Newsletter IV 2023 |
22. bis 28. Januar
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Aktuelles+ | Hintergrundwissen |
Die PDF-Datei "Nuclear Power Accidents" enthält eine Reihe weiterer Vorfälle aus verschiedenen Bereichen der Atomindustrie. Einige der Vorfälle wurden nie über offizielle Kanäle veröffentlicht, so dass diese Informationen der Öffentlichkeit nur auf Umwegen zugänglich gemacht werden konnten. Die Liste der Zwischenfälle in der PDF-Datei ist daher nicht zu 100% identisch mit "INES und die Störungen in kerntechnischen Anlagen", sondern stellt eine Ergänzung dar...
1. Januar 1977 (INES 5) Belojarsk, UdSSR
2. Januar 1958 (INES ? Klass.?) Atomfabrik Majak, UdSSR
3. Januar 1961 (INES 4 | NAMS 2,9) NRTS Idaho Falls, USA
5. Januar 1976 (INES ? Klass.?) Akw Jaslovské Bohunice, SVK
6. Januar 1981 (INES 3) Atomfabrik La Hague, FRA
6. Januar 1986 (INES 4) Atomfabrik Cimarron, USA
6. Januar 2016 (Nordkoreas 5. Nuklearwaffentest) Punggye-ri, PRK
13. Januar 1977 (INES ? Klass.?) Akw Gundremmingen, DEU
17. Januar 1966 (Broken Arrow) Palomares, USA
18. Januar 2012 (INES 2) Akw Cattenom, FRA
20. Januar 1965 (INES 4 | NAMS 3,7) LLNL, Livermore, USA
21. Januar 1968 (Broken Arrow) Thule Airport, Grönland, USA
21. Januar 1969 (INES 5 | NAMS 1,6) VAKL Lucens, CHE
21. Januar 2002 (INES 2) Akw Flamanville, FRA
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Wir suchen aktuelle Informationen. Wer helfen kann, sende bitte eine Nachricht an: nukleare-welt@reaktorpleite.de
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28. Januar
Rüstungsindustrie | Waffen Rekord Geschäft | Rheinmetall
Vertreter der Rüstungsindustrie
Rheinmetall-Chef berichtet von Rekordjahr – und fordert mehr Geld für Verteidigung
Armin Papperger, Chef von Rheinmetall, fordert einen höheren Verteidigungsetat. Das Sonderpaket von 100 Milliarden reiche nicht aus.
Rheinmetall-Chef Armin Papperger hat mehr Geld für die Bundeswehr gefordert. Das von Bundeskanzler Scholz angekündigte Sondervermögen reicht aus seiner Sicht nicht aus. „100 Milliarden Euro klingen nach einer riesigen Summe, aber wir bräuchten eigentlich ein 300-Milliarden-Euro-Paket, um alles zu bestellen, was benötigt wird“, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. So seien Munitionskäufe in dem Sonderfonds nicht berücksichtigt und die Inflation zehre einiges auf.
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Rheinmetall macht Rekordgeschäfte
Die Rüstungsgüter von Rheinmetall haben eine hohe Nachfrage. „Wir haben 2022 ein sehr gutes Jahr, ein Rekordjahr gehabt. Sie kennen die Ergebnisse des dritten Quartals, im vierten Quartal wird es noch besser aussehen“, sagte Papperger gegenüber Reuters. Den Auftragsbestand bewege sich von zuletzt 25 Milliarden in Richtung 30 Milliarden Euro. „Und ich gehe davon aus, dass wir im nächsten Jahr 40 Milliarden Auftragsbestand haben“, fügte der Unternehmer hinzu ...
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Klimapolitik Protest | Energiewende blockiert
Über Politik und Protest:
Passt diese Zeit noch zu uns?
Alle wollen das Klima retten – und verschwenden dabei viel Energie. Hier Protestfolklore, dort grüne Realpolitik. Und dazwischen: eine Menge Zank.
Wenn Grüne über die aktuellen Klimapolitik-Proteste sprechen, dann sagen sie: Ja gut, man habe das gleiche Ziel, nur eben unterschiedliche Rollen. Es wird gern so getan, als seien die Partei und die Klimabewegung letztlich zwei Flügel einer gemeinsamen Sache. Mit Flügeln kennen die Grünen sich aus, vergessen aber gern, dass die interne Hü-hott-Flügelei die Partei mitnichten zum Fliegen gebracht, sondern dafür gesorgt hat, dass sie im Bund bis 2018 nicht richtig abheben konnte.
Wollte man in dem traditionell etwas pietistischen Duktus der Grünen sprechen, dann bestünde die „Sünde“ nicht darin, dass sie nun in der fossilen Realität eine politische und gesellschaftliche Transformationstechnik suchen, sondern darin, dass sie sechzehn Oppositionsjahre lang besserwissend zusahen, wie Union und SPD die Energiewende einfach ausgesessen haben. Oder – was heißt eigentlich „ausgesessen“: Die Ex-Volksparteien haben die Energiewende schlichtweg boykottiert und damit auch das Paris-Abkommen ...
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Energieversorgung Ukraine | Diesel liefert Russland
Die Ukraine kauft Dieselkraftstoff aus Russland statt auf Erneuerbare Energien zu setzen
Im furchtbaren Aggressionskrieg Russlands gegen die Ukraine zerstört Russland gezielt die Energieerzeugung in der Ukraine. Erbarmungslos gegen die Zivilbevölkerung gerichtet verursacht Putins Armee unermessliches Leid durch Tote und Verletzte – zum Einen direkt durch die Luftangriffe aber zum Anderen auch indirekt im kalten und dunklen Winter der Ukraine, wo vielfach Strom und Heizung ausfallen.
Der Westen hilft in der Ukrainischen Energiekrise vor allem mit Dieselgeneratoren um Krankenhäusern und anderen Einrichtungen Strom zu liefern.
Immerhin zeigt dies auf, dass eine dezentrale Energieversorgung wesentlich krisenfester ist, als zentrale große Strom- und Heizkraftwerke.
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Besonders schlimm ist, dass die Ukraine den immens gestiegenen Dieselbedarf durch zusätzliche Dieselgeneratoren über Bulgarien aus Russland einkauft und dadurch auch selbst den mörderischen Krieg Russlands erheblich mitfinanziert.
So hat die Ukraine im Jahre 2022 für über 800 Millionen Euro Erdölkraftstoffe über Bulgarien aus Russland eingekauft, was etwa tausendmal mehr ist wie vor dem Krieg ...
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Australien | radioaktive Kapsel
"Ordentliche Menge Strahlung"
Australien sucht verlorene radioaktive Kapsel
In einem Bergbaugebiet im Westen Australiens fällt eine millimetergroße Kapsel von einem Lastwagen. Nun suchen die Behörden fieberhaft nach dem Objekt. Denn der Behälter ist radioaktiv und kann bei Menschen Hautverbrennungen verursachen.
In Westaustralien suchen die Behörden fieberhaft nach einer radioaktiven Kapsel, die beim Transport aus einem Bergbaugelände verloren gegangen ist. Die nur sechs mal acht Millimeter große Kapsel soll sich irgendwo auf einer 1400 Kilometer langen Strecke zwischen einer Mine nördlich der Bergbaustadt Newman und Malaga, einem Vorort der Metropole Perth, befinden.
Der Gesundheitsbeauftragte der Region, Andrew Robertson, sprach eine dringende Gesundheitswarnung aus. Wer etwas entdecke, das wie eine winzige Kapsel aussehe, solle mindestens fünf Meter Abstand halten. Die Kapsel sende "eine ordentliche Menge Strahlung" aus, betonte Robertson. Im Umkreis von einem Meter sei diese in etwa so hoch wie zehn Röntgenbestrahlungen innerhalb einer Stunde - oder die Menge an natürlicher Strahlung, der ein Mensch über ein ganzes Jahr ausgesetzt sei ...
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27. Januar
CO2-Emission | Kompensation | CO2 Zertifikat
Lizenz zum Verschmutzen
Immer mehr Firmen wollen klimaschädliche Emissionen kompensieren. Mit solchen CO2-Zertifikaten lässt sich das Gewissen beruhigen, aber der Klimawandel nicht stoppen
Rund zwölf Stunden dauert ein Flug von Berlin in die indische Metropole Mumbai, inklusive Umstieg. Pro Passagier*in entsteht dabei ein Klimaschaden in Höhe von knapp vier Tonnen CO2. Das entspricht zwei Jahre lang Autofahren oder dem Doppelten der gesamten jährlichen CO2-Emission einer durchschnittlichen Person in Indien. Ein Urlaubsflug hat also einen hohen Preis für das Klima. Reisen mit gutem Gewissen verspricht dagegen die Klimakompensation mittels CO2-Zertifikaten: weitermachen wie bisher, wenn man im Gegenzug klimafreundliche Projekte finanziert, die Emissionen einsparen.
Auch viele Firmen investieren lieber in den Ausgleich ihrer klimaschädlichen Emissionen als diese selbst zu reduzieren. Und sogar Staaten können ihre Klimabilanz im Rahmen des Pariser Klimaabkommens durch Projekte in anderen Ländern aufbessern. Der Schlüssel dazu sind sogenannte CO2-Zertifikate.
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Klimakompensation ist kein System mit Fehlern, das System an sich ist der Fehler. Um die Erderhitzung zu stoppen, müssen wir die Emissionen unseres Energiesystems und aller Wirtschaftsbereiche auf null senken und gleichzeitig die Zerstörung von Wäldern und anderen Ökosystemen stoppen. Waldschutz ist keine Alternative zum Um- und Rückbau von klimaschädlichen Industrien, sondern muss unabhängig davon passieren. Dafür braucht es neue Abkommen auf internationaler Ebene und einen Abschied von nachweislich schädlichen Systemen und Akteuren wie Verra, die Profit aus Kompensation schlagen ...
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Aufrüstung Ukraine | Flugzeug Lieferung
Ukraine: "Wir wollen Flugzeuge der vierten Generation"
Lieferungen von Kampfjets: Wie das Verteidigungsministerium in Kiew Hürden zum Fallen bringen will. USA und Frankreich halten "die Türen offen". Polen ist dafür, falls die "Nato als Ganzes" zustimmt.
Wie lange wird die Regierung in Kiew brauchen, bis sie die Nato-Staaten davon überzeugt hat, F-16-Kampfjets in die Ukraine zu liefern? Zur Koalition der Willigen, die eine Bereitschaft signalisieren, gehören Polen, die Niederlande und Frankreich, auch von den baltischen Staaten wird Unterstützung signalisiert.
Die USA, deren Entscheidung die deutsche Regierung nach bisherigen Erfahrungen maßgeblich beeinflusst, schließen die Lieferung von Kampfjets an die Ukraine nicht aus ...
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Aufrüstung | Lieferung Panzer | Kriegspartei
Um den Preis Hunderttausender Toter
Welche Alternativen zu Kampfpanzern sehen Sie? Ein Gespräch mit dem Rüstungsgegner Jürgen Grässlin
Nato-Staaten liefern jetzt Kampfpanzer an die Ukraine. Hat das für Sie eine neue Qualität?
In den ersten Monaten des Krieges hieß es seitens der Waffenexport-Befürworter: Wir liefern ausschließlich Verteidigungswaffen. Die damalige Argumentation hat sich als ein Täuschungsmanöver erwiesen. Die nunmehr erfolgenden Lieferungen von Kampfpanzern sind definitiv Exporte von Angriffswaffen. Mit ihnen können vernichtende Schläge auch im Hinterland der russischen Angreifer verübt werden. Zugleich wird eine massive Eskalation des Krieges vorangetrieben, die immense Gefahren birgt.
Interview Jürgen Grässlin ist Sprecher der Kampagne »Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel!« sowie der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) und des Rüstungsinformationsbüros (RIB). |
Wird Deutschland damit zur Kriegspartei?
Zumindest stuft Russland den Waffenlieferanten Deutschland als Kriegspartei ein, mit unabsehbaren Folgen. Objektiv wird Deutschland spätestens dann zur Kriegspartei, wenn es eigene Soldaten schickt. Was aber ist, wenn deutsche Soldaten ukrainische Soldaten an deutschen Waffen ausbilden? Genau das wird mit dem Leopard-Lieferungsbeschluss erfolgen ...
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Laufzeitverlängerung Frankreich | EDF | Stromimporte
Frankreich programmiert den Supergau
Der Stromriese EDF hat sich derart tief in die Atom-Sackgasse manövriert, dass er nun prüft, die Laufzeiten von Atomkraftwerken sogar auf 80 Jahre zu verlängern.
Das Atomstromland Frankreich steht wegen seiner verfehlten Energiepolitik mit dem Rücken zur Wand. Da der Ausbau der erneuerbaren Energien stiefmütterlich behandelt wurde und, wie die neuen Planungen zeigen, weiterhin nur mit Samthandschuhen angefasst wird, klafft für viele Jahre eine riesige Stromlücke.
Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis es wieder so kalt wird wie 2012 und der Stromverbrauch erneut auf über 100 Gigawatt (GW) explodiert, weil immer noch ein Drittel der Haushalte mit Strom vom Nachbarn heizt.
Derzeit produzieren die altersschwachen Atommeiler aber nur knapp 43 GW, die Stromimporte aus den Nachbarländern steigen bereits auf über acht GW. Der Netzbetreiber RTE plant bereits rollierende Abschaltungen – sogenannte kontrollierte Brownouts - ganzer Regionen.
Zwar fabuliert Präsident Emmanuel Macron gerne vom Bau neuer Atommeiler, doch selbst nach den optimistischsten und wenig glaubwürdigen Zeitplänen der EDF wird frühestens zwischen 2035 und 2039 ein kleiner Teil der Stromlücke geschlossen sein, wenn die nun angestrebte Beschleunigung des Kraftwerksbaus tatsächlich gelingt. Aber auch das ist höchst fraglich. Kein Wunder also, dass der Plan B der französischen Atomfreunde darin besteht, die Laufzeiten der alten Meiler einfach immer weiter zu verlängern ....
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Australien | Wasserstoff | Energiewende
Die Verwandlung des großen Klimasünders Australien
Deutschland will die Transformation der Wirtschaft mit grünem Wasserstoff schaffen. Einer der wichtigsten Produzenten ist Australien. Statt auf Kohle setzt der fünfte Kontinent künftig auf Sonne und Wind.
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Australien hat Wind und Sonne satt
In kaum einem anderen Land sind die Voraussetzungen für die massenhafte Produktion so gut wie auf dem fünften Kontinent: In weiten Teilen des riesigen Territoriums scheint tagsüber permanent und mit hoher Intensität die Sonne, nachts weht ein konstanter, kräftiger Wind. „Wir können mehr Ökoenergie erzeugen als wir selbst verbrauchen“, kommentiert Philip Green, der australische Botschafter in Berlin. Gerade Deutschland benötige nach dem Wegfall des russischen Gases zusätzliche Energie – und die könne perspektivisch nur in grünem Wasserstoff bestehen, wenn die Transformation der deutschen Industrie gelingen soll. Green sieht in dem Projekt eine ideale Ergänzung. „Wir haben die Energie, Deutschland die Technik“.
Das mittelfristige Ziel bis 2030 liegt bei 15 Millionen Tonnen grünen Wasserstoff. Als einer der größten Produzenten tritt Andrew Forrest auf, Miteigentümer des Bergbauunternehmens Fortescue Metals Group und einer der reichsten Australier. Statt auf Kohle und Aluminium setzt Forrest künftig auf Ökostrom. „Wir müssen dafür nichts aus der Erde buddeln“, sagt er in Richtung Deutschland „und ihr müsst dafür nicht den Kreml bezahlen“ ...
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Fossil Industrie | Greenwashing | Desinformation Klima
Wie Big Oil mit Big Tech Klima-Desinformation streut
Die großen Ölkonzerne haben für ihre Klima-Desinformation mit Tech-Giganten mächtige Verbündete bekommen - zumindest solange diese ihnen unreguliert Plattform bieten.
Die Klimabotschaften der Fossilindustrie mögen sich an das neue Jahrhundert angepasst haben, aber ihr Ziel ist das gleiche wie seit Jahrzehnten: Die Klimawende hinauszuzögern und dadurch die eigenen Gewinne so lange wie möglich zu schützen.
Die Climate Action Against Desinformation (CAAD), ein Zusammenschluss von über 50 weltweiten Klima- und Anti-Desinformationsorganisationen, veröffentlichte kürzlich ihren Bericht über gezielte Klima-Desinformation im Rahmen der UN-Klimakonferenz in Sharm El-Sheikh (COP27). 18 Organisationen analysierten über 850 Werbetreibende, die zwischen dem 1. September und dem 23. November 2022 auf Social Media Werbung geschaltet haben. Dabei spürten sie zahlreiche Falschinformationen und irreführende Narrative auf ...
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26. Januar
Bure Frankreich | Kriminalisierung
Bewährungsstrafen wegen Demonstration
Die kriminelle Vereinigung zu Bure zerfällt wie ein Kartenhaus
Am 26. Januar verkündete das Berufungsgericht Nancy das Urteil der zweiten Instanz im Verfahren gegen sieben Atomkraft-GegnerInnen. Übrig geblieben sind drei Verurteilungen zu viermonatigen Bewährungsstrafen wegen der Beteiligung an, beziehungsweise Organisierung von einer nicht-angemeldeten Demonstration am 15. August 2017. Den Vorwurf der Bildung einer kriminellen Vereinigung hatte das Gericht bereits zur Verhandlung im November ad acta gelegt.
Angebliche tätliche Angriffe auf Gendarmerie-Einheiten bei besagter Demonstration und vor allem der Besitz und/oder Transport von „Explosivstoffen und illegaler Pyrotechnik“ konnte das Gericht nicht belegen. Rund sechs Jahre nach Beginn dieser Ermittlungsverfahren gegen Atommüll-EndlagergegnerInnen bleibt von den über 20.000 Seiten an Ermittlungsakten im Wesentlichen Nichts ...
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Frankreich | Klimaschutz | Ermittlungen | Greenwashing
Frankreichs Justiz ermittelt wegen Greenwashing-Verdachts gegen TotalEnergies
Die französische Justiz ermittelt gegen den Öl- und Gaskonzern TotalEnergies wegen des Verdachts irreführender Geschäftsmethoden beim Klimaschutz.
Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, befasst sich die Staatsanwaltschaft mit dem Vorwurf des sogenannten Greenwashings seit Dezember 2021. Hintergrund sei eine Klage von drei Umweltorganisationen. Sie werfen TotalEnergies vor, auf der einen Seite mit Klimaschutz zu werben, auf der anderen Seite aber massiv in fossile Energien zu investieren. So wolle TotalEnergies bis 2030 die Gasproduktion um ein Drittel erhöhen ...
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Materialforschung | Zement CO2
Baustoff mit Selbstheilungskräften
Beton aus dem alten Rom ist haltbarer als heutiger. Wissenschaftler entschlüsseln die antike Rezeptur
Römischer Beton ist unverwüstlich: Auch nach 1900 Jahren beeindruckt die riesige Kuppel des Pantheons, und selbst 2000 Jahre alte antike Hafenanlagen erweisen sich als haltbarer als moderne Betonmolen. Wie es den Römern gelang, einen Baustoff herzustellen, der sich selbst repariert, gab der Wissenschaft lange Rätsel auf. Doch nun haben Forscher einen weiteren Teil seiner Geheimnisse enthüllt.
Während hierzulande Autobahnen vom »Betonkrebs« Risse bekommen und Brücken zerbröseln, waren die Baumeister im antiken Rom bereits wesentlich weiter: Sie verfügten über unterschiedliche spezielle Rezepturen, mit denen sie ressourcenschonend Beton produzierten, der den modernen Beton auf Basis von »Portlandzement« qualitativ in den Schatten stellt.
Deshalb versuchen Wissenschaftler seit Jahrzehnten, dem verloren gegangenen Wissen um »opus caementitium« (so die Bezeichnung des römischen Betons) auf die Spur zu kommen, um es für heutige Bauwerke nutzbar zu machen ...
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EDF Frankreich | Laufzeitverlängerung
AKW-Laufzeitverlängerung auf 80 Jahre im Gespräch
Frankreichs Atomenergie-Desaster führt den Energieversorger EDF und die Regierung weiter in die Energie-Sackgasse. Statt jetzt entschieden umzulenken und den Ausbau Erneuerbarer Energien zu verstärken, wird das Problem in die Zukunft verschoben.
Frankreich hat seit vielen Monaten ein Energieversorgungsproblem, und es wird nicht besser. Die Grande Nation, die sich dank Atomkraft für unabhängig hält und viel weniger auf Gaslieferungen aus Russland als Deutschland angewiesen ist, war überzeugt, die durch den Krieg ausgelöste Energiekrise gut zu überstehen. Doch dann waren die Flüsse im Sommer zu warm oder auch leer, AKWs mussten vom Netz und die Hälfte aller Meiler ist sanierungsbedürftig.
Zeit für eine entschiedene Energiewende, möchte man denken, doch Frankreichs zum größten Teil staatlicher Energieversorger hat da eine andere Idee. Warum nicht die AKWs statt der vorgesehenen 40 Jahre doppelt so lange laufen lassen und das Problem einfach auf die nachfolgenden Generationen verschieben? Vielleicht gibt es bis dahin auch eine Endlagerlösung für dann doppelt so viel Atommüll? Erst vor knapp einem Jahr kündigte Präsident Macron zudem den Bau neuer Atomkraftwerke an ...
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Planet | Erdkern | Superrotation
Der innere Erdkern pausiert
Relative Rotation gegenüber dem Rest des Planeten hat seit 2009 aufgehört
Überraschende Pause: Der innere, feste Erdkern zeigt seit 2009 keine Superrotation mehr. Während er sich früher immer ein wenig schneller drehte als der Rest des Planeten, steht er heute still, wie seismische Messungen enthüllen. Demnach pausiert seine relative Rotation wie schon einmal in den 1970er Jahren. Das könnte darauf hindeuten, dass die Bewegung des inneren Erdkerns einem regelmäßigen Zyklus von rund 60 bis 70 Jahren Dauer folgt, wie Forscher in „Nature Geoscience“ berichten.
Der feste Innenkern der Erde liegt frei beweglich in einem Bad aus flüssigem Eisen. Erst dieses Zusammenspiel von flüssigem äußeren und festem inneren Erdkern erzeugt das irdische Magnetfeld. Gleichzeitig kann sich der innere Erdkern in diesem Eisenbad unabhängig vom Rest des Planeten bewegen – und scheint dies auch zu tun. Modellen und älteren Messungen zufolge eilt die Rotation des inneren Kerns dem Rest des Planeten um rund ein Grad pro Jahr voraus ...
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CO2 Entnahme | Kipppunkt | CDR Carbon Dioxide Removal
Warum CO2-Verpressung eine Scheinlösung ist
Energie und Klima – kompakt: Unter die Erde und Meere Kohlendioxid einlagern: Eine perfekte Lösung für die Hochemittenten. Der Haken: Sie ist technisch kaum erprobt, extrem teuer und risikohaft. Zudem gibt es Alternativen. Ein Kommentar.
Die Menschheit soll der Atmosphäre CO2 entziehen, um das Pariser Klimaziel, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu beschränken und idealerweise auf 1,5 Grad, zu erreichen, so der Vorschlag einiger Wissenschaftler:innen.
Dafür, dass die 1,5 Grad unbedingt eingehalten und auch nicht kurzfristig überschritten werden sollen, spricht viel, ein Überschreiten der Kipppunkte im Klimasystem ist tunlichst zu vermeiden. Wahrscheinlich wird es auch notwendig sein, der Atmosphäre wieder CO2 zu entziehen, immerhin gleicht die heutige CO2-Konzentration der im Erdzeitalter des Pliozäns, also vor drei bis fünf Millionen Jahren, in dem der Meeresspiegel um 15 bis 20 Metern über dem heutigen lag.
Dass die Studie "The State of Carbon Dioxide Removal" (CDR) dabei insbesondere auf neuartige Technologien der CO2-Entnahme abzielt, die bislang wenig effizient und dafür risikobehaftet sind, leuchtet nicht ein. Aufforstung ist zwar nicht unbegrenzt möglich, aber es gibt noch viel Potenzial. Erhebliche Potenziale stecken auch in der Wiedervernässung von Mooren ...
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25. Januar
Weltuntergangsuhr | Bulletin of the Atomic Scientists
Doomsday Clock: Es ist 90 Sekunden vor Zwölf
Weltuntergangsuhr steht so nah an Mitternacht wie noch nie zuvor
Dringliche Warnung: Seit gestern steht die „Doomsday Clock“ auf 90 Sekunden vor Mitternacht – und zeigt damit eine nie zuvor erreichte Bedrohungslage für die Menschheit an. Der Zeiger der „Weltuntergangsuhr“ wurde damit noch einmal um zehn Sekunden vorgerückt. Als Grund für ihre Entscheidung gibt das „Bulletin of the Atomic Scientists“ den Ukrainekrieg und die Zuspitzung des Konflikts mit Russland, die Klimakrise und biologische Gefahren an.
Seit 1947 ist die Weltuntergangs-Uhr ein Symbol für die Bedrohungslage der Welt. Sie soll zeigen, wie nah die Menschheit daran ist, sich durch Konflikte, Waffen und andere menschengemachte Technologien zu zerstören. Die Entscheidung über den jeweiligen Zeigerstand trifft das von Albert Einstein, J. Robert Oppenheimer und anderen Physikern gegründete Komitee des „Bulletin of the Atomic Scientists“ (BAS). In den letzten beiden Jahren stand die Weltuntergangsuhr auf 100 Sekunden vor Zwölf ...
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Schweiz | Sicherheit Frieden | Profit
Die Kriegsgewinnler
Wie schon im Zweiten Weltkrieg gehört die Schweiz auch heute wieder zu den Profiteuren des Kriegs.
Der Schweizer Bundesrat Ignazio Cassis sprach im Sicherheitsrat der UNO den Vetomächten ins Gewissen — das sind die USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien. Es ging um die Rechtsstaatlichkeit unter den Nationen. Cassis betonte, dass sich die Schweiz darauf freue, für Sicherheit und Frieden zu arbeiten. Das ist nicht so klar, denn die Schweiz exportierte in den letzten Jahrzehnten laufend Kriegsmaterial an Staaten, die Kriege führten, was nach dem Kriegsmaterialgesetz eigentlich verboten ist. Die Schweizer Rüstungsindustrie verkaufte Waffen an NATO-Staaten, die auf dem Balkan, in Afghanistan, im Irak, in Libyen und so weiter Krieg führten. Die Schweiz gehört heute mit ihren Waffenexporten und der Finanzierung von Rüstungskonzernen zu den Profiteuren all dieser Kriege. Wie im Zweiten Weltkrieg ist das Land wieder ein Kriegsgewinnler.
Die Kriegsmaterialausfuhren der Schweiz nahmen in den ersten neun Monaten 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 50 Prozent auf 756 Millionen Franken zu. Nur in zwei der vergangen 30 Jahre exportierte die Schweiz mehr. Es ist also gut möglich, dass die Branche 2022 einen Exportrekord erreicht hat
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NASA | Nuklearantrieb | DARPA
Nuklear-Rakete der NASA soll Mars in Rekordzeit erreichen
- Die National Aeronautics and Space Administration (NASA) und die Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) arbeiten gemeinsam an einer Rakete mit thermischem Nuklear-Antrieb
- Die neue Antriebstechnologie soll die Flugzeit von sieben Monaten auf etwa 45 Tage reduzieren
- Bisher existiert aber nur ein Konzept des Antriebs. Ein Testflug soll bis 2027 stattfinden
Eine Reise zum Mars dauert mit aktuellen Raketen etwa sieben Monate. Eine Rakete mit thermischem Nuklear-Antrieb der NASA soll die Flugzeit stark reduzieren.
Washington, D.C. (U.S.A.). Herkömmliche Raketen brauchen etwa sieben Monate zum Mars. Die National Aeronautics and Space Administration (NASA) sucht deshalb seit längerem nach neuen Antriebskonzepten, um den Roten Planeten schneller erreichen zu können. Nun haben die NASA und die Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA), die Forschungsabteilung des Verteidigungsministeriums der Vereinigten Staaten, bekannt gegeben, dass sie gemeinsam einen thermischen Nuklear-Antrieb entwickeln, der die Raumfahrt und insbesondere Deep-Space-Missionen revolutionieren soll ...
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Remlingen: Fünf Millionen Liter Wasser in Asse II eingedrungen
2022 sind laut Bundesgesellschaft für Endlagerung rund fünf Millionen Liter Salzwasser in das marode Atommülllager Asse II im Landkreis Wolfenbüttel gelaufen. Die Menge sei stabil geblieben, heißt es.
Der Zufluss entspreche einem täglichen Zutritt von 13 Kubikmetern, teilte die BGE am Mittwoch mit. Der Großteil des eingetretenen Wassers, rund 4,4 Millionen Liter, sei in einer Tiefe von 658 Metern aufgefangen worden. Es habe demnach keinen Kontakt zu den in dem Bergwerk eingelagerten radioaktiven Abfällen gehabt. Maschinen haben diese Menge nach einer Freigabe an die Oberfläche gepumpt. Wasser, das tiefer in das Bergwerk eingedrungen ist, werde dort belassen, heißt es.
126.000 Fässer gefährliche Abfälle in Asse II gelagert
In dem Atommülllager Asse II sind zwischen 1967 und 1978 126.000 Fässer mit radioaktiven und chemischen Abfällen eingelagert, darunter auch hochgiftiges Plutonium und Arsen. Weil Wasser eintritt und der Stollen einsturzgefährdet ist, sollen die Fässer geborgen werden. Die Nachbarschächte Asse I und Asse III waren schon früher vollgelaufen und aufgegeben worden.
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Uranhaltige Munition – was ihr möglicher Einsatz in der Ukraine bedeutet
Im Zusammenhang mit dem neuen militärischen Unterstützungspaket der USA für die Ukraine gab es einen Hinweis, dass möglicherweise darin auch uranhaltige Munition geliefert werden soll.
Die nachfolgenden Zeilen beschreiben diese Munition, ihren speziellen Verwendungszweck und die mit einem solchen Einsatz verbundenen Risiken für den russischen Gegner, aber auch für die ukrainische Zivilbevölkerung – und manchmal sogar für die eigenen Soldaten.
Uranhaltige oder sogenannte DU-Munition (Depleted Uranium)
Projektile aus „Uran“ haben ein besonders hohes Geschoßgewicht und durchdringen Panzerungen besser als andere Munition. Dabei handelt es sich genaugenommen um abgereichertes Uran, sogenanntes Depleted Uranium (DU), bekannt auch als Uran-238. Dies ist ein Abfallprodukt, das bei der Erzeugung von Brennstäben oder Kernwaffen entsteht ...
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24. Januar
Scholz liefert | Kampfpanzer Leopard
Deutschland liefert Panzer an die Ukraine
Medienberichte: 14 Waffensysteme sollen zur Verfügung gestellt werden. Zustimmung von FDP und Union. Antrag Polens hatte Druck auf Scholz gesteigert.
Am heutigen Dienstagabend war die Information offenbar zeitgleich an mehrere Medien durchgestochen worden: Die Bundesregierung wird nach monatelangem Zögern Kampfpanzer vom Typ "Leopard 2" an die Ukraine liefern.
Als erstes Medium berichtete heute die Deutsche Presse-Agentur, gefolgt vom Nachrichtenmagazin Spiegel und dem Nachrichtensender n-tv. Demnach dürfen Länder, die "Leopard 2" gekauft haben, dieses Waffensystem auch nach Kiew schicken.
Aus den Beständen der Bundeswehr sollte daher mindestens eine Kompanie der Version Leopard 2A6 zur Verfügung gestellt werden. Damit gehen 14 deutsche Kampfpanzer in die Ukraine ...
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Lobby | Afrika | Lieferkette | Kautschuk
Verheerende Lieferketten
Die Bundesregierung macht sich in Brüssel für eine Einschränkung der Haftungsregeln im EU-Lieferkettengesetz stark – offenbar auf Druck der FDP und der Industrie hin. Das haben Recherchen von CORRECTIV und Frontal ergeben. Wie die Nachfrage aus Europa Rodungen und Vertreibungen in Afrika vorantreibt, zeigt das Beispiel Kautschuk.
Neben einer Landstraße im Südkamerun liegen Hütten aus Lehmziegeln verstreut. Kinder kauern dazwischen auf der Erde, einige Männer steuern durch die Siedlung in den tropischen Wald weiter hinten. „Das ist das Land, das unsere Vorfahren uns hinterlassen haben“, sagt einer von ihnen. „Aber wenn der Kautschuk uns all das nimmt, was sollen wir machen? Wovon sollen wir leben?“
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Einer aktuellen wissenschaftlichen Studie zufolge wurden von 2003 bis 2017 weltweit etwa fünf Millionen Hektar Regenwald für den Kautschukanbau vernichtet. Laut der Organisation Global Witness stellt Kautschuk die größte exportgetriebene Bedrohung für den Regenwald Zentralafrikas dar.
Verbraucherinnen und Verbrauchern ist meist nicht klar, unter welchen Umständen Alltagsprodukte aus Naturgummi entstehen. Großimporteure wie der Reifenhersteller Continental weigern sich, die Herkunft des Rohstoffs offenzulegen. Und bei weiterer Recherche zeigt sich: Die ganze Kautschukindustrie hat ein Transparenzproblem ...
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Lobbyisten | Energiewende | Lützerath
Lützerath – nur ein Rädchen im System der Lobbyisten
Kolumne "Lobbyland". Deutschlands absurde Energiepolitik. Wie Vertreter von Wirtschaftsinteressen systematisch die Politik beeinflussen. Eine Typologie.
Wohlfühl-Lobbyismus
Drei Abgeordnete betreten Berlins nobelstes Hotel. Im Kaminzimmer ist ein Tisch gedeckt. Jedem der drei Herren ist ein Diener zugeteilt, die nach einer herzlichen Begrüßung gleichzeitig die silbernen Hauben von den Vorspeisen lüften. Gegenüber sitzen ebenfalls drei Herren in teuren Maßanzügen, deren Gehälter über den Diäten ihrer Gäste liegen.
Es ist die Crème de la Crème der Lobbyisten eines großen Energiekonzerns. Es werden viele nette Worte über Sport, Heimatstädte und anstrengende Tage gewechselt, obwohl es eigentlich um Kohle, Energiesicherheit und den lästigen Klimaschutz gehen soll. Nach dem Essen geht es am Kamin weiter: wie in einem Hollywood-Film, bei Whiskey und einer exklusiven kubanischen Zigarre. Dort wird es dann konkreter.
Viel zu oft ist das Auftreten der Profitlobbyisten übertrieben wertschätzend gegenüber den Politikern, die sich wichtig und gebauchpinselt fühlen. Ich verwende dafür den von mir geprägten Begriff des "Wohlfühl-Lobbyismus".
Die selbst erlebte Situation ist besonders dekadent, häufiger geht es freundlich, formeller zu, aber immer mit dem Ziel einer guten Beziehung, um Verbindlichkeiten aufzubauen. Einladungen zu Fußballspielen in die VIP-Loge oder zu anderen Veranstaltungen können schnell zum Standard werden – die "Philipp Amthors" gibt es schon lange ...
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Belgien | Risse | Tihange | Doel | Engie
Belgisches AKW Tihange:
Von Rissen, Protesten und Menschenketten
Special Aachen. Der umstrittene belgische Atommeiler Tihange 2 beschäftigt über ein Jahrzehnt die Menschen in der Städteregion Aachen, aber auch im Kreis Düren und Kreis Heinsberg. Die wichtigsten Fakten.
Alles fängt 2012 an. Damals wird bekannt, dass es in den beiden belgischen Atommeilern Tihange 2 in Huy und Doel 3 bei Antwerpen Haarrisse in den Reaktordruckbehältern gibt. Das Brisante: Das belgische Atomkraftwerk Tihange liegt Luftlinie nur rund 60 Kilometer von der Aachener Stadtgrenze entfernt. Gehen anfangs nur Atomkraftgegner gegen Tihange auf die Straße, nehmen mit Bekanntwerden immer neuer Vorfälle und Studien rund um Tihange die Sorgen der Menschen zu und bewegen am Ende eine ganze Region. Am 1. Februar nun geht Tihange 2 vom Netz. Bis dahin ist es ein langer Weg gewesen. Ein Überblick.
Risse
Dass es Risse in den Druckbehältern der Atomreaktoren Doel 3 und Tihange 2 gibt, wird erstmals im Sommer 2012 bekannt. Die belgische Atomaufsichtsbehörde erklärt, dass die Meiler trotz der Risse sicher seien. Bei Ultraschalluntersuchungen wurden 8000 dieser Defekte in Doel 3 und 2000 in Tihange 2 entdeckt. Man geht zunächst von einer durchschnittlichen Größe von einem Zentimeter und einer maximalen Größe von 2,4 Zentimetern aus. Daraufhin werden beide Reaktoren zunächst heruntergefahren. Jan Bens, damals Leiter der Atomaufsichtsbehörde Fanc (Federaal Agentschap voor Nucleaire Controle), sagte im Frühjahr 2013, die Reaktoren seien intensiv untersucht worden und zu „101 Prozent“ sicher, so dass Doel 3 und Tihange 2 Anfang Juni 2013 vom Betreiber Electrabel, später Engie, wieder hochgefahren werden dürfen. Im März 2014 werden sie auf behördliche Anordnung wieder heruntergefahren.
2015 korrigiert die Fanc die Zahl der Risse nach oben: 3149 in Tihange und 13.047 in Doel. Kurze Zeit später werden neue Zahlen zur Größe der Risse bekannt. Statt der bislang angegebenen maximalen Länge von 2,4 Zentimetern ist von neun Zentimetern die Rede. „Die Risse sind nicht größer geworden, sie wurden jetzt nur präziser per Ultraschall untersucht“, sagt Anne-Sophie Hugé, Engie-Sprecherin. Die Fanc erlaubt Mitte Dezember dann auch das Wiederanfahren der Meiler ...
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Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland | Klage | Klimaziele | Klimaschutzgesetz
Wegen verfehlten Klimazielen:
Klimaschützer verklagen Bundesregierung
Der Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND) hat Klage gegen die Bundesregierung eingereicht. Die Umweltschützer sehen Verstöße gegen gesetzliche Klimaziele.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) verklagt die Bundesregierung wegen Verfehlung der Klimaziele in den Bereichen Verkehr und Gebäude. Das berichtete die "Süddeutsche Zeitung" (SZ), die entsprechenden Informationen lagen auch der Deutschen Presse-Agentur vor.
Der BUND verlangt in seiner beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg eingereichten Klage den Beschluss von Sofortprogrammen, wie sie das Klimaschutzgesetz vorsieht. Deutschland hatte sein Ziel, bis 2020 insgesamt 40 Prozent an Treibhausgasen einzusparen im Vergleich zu 1990, nicht erreicht - und zwar auch 2021 nicht. Nach vorläufigen Berechnungen der Denkfabrik Agora Energiewende ist dies 2022 ebenfalls nicht gelungen.
Vorwürfe gegen mehrere Ministerien
Insbesondere in den Bereichen Verkehr und Gebäude klafft eine Lücke, worauf schon der Expertenrat der Bundesregierung hingewiesen hatte. Das Klimaschutzprogramm der Bundesregierung, das dies adressieren soll, steht immer noch aus.
In der Klage werfen die Umweltschützer mehreren Ministerien Rechtsverstöße vor ...
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Rüstung | MiK | Vereinigte Staaten | Polen | Ukraine | Panzer
Was bezweckt der Druck auf Deutschland und die Lieferung von Leopard-Panzern?
Man will uns weismachen, dass es um Moral und Hilfe für die Ukraine geht, im Hintergrund gibt es zumindest auch militärisch-wirtschaftliche Interessen.
Wie immer man die als Zögerlichkeit verurteilte Position von Kanzler Scholz bei der Frage, Leopard-Panzer in die Ukraine zu liefern, interpretieren mag, so ist doch eines klar: Es geht nicht nur um die selbstlose Unterstützung der Ukraine, die manche Journalisten wie Kornelius und seine Mannschaft in der SZ (erhellend der letzte Presseclub) oder Politiker wie Strack-Zimmermann, Hofreiter oder Kiesewetter in ihrer ideologischen Blase fordern, um der Ukraine wieder Offensivmöglichkeiten zu eröffnen.
Gerade mit Blick auf Polen, das die Kampagne anführt, nicht französische, britische oder amerikanische Kampfpanzer, sondern den Leopard in die Ukraine zu bringen, wird deutlich, dass manche Staaten damit eine Altlast mit großzügiger Geste entsorgen wollen, um sich mit anderen Kampfpanzern aufzurüsten, und Washington gleichzeitig die Chance sieht, die Waffenkäufe zu steigern und damit Länder enger an die USA zu binden. Dass über solche Hintergründe kein deutsches Medium, sondern die schweizerische NZZ berichtet, ist für die Ausrichtung vieler deutscher Journalisten bezeichnend ...
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23. Januar
Schweiz | Nördlich Lägern | Nagra
Virtuell in die Zukunft: So soll das geplante Tiefenlager der Schweiz funktionieren
Ab 2050 will die Schweiz ihren Atommüll bei Hohentengen am Hochrhein einlagern. Wie ist so ein Endlager aufgebaut? Das zeigt eine virtuelle Ausstellung im Besucherzentrum des KKW Leibstadt.
Die Zukunft der Schweizer Atomenergie liegt in einem Museum in Leibstadt. Hier am Rhein, gegenüber von Dogern, informiert das örtliche Kernkraftwerk über das geplante Tiefenlager für Strahlenmüll, mithilfe einer Illusion.
Deutschland will bis 2068 einen Standort
Denn in der Debatte um die Atomkraft ist er ein Argument, das sich nicht wegdiskutieren lässt: Für Hunderttausende von Jahren wird atomarer Abfall strahlen. Deutschland hat hierfür bisher keine Lösung, außer der Zusage, spätestens bis 2068 den Standort für ein Endlager finden zu wollen. Die Schweiz ist da weiter.
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Bis in den Herbst 2024 ist die Nagra damit beschäftigt, ihr Rahmenbewilligungsgesuch abzuarbeiten und einzureichen. Das sind mehrere Tausend Seiten, auf denen die Behörde erklärt, warum sie Nördlich Lägern als Standort ausgewählt hat.
Wenn all das behördlich geprüft ist und politisch genehmigt und eine mögliche Volksabstimmung über der Bühne – dann können erste Bauarbeiten auf dem Gelände beginnen. 23 Milliarden Franken soll das Tiefenlager kosten.
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Frankreich | EDF | Cattenom
Luxemburg sorgt sich um die Sicherheit von Cattenom
LUXEMBURG/CATTENOM – Soll Cattenom geschlossen werden? Greenpeace warnt vor der Sicherheit der Anlagen, während die Regierung versucht, auf politischer Ebene zu handeln.
Ist die Sicherheit des Atomkraftwerks Cattenom gewährleistet? Erst kürzlich wurde bekannt, dass auch an Block 2, der beim Thema Spannungskorrosion bisher außen vor war, Rohrteile ausgetauscht werden. Greenpeace Luxemburg hat unterdessen vom Betreiber EDF (Electricité de France) Informationen zur Korrosion angefordert. Laut einer Inspektion der französischen Atomsicherheitsbehörde ASN, die von der luxemburgischen NGO weitergeleitet wurde, wurden die in Italien hergestellten Ersatzteile, die gegen diese Abnutzungserscheinung eingesetzt werden sollen, nicht ordnungsgemäß kontrolliert. Greenpeace befürchtet deshalb «das Risiko nicht konformer Teile» ...
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Pakistan | Stromnetz | Blackout
Missglückte Energiesparmaßnahme
Landesweiter Stromausfall in Pakistan
Im ganz Pakistan ist am Montagmorgen der Strom ausgefallen. Es kann bis zu zwölf Stunden dauern, bis wieder Energie verfügbar ist, so das Energieministerium des Landes. Hintergrund des Ausfalls sollen Schwankungen im Stromnetz sein.
Islamabad. In weiten Teilen Pakistans ist am Montagmorgen der Strom ausgefallen. Auslöser war offenbar eine fehlgeschlagene Energiesparmaßnahme der Regierung: Der Strom war während der Nacht abgeschaltet worden. Bei Tagesanbruch gelang es den Ingenieuren dann aber nicht, das System wieder hochzufahren, wie die Behörden mitteilten.
Energieminister Khurram Dastgir sagte pakistanischen Medien, derzeit werde daran gearbeitet, die Stromversorgung im ganzen Land, einschließlich der Hauptstadt Islamabad, wiederherzustellen. Er versicherte, dies werde innerhalb der folgenden zwölf Stunden gelingen. Der Ausfall löste mancherorts Panik aus.
Durch den Ausfall waren viele Menschen ohne Trinkwasser, da Pumpen nicht funktionierten. Inmitten kalten Winterwetters waren Schulen, Krankenhäuser, Fabriken und Geschäfte ohne Strom. Außer der Hauptstadt waren auch Großstädte wie Quetta, Peshawar und Lahore betroffen. Dort fiel unter anderem die U-Bahn aus ...
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Fossile Kriege | Atomwaffen | Frieden Erneuerbar
Fossil-atomare Gewalt: Warum 100 Prozent Erneuerbare Frieden schafft
Kohle, Gas und Öl sind bis heute Auslöser von Kriegen. Unrechtsregime finanzieren damit Terrorakte. Zudem gehen nukleare Energie und Atomwaffen Hand in Hand. Warum die Energiewende mehr als Klimaschutz ist.
Der Global Peace Index zeigt seit Jahrzehnten, dass sich Kriegsgebiete weltweit mit den Orten überschneiden, an denen die Energierohstoffe Uran, Kohle, Erdöl und Erdgas gefunden, gefördert oder transportiert werden. Energieressourcen waren schon immer ein wichtiger Auslöser, Katalysator und unterstützender Faktor in internationalen Kriegen und Bürgerkriegen.
Prominentes Beispiel ist das massive militärische Engagement der USA in der Golfregion, etwa der Irak-Krieg unter der Bush-Regierung im Jahr 2002, der sich auf amerikanische Energieinteressen zurückführen lässt.
Russland hat die Abhängigkeit anderer Länder von seinen Energieressourcen als strategische "Waffe" eingesetzt. Nach dem Vorbild des Jom-Kippur-Krieges von 1973 – in dem die OPEC der Welt den Ölhahn zudrehte, um die Vernichtung Israels zu fördern – hat Putin die Abhängigkeit Europas von Erdgas, Erdöl, Kohle und Atomenergie genutzt, um den Krieg gegen die Ukraine zu finanzieren und gleichzeitig europäische Demokratien zu destabilisieren ...
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22. Januar
Schachtanlage Asse | Atommüll | Zwischenlager
Zwischenlager auf Dauer?
Künftige Lagerung der Atommüll-Fässer aus der Asse bleibt weiter unklar
Die erhebliche Verzögerung bei der Suche nach einer Lagerstätte für die hochradioaktiven Abfälle könnte sich auch auf den Zeitplan für die Räumung des Atommülllagers Asse auswirken. In der Asse-Region wächst die Befürchtung, dass sich die Rückholung der Atommüllfässer mit schwach- und mittelradioaktivem Atommüll aus dem maroden Bergwerk bei Wolfenbüttel ebenfalls nach hinten verschiebt – und dass das für die Asse-Abfälle zu errichtende Zwischenlager damit zum Dauerlager wird.
Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) hatte vor Kurzem mitgeteilt, dass das gesetzlich vorgegebene Ziel, bis 2031 einen Standort für das Endlager für hochradioaktiven Atommüll zu benennen, nicht einzuhalten ist. Die Suche werde sich im günstigsten Fall bis 2046 und im ungünstigsten Fall bis 2068 hinziehen. Die Auswertung geologischer Daten und die Entwicklung der nötigen Untersuchungsmethoden verlangten mehr Zeit als zunächst veranschlagt. Weil die Errichtung des Endlagers Jahrzehnte dauert, kann die Befüllung möglicherweise erst in den 2080er Jahren beginnen. Weitere Verzögerungen durch Proteste von Anwohnern und Gerichtsverfahren sind dabei noch gar nicht berücksichtigt.
Gleichzeitig hält die BGE an dem Termin für die Bergung der Atommüllfässer aus der Asse fest. »Nach derzeitigem Planungsstand soll die Rückholung im Jahr 2033 beginnen«, bestätigt BGE-Sprecherin Monika Hotopp auf Anfrage. Einmal an die Oberfläche geholt, sollen die zum Teil beschädigten und verrosteten Fässer zunächst neu verpackt und in einem Zwischenlager geparkt werden, das zurzeit in Planung ist ...
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Korea | Atomwaffen | Rüstung
Nordkoreas Kriegsgebaren lässt Südkorea über eigene Atombomben nachdenken. Es könnte die Sicherheit Ostasiens gefährden
Die Raketentests und Atomdrohungen Nordkoreas bereiten den Südkoreanern Sorgen. So sehr, dass der südkoreanische Präsident darüber nachdenkt, eigene Atomwaffen zu entwickeln – das würde die gesamte Region in einen Rüstungswettlauf treiben.
Wenn Kim Jong Un in Nordkorea wieder einmal eine Rakete abfeuert, feuert er gleichzeitig ein Signal in die Welt. Ein Signal, das nach Aufmerksamkeit verlangt und sagt: Wir sind da und wir sind gefährlich.
Jedes Geschoss des Nordens, jede Atomdrohung verstärkt die Sorgen in Südkorea vor einem heißen Krieg, in dem auch Nuklearwaffen zum Einsatz kommen. Genau genommen befinden sich die beiden koreanischen Staaten technisch gesehen noch im Kriegszustand; der Korea-Krieg wurde 1953 nur mit einem Waffenstillstandsabkommen, keinem Friedensvertrag, beendet. Kaum ein Staat dieser Welt ist so von Atomwaffen bedroht wie Südkorea.
Vom atomaren Säbelrasseln Kims hat man dort aber zunehmend die Nase voll. So sehr, dass Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeoul überlegt, dass sein Land selbst Atomwaffen herstellen sollte – oder die USA solche wieder in dem Land stationieren sollten. Damit stieß er eine einst undenkbare Debatte an ...
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Windenergie | Onshore | Offshore
Die größten Windturbinen der Welt
Die aktuell leistungsstärksten und größten Windturbinen der Welt bringen es auf 15 Megawatt und mehr. Ihre Flügel messen mehr als 100 m.
Die Produktlebenszyklen der Windenergieanlagen haben sich weiter verkürzt. Onshore wie Offshore heißt das Motto: Je größer, je leistungsstärker, je mehr Wind eingefangen werden kann, desto besser für den Kilowattstundenpreis. Innerhalb eines Jahres ist die Branche an Land von sechs MW auf Anlagen mit 7 bis 7,2 MW und Rotoren von mehr als 170 Meter Durchmesser gesprungen. Offshore geht es noch verrückter zu. Da sind 15 MW Realität und die Planungen gehen in Richtung 20 MW pro Turbine ...
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Ramstein | Panzer | Waffenlieferung
Panzer bringen keinen Durchbruch zum Frieden
Eine Atommacht kann mit Panzern kaum besiegt werden. Und jeder weitere Tag Krieg verursacht unermesslichen Schaden. Welche Schritte nun aus Sicht der Friedensbewegung nötig wären.
Im Vorfeld des Treffens der Ukraine-Kontaktgruppe in Ramstein am 20. Januar 2023 hat der Druck auf die Bundesregierung, Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 an die Ukraine zu liefern, zugenommen. Eine Entscheidung über die Lieferung dieser Panzer ist bei dem Treffen vorerst nicht gefallen. Es hätte keine Einigung gegeben. Aber, so der Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg: "Die Beratungen werden weitergehen."
Vor der Konferenz hatte der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew angesichts der Debatte über die Lieferung schwerer Waffen gedroht, die Niederlage einer Atommacht in einem konventionellen Krieg könne den Beginn eines Atomkriegs nach sich ziehen. Eine Drohung, die wir ernst nehmen und nicht als Bluff abtun sollten.
Wenn Russland in die Defensive gerät oder angegriffen wird, steigt das Risiko für den Einsatz von Atomwaffen. Das gilt auch bei einem Angriff, z.B. auf die Krim. Die Berichte aus den USA über die Unterstützung einer Rückeroberung der Krim sind damit alarmierend. Es ist hochgefährlich und unverantwortlich, auszuloten, wo für die russische Regierung die rote Linie liegt ...
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Ukraine Krieg | Rüstung Lobby | Rüstungsindustrie | Propaganda
Rüstungs-Lobbyismus im Ukraine-Krieg
Frechheit siegt: Wie die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann ihre Nähe zur Rüstungslobby verharmlost
DÜSSELDORF. Wenn die Düsseldorfer FDP-Bundestagsabgeordnete an der Spitze des Verteidigungsausschusses zugleich in den drei wichtigsten Lobbyorganisationen der Rüstungsindustrie personell eingebunden ist - in der „Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik“ (DWT) und dem „Förderkreis Deutsches Heer“ (FKH) sowie als Vize-Präsidentin der „Deutsch-Atlantischen Gesellschaft“(DAG) - dann sind kritische Fragen aus der Wählerschaft angebracht. Denn Marie-Agnes Strack-Zimmermann sitzt dort zusammen mit den Spitzenmanagern des parteispendenfreudigen Rüstungskonzerns Rheinmetall (mit der Konzernzentrale und Sponsoring in ihrem Düsseldorfer Wahlkreis) sowie mit den führenden Vertretern aller übrigen deutschen Rüstungskonzerne, nebst weiteren Politikern und hochrangigen Militärs. Nebenher sitzt sie auch im Beirat der Bundesakademie für Sicherheitspolitik unter dem Sprecher MdB Kiesewetter (CDU) , zusammen mit Angehörigen des Bundessicherheitsrates.
Bestechlichkeit hat ihr persönlich keiner vorgeworfen, aber fehlende Sensibilität für Befangenheit und offenkundige Interessenkonflikte: Solche befürchtet vor allem die für Transparenz und Demokratie eintretende Initiative „Lobbycontrol“ mit ihrer Internetplattform „Lobbypedia“, ebenso wie die Internetplattform „Abgeordnetenwatch“ sowie die internationale Antikorruptionsorganisation „Transparency International“, aber auch die oppositionelle Linkspartei im Bundestag: Die Rüstungsindustrie würde so über „sehr enge und privilegierte Zugänge ins Parlament verfügen". (Auf diese Weise werden die neuerdings in Kriegszeiten politisch umworbenen Rüstungskonzerne aus ihrer früheren „Schmuddelecke“ herausgeholt).
Mehr Abstand wäre jedoch für eine Ausschussvorsitzende wünschenswert, um eine Einflussnahme der Rüstungsindustrie auf politische Entscheidungsprozesse zu vermeiden, so sagen übereinstimmend die Kritiker aus der Zivilgesellschaft - zu Recht. Wie ist vor diesem Hintergrund die Rolle der FDP-Abgeordneten Frau Strack-Zimmermann zu bewerten, die als Vorsitzende des Verteidigungsausschusses zugleich „ehrenamtlich“ in mehreren vernetzten Lobbyorganisationen der Rüstungsbranche eingebunden ist, deren Wünsche und Forderungen sie (als militärischer Laie) lauthals in die politische Öffentlichkeit trägt? Seitdem in Deutschland der aktuelle Ruf nach „neuen Rüstungsschmieden“ und den „Aufbau einer starken Rüstungsindustrie“ für eine nun erforderliche „Kriegswirtschaft“ immer lauter wird, scheint die Einbindung von Politikern in den Lobbynetzwerken der Rüstungsbranche plötzlich nicht mehr so bedenklich und anrüchig, sondern ehrenwert zu sein, denn die Rüstungsbranche erscheint nun als unser aller „Retter aus der Not“?
Da allen voran Frau Strack-Zimmermann in den Medien besonders oft und laut nach mehr Waffen und Aufrüstung ruft, soll dies Anlass sein, mit dieser umfassenden Dokumentation einmal einen gründlichen Blick hinter die Kulissen der Lobbynetzwerke der Rüstungsindustrie und der vielen darin eingebundenen Politiker und Medienvertreter mit ihrem Umfeld zu riskieren. Denn wer als gewählte Volksvertreterin die Nähe zur Rüstungslobby besonders intensiv pflegt und sich ungeniert in deren Einflussbereich bewegt, wenn auch unentgeltlich wie die forsche FDP-Abgeordnete Strack-Zimmermann, muss sich Kritik gefallen lassen und sich dem berechtigten Misstrauen und Argwohn aus der Wählerschaft stellen.
Rüstungs-Lobbyismus funktioniert parteiübergreifend
Das gilt auch für ihre Kollegen aus der FDP wie auch aus den anderen Parteien. Denn Lobbyismus der Rüstungsindustrie funktioniert parteiübergreifend und über viele Vernetzungen, so dass nur die Hoffnung bleibt, dass unsere gewählten Politiker nicht auf die Lobbyisten hereinfallen, wie es auch auf dem diesjährigen „Weltwirtschaftsforum“ der Eliten in Davos wieder sichtbar war und erst recht im Februar auf der „Münchener Sicherheitskonferenz wieder besonders krass zu beobachten sein wird.
ARD-Faktencheck benennt die 3 wichtigsten Lobbyverbände der Rüstungsindustrie
Sogar der ARD-Faktencheck bestätigt, dass die drei genannten Organisationen, denen Strack-Zimmermann angehört, zu den wichtigsten Lobbyverbänden der deutschen Rüstungsindustrie gehören - neben dem von Rheinmetall mit gegründeten Dachverband der Rüstungsindustrie (BDSV = Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie), dem 160 Rüstungsunternehmen mitsamt Zulieferern angehören. Er vertritt die gebündelten Interessen seiner Mitglieder und zitierte auf seiner Homepage am 3. Januar 2023 den Titel eines kritischen Kommentars der FAZ in der Kolumne „Börsenwoche“: „Frieden auf Erden durch Rüstung“. Darin kritisierte der Autor Archibald Preuschat, dass Nutznießer des Krieges die Investoren in Waffenproduzenten sind, aber Rüstungswerte aus der Zeit gefallen sind.
Rüstungslobbyisten: „Ohne Rüstung kein Frieden und keine Nachhaltigkeit“
Dem Zeitungskommentar widersprach in einem Leserbrief der amtierende Vorsitzende des Rüstungslobby-Dachverbandes , Dr. Hans Christoph Atzpodien, mit der hanebüchenen Schutzbehauptung: „Waffenlieferungen dienen der Vermeidung von Krieg und damit der Erfüllung der Menschenrechte. Ohne Rüstung kein Frieden und keine Nachhaltigkeit“. Diese Umdeutung erinnert an George Orwells Roman „1984“ vom großen Bruder: „Krieg ist Frieden.“ Dieser atemberaubenden „Gehirnwäsche“ hat sich wahrscheinlich auch Frau Strack-Zimmermann mit ihren politischen Mitstreitern unterzogen, anders ist deren Engagement pro Aufrüstung nicht nachvollziehbar.
„Frieden schaffen mit immer mehr Waffen“?
Und dieser Aberglaube scheint momentan die meisten politischen Mandatsträger und Medienschaffenden in einem wiederbelebten „Hurra-Patriotismus“ zu berauschen, ähnlich wie beim neoliberalen Globalisierungsrausch der letzten 30 Jahre, aus dem wir gerade ernüchtert aufwachen. Gut bewaffnet geht es „auf in den Kampf“ an die Front, um den Russen zu „besiegen“… (Das ist auch mit etwas anderen Worten der tägliche Schlachtruf der politischen Frontfrau Strack-Zimmermann: „Frieden schaffen mit immer mehr Waffen“, denn wir kämpfen für das Gute? Wer aus dieser Gewissen beruhigenden Sichtweise der Rüstungslobby ausschert, gilt als unverbesserlicher und ewig gestriger Pazifist, schlimmstenfalls als „Putinversteher“ und muss ausgegrenzt werden?
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„In diesem Krieg geht es nicht um unsere Freiheit, sondern um die Interessen der USA“
Entgegen der verbreiteten Propaganda spricht Harald Kujat Klartext: „Die Ukraine kämpft um ihre Freiheit, um ihre Souveränität und um die territoriale Integrität des Landes. Aber die beiden Hauptakteure in diesem Krieg sind Russland und die USA. Die Ukraine kämpft auch für die geopolitischen Interessen der USA. Denn deren erklärtes Ziel ist es, Russland politisch, wirtschaftlich und militärisch so weit zu schwächen, dass sie sich dem geopolitischen Rivalen zuwenden können, der als einziger in der Lage ist, ihre Vormachtstellung als Weltmacht zu gefährden: China.(…) Nein, in diesem Krieg geht es nicht um unsere Freiheit. Die Kernprobleme, weshalb der Krieg entstanden ist und immer noch fortgesetzt wird, obwohl er längst beendet sein könnte, sind ganz andere.“ Diese offensichtliche Tatsache ist bis zu den Strack-Zimmermanns noch nicht durchgedrungen. Mit ihrer Politik mag sie für die Rüstungslobby dienlich sein, unserem Land und der Bevölkerung erweist sie damit eher einen Bärendienst mit womöglich gefährlichem Ausgang. Erinnert sei sie deshalb an ihren Amtseid als Bundestagsabgeordnete:
Der Amtseid lautet: „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde (so wahr mir Gott helfe).
Wilhelm Neurohr, 21. Januar 2023
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Hintergrundwissen
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Karte der nuklearen Welt:
Jeder einzelne dieser fast 1200 Punkte auf der Karte steht für falsch investierte Steuergelder ...
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Die interne Suche nach
Militärisch-industrieller Komplex
brachte u.a. folgende Ergebnisse:
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20. Februar 2022 - Amerikas katastrophaler 60-jähriger Krieg
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14. Dezember 2021 - Nobelpreisträger fordern zwei Prozent Abrüstung fürs Klima
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06. September 2021 - Das Reich des Todes: Milliardengewinne und "coole Militärkommandeure"
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YouTube
Stichwortsuche: Militärisch-industrieller Komplex
https://www.youtube.com/results?search_query=militärisch-industrieller Komplex
Videos:
wikiTHEK - arte Doku - 01:54 - Ausschnitt aus der arte Doku "Wy We Fight - Amerikas Kriege"
US-Präsident Dwight D. Eisenhower: Warnung vor dem militärisch-industriellen Komplex (Deep State)
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klima:neutral - 11:24
Krieg: Fatal für Mensch und Klima!
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phoenix - 2017 - 44:08
Wildwest bei der Wismut - Atombomben aus dem Erzgebirge
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arte - 59:48
Die wahre Geschichte des 1. Golfkrieges
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Rohdatenhalde - arte Doku - 01:38:43
Doku: Why We Fight - Amerikas Kriege - Der militärisch-industrielle Komplex
Playlist - Radioaktivität weltweit ...
In dieser Playlist finden sich über 150 Videos zum Thema
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Ecosia
Diese Suchmaschine pflanzt Bäume!
Stichwortsuche: Militärisch-industrieller Komplex
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Wikipedia
Militärisch-industrieller Komplex
Der Begriff militärisch-industrieller Komplex (MIK) wird in gesellschaftskritischen Analysen zur Beschreibung der engen Zusammenarbeit und der gegenseitigen Beziehungen zwischen Politikern, Vertretern des Militärs sowie Vertretern der Rüstungsindustrie verwendet.
Das Konzept eines militärisch-industriellen Komplexes wurde 1956 durch den amerikanischen Soziologen Charles Wright Mills unter dem Titel The Power Elite (deutsch: „Die amerikanische Elite: Gesellschaft und Macht in den Vereinigten Staaten“) geprägt ...
Popularität erlangte der Begriff durch den US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower, der in seiner Abschiedsrede vom 17. Januar 1961 ausdrücklich vor den Verflechtungen und Einflüssen des militärisch-industriellen Komplexes in den USA warnte. Eisenhower, der selbst einst Generalstabschef der Armee gewesen war, sah wie Mills den militärisch-industriellen Komplex als eine Gefahr für die demokratischen Institutionen und die Demokratie an ...
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Newsletter III 2023 - 15. bis 21. Januar
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