktisch nicht erwähnt und sofort bestritten wurden...

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Merzthutjanix | CDUAfD

Merz, der Osten und die AfD

Dieser Spagat droht die CDU zu zerreißen

Bei rund 20 Prozent steht die AfD im Trendbarometer von RTL und ntv. In Ostdeutschland sind die Werte noch einmal deutlich besser. Das stellt vor allem die CDU vor Probleme. Ihr droht die größte Zerreißprobe ihrer Geschichte.

Umfragen sind wie Pegelstände überlaufender Flüsse, nur umgekehrt: Sinken sie zu stark, steht den Parteien das Wasser bis zum Hals. Steigen sie, folgt das große Durchatmen. Bei der AfD kommt eine Sonderwirkung hinzu: Steigen ihre Werte, steigt der Bedrohungspegel für die anderen Parteien, und wie viele sagen, auch für die gesamte Demokratie. Das ist derzeit der Fall. Im Trendbarometer von RTL und ntv stand die Partei zuletzt bei 19 Prozent und damit immer noch vor der SPD.

Das ist besonders für die CDU ein Problem. Noch steht ihr nicht das Wasser bis zum Hals, immerhin ist die Union seit dem vergangenen Jahr in den Umfragen stärkste Kraft in Deutschland. Doch wie Parteichef Friedrich Merz am Wochenende einmal mehr vorgeführt hat, birgt das Thema Sprengstoff. Mit seinem unglücklichen Auftritt im ZDF-Sommerinterview löste er einen Aufschrei auf. Er hatte die kompromisslose Ablehnung einer Zusammenarbeit mit der AfD infrage gestellt - so wurde er jedenfalls verstanden, auch wenn er beteuerte, das nicht so gemeint zu haben. Merz hatte sinngemäß gesagt, in Parlamenten werde weiterhin nicht mit der AfD zusammengearbeitet, in Städten und Gemeinden gehe es wohl nicht anders.

Auch wohlmeinende Kritiker waren sich einig, dass das zumindest ungeschickt war. Ohne Not entfachte Merz eine neue Debatte über den Umgang der CDU mit der AfD...

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Erdüberlastungstag | RessourcenCO2-Emissionen

Erdüberlastungstag 2023

Schon am 2. August hat die Welt ihre ökologischen Ressourcen für das ganze Jahr verbraucht. Die Erde wird nun seit mehr als 50 Jahren übernutzt. CO2-Emissionen machen größten Anteil der Überlastung aus.

Der globale Erdüberlastungstag (Earth Overshoot Day) fällt dieses Jahr auf kommenden Mittwoch, den 2. August. Der Tag markiert den Zeitpunkt im Jahr, bis zu dem die Menschheit so viele Ressourcen von der Erde beansprucht hat, wie alle Ökosysteme im gesamten Jahr erneuern können. Das bedeutet, die Menschen leben so, als hätten sie 1,7 Planeten zur Verfügung. Die Berechnung wird jedes Jahr vom Global Footprint Network (GFN) durchgeführt. Der deutsche Erdüberlastungstag war bereits Anfang Mai...

 


28. Juli


 

Japan will die ältesten Reaktoren in Takahama wieder ans Netz bringen!

Nach über zehn Jahren Auszeit

Japan fährt ältesten Atomreaktor wieder hoch

Er ist 48 Jahre alt, wurde 2011 für Inspektionsarbeiten vom Netz genommen und lag still: Jetzt nimmt Japan einen weiteren Reaktor des AKW Takahama wieder in Betrieb.

Japan hat einen 48 Jahre alten Atomreaktor wieder angefahren. Der Reaktorblock Nummer 1 im Kernkraftwerk Takahama in der Präfektur Fukui ist damit der älteste operierende Kernreaktor des Landes. Er war 1974 in Betrieb genommen worden, bevor er im Januar 2011 für regelmäßige Inspektionen vom Netz genommen wurde.

Als es kurz darauf im März infolge eines Erdbebens und massiven Tsunamis zu Kernschmelzen im Atomkraftwerk Fukushima kam, blieb der Reaktor auch danach abgeschaltet. Am Freitag fuhr ihn der Betreiberkonzern Kansai Electric Power (Kepco) wieder an. Der Reaktor soll ab nächsten Mittwoch Strom erzeugen, bevor er am 28. August den vollen Betrieb wieder aufnimmt. Kepco will zudem auch Block 2 wieder anfahren. Wann genau, ist noch nicht klar...

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Batterie Technik | WasserstoffproduktionStromspeicher

Kombi-Batterie ist Akku und Wasserstofffabrik zugleich

Zinkbasiertes System speichert Strom und produziert beim Entladen Wasserstoff

Technik für die Energiewende: Forschende haben eine günstige Batterie entwickelt, die Strom speichern, aber auch Wasserstoff produzieren kann. Möglich wird dies durch eine Zinkanode und einen wässrigen Elektrolyten, dessen Wassermoleküle beim Entladen des Akkus zerlegt werden. In ersten Tests erreichte ein Demonstrator dieses Systems einen Wirkungsgrad von 50 Prozent bei der Stromspeicherung und von 80 Prozent bei der Wasserstoff-Produktion. Die Lebensdauer könnte bei zehn Jahren liegen.

[...] Jetzt haben Forschende des Projekts Zn-H2 einen Batteriespeicher entwickelt, der günstig herstellbar und gleich doppelt nützlich ist: Die zinkbasierte Batterie kann Strom effizient speichern und erreicht dabei in ersten Prototypen eine Energiedichte von fast 1.300 Wattstunden pro Liter Elektrolyt. Gleichzeitig kann dieser Akku jedoch auch Wasserstoff produzieren. Beim Entladen findet im wässrigen Elektrolyten eine Elektrolyse statt und es entsteht Wasserstoffgas.

Möglich wird dies durch eine Weiterentwicklung von bereits bekannten Batterien mit Zink-Anode. Solche Zinkbatterien sind wesentlich kostengünstiger als herkömmliche Lithium-Ionen-Akkus und verwenden leicht verfügbare Rohstoffe wie Stahl, Zink und Kaliumhydroxid. Die Wissenschaftler des Zn-H2-Konsortiums haben diese Batterietechnologie jetzt mit der alkalischen Wasser-Elektrolyse kombiniert und so den neuartigen „Doppelspeicher“ entwickelt...

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Erdgas | LNGGas Lobby

Ausstieg Jetzt: Wie Stadtwerke gegen die mächtige Gas-Lobby rebellieren

Deutsche Gas-Konzerne haben im Zuge der Russland-Sanktionen an Einfluss gewonnen. Doch die Kritik wächst, einige Stadtwerke verlassen den Verband "Zukunft Gas". Wann kommt der Gas-Exit?

Erdgas – vor allem in verflüssigter Form als LNG ("Liquefied Natural Gas") für den Transport per Schiff – ist nach dem Ausfall billiger russischer Lieferungen im Zuge des Ukraine-Kriegs ins Zentrum der Energieversorgung geraten. Das ist vor allem in Deutschland zu beobachten. Die Lobbys haben die Krise genutzt, um den fossilen Energieträger in ein günstiges Licht zu rücken und propagieren seine Nachhaltigkeit.

Doch das Verbrennen von Gas zur Energie- und Wärmeerzeugung ist sehr klimaschädlich, in vielen Fällen sogar mit mehr Treibhausgasen verbunden als bei der Kohle oder Erdöl. Das hat mit den Methanemissionen bei der Förderung und dem Transport zu tun, die sogenannten indirekten Emissionen.

Die Gas-Lobby, zusammengeschlossen im Verband "Zukunft Gas", präsentiert den fossilen Brennstoff jedoch als saubere Lösung. Sie nutzt dabei ihre ökonomische Macht – erweitert auch durch Profite, die mit russischen Gasgeschäften erzielt wurden –, um die Politik und die Gesetzgebung zu beeinflussen...

 


27. Juli


 

Energiewende | Klagen | Schiedsgerichte | Bundesgerichtshof

BGH erklärt private Schiedsverfahren für unzulässig

Streitigkeiten zwischen Investoren und Staaten innerhalb der Europäischen Union müssen zwingend vor staatlichen Gerichten ausgetragen werden. Das ist ein wichtiges Signal für die Energiewende.

Überrascht war am Ende niemand mehr, als der Senatsvorsitzende Thomas Koch sein Urteil verkündete. Der Bundesgerichtshof (BGH) hat nun vollzogen, was sich seit ein paar Jahren mit unwiderstehlicher Deutlichkeit abzeichnete: Private Schiedsverfahren über Investorenklagen nach dem Energiechartavertrag sind unzulässig. Streitigkeiten zwischen Investoren und Staaten innerhalb der Europäischen Union (EU) müssen zwingend vor staatlichen Gerichten ausgetragen werden.

Dass dies eine für die Energiewende nicht ganz unwichtige Nachricht ist, illustrieren die drei Klagen, über die der BGH nun zu entscheiden hatte. Im ersten Verfahren forderte der irische Projektentwickler Mainstream Renewable Power rund 330 Millionen Euro von Deutschland, weil er seine Investitionen in Offshore-Windparks in der Nordsee durch Änderungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes gefährdet sah. Die beiden anderen Klagen stammen von den Energiekonzernen RWE und Uniper, die von den Niederlanden 1,4 Milliarden beziehungsweise mehrere Hundert Millionen Euro verlangen - wegen des Kohleausstiegs bis 2030. Sie hatten dort in Kohlekraftwerke investiert...

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Windstrom | StromtrasseGleichstrom

Langer Streit um eine lange Leitung

Die Pläne für die Stromtrasse SuedLink gibt es seit mehr als zehn Jahren. Heute fand der erste Spatenstich mit Minister Habeck statt. Doch die Stromautobahn von Nord nach Süd hinterlässt schon jetzt tiefe Spuren.

[...] Um Klimaneutralität im Stromsektor zu erreichen, müssten in den nächsten zwei Jahrzehnten viele Kilometer zusätzlicher Stromnetze gebaut werden. Oft werde Windstrom vor allem in Norddeutschland erzeugt, die großen Verbrauchszentren befänden sich aber im Süden und Westen der Republik.

Umweltverband BUND hält Trasse für überflüssig

Der Umweltverband BUND sieht das anders. Windstrom sollte sinnvollerweise dort erzeugt werden, wo er gebraucht werde, sagte der Sprecher des Bundesarbeitskreises Energie des BUND, Werner Neumann. Das sei umweltfreundlicher und kostengünstiger...

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GolfstromKlimakollaps | Wassertemperaturen

Kipppunkt Atlantik

Golfstrom könnte schon in wenigen Jahren kollabieren

Die atlantische Umwälzzirkulation bricht noch dieses Jahrhundert zusammen, sagt eine neue Studie voraus. Trotz Kritik an der Prognose zeichnet sich ab, dass das Risiko der kippenden Atlantikströmung bisher unterschätzt wurde.

Mehrere tausend Meter tief reicht die atlantische Umwälzzirkulation AMOC. Sie sorgt im Atlantik für den beständigen Austausch warmer und kalter Wassermassen.

Teil des Strömungssystems ist der für das europäische Klima so wichtige Golfstrom. Besonders für Nordwest- und Nordeuropa fungiert er als eine Art Wärmepumpe, ohne die es im Durchschnitt fünf bis zehn Grad kälter wäre.

Eine jetzt im Fachmagazin Nature Communications erschienene Studie gibt nun Anlass zur Sorge. Genau dieser Temperatursturz könnte danach noch in diesem Jahrhundert eintreten...

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EU-KommissionKatastrophenschutz | Waldbrände

Brüssel kauft weitere Löschflugzeuge für Bekämpfung der Waldbrände

Die EU-Kommission hat den Kauf von zwölf neuen Flugzeugen angekündigt, um die Kapazität ihrer Flotte für die Brandbekämpfung in den südeuropäischen Ländern zu erhöhen.

Die zwölf "Canadair"-Maschinen werden vollständig von der EU finanziert, aber in Kroatien, Frankreich, Griechenland, Italien, Portugal und Spanien stationiert und in deren Besitz sein.

[...] Diese neuen Flugzeuge werden jedoch erst ab der Waldbrandsaison 2027 zur Verfügung stehen.

Dies geschieht zu einer Zeit, in der im Mittelmeerraum und in Nordafrika Waldbrände wüten, die Tausende zur Evakuierung ihrer Häuser gezwungen haben. Mindestens 40 Menschen kamen ums Leben.

In diesem Monat haben sowohl Griechenland als auch Tunesien das EU-Katastrophenschutzverfahren aktiviert, das es ihnen ermöglicht, andere Länder um Hilfe bei der Bekämpfung von Bränden zu bitten. Seit dem 18. Juli wurden rund 500 Feuerwehrleute und neun Löschflugzeuge nach Griechenland und Tunesien entsandt.

In der EU wurden in diesem Jahr bisher mehr als 180.000 Hektar Land durch Brände vernichtet, das sind fast 30 Prozent mehr als im 20-jährigen Durchschnitt. In Griechenland liegt die in diesem Jahr verbrannte Fläche sogar 83 Prozent über dem Durchschnitt...

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Hitze in Italien, Griechenland und rund ums gesamte Mittelmeer

Hitze-Chaos in Südeuropa: Stromausfälle, Ausgangssperre, Flugzeuge können nicht landen, Urlauber reisen ab

Im Süden Europas herrscht weiterhin eine enorme Hitzewelle. Mit schlimmen Folgen. So fällt auf Malta und auf Sizilien etwa wiederholt der Strom aus.

Catania/Valletta – Das Extrem-Wetter hält Europas Süden weiter in Atem. In Griechenland wüten enorme Waldbrände, sodass Touristen evakuiert werden müssen. In Norditalien sorgen dagegen Stürme für Verwüstungen und fordern ebenfalls Menschenleben. Unterdessen wird der Süden Europas weiterhin von einer brutalen Hitzewelle heimgesucht – mit Folgen, die viele zunächst gar nicht erwartet hätten.

47,6 Grad Celsius wurden am Montagnachmittag gegen 15 Uhr in Catania auf Sizilien gemessen. Damit ist Catania laut der italienischen Nachrichtenagentur Ansa die heißeste Stadt Siziliens...

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INES Kategorie 1 "Störung" 27. Juli 2004 (INES 1 Klass.?) Neckarwestheim, BW, DEU

Wikipedia

Kernkraftwerk_Neckarwestheim

Im KKW Neckarwestheim ereignete sich ein Zwischenfall durch menschliches Versagen, bei dem mit zwei Megabecquerel kontaminiertes Wasser aus Block II trotz sofort eingeleiteter Gegenmaßnahmen in den Neckar gelangte. Der Vorfall führte erstmals in der Bundesrepublik dazu, dass die Betreibergesellschaft eines KKWs (EnBW) ein Ordnungsgeld (25.000 €) zahlen musste. Ein Betriebsleiter wurde entlassen, weil er sich kritisch geäußert hatte.

AtomkraftwerkePlag

Neckarwestheim_II_(Baden-Württemberg) 

Am 27. Juli 2004 trat schwachradioaktives Wasser aus dem AKW aus und floss unbemerkt in den Neckar. Da die Freisetzung radioaktiver Stoffe nicht gemeldet wurde, wurde ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet ...

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INES Kategorie ? 27. Juli 1972 (INES ? Klass.?) Surry, VA, USA

Zwei Todesopfer beim Bruch einer Dampfleitung. (Kosten ca. 1,2 Millionen US$)

Nuclear Power Accidents

Langsam aber sicher werden alle relevanten Infos zu Störungen in der Atomindustrie aus der deutschen Wikipedia entfernt!

Wikipedia en

Kernkraftwerk in Surry County im Südosten Virginias...

- Am 27. Juli 1972 erlitten zwei Arbeiter tödliche Verbrühungen, nachdem eine routinemäßige Ventileinstellung zu einem Dampfaustritt in einer Lücke in einer Entlüftungsleitung geführt hatte...

Übersetzt mit https://www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)

AtomkraftwerkePlag

Surry_(USA)

Am 6. November 2015 beantragte Dominium bei der NRC für Surry-1 und -2 eine Laufzeitverlängerung auf 80 Jahre bis 2052 und 2053. Laufzeiten von 80 Jahren werden in den USA derzeit kontrovers diskutiert; diverse Nuklearexperten bezweifeln, dass bei solchen Laufzeiten ein sicherer Betrieb gewährleistet werden kann...

 


26. Juli


 

NASALockheedBWX | HALEUDARPA | Nuklearantrieb

BWXT beginnt mit der Arbeit an cislunarem Nukleartriebwerk und Brennstoff

Die Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) der USA hat eine Vereinbarung mit Lockheed Martin geschlossen, um mit der Herstellung und Konstruktion einer experimentellen thermischen Kernrakete und ihres Antriebs zu beginnen. BWX Technologies, einer der Partner von Lockheed Martin in diesem Projekt, wird den Kernreaktor entwickeln und den HALEU-Treibstoff herstellen.

[...] Ziel des DRACO-Programms ist die Demonstration eines nuklearen thermischen Antriebssystems (NTP) in der Umlaufbahn. NTP nutzt einen Kernreaktor, um den Treibstoff auf extreme Temperaturen zu erhitzen, bevor er durch eine Düse ausgestoßen wird, um Schub zu erzeugen. Im Vergleich zu konventionellen Raumfahrtantriebstechnologien bietet der thermische Kernantrieb ein hohes Schub-Gewicht-Verhältnis, das etwa 10.000-mal größer ist als bei elektrischen Antrieben, und einen zwei- bis fünfmal höheren spezifischen Impuls als bei chemischen Antrieben...

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Letzte Generation | KlimabewegungKlimaaktivisten

Umfrage zu Klimaaktivisten:

Klimabewegung verliert an Rückhalt

Nur noch halb so viele Menschen wie vor zwei Jahren unterstützen Umweltaktivisten, zeigt eine Umfrage. 85 Prozent lehnen die Letzte Generation ab.

BERLIN taz | Die Unterstützung für die Klima-und Umweltbewegung in Deutschland hat sich einer Umfrage zufolge in den vergangenen beiden Jahren halbiert. Dass sie grundsätzlich ihre Unterstützung habe, hatten 2021 noch 68 Prozent der Befragten erklärt, im Mai 2023 waren es nur 34 Prozent. Das teilte die Organisation More in Common mit, die sich für gesellschaftlichen Zusammenhalt einsetzt und die Online-Umfrage unter etwa 2.000 nach soziodemografischen Kriterien ausgewählten Menschen ab 18 Jahren beim Meinungsforschungsinstitut Kantar Public in Auftrag gegeben hatte.

85 Prozent gaben demnach an, sie hätten eher kein Verständnis für die Straßenblockaden der Klimaschutzgruppe Letzte Generation. Nur 8 Prozent äußerten Verständnis. Ebenfalls 85 Prozent urteilten, dass die Klima- und Umweltbewegung insgesamt „häufig in ihren Protestaktionen zu weit“ gehe...

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Windräder | AbstandsregelRepowering

15.000 Transportanträge für Windräder stapeln sich bei Autobahn GmbH

Der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP im Bundestag, Reinhard Houben, behauptet, der Windkraftausbau geschehe nicht schneller, "weil wir nicht genügend Genehmigungen für den Transport dieser entsprechenden Windkraftanlagen haben." Tatsächlich stapeln sich bei der Autobahn GmbH die Anträge. Ein Faktencheck.

  • Um den Ausbau der Windkraft voranzutreiben, müssen Experten zufolge mehr Transportgenehmigungen erteilt werden.
  • Für die Genehmigungen ist der Bund verantwortlich, hängt dort aber hinterher.
  • Defizite gibt es schon im Schritt davor, der Zuweisung von Flächen für den Bau.

Die Ausbauziele der Bundesregierung bei der Windenergie sind ambitioniert – etwas zu ambitioniert. Laut Plan sollen pro Jahr eigentlich rund 2.000 Anlagen bundesweit zugebaut werden. Im vergangenen Jahr waren es aber nur 550.

[...] Aufgrund der Datenbasis von fast 10.000 Anlagen hat er herausgearbeitet, dass von der ersten Planung bis zur Inbetriebnahme typischerweise acht Jahre ins Land gehen. Die durchschnittlich zwölf Wochen Bearbeitungsdauer für eine Transportgenehmigung wirken dagegen doch recht überschaubar.

 

IMHO

Zu dem Thema fallen mir etliche Artikel aus der jüngeren Vergangenheit ein, u.a.:

9. April 2023 - In Deutschland werden wieder mehr Windräder gebaut

2. Mai 2022 - Ausbau der Windkraft stockt - Länder schaffen kaum Platz für Windräder

11. Februar 2022 - Deutschland braucht nicht mehr Windräder

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Wärmewende | klimafreundlich | Wärmeplan

So wird das Heizen cool

Bei der Wärmende kommt es nun auf die Kommunen an. Mit neuen Niedertemperatur-Netzen können sie das Klima schützen – und die Bürger entlasten.

Cooler heizen – das scheint ein Widerspruch in sich zu sein. Doch nachdem die Ampel-Regierung sich endlich auf ein Konzept für den klimafreundlichen Umbau der Wärmeversorgung geeinigt hat, könnten in der Tat sogenannte Niedertemperatur-Wärmenetze für viele Haushalte in Deutschland die Lösung sein.

Dabei werden Häuser, in denen bisher eine Erdgas- oder Erdölheizung läuft, an ein gemeinsames neues Netz angeschlossen, das ganz oder weitgehend mit Öko-Energien betrieben wird. Der Clou dabei: Das Temperaturniveau im Netz ist relativ niedrig, trotzdem wird es in den Häusern angenehm warm.

Und: Die Hausbesitzer kommen günstiger weg, als wenn sie selbst in eine Wärmepumpe oder Pelletheizung investieren müssen...

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Klimawandel | Temperaturen | Treibhausgase | Hitzewelle

Sind die tödlichen Hitzewellen vom Klimawandel angetrieben?

Energie und Klima – kompakt: Neue Studie untersucht die Extremtemperaturen in Europa, USA und China. Inwiefern sind steigende Treibhausgase dafür verantwortlich? Was kommt auf uns zu?

Die schweren Hitzewellen, die seit Juni den Mittelmeerraum, China und die USA heimsuchen, sind mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auf den Klimawandel zurückzuführen. Das ist das Ergebnis einer neuen Attributions- oder Zuordnungsstudie, die ein Team aus britischen und niederländischen Forscherinnen und Forschern am gestrigen Dienstag veröffentlicht hat.

Demnach würde die chinesische Hitzewelle in einer Welt ohne zusätzliche Treibhausgase in der Atmosphäre nur einmal in 250 Jahren auftreten. Die extremen Höchsttemperaturen in Nordamerika und Südeuropa seien ohne die massenweise Verbrennung fossiler Brennstoffe "nahezu unmöglich"...

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INES Kategorie 6 "Schwerer Unfall" 26. Juli 1959 (INES 6) SNL, Simi Valley, CA, USA

Partielle Kernschmelze im Natriumreaktor-Experiment des Santa Susana Field Laboratory. (Kosten ca. 38 Millionen US$)

Nuclear Power Accidents

Wikipedia

Santa_Susana_Field_Laboratory

Im Santa Susana Field Laboratory in Kalifornien, das einen natriumgekühlten Schnellen Brüter mit 7,5 MWe betrieb, ereignete sich in diesem Reaktor aufgrund eines verstopften Kühlkanals eine 30-prozentige Kernschmelze. Der Großteil der Spaltprodukte konnte abgefiltert werden. Die radioaktiven Gase wurden jedoch weitestgehend an die Umwelt freigesetzt, was in einer der größten Jod-131-Freisetzungen in der Nukleargeschichte mündete. Der Unfall wurde lange Zeit geheim gehalten ...

Unfall im Jahr 1959

Sodium_Reactor_Experiment#Unfall_im_Jahr_1959

... Höchstwahrscheinlich kam es auch zum teilweisen Sieden des Kühlmittels (Siedepunkt Natrium: 883 °C), was Rückschlüsse auf die lokal herrschenden Temperaturen zulässt. Die Schmelztemperatur des als Brennstoff verwendeten metallischen Urans wurde jedoch nicht erreicht, nur die Brennstabummantelung begann in einen flüssigen Zustand überzugehen. Das genaue Datum der Beschädigung ist unbekannt, konnte jedoch auf den Zeitraum zwischen dem 12. und 26. Juli 1959 eingegrenzt werden.

Nuclear power accidents by country#United_States

AtomkraftwerkePlag

Simi_Valley,_USA_1959

Am 26. Juli 1959 ereignete sich im Sodium Reactor Experiment (SRE), einem natriumgekühlten Reaktor mit 7,5 bis 20 MW Leistung im kalifornischen Santa-Susana-Field-Laboratorium nahe Moorpark, eine teilweise Kernschmelze.

Dabei wurden wegen großer Hitze 10 von 43 Brennelementen beschädigt und radioaktive Substanzen freigesetzt. Der Reaktor wurde im Februar 1964 stillgelegt ...

 


25. Juli


 

Klimaschutz | Wärmepumpe | Springer | Heizgesetz

Energieforscher Quaschning: "Bei dem Heizgesetz wurden bewusst Ängste geschürt"

Das Heizgesetz sei auch von Söder mit Falschaussagen bekämpft worden, kritisiert Volker Quaschning. Stürme und Hitze seien bereits heute auf die Klimakrise zurückzuführen.

Herr Professor Quaschning, Sie kämpfen seit Jahren als Wissenschaftler für den Klimaschutz. Wie haben Sie da die Debatte um das Heizgesetz wahrgenommen?

Volker Quaschning: Ich habe die Debatte mit großer Verwunderung zur Kenntnis genommen. Der Gesetzentwurf zu Beginn ist sicherlich schlecht kommuniziert worden. Dann aber begann – getrieben vom Springer-Verlag – eine Kampagne gegen das Gesetz, die von mehreren Parteien aufgegriffen worden ist. Mit einer sachlichen Diskussion hatte dies nichts mehr zu tun. Hier wurden Preise und Falschaussagen genannt, bei denen man als Wissenschaftler nur den Kopf schütteln kann. Für den Klimaschutz brauchen wir eine sachliche Diskussion. Wenn Herr Merz einmal Bundeskanzler werden will, muss auch er das Klimaschutzgesetz einhalten.

Was wäre denn ein Beispiel für Falschaussagen?

Quaschning: Wenn Herr Söder behauptet, der Kauf einer Wärmepumpe koste bis zu 300.000 Euro, dann weiß ich nicht, wie groß die dazugehörige Villa ist? Eine normale Wärmepumpe kostet 30.000 Euro inklusive Einbau...

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Waldbrände | Stürme | Extremwetter im Mittelmeerraum

Tote nach Sturm in Italien, bis zu 46 Grad in Griechenland erwartet

Es ist weit über 40 Grad heiß, Wälder brennen, in Norditalien starb eine 16-Jährige bei einem Unwetter: Rund ums Mittelmeer ist das Wetter extrem. Erst ab Donnerstag ist in Griechenland etwas Abkühlung zu erwarten.

Hitzewellen, Hagelschauer und heftige Sturmböen: In Regionen rund ums Mittelmeer leiden Menschen unter dem extremen Wetter, es gibt mehrere Tote. Gleichzeitig werden bei Waldbränden riesige Flächen an Natur zerstört. Besonders schlimm ist die Lage in Griechenland, wo eine neue Hitzewelle erwartet wird.

Nach Angaben des griechischen Wetteramts soll es dort am Dienstag und vor allem am Mittwoch in weiten Teilen des Landes deutlich über 40 Grad heiß werden. Im Westen erwarten die Meteorologen am Mittwoch sogar mehr als 46 Grad. Erst am Donnerstag soll es sich zumindest leicht »abkühlen«: auf etwa 35 Grad...

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Japan | LaufzeitverlängerungTakahama

Ältester Reaktor Japans

Menschen in Osaka demonstrieren gegen Wiederanfahren eines Reaktors im Atomkraftwerk Takahama

Gegen das geplante Wiederanfahren eines Reaktors im Atomkraftwerk Takahama haben viele Menschen in Osaka demonstriert. Der Reaktor wurde in den 1970er-Jahren gebaut, 2021 hatte der Bürgermeister der Stadt die Genehmigung für den Betrieb erteilt.

Viele Anwohner des Atomkraftwerks versammelten sich vor der Zentrale das Stromversorgers KEPCO im Bezirk Kita in Osaka und kritisierten den Plan des Unternehmens, den Reaktor nach zwölfjähriger Abschaltung wieder ans Netz bringen zu wollen.

[...] Im Mai hatte die japanische Regierung ein Gesetz verabschiedet, das Atomreaktoren eine Zulassung für eine Betriebsdauer von mehr als 60 Jahren erlaubt. Der Reaktor im Atomkraftwerk Takahama ist damit der erste ältere Reaktor, der unter diese Regelung fällt...

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INES Kategorie 2 "Störfall"25. Juli 2006 (INES 2) Forsmark, SWE

Ein Kurzschluss in einer Freiluftschaltanlage des Netzes in der Nähe der Siedewasserreaktoren verursachte die Notabschaltung von Block 1 und führte in einem komplexen Szenario zu einer Reihe von Folgeausfällen in der Anlage. Aufgrund eines Auslegungsfehlers funktionierten die Trennung der Anlage vom Netz und die Umstellung auf den Hauslastbetrieb - bei dem das Kraftwerk seinen eigenen Strom für den Betrieb wichtiger Nebenaggregate nutzt - nicht wie geplant. (Kosten ca. 12 Millionen US$)

Nuclear Power Accidents

Wikipedia

Kernkraftwerk Forsmark

Am 25. Juli 2006 wurde der Reaktor Forsmark-1 nach einem Kurzschluss in der Umspannstation, über die das AKW seinen Strom ans allgemeine Netz abführt, von der Stromversorgung automatisch getrennt. Dies führte zu einem Lastabwurf des Generators und die im Reaktor produzierte Wärme konnte nicht mehr in elektrische Leistung umgesetzt werden. Der Reaktor wurde über eine Schnellabschaltung heruntergefahren. Der Strom für die Steuerung des Kernkraftwerkes und die Speisepumpen, die die Nachzerfallswärme abführen müssen, fiel aus. Er musste ersatzweise durch Diesel-Notstromaggregate bereitgestellt werden. Jedoch konnten zwei der vier Generatoren nicht in das Notstromnetz einspeisen, da sie mit der 500 V Leitung elektrisch verbunden blieben, die jedoch ausgefallen war. Zusätzlich versagte die Stromversorgung für einen Teil der Messgeräte in der Leitwarte ...

AtomkraftwerkePlag

Forsmark (Schweden)

Am 25. Juli 2006 entging Schweden offenbar nur knapp einer nuklearen Katastrophe. Der Reaktor 1 des Atomkraftwerks Forsmark wurde aufgrund eines Kurzschlusses von der Stromversorgung abgeschnitten. Es sprangen nur zwei von vier Notstromaggregaten an. Eine Untersuchung des Störfalls ergab, dass aufgrund des Kurzschlusses Computer, Lautsprecher und Anzeigegeräte ausgefallen waren, so dass das Personal die Reaktordaten nicht klar erkennen konnte. "Beispielsweise sank der Wasserstand im Reaktor durch die Schnellabschaltung deutlich, das exakte Niveau blieb jedoch unklar wegen des Stromausfalls."

Man sei nur 20 Minuten von einem GAU durch eine Kernschmelze entfernt gewesen, so der frühere Chefkonstrukteur des AKWs, Höglund ...

Der Unfall wurde als Störfall der INES-Stufe 2 klassifiziert.

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INES Kategorie ?25. Juli 1979 (INES ? Klass.?) EL-3, Paris-Saclay, FRA

Am EL3 einem mit schwerem Wasser moderierten und gekühlten Reaktor liefen radioaktive Flüssigkeiten in die für normale Abfälle vorgesehenen Abflüsse aus und sickerten in das örtliche Einzugsgebiet von Paris-Saclay. (Kosten ca. 5 Millionen US$)

Nuclear Power Accidents

Wikipedia fr

EL-3

1979 wurde der EL-3 Reaktor nach 22 Jahren Betrieb endgültig stillgelegt. Im Jahr 2005 wurde EL3 nur teilweise abgebaut , was insbesondere auf das Fehlen einer Endlagerlösung für radioaktive Graphitabfälle zurückzuführen war. Die Graphitreflektoren der EL2- und EL3-Reaktoren in Saclay repräsentieren eine Gesamtmasse von 109 Tonnen.

Übersetzt mit https://www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)

 

Es gibt keine weiteren Informationen. Oder doch?!

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24. Juli


 

EU-Parlament | EU-Förderung für Atomkraft

EU-Industrieplan: Parlament gibt traditioneller Atomkraft Rückendeckung

Atomkraft soll wieder in die Liste der bevorzugten Technologien in den Industrieplan der EU aufgenommen werden, so eine politische Einigung im EU-Parlament.

Die Europäische Kommission hatte ihren Entwurf für das Netto-Null-Industrie-Gesetz (NZIA) am 16. März vorgelegt, um die Herstellung CO2-armer Technologien auf europäischem Boden als Antwort auf den US-IRA anzutreiben.

Atomkraft blieb dabei außen vor. Sehr zum Missfallen der Atomkraft-Befürworter, allen voran Frankreich.

[...] Am Dienstag nahmen die Dinge jedoch eine neue Wendung.

Mit der Unterstützung der Sozialdemokraten (S&D), der Konservativen (EVP), der Nationalisten (EKR) und der Rechtsextremen (ID) sicherten Grudler und die Befürworter der Atomkraft die Aufnahme dieser in die einheitliche Liste von Technologien, die der grünen Reindustrialisierung Europas förderlich sind...

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Energiewende | Stromtrasse hängt im Genehmigungsverfahren

Warum sich der Ausbau der SuedLink verzögert

Seit Jahren verzögert sich der Bau der SuedLink, gerade einmal 17 der geplanten 700 Kilometer langen Stromtrasse sind bislang genehmigt. Die langen behördlichen Verfahren bremsen das Projekt immer wieder aus.

Sie soll die Energiewende in Deutschland beschleunigen: die Stromtrasse SuedLink. Die Trasse soll über rund 700 km Strom, der aus Windkraft im Norden Deutschlands gewonnen wurde, nach Süddeutschland transportieren. Das Investitionsvolumen beträgt rund zehn Milliarden Euro. "Die Übertragungstrasse SuedLink ist eines der Schlüsselprojekte der Energiewende in Deutschland", sagte Andreas Schell, Chef des Energieanbieters EnBW.

[...] Für EnBW wird die SuedLink außerdem immer teurer. Nachdem Bürgerinitiativen und auch die bayerische Landesregierung, die sich gegen den Ausbau der Trasse gesperrrt hatte, eine vorrangige Erdverkabelung durchgesetzt haben, haben sich die Kosten mehr als verdoppelt...

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China | KlimazieleErneuerbare

China will Wind- und Solarkapazität in drei Jahren verdoppeln

Kohle bleibt ein Problem, trotzdem könnte China seine Klimaziele schon fünf Jahre früher erreichen als geplant.

Als zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt ist China der weltweit grösste Energieverbraucher und der grösste Emittent von Treibhausgasen. Aber China ist auch der grösste und am schnellsten wachsende Produzent erneuerbarer Energien weltweit.

In Nachhaltigkeitsdiskussionen wird oft auf den grossen Klima-Fussabdruck Chinas hingewiesen. Dort leben allerdings auch 1,4 Milliarden Menschen, viermal so viele wie in den USA. Der Klima-Fussabdruck eines durchschnittlichen US-Amerikaners ist deutlich grösser als der eines Chinesen...

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Fossile machen sich schick mit Ökostrom und treiben den Preis für Offshore-Wind

Lizenzen versteigert

Ölkonzerne stürzen sich auf Offshore-Wind

Bei den jüngsten Ausschreibungen für Windparks auf See haben sich kapitalkräftige Energiekonzerne durchgesetzt. Der Milliardenerlös aus den Lizenzen zeigt, dass Meeres-Windanlagen ein lukratives Geschäft werden können.

Eine Überraschung verkündete die Bundesnetzagentur Mitte Juli. Die Behörde erteilte den Energiekonzernen BP und Total den Zuschlag zum Bau und Betrieb von Windkraftanlagen für mehrere große Gebiete in der Nord- und Ostsee.

Erstaunlich war einerseits das Interesse an der Versteigerung der vier Flächen, drei in der Nordsee und eine in der Ostsee. Für die Nordseeflächen gab es acht Bewerber, für den Windpark in der Ostsee vor der Insel Rügen sogar neun.

Überraschend hoch sind auch die Einnahmen der Netzagentur durch die Auktion. Insgesamt 12,6 Milliarden Euro bezahlen die Konzerne für die Nutzung der Flächen in den kommenden 25 Jahren, mit einer Verlängerungsoption um weitere zehn Jahre.

[...] "Windstrom auf See ist mittlerweile wirtschaftlich so attraktiv, dass sich die Projektträger für den Zugriff auf Meeresflächen gegenseitig überbieten", freute sich Sascha Müller-Kraenner von der Deutschen Umwelthilfe, "Die Mär vom teuren Ökostrom ist damit endgültig vom Tisch."

Weniger begeistert zeigt sich die Stiftung Offshore-Windenergie. Sie befürchtet, dass dieser Markt künftig nur noch von wenigen kapitalstarken Konzernen beherrscht wird, weil das Auktionsverfahren diese Interessenten begünstige. "Es sollte dringend im Interesse der Bundesregierung sein, die Akteursvielfalt zu erhalten", sagte Geschäftsführerin Katharina Würtz.

Die durch Bieterwettbewerbe steigenden Kosten würden beispielsweise am Ende an die Kunden weitergegeben...

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Widerstand | Klimabewegung | Anti-AKW

Klimabewegung versus Anti-AKW-Aktivisten:

Bisschen weniger Block, bitte

Die Klimabewegung könnte viel von der einstigen Anti-AKW-Bewegung lernen. Die sah, der Sache wegen, über viele politische Differenzen hinweg.

Was auch immer man vom Atomausstieg hält – eines ist klar: Die Anti-Atom-Bewegung war im Sinne ihres Ziels erfolgreich. Spät zwar, aber immerhin. Womit sich die Frage stellt: Was können andere Bewegungen – speziell Klimaaktivisten – von diesem Erfolg lernen?

Vor allem dieses: Die Anti-Atom-Bewegung war für Akteure aller gesellschaftlichen Strömungen offen. Sie agierte milieuübergreifend, sie grenzte niemanden aus. Sie war im besten Sinn divers, nämlich im Sinne einer weltanschaulichen Vielfalt.

So kämpften Menschen zusammen, die in anderen politischen Fragen oft meilenweit auseinanderlagen – konservative Winzer vom Kaiserstuhl und linke Studenten zum Beispiel. Weil die Akteure souverän genug waren, den Charme des pluralistischen Widerstands anzuerkennen, rückten ideologische Differenzen in den Hintergrund. Ausschlaggebend war allein das gemeinsame Ziel...

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INES Kategorie 4 "Unfall" 24. Juli 1964 (INES 4) UNC Charlestown, RI, USA

Wikipedia de

Liste von Unfällen in kerntechnischen Anlagen#1960er_Jahre

In einer Fabrik für nukleare Brennelemente der United Nuclear Corporation in Charlestown, verursachte der 38-jährige Arbeiter Robert Peabody einen Unfall mit einer flüssigen Uranlösung. Peabody war dadurch einer tödlichen Strahlendosis von ca. 88 Sievert ausgesetzt. (INES: 4)

Wikipedia en

United Nuclear Corporation, Wood River Junction

Am 24. Juli 1964 ereignete sich in der Nuklearanlage der United Nuclear Corporation Wood River Junction ein tödlicher Kritikalitätsunfall. Diese Anlage war für die Rückgewinnung von hoch angereichertem Uran aus Abfällen der Brennelementproduktion konzipiert. Der Techniker Robert Peabody arbeitete mit einem Tank, der radioaktives Uran-235 in einer Natriumkarbonatlösung enthielt, die mit einem Rührer umgerührt wurde. In der Absicht, eine Flasche Trichlorethan hinzuzufügen, um organische Stoffe zu entfernen, fügte er versehentlich eine Flasche Uranlösung in den Tank, was zu einer Kritikalitätsexkursion (unkontrollierte Kettenreaktion) führte, die von einem Lichtblitz und dem Herausspritzen von etwa 20 % des Tankinhalts (etwa 10 Liter von 40 bis 50 Litern, einschließlich des Flascheninhalts) begleitet wurde.

Diese Kritikalität setzte den 37-jährigen Peabody einer tödlichen Strahlendosis von "mehr als 700 rem" aus, was 7 Sv entspricht. Er starb 49 Stunden nach dem Vorfall ...

Übersetzt mit https://www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)

 


23. Juli


 

Atomausstieg | Erneuerbare | Strompreis

100 Tage nach Atomausstieg

Kann Deutschland seinen Strombedarf decken?

Es wird behauptet, durch den Atomausstieg könne Deutschland seinen Strombedarf nicht mehr selbst decken. Ob das stimmt und was sich bei der Stromversorgung seitdem verändert hat.

Der historische Schritt liegt am Montag genau 100 Tage zurück: Am 15. April gingen die letzten drei Atomkraftwerke Isar 2 (Bayern), Neckarwestheim 2 (Baden-Württemberg) und Emsland (Niedersachsen) endgültig vom Netz. Seitdem wird von manchen gern das Schreckgespenst an die Wand gemalt, Deutschland könne seinen Strombedarf nicht mehr selbstständig produzieren.

Vertreter von CDU, CSU und der AfD behaupten wiederholt, mit dem Atomausstieg hätte sich die Bundesrepublik bei der Stromversorgung größtenteils abhängig vom Ausland gemacht. Das entspricht jedoch nicht der Wahrheit...

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Wahlen | Lateinamerika | Machtelite

Mittel- und Südamerika: Machtelite torpediert freie Wahlen

In einigen Ländern Lateinamerikas wird der Volkswille an den Urnen nach wie vor aufs Gröbste manipuliert.

Besonders krass missachtet werden demokratische Grundregeln in Guatemala. Dass in diesem zentralamerikanischen Staat seit Jahrzehnten Hetzjagden auf Oppositionelle, Presseleute, Angehörige des Justizapparats und andere stattfinden, die der herrschenden Minderheit als suspekt erscheinen, ist notorisch bekannt. Wer das Land nicht rechtzeitig verlässt, riskiert die eigene Haut...

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Energiewende | Wasserstoff | Heizungsgesetz | Populismus

Spaltende Kampagnen, Heizen mit Champagner und the bad Mr. Musk

Kalenderwoche 29: Die Debatten um Energiewende und Klima müssen sachlich und respektvoll geführt werden, sagt Claudia Kemfert, Energieökonomin und Mitglied im Herausgeberrat von Klimareporter°. Wissenschaft, Medien und alle Demokrat:innen seien gefordert, eine weitere Spaltung der Gesellschaft zu verhindern.

Klimareporter°: Frau Kemfert, Energie- und Klimaexpert:innen zeigen sich betroffen, welche Schärfe die Debatte um das "Heizungsgesetz" annahm. Diese Art Populismus, der vor Falschbehauptungen und persönlichen Diffamierungen nicht zurückschreckt, hat Wissenschaftler:innen, Unternehmer:innen und Verbände erschreckt. Was kann gegen die drohende gesellschaftliche Spaltung beim Klimaschutz getan werden?

Claudia Kemfert: Die Spaltung der Gesellschaft ist Teil der Kampagne des "Zweifel-Säens", wie ich sie auch in meinem aktuellen Buch "Schockwellen" beschreibe.

Es geht hier darum, gezielt Falschbehauptungen aufzustellen und Fake News zu verbreiten, zudem wissenschaftliche Erkenntnisse in Abrede zu stellen und Wissenschaftler:innen zu diffamieren, um so eine Spaltung herbeiführen zu können und die Demokratie zu schwächen. Ähnlich wie wir es aus den USA der vergangenen Jahre kennen.

Ich bin besorgt über solche Parteien oder Parteimitglieder, die eigentlich zur bürgerlichen Mitte gehören, aber die polarisierende Debatte anheizen und sich sogar den "Trump-Stil" von entsprechenden Parteien in den USA beibringen lassen...

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AtommüllEndlager | Zwischenlager

BASE-Präsident König Ruf nach Abschluss der Endlagersuche bis 2046

Nach dem Abschalten der deutschen Atommeiler sind die Probleme der Kernenergie noch lange nicht gebannt. Der Präsident des Bundesamts für die Sicherheit nuklearer Entsorgung fordert nun, sich spätestens 2046 auf ein Endlager festzulegen.

Die Suche nach einem Endlager für den in Deutschland verursachten hochradioaktiven Atommüll gestaltet sich seit Jahren schwierig: Sie kommt nur schleppend voran. Zunächst sollte bis 2031 ein Standort festgelegt werden. Doch im vergangenen November war bekannt geworden, dass der angepeilte Termin nicht zu halten sei. Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) rechnet stattdessen im besten Fall mit dem Jahr 2046, ein anderes Szenario sieht gar einen Zeitkorridor bis 2068 vor.

Jetzt fordert der Präsident des Bundesamts für die Sicherheit nuklearer Entsorgung (BASE), Wolfram König, das Jahr 2046 "als Benchmark" zu setzen...

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AusgestrahltEndlagersuche | Standortauswahlgesetz

Ausgestrahlt-Sprecher über Endlagersuche:

„Von Beteiligung keine Spur“

Zehn Jahre Atommüll-Endlagersuche haben Helge Bauer enttäuscht. Er weiß, was sich ändern müsste, damit das Verfahren nicht erneut vor die Wand fährt.

GÖTTINGEN taz | Vor zehn Jahren, am 23. Juli 2013, verabschiedete der Bundestag das Standortauswahlgesetz. Das war der Startschuss für eine neue Suche nach einem Endlager für hoch radioaktiven Atommüll und für viele damals eine gute Nachricht, auch für Helge Bauer. Und heute? Das Verfahren werde den gesetzlichen – und selbst gesetzten – Ansprüchen nicht gerecht, sagt Bauer von der Anti-Atom-Organisation „Ausgestrahlt“. Von der versprochenen Beteiligung gebe es „keine Spur“.

[...] „Ändert sich nichts, wird die Suche erneut vor die Wand fahren“, sagt Bauer. „Weil es abermals massive Proteste gegen das Atommüll-Lager geben wird, und das völlig zurecht.“ Wackersdorf und Gorleben hätten gezeigt, dass sich gegen die Bürger keine Atommüll-­Fabrik und kein Atommüll-Endlager durchsetzen lasse. Vertrauen schaffen gehe nur über Mitbestimmung und echte Beteiligung auf Augenhöhe.

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RenaissanceSMR | Widerstand

Der Hype um eine nukleare „Renaissance“

Die ewigen Gefahren der kleinen modularen Reaktoren (SMR). Der neue Vorstoß für die Atomenergie kommt nicht nur von der Atomindustrie oder Milliardären wie Bill Gates, sondern auch von Teilen der Umweltbewegung.

[...] Wir stehen in der Deco-Lobby des historischen Kiggins-Theaters in der Innenstadt von Vancouver, Washington, und wollen uns eine Vorführung von Atomic Bamboozle ansehen, einem bemerkenswerten neuen Dokumentarfilm des Filmemachers Jan Haaken, der den jüngsten Trend zur Atomenergie und eine nukleare „Renaissance“ im pazifischen Nordwesten untersucht. Lloyd, ein Vietnam-Veteran, ist in dieser Gegend so etwas wie ein Volksheld in Sachen Umweltschutz, da er Anfang der 1990er Jahre die Bemühungen um die Stilllegung des berüchtigten Kernkraftwerks Trojan in Oregon anführte. Er ist auch einer der unscheinbaren Stars in einem Film, der seine entscheidende Rolle bei der erfolgreichen Abschaltung von Trojan und seinen anhaltenden Widerstand gegen die Atomtechnologie beleuchtet.

[...] Als der Abspann von Atomic Bamboozle ablief, schaute ich mich im vollbesetzten Kino um. Ich spürte sofort den Schock der Kinobesucher, die keine Ahnung hatten, dass die Atomkraft im Nordwesten ein Comeback feiern würde. Lloyd Marbet saß mit verschränkten Armen im hinteren Teil des Kinos und wirkte ruhiger als die meisten anderen. Dennoch wusste ich, dass er den Kampf anführen wollte, um zu verhindern, dass SMRs die Ufer des nahe gelegenen Columbia River erreichen, und dass er eine jüngere Generation mit der Leidenschaft anstecken würde, sich dem nuklear-industriellen Komplex zu widersetzen, den er seit Jahrzehnten bekämpft.

„Können Sie sich vorstellen, dass wir diesen Scheiß schon wieder bekämpfen?“, fragte er mich später mit seinem üblichen Sinn für Dringlichkeit und Empörung. „Wir haben sie schon einmal besiegt, und sie können verdammt gut darauf wetten, dass wir es wieder tun werden.“

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INES Kategorie 0 "Meldepflichtiges Ereigniss" 23. Juli 2008 (INES 0 Klass.?) Tricastin, FRA

Der Betreiber Areva meldete, dass am 08. Juli uranverseuchtes Abwasser ausgelaufen und in die Rhone geflossen war. Am 23. Juli wurden rund 100 Menschen durch radioaktive Partikel „leicht kontaminiert“. (Kosten ca. 8,6 Millionen US$)

Nuclear Power Accidents

Wikipedia

Kernkraftwerk Tricastin

... am 23. Juli wurden rund 100 Menschen durch radioaktive Partikel „leicht kontaminiert“. Die Partikel waren aus der Abzugsleitung eines abgeschalteten Kernreaktors ausgetreten.

Polizeikräfte durchsuchten das Büro des Direktors, um herauszufinden, ob sich der Betreiber an die geltenden Sicherheitsbestimmungen gehalten hat ...

 


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ChomskyKrise der Demokratie | Klassenkampf

Chomsky: Was passiert, wenn Befehlen aus Washington nicht gefolgt wird?

Es ist die Zeit der Monster. Chomsky beschreibt die Zerfallsprozesse. Rechter Kollaps in den Ex-Zentren, rebellierende Konzerne, Befehlsverweigerung der aufsteigenden Staaten. Und dann? Teil 2, Schluss.

Den ersten Teil des Interviews "Noam Chomsky über den gefährlichsten Punkt in der Geschichte der Menschheit" finden sie hier. Das Interview führt der Politikwissenschaftler C.J. Polychroniou.

C.J. Polychroniou: Wir haben bei unzähligen Gelegenheiten sowohl von politischen Experten als auch von einflussreichen Wissenschaftlern gehört, dass die Demokratie im Niedergang begriffen ist. In der Tat behauptete die Economist Intelligence Unit (EIU) Anfang 2022, dass nur 6,4 Prozent der Weltbevölkerung in einer "vollständigen Demokratie" leben, obwohl es alles andere als klar ist, was das konservative Wochenmagazin The Economist unter "vollständiger Demokratie" versteht. Aber wir können uns alle darauf einigen, dass es mehrere Schlüsselindikatoren gibt, die auf eine Dysfunktion der Demokratie im 21. Jahrhundert hinweisen. Aber ist es nicht auch so, dass die Wahrnehmung einer Krise der Demokratie schon fast so lange existiert wie die moderne Demokratie selbst? Und ist es nicht auch so, dass sich die allgemeine Rede von einer Krise der Demokratie ausschließlich auf das Konzept der liberalen Demokratie bezieht, die alles andere als eine echte Demokratie ist?

Noam Chomsky: Was genau ist eine Krise der Demokratie? Der Begriff ist bekannt. Er war zum Beispiel der Titel der ersten Veröffentlichung der Trilateralen Kommission, liberaler Intellektueller aus Europa, Japan und den USA.
Dieser Titel steht neben dem Powell-Memorandum als einer der Vorboten des neoliberalen Angriffs, der in der Carter-Administration (meist Trilateralisten) an Fahrt aufnahm und mit Reagan und Thatcher seinen Lauf nahm. Das Powell-Memorandum, das sich an die Geschäftswelt richtete, war die harte, konservative Seite. Der Bericht der Trilateralen Kommission war die weiche, liberale Seite.

Das Powell-Memorandum, das von Richter Lewis Powell verfasst wurde, nahm kein Blatt vor den Mund. Es forderte die Businesswelt auf, ihre Macht zu nutzen, um das abzuwehren, was sie als einen großen Angriff auf die Wirtschaft ansah – was darin gesehen wurde, dass der Unternehmenssektor nicht mehr fast alles frei kontrollieren konnte, sondern dass es einige zarte Bemühungen gab, seine Macht einzuschränken.

Das Aufblitzen von Paranoia und wilden Übertreibungen gibt zu denken, aber die Botschaft war klar: einen harten Klassenkrieg zu starten und den "unruhigen Zeiten" ein Ende zu setzen, ein Standardbegriff für den Aktivismus der 1960er-Jahre, der die Gesellschaft stark zivilisiert hat.

Wie Powell waren auch die Trilateralisten besorgt über die "unruhigen Zeiten". Die Krise der Demokratie bestand darin, dass der Aktivismus der 60er-Jahre zu viel Demokratie hervorgebracht habe.

Alle möglichen Gruppen forderten mehr Rechte: die Jungen, die Alten, die Frauen, die Arbeiter, die Landwirte, manchmal auch "Sonderinteressen" genannt. Eine besondere Sorge galt dem Versagen der Institutionen, die "für die Indoktrination der Jugend" verantwortlich waren: Schulen und Universitäten.

Sie wurden verantwortlich gemacht. Deshalb sähe man so viele junge Leute, die mit ihren Aktivitäten die Gesellschaft störten. Solche Bestrebungen des Volkes wurden als untragbare Belastung für den Staat angesehen, der auf diese Sonderinteressen nicht reagieren konnte. Also hatten wir eine Krise der Demokratie.

Die Lösung lag auf der Hand: "mehr Mäßigung der Demokratie". Mit anderen Worten, eine Rückkehr zu Passivität und Gehorsam, damit kurioserweise die Demokratie gedeihen kann.

Dieses Demokratiekonzept hat tiefe Wurzeln, die bis zu den Gründervätern und den Briten vor ihnen zurückreichen und in wichtigen Werken zur Demokratietheorie von Denkern des 20. Jahrhunderts wiederbelebt wurden, darunter Walter Lippmann, der prominenteste öffentliche Intellektuelle, Edward Bernays, ein Guru der mächtigen PR-Industrie, Harold Lasswell, einer der Begründer der modernen Politikwissenschaft, und Reinhold Niebuhr, der als Theologe des liberalen Establishments bekannt ist.

Alle waren gute Liberale im Stile der US-Präsidenten Wilson, Roosevelt und Kennedy. Sie alle stimmten mit den Gründervätern der Vereinigten Staaten darin überein, dass die Demokratie eine Gefahr darstellt, die es zu bannen gilt.

Die Bürger des Landes haben in einer gut funktionierenden Demokratie die Aufgabe, alle paar Jahre einen Hebel zu betätigen, um jemanden zu wählen, der ihnen von den "verantwortlichen Männern" angeboten wird. Sie sollen "Zuschauer, nicht Teilnehmer" sein und mit "notwendigen Illusionen" und "gefühlsstarken Vereinfachungen" bei der Stange gehalten werden, was Lippmann die "Herstellung von Zustimmung" nannte, eine Hauptaufgabe jeder Demokratie.

Die Erfüllung dieser Bedingungen würde eine "vollständige Demokratie" darstellen, wie das Konzept in der liberalen Demokratietheorie verstanden wird. Andere mögen andere Ansichten haben. Aber wer von dem Vorgegebenen abweicht, ist Teil des Problems, nicht der Lösung, um es mit Reagan zu sagen.

Um auf die Besorgnis über den Niedergang der Demokratie zurückzukommen: Selbst diese "vollständige Demokratie" im oben beschriebenen Sinn ist in ihren traditionellen Zentren im Niedergang begriffen. In Europa versetzt die rassistische "illiberale Demokratie" von Ministerpräsident Viktor Orban in Ungarn die Europäische Union in Unruhe, ebenso wie Polens Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit und andere Organisationen, die ihre zutiefst autoritären Tendenzen teilen.

Kürzlich war Orban Gastgeber einer Konferenz der rechtsextremen Bewegungen in Europa, von denen einige neofaschistische Wurzeln haben. Das US-amerikanische National Conservative Political Action Committee (NCPAC), ein Kernelement der heutigen Republikanischen Partei, war einer der Hauptteilnehmer. Donald Trump hielt eine wichtige Rede. Tucker Carlson steuerte einen Dokumentarfilm bei, eine Ehrerbietung.

Kurz darauf hielt das NCPAC eine Konferenz in Dallas, Texas, ab, auf der Orban als Hauptredner auftrat, der als führender Vertreter des autoritären weißen christlichen Nationalismus gepriesen wird.

Das ist nicht zum Spaßen. Sowohl auf bundesstaatlicher als auch auf nationaler Ebene sucht die heutige Republikanische Partei in den USA, die ihre frühere Rolle als parlamentarische Partei aufgegeben hat, nach Wegen, um als Minderheitenorganisation, die sich einer illiberalen Demokratie im Stil Orbans verschrieben hat, dauerhaft die politische Kontrolle zu erlangen.

Ihr Anführer, Trump, hat keinen Hehl aus seinen Plänen gemacht, den parteilich ungebundenen öffentlichen Dienst, Grundlage jeder modernen Demokratie, durch treue Loyalisten zu bevölkern, einen halbwegs seriösen Unterricht US-amerikanischer Geschichte zu verhindern und Nischen einer mehr als nur formalen und begrenzten Demokratie zu beseitigen.

Im mächtigsten Staat der Menschheitsgeschichte, mit einer langen, gemischten, manchmal fortschrittlichen demokratischen Tradition, sind das keine Nebensächlichkeiten...

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Hintergrundwissen

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Die Karte der nuklearen Welt

Die Bevölkerung soll Steuern zahlen, nicht über deren Verwendung bestimmen ...

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Die interne Suche nach

ChomskyKrise der Demokratie | Klassenkampf

brachte u.a. folgende Ergebnisse:

22. Juli 2023 - Ex-Botschafter Israels sorgt sich um Demokratie im eigenen Land

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31. Oktober 2022 - Krise der Demokratie: „Wir stehen vor einem Rätsel“

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1. Juni 2022 - Noam Chomsky: Vom Klassenkampf zur grünen Revolution

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20. Mai 2022 - Politik der gespaltenen Zunge: Sie reden vom Frieden, aber wollen den Krieg

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15. Mai. 2022 - "Ökologie ohne Klassenkampf ist nur Gartenpflege"

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1. April, April 2020 - Demokratie auf der Intensivstation

 


YouTube

Stichwortsuche: Krise der Demokratie

https://www.youtube.com/results?search_query=Krise der Demokratie

 

Videos:

ARTE Europa - Die Woche vom 2. Juli 2023 - 13:00

Von AfD bis Vox: Rechtsruck durch Europa

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ARTE Mit offenen Karten vom 14. Mai 2022 - 12:13

Demokratien weltweit unter Druck?

 

Wird in einem neuen Fenster geöffnet! - YouTube - Kanal "Reaktorpleite" Playlist - Radioaktivität weltweit ... - https://www.youtube.com/playlist?list=PLJI6AtdHGth3FZbWsyyMMoIw-mT1Psuc5Playlist - Radioaktivität weltweit ...

In dieser Playlist finden sich über 150 Videos zum Thema

 


Die Suchmaschine Ecosia pflanzt Bäume!

Stichwortsuche: Krise der Demokratie

https://www.ecosia.org/search?q=Krise der Demokratie

 


Wikipedia

Trilaterale Kommission

Die Trilaterale Kommission ist eine im Juli 1973 auf Initiative von Zbigniew Brzeziński und David Rockefeller gegründete private, politikberatende Denkfabrik. Die Kommission ist eine Gesellschaft mit ca. 400 höchst einflussreichen Mitgliedern aus den drei großen internationalen Wirtschaftsblöcken Europa, Nordamerika und Asien-Pazifik sowie einigen ausgesuchten Vertretern außerhalb dieser Regionen. Auf diesem Weg verbindet die Trilaterale Kommission erfahrene politische Entscheidungsträger mit dem privaten Sektor. Ziel ist eine verbesserte Zusammenarbeit der drei Regionen.

Sie wird finanziert durch Mittel aus Stiftungen, Unternehmen und privaten Zuwendungen. Vorsitzender (European chairman) der European Group ist seit Januar 2022 der ehemalige Bundesbank-Präsident Axel A. Weber, der auch Mitglied der ebenfalls von David Rockefeller gegründeten Group of Thirty ist. Vorgänger von Weber als European chairman war von 2012 bis 2022 Jean-Claude Trichet, Präsident der Europäischen Zentralbank von 2003-2011. Dieser hatte den Vorsitz von Mario Monti übernommen, der im November 2011 italienischer Ministerpräsident wurde.

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Kritik

Wissenschaftliche Analysen

Aufgrund der Verschwiegenheit und der mehr als dürftigen Berichte über Treffen, Seminare und Konferenzen wird über die Trilaterale Kommission spekuliert. Im Wesentlichen sind die unmittelbare Nähe der Politik zur Wirtschaft und mangelnde Transparenz Ursachen für Vermutungen. Hans-Jürgen Krysmanski, emeritierter Professor für Soziologie an der Universität Münster, bezweifelt zudem den privaten Charakter von Konferenzen wie Bilderberg oder Davos und Vereinigungen wie der Atlantik-Brücke, des Council on Foreign Relations, des European Council on Foreign Relations oder der Trilateralen Kommission.

Nach Ansicht des Soziologen und Volkswirtes Rudolf Stumberger sind zwischen Wirtschaft und Politik alle Schranken verschwunden, was auch an Personen festzumachen sei. Tendenzen der Refeudalisierung wären zu erkennen, d. h. neben den offiziellen demokratischen Strukturen gewännen die inoffiziellen Strukturen selbsternannter Eliten zunehmend wieder an Gewicht...

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Radikaldemokratie

Der Begriff Radikaldemokratie oder Radikale Demokratie (von lat. radix = die Wurzel betreffend und Demokratie) bezeichnet Demokratiemodelle oder Demokratietheorien, die als Basis ausschließlich die Volkssouveränität anerkennen und sowohl naturrechtliche Setzungen wie Einflüsse Dritter durch wirtschaftliche Macht bzw. eigenmächtig handelnde Institutionen wie z. B. die Finanzmärkte als auch die Alternativlosigkeit ablehnen.

Als Gegenbegriffe können Systeme der Oligarchie, der Plutokratie und der Technokratie gelten.

Zentrale Ideengeber der Vorstellung einer Radikalen Demokratie sind u. a. der französische Philosoph Jean-Jacques Rousseau und sein Werk Contrat Social, die deutsch-amerikanische politische Theoretikerin Hannah Arendt, der griechisch-französische Philosoph Cornelius Castoriadis, der argentinische politische Theoretiker Ernesto Laclau sowie die belgische Politologin Chantal Mouffe.

[...]

Kritik

Bei Anhängern der Repräsentativen Demokratie gilt die Radikaldemokratie als eine zu extreme Interpretation des Demokratiegedankens, die zugunsten eines am Konzept der Masse orientierten Allgemeinwillens potentiell zu einer Verletzung oder gar Aufhebung der Individualrechte des Einzelnen führen könnte. Sie halten eine Herrschaft allein oder hauptsächlich durch Volksabstimmungen für gefährlich, weil diese ihrer Meinung nach zu Populismus und im schlimmsten Fall zu einer diktatorischen „Herrschaft des Pöbels“ (Ochlokratie) oder von ihm ermächtigter charismatischer Volksführer hinführen könnte, zumindest aber zu einer Einschränkung der privaten Sphäre zugunsten der öffentlichen. Anstelle eines radikaldemokratischen Identitätsmodells von Herrschaft bevorzugen sie im Prinzip ein Delegationsmodell (etwa nach Joseph Schumpeter), das nicht in der Ausübung von politischer Macht durch Wenige das Hauptproblem sieht, sondern in ihrer Kontrolle durch Abwahlmöglichkeit und Gerichte.

 


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Newsletter XXIX 2023 - 16. bis 22. Juli

Zeitungsartikel 2023

 


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