Newsletter LI 2022

20. bis 25. Dezember

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Aktuelles+ Hintergrundwissen

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Nuclear Power Accidents

Diese PDF-Datei enthält eine Liste bekannt gewordener Zwischenfälle aus den verschiedenen Bereichen der zivilen und militärischen Atomindustrie. Einige dieser Informationen gelangten nur auf Umwegen an die Öffentlichkeit...

Auszug für diesen Monat:

02. Dezember 1949 (INES 4 NAMS 3,8) Atomfabrik Hanford, USA

05. Dezember 1965 (Broken Arrow) Douglas A-4E Skyhawk, USA

06. Dezember 1972 (INES 3 NAMS 1,6) Atomfabrik Sellafield, GBR

07. Dezember 1975 (INES 3) Greifswald, DDR

10 Dezember 1994 (INES 2) Pickering, ON, CAN

21. Dezember 1972 (INES ? Klass.?) Pawling, USA

31. Dezember 1978 (INES 4) Belojarsk, UdSSR

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Wir suchen aktuelle Informationen. Wer helfen kann, sende bitte eine Nachricht an: nukleare-welt@reaktorpleite.de

 

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25. Dezember

 

Atombomber

Frieden ist nicht unser Beruf

Der lebendige und gut gedeihende Wahnsinn der nuklearen Kriegsführung in Amerika

Hey, Kopf hoch, denn es ist wirklich eine Schönheit! Ich spreche von dem neuesten „Tarnkappenbomber“ dieses Landes, dem B-21 Raider, der gerade von Northrop Grumman, dem Unternehmen, das ihn herstellt, in seiner ganzen Pracht vorgestellt wurde. Mit seiner auffälligen Fledermausflügelform und seiner Fähigkeit, einen sehr großen Knall (wie bei Atomwaffen) auszulösen, ist er unser ganz eigener „Bomber der Zukunft“. Wie Verteidigungsminister Lloyd Austin bei seinem explosiven Debüt sagte, wird er „Amerikas Fähigkeit zur Abschreckung von Aggressionen stärken, heute und in der Zukunft“. Das macht mich wirklich stolz, ein Amerikaner zu sein ...

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Assange | Menschenrecht

Die Hatz auf Julian Assange spottet aller Menschenrechte

Um Kritiker ihrer menschenverachtenden Machtpolitik abzuschrecken, wollen die USA am Wikileaks-Gründer ein Exempel statuieren.

Am 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, fanden an vielen Orten in aller Welt Demonstrationen und Mahnwachen für die Freilassung von Julian Assange statt. Doch in grossen Medien der westlichen Welt hat das keinen nennenswerten Widerhall gefunden. Die «öffentliche Meinung» überschlägt sich aktuell fast täglich mit Berichten über Menschenrechtsverletzungen im Golfstaat Katar oder im Iran.  Dagegen macht sich in der Causa Assange Schweigen breit ...

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Klimaschutz | TreibhausgasLandwirtschaft

Rinderhaltung zum Klimaschutz? Achtung Greenwashing!

Zur Verteidigung der Rinderhaltung werden heute verschiedene Klima- und Umwelt-Argumente angeführt. Allen gemeinsam ist, dass sie sich auf besondere Haltungsformen beziehen, die mit der heutigen Fleisch- und Milchwirtschaft nicht viel zu tun haben.

Seit Jahren ist bekannt, dass die Erzeugung von Fleisch, Milch und Eiern mit immensen Treibhausgasemissionen einhergeht. Einschlägigen Darstellungen zufolge ist die Rinderhaltung besonders klimaschädlich: So verursacht ein Kilogramm Rindfleisch im Schnitt achtmal so viel Emissionen wie ein Kilo Schweinefleisch und sogar 60-mal so viel wie ein Kilo Erbsen ...

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Teil 1 | Teil 2

VölkerrechtPropaganda | failed state

"Völkerrecht nicht mehr Referenzsystem staatlichen Handelns"

Daniela Dahn über die die schlimmste denkbare Variante der Scholz'schen Zeitenwende. Über die historische Frage, ob der Russe Krieg will. Und ein Problem der Geschichtsschreibung. (Teil 1)

Frau Dahn, der Titel Ihres neuen Buches, "Im Krieg verlieren auch die Sieger. Nur der Frieden kann gewonnen werden" bezeugt schon Ihre Ablehnung aller Siegesfantasien. Was bedeutet für Sie die Scholz'sche Zeitenwende?

Daniela Dahn: Die eigentliche Zeitenwende war Anfang der 1990er-Jahre der Zerfall des Ostblocks. Und mit ihm des bipolaren Sicherheitssystems, das Ende der Entspannungspolitik. Russland war so schwach, dass man alles mit ihm machen konnte. Sogar in aller Öffentlichkeit mit US-Spezialisten Wahlen manipulieren, damit der dem Westen willfährige Jelzin gegen alle Vorhersagen noch einmal gewinnt ...

 

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24. Dezember

 

Kriegsdienst

Kleine Weihnachtsmusik

In der gerichtsmäßigen Verhandlung über die Anerkennung meiner Kriegsdienstverweigerung hatte ich es nicht erwähnt, aber eine wichtige Rolle bei meinem Entschluss, den “Dienst an der Waffe” zu verweigern, hatte ein Lied gespielt, das ich einige Jahre zuvor zum ersten Mal und dann immer wieder gehört hatte: “Universal Solider” von Donovan. In Kombination mit den schrecklichen Bildern aus dem Vietnamkrieg, wo Reisbauern bombardiert wurden um “unsere Freiheit” zu verteidigen, machte die Botschaft dieses Songs mir klar, dass es in Sachen Krieg eigentlich nur eine Lösung gibt: nicht mitmachen ...

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Hitze | DürreKälte

Wetter 2022: Ein Jahr der Extreme

Hitzerekorde, Dürren, schnell sinkende Temperaturen: Das Jahr, das war, zeigt, wie unsicher unser Leben in der Klimakatastrophe wird. Auch in Deutschland nehmen die Extreme zu.

Pakistan und Indien meldeten im März und April 2022 Rekordtemperaturen von bis zu 50 Grad im Schatten: Solche Temperaturen sind lebensgefährlich. Im Sommer wütete der Monsun in Pakistan derart, dass ein Viertel des Landes unter Wasser standen, 1.500 Menschen verloren ihr Leben.

Im Dezember sank die Temperatur in Australien – also im dortigen Sommer – in nicht einmal 24 Stunden um 50 Grad Celsius: So etwas gab es bislang nur in Katastrophenfilm wie in "The Day after Tomorrow" ...

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Strompreis

Helena Steinhaus: „Bei drei Babys läuft der Trockner durch und der Strom ist unbezahlbar!“

Interview Bei dem Verein „Sanktionsfrei“ melden sich in den vergangenen Wochen Hunderte Hartz-IV-Beziehende und Armutsbetroffene, die ihre Stromnachzahlungen nicht mehr stemmen können. Die Gründerin Helena Steinhaus warnt: Hier droht bittere Kälte

Knappe 43 Euro monatlich erhalten Bürgergeld-Beziehende ab Januar für Strom. Reicht das 2023 wirklich aus für Durchlauferhitzer, für Waschmaschine, Trockner und Herd? Der Verein Sanktionsfrei hat Hartz-IV-Beziehenden angeboten, bei Zahlungsproblemen die Stromnachzahlungen zu übernehmen – es meldeten sich 500 Familien. Helena Steinhaus schlägt Alarm.

der Freitag: Frau Steinhaus, entschuldigen Sie, wenn ich das so sage, aber Sie sehen ein wenig mitgenommen aus.

Helena Steinhaus: Die letzten Wochen waren echt heftig. Wir haben Hartz-IV-Betroffene dazu aufgerufen, sich bei uns zu melden, wenn sie eine Stromnachzahlung nicht stemmen können. Es haben sich über 500 Familien in drei Wochen gemeldet! 136.000 Euro sind bereits ausgezahlt.

Haben Sie genug Spenden dafür?

Helena Steinhaus: Wir haben eine Großspende reinbekommen und es haben uns auch viele Leute ihre Energiepauschale gespendet. Aber dieser Topf ist jetzt leer, obwohl wir die Übernahme auf 500 Euro gedeckelt haben. Es melden sich weiterhin Menschen, die ihre Stromabrechnungen nicht zahlen können. Wie denn auch: Im Regelsatz sind nur 38,07 Euro für Strom vorgesehen ...

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Lützerath | TreibhausgasBraunkohle

Bauer Eckardt und die 1,5 Grad

Jahresrückblick 2022. Heute: Klimaschutz. Ausstoß von Treibhausgasen kaum gebremst, Kampf für Pariser Ziele in Lützerath

Für die deutsche Klimaschutzpolitik kann das ausgehende Jahr zweifellos als verloren angesehen werden. LNG-Terminals wurden gebaut, Kohlekraftwerke aus der Reserve geholt und schließlich auch noch grünes Licht für die Räumung des Protestcamps im rheinländischen Lützerath gegeben, um mehr Braunkohle aus der Erde zu holen. Ausgerechnet. Braunkohle ist der schlechteste und damit klimaschädlichste aller fossilen Brennstoffe. Wenig ist von den großen Hoffnungen geblieben, die viele mit der Regierungsbeteiligung von Bündnis 90/Die Grünen verknüpft hatten.

Mehr Strom als im Vorjahr wurde aus Kohle erzeugt, das war schon 2021 so – nach Jahren des Rückgangs. In den ersten neun Monaten dieses Jahres stieg der Verbrauch von Braunkohle im Jahresvergleich um acht Prozent, der von Steinkohle gar um zwölf und auch der von Mineralöl legte um 5,2 Prozent zu (Angaben der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen). Nur der Gasverbrauch ging zurück, so dass die Treibhausgasemissionen 2022 insgesamt deutlich zugelegt haben dürften. Denn Gas ist von den genannten Brennstoffen derjenige mit den geringsten Emissionen pro erzeugter Kilowattstunde ...

 

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23. Dezember

 

Europäische Kommission | Ausbau Erneuerbare Energien

Europäische Kommission genehmigt Novellen des EEG und WindSeeG

Berlin - Kurz vor Weihnachten hat die Europäische Kommission jetzt grünes Licht für die im Sommer vom Bundestag im Rahmen des sog. Osterpaketes beschlossenen Änderungen am EEG 2023 und WindSeeG 2023 gegeben. Damit liegt eine wichtige Grundlage für den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland vor.

Die Europäische Kommission hat am Mittwoch (21.12.2022) die Novellen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG 2023) und des Windenergie-auf-See-Gesetzes (WindSeeG 2023) aus beihilferechtlicher Sicht genehmigt. Damit können alle dort vorgesehenen Maßnahmen, die den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland beschleunigen sollen, wie geplant zum 1. Januar 2023 angewendet werden ...

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Fakten | WindenergiePhotovoltaik

Windenergie und Photovoltaik: Hartnäckige Mythen im Faktencheck

In der Diskussion um Wind- und Solarenergie sind zahlreiche Mythen und Legenden im Umlauf. Doch was steckt wirklich dahinter? Wir haben die Fakten geprüft.

Die Energiewende von fossiler Energieerzeugung hin zu erneuerbaren Energien wird hitzig diskutiert. Immer wieder geistern Behauptungen, Halbwahrheiten und urbane Legenden um erneuerbare Energieträger durchs Netz. Unser Hintergrundartikel prüft solche Behauptungen zu den Themen Windkraft sowie Photovoltaik auf ihre Plausibilität.

Wir prüfen insgesamt neun Mythen, die immer wieder in Diskussionen auftauchen, auf ihren Wahrheitsgehalt und stellen ihnen Fakten gegenüber. So erlangen Sie das Rüstzeug, um in der nächsten Diskussion faktenbasiert gegenargumentieren zu können ...

 

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22. Dezember

 

Bürgerdialog | Atommülllager Asse

Begleitprozess zum Atommülllager Asse beendet

Nach langer Krise ist der kritische Begleitprozess zum Atommülllager Asse in Niedersachsen vorerst beendet. «Es hat sich gezeigt, dass dieses Format der Begleitung nicht wirksam für die Wahrnehmung der berechtigten Interessen der Bevölkerung in der Region war», wird Wolfenbüttels Landrätin Christiana Steinbrügge in einer Mitteilung des Bundesumweltministeriums vom Donnerstag zitiert. Sie ist Vorsitzende der Asse-2-Begleitgruppe

[...]

«Der in den letzten Jahren eingetretene Vertrauensverlust macht aus unserer Sicht diesen Schritt unausweichlich», sagte Steinbrügge. Es bestehe aber grundsätzlich die skeptische Bereitschaft, einen neuen gut durchdachten Beteiligungsprozess zu entwickeln ...

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Taiwan | LeckKühlsystem

Leck in Kernkraftwerkreaktor behoben

In einem Reaktor in einem der Kernkraftwerke Taiwans wurde gestern bei einem Routinetest ein Kühlrohrleck festgestellt. Taiwans staatliches Stromunternehmen Taiwan Power Company (Taipower) verkündete heute, dass das Leck bereits repariert wurde.

Werksarbeiter führten gestern einen Signaltest für den Notstrom-Dieselgenerator durch, als sie ein Leck im Kühlsystem entdeckten. Techniker stoppten den Test manuell, was dazu führte, dass sich vorübergehend die Stromversorgung des Landes verringerte ...

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Grafenrheinfeld | Atommüll

Atommüll, Nein Danke!: Vereinter Protest gegen geplante Transporte nach Grafenrheinfeld

Die vom Kraftwerksbetreiber Preussen Elektra angekündigten Atommülltransporte aus dem stillgelegten Atomkraftwerk Würgassen nach Grafenrheinfeld haben zu einem bisher einmaligen Schulterschluss aller in der Schweinfurter Region zum Teil seit Jahrzehnten gegen die Atomkraft positionierten Organisationen und Parteien geführt.

Wegen der für Anfang 2023 erwarteten ersten Transporte aus Nordrhein-Westfalen nach Unterfranken enthüllten 30 Vertreter vom Schweinfurter Aktionsbündnis gegen Atomkraft, von der BA-BI, der Bürgeraktion Müll und Umwelt, von People 4 Future, vom Bund Naturschutz, von der SPD und den Grünen aus Stadt und Landkreis Schweinfurt am Abzweig zum KKG an der Kreisstraße von Grafenrheinfeld nach Röthlein das erste Banner. Die zwei Kernbotschaften: „Atommüll, Nein Danke“ und „Grafenrheinfeld ist keine Atommüllkippe“ ...

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Griechenland | ErdgasKlimaziele

Gasvorkommen im Mittelmeer

Die Griechen gehen auf Gassuche

Vor den Küsten Griechenlands werden große Erdgasvorkommen vermutet. Sie könnten nicht nur das Land auf Jahrzehnte mit Energie versorgen, sondern auch Europa helfen, russisches Gas zu ersetzen. Deshalb treibt die griechische Regierung jetzt die Explorationen voran. An ihren ehrgeizigen Klimazielen will sie aber festhalten.

... Jetzt will Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis die Gasexplorationen vorantreiben. „Wir bleiben zwar auf einen schnellen Übergang zu grüner Energie fokussiert, aber zugleich sind wir verpflichtet, Möglichkeiten der Erdgasförderung zu prüfen, die zu unserer eigenen Energiesicherheit und der Versorgung Europas beitragen könnte“, sagt der Premier. Auch Rikard Skoufias, CEO der staatlichen Gesellschaft zur Verwaltung von Kohlenwasserstoffen und Energieressourcen (EDEY), meint, griechisches Erdgas könne „nicht nur für unser Land eine bedeutende Rolle spielen, sondern auch für die Versorgung Europas, das in dieser Zeit nach einheimischen Energieressourcen sucht.“ ...

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Japan | Laufzeit Verlängerung

Elf Jahre nach der Fukushima-Katastrophe setzt Japan wieder auf Atomkraft

Kernenergie Verlorener Schrecken: Trotz der Fukushima-Katastrophe verkündet Japans Premier Fumio Kishida seine Pläne für den Bau von Reaktoren der nächsten Generation. Schließlich will man hier ab 2050 keine CO2-Emissionen mehr erzeugen

... Premier Fumio Kishida verkündet Pläne für den Bau von Reaktoren der nächsten Generation. Zudem sollen Aggregate wieder in Betrieb gehen, die nach der Fukushima-Havarie 2011 stillgelegt wurden. Man will die Abhängigkeit von importierten fossilen Brennstoffen beenden und erreichen, ab 2050 netto keine Emissionen mehr zu erzeugen. Kishidas „grüne Transformation“ sieht verlängerte Laufzeiten für Reaktoren über das geltende Maximum von 60 Jahren hinaus vor. Es gehe um eine bezahlbare Energieversorgung und die Erfahrung, dass in Tokio während der Hitzewelle dieses Sommers mit Stromausfällen gerechnet wurde ...

 

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21. Dezember

 

Kohle | CO2KlimabilanzAusschreibung

Treibhausgas-Emissionen:

Kohle-Boom ruiniert Klimabilanz

Die Energiekrise macht sich in Deutschlands Energiewirtschaft bemerkbar. Erstmals seit Langem verzeichnet sie wieder steigende Emissionen.

BERLIN taz | Die Energiekrise macht sich in Deutschlands Klimabilanz bemerkbar – und zwar erwartungsgemäß negativ. Die Energiewirtschaft hat sich selbst zu Wort gemeldet und gewarnt, dass sie ihre CO2-Grenzwerte aus dem Klimaschutzgesetz 2022 überschritten habe ...

Die Branche habe den Ausstoß von 260 Millionen Tonnen Kohlendioxid verursacht – 3 Millionen Tonnen mehr als laut Klimaschutzgesetz erlaubt.

[...]

Bei der vierten und letzten Ausschreibung der Bundesnetzagentur für erneuerbare Energien gab es erneut wenig Interesse.

Windbranche kritisiert Höchstpreis bei Ausschreibung

An den Ausschreibungen müssen Energieunternehmen teilnehmen, wenn sie staatliche Förderung für ihre Windräder und Solaranlagen bekommen wollen. Die Idee: Der Billigste bekommt den Zuschlag. Das ist seit gut fünf Jahren so. Zuvor gab es gesetzlich garantierte Fördersätze.

Ausgeschrieben war im Dezember die Unterstützung von Windrädern an Land mit einer Kapazität von insgesamt 604 Megawatt. Die 16 Gebote reichen aber nur für etwa 204 Megawatt. Es wäre also Geld für etwa die dreifache Menge dagewesen. Gleichzeitig lief eine Ausschreibung für Solaranlagen auf Gebäuden, die ebenfalls deutlich unterzeichnet war ...

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Philippsburg | Abwasser Leck

Stillgelegtes Kernkraftwerk

Radioaktives Abwasser im stillgelegten Atomkraftwerk Philippsburg ausgetreten

Meldepflichtiger Vorfall in stillgelegten Atomkraftwerk Philippsburg: 400 Liter radioaktives Wasser sind aus einem Tank ausgetreten.

Im stillgelegten Atomkraftwerk Philippsburg ist schwach radioaktives Abwasser aus einem Puffertank ausgelaufen. (Standardmeldung) 400 Liter Flüssigkeit blieben dabei in dem Raum für den Tank und konnte aufgefangen werden, weil der Raum für Leckagen ausgelegt ist ...

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NRW | Wind AusbauAbstandsregel

Windenergie Weihnachtspaket

NRW-Abstandsregelung von 1.000 Meter beim Repowering fällt

Düsseldorf - Die NRW-Landtagsfraktionen von CDU und Grünen haben einen Gesetzentwurf und einem begleitenden Antrag vorgelegt. Ziel ist die Beschleunigung des Windenergie-Ausbaus in NRW.

Mit dem Windenergie-Paket von CDU und Grünen soll der pauschale Mindestabstand von 1.000 Metern zu Wohnhäusern sowohl für alle Gemeinden mit rechtskräftigen Windenergie-Konzentrationszonen als auch für das Repowering von Windenergieanlagen in NRW landesweit abgeschafft werden. Damit würde beim Ersatz älterer gegen modernere, effizientere Windenergieanlagen künftig der pauschale Mindestabstand fallen, der bisher viele Repowering-Vorhaben verhindert hat.

Mit einem begleitenden Antrag beauftragen die Landtagsfraktionen die Landesregierung zudem, Windenergieanlagen auch auf Nadelwaldflächen sowie beschädigten Waldflächen - verursacht durch Dürre, Stürme und Borkenkäfer - zu ermöglichen. Darüber hinaus soll sichergestellt werden, dass Kommunen beim Ausbau der Windenergie bestmöglich unterstützt werden, die jeweiligen Potenziale genutzt werden und der Ausbau der Windenergie auch auf landeseigenen Flächen kräftig vorangeht. Gleichzeitig sollen die Bürger vor Ort an dem Gewinn beteiligt werden ...

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Frankreich | CattenomRisse

Risse in Leitungen:

Betreiber EdF nimmt Block drei des Atomkraftwerks Cattenom länger vom Netz

Cattenom Verschleiß im Kernkraftwerk Cattenom machte den Austausch von Leitungen nötig. Jetzt will Betreiber EdF einen Block länger vom Netz nehmen als ursprünglich geplant. Was steckt dahinter?

Erst vor wenigen Tagen hat Betreiber Electricité de France (EdF) einen von vier Blöcken im Atomkraftwerk (AKW) Cattenom wieder hochgefahren. Doch ein weiterer Meiler der Anlage an der Grenze zum Saarland soll jetzt länger abgeschaltet bleiben als ursprünglich vorgesehen.

Das schürt Bedenken, dass die Probleme mit der Anlage größer sind, als sie öffentlich zugegeben werden ...

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Vereinigte Staaten | Plutonium

21. Dezember 1972 (INES Klass.?!) Atomfabrik Pawling, USA

Im Dezember 1972 kam es zu einem Brand und zwei Explosionen in der Fabrikationsanlage der Gulf United Nuclear Corporation in der Nähe von Pawling, New York, wo Pu-Brennstoff für schnelle Brüter hergestellt wurde. Eine unbestimmte Menge Plutonium wurde außerhalb des Werksgeländes verstreut, so dass das Ereignis kaum weniger als INES-Stufe 4 sein kann. Ein NAMS-Ereignis der Größenordnung 4,0 würde durch die Freisetzung von nur 10 g 239Pu und 240Pu in die Atmosphäre ausgelöst; da das Feuer und die Explosionen so schwerwiegend waren, dass die Anlage geschlossen werden musste, ist es wahrscheinlich, dass die Freisetzung eine oder zwei Größenordnungen über diesem Gewicht an Pu gelegen haben könnte. Außerdem liegt die Häufigkeit der chronischen myeloischen Leukämie (CML) in Pawling offenbar bei 3 in einer Stadt mit 5000 Einwohnern, während der erwartete Wert bei 1 - 2 pro 100 000 Einwohner liegt. Auf der CML-Wikipedia-Webseite heißt es: "Der einzige gut beschriebene Risikofaktor für CML ist die Exposition gegenüber ionisierender Strahlung." Die Häufung von CML-Fällen in Pawling deutet also darauf hin, dass mindestens eine ernsthafte Freisetzung in der Anlage stattgefunden hat.

https://physicstoday.scitation.org/do/10.1063/PT.4.0367/full/

Übersetzt mit https://www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)

 

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20. Dezember

 

Japan | Uralt Reaktor | Mihama

Gericht lehnt Abschaltung ab Japanischer Uralt-Reaktor darf am Netz bleiben

Anwohner klagten gegen den Betrieb des Reaktors drei im Atomkraftwerk Mihama: Er würde einem Erdbeben nicht standhalten. Ein Gericht sieht das nun anders – das AKW könnte noch Jahrzehnte am Netz bleiben.

Japan hält an seinem Uralt-Reaktor fest, Atomkraftgegner haben vor Gericht eine Niederlage erlitten: Der mit mehr als 40 Jahren älteste laufende Kernreaktor des Landes darf am Netz bleiben.

Das Bezirksgericht in Osaka wies die Forderung von Anwohnern zurück, den alternden Reaktor 3 im Atomkraftwerk Mihama in Zentraljapan wegen Sicherheitsbedenken abzuschalten. Der Block 3 in der Präfektur Fukui war 1976 in Betrieb gegangen. Nach der Atomkatastrophe in Fukushima 2011 war er zehn Jahre lang vom Netz genommen worden. Nach einer zwischenzeitlichen Wartung produziert er seit September wieder Strom.

Neun Einwohner in den Präfekturen Fukui, Shiga und Kyoto, die in einem Umkreis von zehn bis 80 Kilometern um die Anlage leben, hatten argumentiert, dass der Reaktor einem massiven Erdbeben nicht standhalten würde. Der Betreiber Kansai Electric hatte dagegen argumentiert, die Sicherheitsauflagen seien erfüllt. Es war die erste Gerichtsentscheidung über die Sicherheit eines alternden Reaktors ...

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Solarzelle | Tandem | Perowskit

Neuer Weltrekord für Tandem-Solarzelle

Kombiniertes Modul aus Silizium und Perowskit schafft 32,5 Prozent Wirkungsgrad

Mehr Effizienz für die Photovoltaik: Ein deutsches Forschungsteam hat einen neuen Weltrekord für den Wirkungsgrad bei Tandem-Solarzellen erzielt. Ihre Kombination aus einer Silizium-Unterzelle und einer Perowskit-Topzelle wandelt 32,5 Prozent der einfallenden Sonnenenergie in elektrischen Strom um. Erreicht wurde dieser Fortschritt durch spezielle Nanotexturen und Anpassungen der Grenzflächen. Der Rekord unterstreiche das große Potenzial solcher Tandem-Solarzellen, so das Team.

Die Photovoltaik gilt als wichtiges Standbein der Energiewende. Wie effizient die Umwandlung von Solarenergie in Strom ist, hängt allerdings vom Wirkungsgrad der eingesetzten Solarzellen ab – und von ihrer Machart. Bei gängigen Silizium-Solarmodulen liegt der Wirkungsgrad deutlich unter 30 Prozent, organischen Dünnschicht-Solarzellen erreichen maximal 22 Prozent. Doch der Wirkungsgrad lässt sich erhöhen, wenn man Zellen aus verschiedenen Halbleitern und mit unterschiedlichen Absorptionsspektren miteinander kombiniert ...

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Rutherford | Atomkern

Heute vor 112 Jahren

Ernest Rutherford entdeckt die Atomkerne

Durch das berühmte Goldfolien-Experiment gelangt der Physiker zu einer erstaunlichen Erkenntnis: Fast die gesamte Masse der Atome steckt in einem Punkt in ihrem Zentrum – dem Atomkern.

Ernest Rutherford, 1871 in Neuseeland geboren und als eines von zwölf Geschwistern aufgewachsen, hatte bereits in jungen Jahren Bahnbrechendes geleistet. Für die Entdeckung des radioaktiven Zerfalls hatte er 1908 den Nobelpreis für Physik erhalten. Sein berühmtestes Experiment gelang ihm aber erst nach der Auszeichnung. Am 20. 12. 1910 beschoss er – nach vielen Vorversuchen – zusammen mit zwei Mitarbeitern eine dünne Goldfolie mit energiereichen Alphateilchen. Viele der Teilchen flogen ungehindert durch die Goldfolie hindurch, manche aber prallten ab ...

 

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Vereinten Nationen | UNO | Sicherheitsrat

Eine UNO für alle

Wie kann der Missbrauch internationaler Organisationen verhindert werden? Was braucht es, um die UNO zu demokratisieren? Reformvorschläge des ehemaligen UN-Diplomaten Hans-Christoph von Sponeck.

"Es geht um viel mehr als nur um 'Reformen'", sagte der ehemalige deutsche UN-Diplomat Hans-Christoph Graf von Sponeck beim bundesweiten Friedensratschlag in Kassel am 11.12.2022. Das Treffen friedenspolitischer Gruppen befasste sich im Schwerpunkt mit dem Krieg in der Ukraine und mit der Frage, wie eine globale Friedensordnung geschaffen werden kann.

Hans-Christof Graf von Sponeck (* 1939 in Bremen) ist ein ehemaliger deutscher UN-Diplomat, Sachbuchautor und Hochschullehrer. Von 1968 bis 2000 war er für die Vereinten Nationen tätig, zuletzt im Irak. Er ist Sohn des von den Nationalsozialisten in der Folge des 20. Juli ermordeten Generalleutnants Hans von Sponeck.

Es geht hier nicht nur um "Reformen", ohnehin ein schwaches Wort im Hinblick auf das katastrophale geopolitische Chaos, dem die Bürger heute weltweit ausgesetzt sind. Es geht um weit mehr, um sehr viel mehr.

Mensch und Natur sind von Krankheiten befallen. Wir besitzen die "Medikamente", die globalen Gemeinschaftsgüter, für eine Heilung, aber benutzen diese nicht. Über Jahre hinweg ist viel wichtiges Menschenrecht geschaffen worden.

Die Verpflichtung für die Anwendung dieser Rechte existiert daher, um Frieden, menschliche Sicherheit und nachhaltige Entwicklung für alle zu ermöglichen. Anwendung würde bedeuten, dass unsere Welt genesen könnte.

Ohne einen Multilateralismus, wie er in der UN-Charta vorgegeben ist, wird dies nicht gehen. Stalin, Roosevelt und Churchill, ein Kommunist aus dem Osten und zwei Kapitalisten aus dem Westen, hatten sich 1945 auf der Krim über die Schaffung der Uno geeinigt und der Welt eine Gemeinschaft versprochen.

Das konnte nicht gut gehen. Zu groß waren die ideologische Kluft und die unterschiedlichen nationalen geopolitischen Erwartungen. Es folgte der Kalte Krieg, der heute noch kälter geworden ist.

Viel gäbe es hier zu erläutern. Die kurze Zeit, die ich habe, muss ich aber nutzen, für eine Bestandsaufnahme der multilateralen Realität im 21. Jahrhundert und, natürlich, für entsprechende Hinweise zu ihrer Erneuerung.

Gründungsstaaten und heutige Mitgliedsstaaten

Aus 51 Gründungsstaaten der Uno 1945 sind heute 193 Mitgliedstaaten geworden. Die Uno ist aber weiterhin machtpolitisch eine westlich zentrierte Organisation geblieben, so wie die zwei Kapitalisten Churchill und Roosevelt es vor 77 Jahren haben wollten:

Von den fünf permanenten Mitgliedern des Sicherheitsrats kommen drei aus dem Westen; Afrika und Lateinamerika haben keine Sitze, Asien mit China nur einen. Das politische Hauptquartier der UNO befindet sich in New York; die UN-Sonderorganisationen, Fonds und Programme haben ihre Zentralen, ohne Ausnahme, im Westen; die Weltbank und der Internationale Währungsfond, zwei UN-Einrichtungen mit Sitz in Washington, unterliegen deutlich westlichen Interessen.

Sie werden die Gewichtung einer solchen Darstellung in Frage stellen. So ging es mir auch, bis ich über viele Monate hinweg die jährlichen Abstimmungsergebnisse der UN-Generalversammlung untersucht hatte. Was ich herausfand, ergab ein erschütterndes Zeugnis der Machtlosigkeit der Mehrheit der Staaten.

Hauptsächlich westliche Länder, vor allem die Vereinigten Staaten mit ihrem erzwungenen neoliberalen Unilateralismus, haben Jahr für Jahr systematisch jeglichen Versuch, Menschenrechte und die menschliche Sicherheit für alle, wo immer sie leben, unterdrückt.

Vom Kernwaffenstopp-Vertrag und atomfreien Zonen bis hin zu Entkolonialisierung von Territorien in Asien, Afrika und Lateinamerika und der Einführung einer neuen Weltwirtschaftsordnung mit gleichen Wettbewerbsbedingungen für Industrie- und Entwicklungsländer wurden weitgehend vom Westen oder korrekter, von den USA, verhindert, geradezu boykottiert.

Die USA und Somalia sind übrigens die einzigen Länder, die bis heute die UN-Kinderrechtskonvention von 1989 nicht ratifiziert haben; ähnliches gilt für die UN-Frauenrechtskonvention von 1979, die ebenfalls bis heute von den USA abgelehnt wird.

Die Rolle des UN-Sicherheitsrates

Alle rechtlichen Verpflichtungen der UN-Charta mit ihren 111 Artikeln werden von den ständigen Mitgliedern des Sicherheitsrats immer wieder skrupellos und straflos ignoriert oder gebrochen. Also genau von den fünf Staaten, denen die UN-Generalversammlung die Hauptverantwortung für Weltfrieden und Weltwohlergehen anvertraut hat. Internationales Recht gilt also nur für die anderen. An Belegen für die Machtlosigkeit der Uno fehlt es nicht.

Die Kriege in Jugoslawien, im Irak, Syrien, Afghanistan, Libyen und natürlich in der Ukraine sind die entsetzlichen Zeugen dieses Doppelstandards. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag ist bisher nur für diese "anderen" 188 UN-Mitgliedsstaaten, zuständig gewesen. Saddam Hussein wurde mit Recht verurteilt, George Bush und Tony Blair bleiben zu Unrecht straflos.

Es siegt weiterhin das Recht der Macht und nicht die Macht des Rechts. Es überrascht daher nicht, dass das 1990 gegebene Versprechen von Paris für ein europäisches Friedensprojekt – wahrlich eine Sternstunde internationaler Beziehungen – schnell zu einem menschenverachtenden andauernden Kriegsprojekt verkümmerte.

Die gegenwärtigen Versuche der Nato, die Öffentlichkeit von der westlichen Ukraine-Politik zu überzeugen, übersieht vollkommen, dass sie damit hilft, die Zivilgesellschaft aufzurütteln und die Macht unsere Widerstands zu stärken.

Aber die Voraussetzung für wirklichen dauerhaften Erfolg der Friedensbewegungen, in Deutschland und überall, bleibt: Wir müssen zusammenrücken, müssen unsere Kräfte bündeln und dies mit Mut, innerer Überzeugung und ehrlicher Menschlichkeit.

Der fatale und unangemessene westliche Führungsanspruch – der Westen stellt acht Prozent der Weltbevölkerung! – in der Weltorganisation und das damit verbundene schwerwiegende Joch für die Friedensarbeit der Uno ist die Hauptursache für den jämmerlichen Zustand des UN-Sicherheitsrates und bleibt die Hauptherausforderung für gefährlich überfällige Reformen der Uno.

Meine 32 Jahre der Mitarbeit in den politisch so unvereinten Nationen und die Zeit des Nachdenkens danach, geben mir das Selbstvertrauen für diese schwerwiegende und anklagende Aussage.

Der Traum des Möglichen für eine friedlichere und gerechtere Welt ist in den 77 Jahren der Uno zu einem tragischen Alptraum des scheinbar Unmöglichen geworden.

Was muss geschehen, um das fatale Joch von der UNO zu nehmen?

Darüber Konkretes, sobald ich das zweite Thema, den stattfindenden Missbrauch internationaler Organisationen, durch ein akutes Beispiel kurz angeschnitten habe.

Politischer Missbrauch am Beispiel der OVCW

Die Welt hat nicht vergessen, wie im Frühjahr 2003 die USA im UN-Sicherheitsrat ihr gefährliches Spiel mit der Unwahrheit über angebliche Massenvernichtungswaffen im Irak – die es schon lange gar nicht mehr gab! – zur Schau getragen haben, als Vorbereitung auf den völkerrechtswidrigen angloamerikanischen Krieg gegen das Land.

Weniger bekannt, aber ähnlich gefährlich, sind Falschmeldungen der OVCW, der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen in Den Haag über den angeblichen Einsatz von chemischen Waffen am 7. April 2018 im syrischen Duma. Ein daraufhin von der OVCW entsandtes Expertenteam kam zu dem Schluss, dass die 43 Menschen, die bei diesem Angriff ums Leben kamen, nicht durch chemische Waffen ums Leben gekommen waren.

Anstelle ihrer wissenschaftlichen Erkenntnisse wurde von dem OVCW-Management ein Bericht veröffentlicht, der das Gegenteil beweisen wollte, nämlich, dass chemische Waffen doch benutzt worden seien. Damit sollte der am 18. April 2018 stattgefundene Angriff in Syrien durch die US-amerikanische, britische und französische Luftwaffe legitimiert werden.

Seither sind zwei OVCW-Wissenschaftler, die für die Untersuchung vor Ort mitverantwortlich waren, aus Protest zurückgetreten, 28 international bekannte Personen, unter ihnen vier weitere OVCW-Wissenschaftler und der erste General-Direktor der OVCW, José Bustani, haben in einer öffentlichen Erklärung ihre Besorgnis zu diesem sicherheitspolitisch so ernsten Zwischenfall und dem offensichtlichen Missbrauch einer internationalen Organisation zum Ausdruck gebracht. Dieser so ernste Vorfall ist von den Medien bei uns und im westlichen Ausland mehr oder weniger ignoriert worden ist.

2021 hatte sich eine kleine Gruppe von vier Personen, zu der ich gehöre, gebildet, die mit Hilfe von Experten und Parlamentariern eine 130-seitige Expertise erstellt hat, die Beweise liefert, dass nicht nur die Frage des Einsatzes von chemischen Waffen, sondern auch der Toxikologie und der Ballistik von der OVCW in Duma politisiert und fälschlich dargestellt worden sind.

Dieser Bericht wird in Kürze mit Unterstützung einer Gruppe von Abgeordneten einem Parlament in Europa und der Öffentlichkeit vorgelegt werden, mit der Forderung, dass alle OVCW-Wissenschaftler, die an der Duma-Untersuchung dieser Organisation mitgearbeitet haben, eine neue Untersuchung vornehmen und Falschdarsteller zur Rechenschaft gezogen werden.

Es geht hier nicht um Ideologie oder die Verteidigung der syrischen Regierung, die anderswo im Land in der Tat chemische Waffen eingesetzt hat. Es geht darum, Wahrheit, Sicherheit und die Integrität der OVCW, einer wichtigen internationalen Einrichtung, zu verteidigen.

Hierzu noch zwei weitere Bemerkungen: Die Uno hat sowohl auf der politischen als auch auf der operationalen Ebene trotz wiederholter Anfragen bezüglich Stellungnahmen zu Duma nicht reagiert – eine äußerst ernste Veruntreuung ihrer völkerrechtlichen Verpflichtung.

Schlimmer noch: Als Partnerorganisation im Verbund mit der OVCW haben sowohl die monatlichen Aussprachen im UN-Sicherheitsrat über Chemiewaffen in Syrien, als auch die Aussagen des UN-Generalsekretärs und seiner höheren Mitarbeiter gezeigt, dass es keine Bereitschaft in der UNO gibt, dem Anliegen der Zivilgesellschaft zu folgen, das Thema OVCW, Duma und Chemiewaffen neu zu untersuchen. Den Sicherheitsrat ist zu einem geopolitischen Theater geworden und dies auf Kosten der Menschen in Syrien.

Jeder Versuch unsererseits, dieses wichtige Thema verantwortlich zu diskutieren, ist bisher nur auf Schweigen, Häme oder vulgäre Abweisung gestoßen. Dies entmutigt nicht nur – im Gegenteil, es fordert heraus, weil diese Auseinandersetzung stellvertretend stattfindet für das globale Ringen zwischen einer geopolitisierten und kriegslüsternden Welt des ungeheureren Reichtums bei gleichzeitiger Benachteiligung und Armut einerseits – und einer multipolaren Welt andererseits, in der Recht, Freiheit und Sicherheit unser Leben bestimmen und die Uno den benötigten Katalysator liefern kann.

Lange Liste der Erfordernisse

Die Liste der rechtlichen, strukturellen und inhaltlichen Anpassungen der UNO an die überlebenswichtigen Belange unserer Welt im 21. Jahrhundert ist lang.

Ich möchte erinnern an die in der UN-Charta vorgeschlagenen Konferenz aller Mitgliedsstaaten der UNO (Art.109), die bereits 1955 hätte stattfinden sollen, um über notwendige Reformen zu entscheiden. Gefordert ist hier politischer Wille der Generalversammlung, nach vielen Jahren der Nachlässigkeit, eine solch wichtige Zusammenkunft zu beschließen.

Die UN-Klimakonferenzen geben einen Vorgeschmack darauf, wie schwierig es sein wird, sich auf wirkungsvolle Reformen zu einigen. Anstehen so wichtige Themen wie die Integration von nichtstaatlichen Organisationen und Jugendlichen in die Arbeit der Uno; oder die Einführung der Rechenschaftsverpflichtung von Personen und Einrichtungen; die Gewährleistung des internationalen Charakters und die Unabhängigkeit der Uno; die zukünftige Rolle des UN-Generalsekretärs und die Auswahl von Bediensteten für den UN-Dienst und vieles mehr.

Globale Krisen: Die wichtigste Hauptforderungen

Was folgt, ist eine enge Auswahl von Erneuerungen, die mir besonders akut erscheinen:

1. Das Hauptgremium der Uno, die Generalversammlung, hat keine Durchführungsautorität. Nur der Sicherheitsrat kann entscheiden, mit einer Ausnahme: Wenn internationale Spannungen von bedrohlichem Ausmaß bestehen und es an Einstimmigkeit der ständigen Mitglieder im Sicherheitsrat mangelt, dann, aber nur dann, kann die Generalversammlung den Sicherheitsrat überstimmen (A/Res 377, 3. November 1950). Dieses Recht der Generalversammlung muss erheblich erweitert werden.

2. Die fünf Ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates bestehen weiterhin auf dem Primat der Geopolitik, des Großmacht-Nationalismus und der unzeitgemäßen Zusammensetzung dieser Gruppe. Die Zusammensetzung der Ständigen Mitglieder im Sicherheitsrats hat sich in 77 Jahren nicht verändert und muss dringend angepasst werden, damit Afrika, Lateinamerika und Asien angemessen vertreten sind.

Das bestehende Vetorecht hat immer wieder friedensbildende Maßnahmen verhindert und verlangt eine grundlegende Reform, um Mehrheitsbeschlüsse zu ermöglichen, um damit Alleingänge aus geopolitischen Interessen einzelner Mitglieder endgültig zu verhindern. An konstruktiven Vorschlägen mangelt es nicht.

3. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag hat, ebenso wie die Generalversammlung, keine Durchführungsautorität, sondern nur beratende Funktionen und ist damit weitgehend realpolitisch unbedeutend. Dieser UN-Gerichtshof kann nur dann wirksam werden, wenn er das Mandat für verpflichtende Rechtsprechung bekommt und damit vollstreckbare Entscheidungen treffen kann.

4. Die Diskrepanz zwischen dem Verlangten und den Geldern, die dem UN-Generalsekretär zur Verfügung stehen, wird immer größer. In diesem Jahr ist das ohnehin schon erbärmliche Budget von 3,2 Milliarden US-Dollar für seine weltweite Initiativen weit geringer als das Budget der Polizei der US-Metropole New York.

Der kleine Staat Bhutan im Himalaya zahlt pro Kopf mehr für das UN-Budget als die USA und unser Land. Katars jährlicher UN-Beitrag beträgt 7,8 Millionen US-Dollar. Für die Infrastruktur der Fußball-WM zahlt die Regierung in Doha nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters 500 Millionen US-Dollar pro Woche.

Das alte Thema: Die Welt hat mehr als genug Geld. Die Neuverteilung dieses Geldes sollte als eine nicht verhandelbare Voraussetzung für menschliche Sicherheit, nachhaltige Entwicklung und eine UNO als globale Durchführungsorganisation vorgenommen werden.

Ausblick

Abschließend möchte ich Ihnen versichern, dass ich mir voll bewusst bin, dass in der gegenwärtigen Welt des Staatszentrismus und des geopolitischen "Rechts der Ausnahme" weder der politische Wille geschweige denn, der ethische Ehrgeiz existieren, um die Umsetzung der hier gemachten UNO-Reformvorschläge zu ermöglichen.

Defätismus? Dies wäre wahrlich eine unverantwortliche Reaktion.

Ich glaube an das Potenzial der Kraft der aktiven Zivilgesellschaft – bei uns und weltweit. Die Dringlichkeit, Mega-Krisen wie der Klimawandel oder die Ungleichheit der Lebenschancen und die Angst vor dem möglichen Einsatz von Nuklearwaffen in Krisensituationen werden uns, die Zivilgesellschaft, und viele Regierungen zusammenführen, um im besten Kant'schen Sinne den Mut für die eigene Vernunft zu entfalten, um damit auch eine UNO aufzubauen, die mit politischer Ehrlichkeit und Rechenschaftsverpflichtung eine Gemeinschaft werden kann, der alle angehören.

 

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Hintergrundwissen

 

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reaktorpleite.de

 

Karte der nuklearen Welt:

Die fünf Vetomächte im UN-Sicherheitsrat entscheiden alles ...

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Die interne Suche nach

Vereinte Nationen

brachte u.a. folgende Ergebnisse:

 

02. Oktober 2022 - Chomsky: "Wird Putin einfach die Koffer packen und sich davonschleichen?"

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07. August 2022 - Real existierende Politiker, die nicht tun, was nötig ist

 

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YouTube

Stichwortsuche: Sicherheitsrat Reformvorschläge

https://www.youtube.com/results?search_query=sicherheitsrat+reformvorschläge

 

Videos:

2022 - ARD: tagesschau - 2:12

Sicherheitsrat zu Annexionen: Russland legt Veto gegen UN-Resolution ein

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2022 - arte - Mit offenen Karten - 2:30

UNO: Ein überholtes Modell

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2019 - arte - Stories of Conflict - 6:17

UNO: Top oder Flop?

 

Wird in einem neuen Fenster geöffnet! - YouTube-Kanal "Reaktorpleite" Playlist - Radioaktivität weltweit ... - https://www.youtube.com/playlist?list=PLJI6AtdHGth3FZbWsyyMMoIw-mT1Psuc5Playlist - Radioaktivität weltweit ...

In dieser Playlist finden sich über 150 Videos zum Thema

 

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Ecosia

Diese Suchmaschine pflanzt Bäume!

 

Stichwortsuche: Reform des UNO-Sicherheitsrats

https://www.ecosia.org/search?q=Reform%20des%20UNO-Sicherheitsrats

 

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Wikipedia

Vereinte Nationen

Die Vereinten Nationen (kurz VN; englisch United Nations, kurz UN; auch Organisation der Vereinten Nationen (OVN) oder UNO (von englisch United Nations Organization); französisch Organisation des Nations unies (kurz ONU)) sind ein zwischenstaatlicher Zusammenschluss von 193 Staaten und als globale internationale Organisation ein uneingeschränkt anerkanntes Völkerrechtssubjekt.

Die wichtigsten Aufgaben der Organisation sind gemäß ihrer Charta die Sicherung des Weltfriedens, die Einhaltung des Völkerrechts, der Schutz der Menschenrechte und die Förderung der internationalen Zusammenarbeit. Im Vordergrund stehen außerdem Unterstützung im wirtschaftlichen, sozialen, humanitären und ökologischen Gebiet (siehe auch die Millennium-Entwicklungsziele der UNO).

Die Vereinten Nationen selbst sowie viele ihrer Unterorganisationen haben für ihre Verdienste den Friedensnobelpreis erhalten; zusammengenommen sind sie die am häufigsten so Ausgezeichneten. Im Jahre 2020 feierte sie ihr 75-jähriges Bestehen ...

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Sicherheitsrat der Vereinten Nationen

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, oftmals auch als Weltsicherheitsrat bezeichnet, ist ein Organ der Vereinten Nationen. Er setzt sich aus fünf ständigen (permanent members, auch P5 genannt) und zehn nichtständigen Mitgliedern (elected members) beziehungsweise Staaten zusammen. Die fünf ständigen Mitglieder (Frankreich, Russland, die Vereinigten Staaten, die Volksrepublik China und das Vereinigte Königreich) haben bei der Verabschiedung von Resolutionen ein erweitertes Vetorecht und werden daher auch als Vetomächte bezeichnet ...

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Reform des UNO-Sicherheitsrats

Über eine Reform des UNO-Sicherheitsrats wird seit Beginn der 1990er Jahre in Politik und Politikwissenschaft diskutiert. Seit der damalige UN-Generalsekretär Kofi Annan 2003 einen Prozess zur Reform der Vereinten Nationen auf den Weg brachte, ist die Reform des UNO-Sicherheitsrats Teil dieser Debatte.

Eine Reform des UNO-Sicherheitsrats nach Art. 108 der UN-Charta benötigt eine Zweidrittelmehrheit der Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen in der UN-Generalversammlung. Damit eine solche Reform in Kraft treten kann, muss sie anschließend außerdem von zwei Dritteln der UNO-Mitgliedsstaaten und den fünf ständigen Mitgliedern des Sicherheitsrates (P5) ratifiziert werden. Die Blockademöglichkeit der ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats erschwert die Reform des Sicherheitsrats in besonderer Weise.

Die diskutierten Veränderungen umfassen im Wesentlichen fünf Themenbereiche: Kategorien der Mitgliedschaft im UNO-Sicherheitsrat, die Frage des Vetorechts der fünf ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats, die Ausgewogenheit der regionalen Repräsentation, die Größe und Arbeitsweise des reformierten Sicherheitsrats und das Verhältnis des Sicherheitsrats zur UN-Generalversammlung ...

 

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