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Die THTR-Rundbriefe aus 2009

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THTR Rundbrief Nr. 125, Febr. 2009


125 Ausgaben: Nicht immer nur THTR ...

Nachdem der Tägliche Horror-Trip Reaktor (THTR) aufgehört hatte einer zu sein, ging er dazu über, still vor sich hinzustrahlen und machte nur noch seltener auf sich aufmerksam. Da Radioaktivität und Atommüll genausowenig verschwindet, wie das Bestreben bestimmter Politiker diesen Reaktortyp wiederauferstehen zu lassen, hiess es für uns seit 1987: Wachsam bleiben und das gesamte Ausmass der Pleite für kommende Generationen im THTR-Rundbrief zu dokumentieren.

Es blieb aber auch noch Zeit für die angenehmeren Dinge des Lebens, wozu die Lektüre unserer Lokalzeitung gehörte. Denn ohne Zweifel war es wichtig zu wissen, wo in Hamm die meisten Gartenzwerge standen oder was der Kaninchenzuchtverein nebenan so trieb. Dieser überaus bemerkenswerte Informationsschwerpunkt im Lokalblatt schaffte erst die Grundlage dafür, dass auch der THTR-Rundbrief mit Hintergrundartikeln glänzen konnte, beispielsweise um zu erklären, warum das Blatt so ist wie es ist: "Tippen für Ippen" und "Gott hat mich zum Verleger gemacht" in Nr. 51 sind zuerst in der TAZ erschienen, anschliessend aber bei uns. Spätstens jetzt sollte den jüngeren LeserInnen erklärt werden, dass der THTR-Rundbrief bis zur Ausgabe 52 zahlreiche Artikel anderer Zeitungen dokumentierte. Bis heute beträgt der Gesamtumfang aller Rundbriefe etwa 2.600 Seiten.

Der in einer Provinzstadt wie Hamm weitverbreitete durchschnittliche geistige Horizont brachte das dazu passende Personal in den politischen Parteien hervor. Die beliebte, bisher 19teilige Serie über "Leithammel Laurenz" mit dem stolzdeutschen Stammtisch- und Lohntütenkönig, dem schamlosen VEW-Lobbyisten und seinem Interview mit der weit rechtsstehenden Zeitung "Junge Freiheit" zeigt deutlich, wie in dieser Gesellschaft bestimmte Figuren jahrzehntelang obenauf bleiben (ohne unbedingt von einer Mehrheit gewählt worden zu sein).

Doch nichts bleibt so, wie es war. Inzwischen imitiert selbst der WA die THTR-Rundbriefserie und karrikiert Meyers Kernkompetenz: "Meyer bei McDonalds, Meyer an der Tankstelle, Meyer beim Reibekuchenbacken in der Fußgängerzone, Meyer auf dem Oktoberfest, Meyer unter Tage und Meyer bei der Grundsteinlegung des RWE-Kohlekraftblocks." (11. 10. 2008). Meyer-Satire ist offensichtlich im Mainstream angekommen und dieser fängt an, auch mal positiv zu überraschen. Bleibt mir jetzt nur noch übrig, auf eine neue, ergiebige Meyer-Kandidatur zu hoffen, um der aufregenden Frage nachzugehen, ob er diesmal die 30%-Hürde in Hamm schafft? Denn völlig blind sind unsere lieben MitbürgerInnen nun auch nicht.

Eine Meyer-Karrikatur, die im Mainstream bestimmt nicht zu finden ist, druckte der THTR-Rundbrief in Ausgabe 64 ab. Zeichner war Siegbert Künzel. Er hat in Nummer 78 ebenfalls einen längeren Artikel über die zerstörte Synagoge in Hamm und die neuen Formen des Gedenkens am Synagogenplatz geschrieben. Ursachen und Folgen nationalistischer Überheblichkeit waren immer ein Thema in dieser Zeitung.

Die Beschäftigung mit dem wiedererstarkten Antisemitismus in der BRD führte dazu, dass in dieser Zeitung (Nr. 75) ausführlich darüber berichtet wurde, wie die Nachfahren von mehreren Millionen Juden in Russland und der Ukraine die Katastrophe von Tschernobyl in der Klezmermusik verarbeitet haben, denn die Region Kiew ist ein altes jüdisches Siedlungsgebiet -- gewesen, muss man inzwischen sagen.

In vielerlei Hinsicht unvermeidbar war die Auseinandersetzung mit derjenigen Partei, die unsere strahlende Ruine ursprünglich zu ihrem Lieblingsreaktor auserkoren hatte. Manche dieser Politiker trauern ihm offen oder verdeckt immer noch hinterher -- zusehr lockten Posten in Stadtwerken, Aufsichtsräten und Gremien, in denen die angeblichen Vorteile des Wunderreaktors unter Zuhilfenahme üppiger Zuwendungen unterstrichen wurden. Teilweise bis heute. Ich war mit 17 Jahren ebenfalls Mitglied dieser Partei und hoffe, dass das noch als Jugendsünde durchgeht. Der parteisoldatische Bismarxismus der SPD stand bei mir aus eigener schmerzlicher Erfahrung heraus unter verschärfter Beobachtung. Zu berichten gab es Vieles:

NRW-Umweltminister Matthiesen wurde als Meister der Desinformation enttarnt (Nr. 48). NRW-Innenminister Kniola diffamierte AKW-Gegner in Ahaus, liess aber SS-Massenmörder laufen und die Verfolgten des Naziregimes bespitzeln (Nr. 56). Die Aussage von NRW-Wirtschaftsminister und THTR-Störfallbegutachter Jochimsen, die HTR-Linie sei "vorzugswürdig und sicher" kommentierten wir mit: "Es ist ein Rauschgifttoter gefunden worden und sein Dealer wurde um einen Untersuchungsbericht gebeten" (Nr. 63). Der unermüdliche Einsatz von NRW-Finanzminister Schleußer, die THTR-Stilllegung doch noch im letzten Moment zu verhindern (Nr. 66) wurde ebenso gewürdigt, wie die bundesweit verbreitete SPD-Zeitung für Kommunalpolitiker "Demokratische Gemeinde" (Nr. 64). Dieses Blatt quoll auch nach der Katastrophe von Tschernobyl noch viele Jahre lang geradezu über an eingehefteter Atompropaganda und bezahlten Anzeigen der Atomindustrie. Dementsprechend sah die sozialdemokratische Realpolitik in der Regel auch aus.

Dieser hohe Grad der Verkommenheit in der Politik war nur schwer zu ertragen. Unter diesen Zuständen nicht zum bewaffneten Kampf, sondern bewusst zum Mittel der gewaltfreien Aktion zu greifen, blieb eine ständige Herausforderung. Die Erfahrungen alter gewaltfreier Kämpfer wie Gandhi und Thoreau mussten für die moderne Bürgerinitiativbewegung weiterentwickelt werden. Eine wichtige Hilfe war der "Movement Action Plan" (Nr. 51), der von Bill Moyer, Mitarbeiter von Martin Luther King, als dynamischer und strategisch ausgerichteter Handlungsvorschlag konzipiert wurde. Moyer schreibt den verschiedenen Beteiligten unterschiedliche Rollen und Aufgaben zu, die sich ergänzen können und alle nutzbar gemacht werden sollten. Das sind die kritischen Bürger, die "Rebellen", die Aktivisten für gesellschaftlichen Wandel und die unvermeidlichen Reformer, die unser Anliegen in dem Moment verraten werden, sobald der Druck nachlässt.

Als sich vor einigen Jahren immer stärker herauskristallisierte, dass ein neuer THTR bei Kapstadt in Südafrika gebaut werden sollte, entstand eine unerwartete Querverbindung zu einem der wichtigsten Vordenker der BI-Bewegung. In der umfangreichen Jubiläumsausgabe 100 wurde darüber berichtet, dass Mahatma Gandhi 21 Jahre lang als Rechtsanwalt und Aktivist in Südafrika (zeitweise sogar in Kapstadt) gelebt hatte. Die von ihm unterstützten Streikbewegungen der Kohlebergleute fanden in Osttransval statt, dem heutigen Partnerbundesland von NRW. Einige Ruhrgebietsfirmen bauen heute Teile des THTR?s in Südafrika. Grund genug, in dieser Zeitung einen genaueren Blick auf dieses Land zu werfen. Und auf das benachbarte Namibia (Nr. 101 +103), ehemals deutsche Kolonie, wo das Uran herkommt. - Von hier aus zum grössten Atombombenschmuggel-Skandal aller Zeiten ist es nicht mehr weit. Der Artikel "Das atomare Dreieck: Deutschland, Südafrika und Pakistan" (Nr. 95) avancierte mit einem guten Dutzend Nachdrucken in anderen auflagenstarken Zeitungen zum Meistgelesenen dieses Blattes. Dieser Skandal ist auch in dieser Ausgabe wieder ein Thema.

Und dann war da noch Hartz IV. Etliche Menschen aus der Umweltschutzbewegung sagten dazu erstmal nichts, weil sie aufgrund ihrer privilegierten Klassenlage ganz egoistisch glaubten, sich mit so etwas Profanem nicht befassen zu müssen. Noch bevor dieser Sozialraub Gesetzeskraft erhielt, erschienen 2002 mehrere Schwerpunktausgaben (Nr. 73, 76) zu diesem Thema. Und danach berichteten wir, was von dem "Widerstand" des DGB gegen Hartz IV zu halten war: Fast alle Bundesabgeordnete, die Mitglied im DGB waren, haben dem Gesetz zugestimmt! Was bleibt da noch anderes übrig, als mit dem Liedermacher Georg Kreisler zu sagen: "Es hat keinen Sinn mehr, Lieder zu machen, statt die Verantwortlichen niederzumachen" (Nr. 85)?

Bürgerinitiativen entstehen, wenn in den Parlamenten gegen den erklärten Willen der Mehrheit der Menschen regiert wird. Das gilt nicht nur für den Bundestag, sondern auch für die Kommunalpolitik (siehe Lippesee, Nr. 108). Wir befinden uns 2009 in einem "Superwahljahr", indem einige Menschen entgegen allen bisherigen Erfahrungen die Illusion hegen, durch ein Kreuz an der richtigen Stelle etwas Richtiges zu tun. Dabei delegieren sie doch nur ihre eigenen Angelegenheiten an ein paar windige Politbürokraten! Um den unverbesserlichen Urnengängern vor Augen zu führen, wie im Hammer Rat ein Jahr nach der Katastrophe von Tschernobyl mit dem hochbrisanten Thema THTR-Störfälle umgegangen wurde, blicken wir in eine ältere Ausgabe. Hier steht, wie es der kommunalen Wählerinitiative Grün-Alternative Liste erging, nachdem sie es geschafft hatte, in den Rat der Stadt Hamm zu kommen:

"Reden anhören, Hände hoch, Hände runter, die nächste Vorlage aus dem Stapel suchen, bei der Wortmeldung bewusst von der Leitung übersehen werden, das Rederecht doch noch erkämpfen, um ausnahmsweise selbst eine Rede zum THTR zu halten, den sinnlosen Weg zum Mikrophon gehen, anschließend den sinnlosen Beifall von ein paar Zuschauern hören, am nächsten Tag in der Zeitung stehen und der Reaktor läuft weiter, allenfalls unterbrochen durch eine beängstigende Anzahl meldepflichtiger Vorkommnisse und erneuter Reparaturarbeiten.

Auf seine Rede erfolgte nicht nur Widerrede, was zu verschmerzen wäre. Er wurde nicht selten durch höhnisches Gelächter der anderen Mandatsträger unterbrochen. Auch Laurenz schwatzte dann demonstrativ mit seinem Hintermann. Manche gingen ausgerechnet jetzt aufs Klo oder schnell ein Bier trinken und kamen nur wieder, um bei der Abstimmung seine Anträge niederzustimmen." (Nr. 97)

Wer diesen widerwärtigen Zirkus erlebt hat, verliert nicht nur Respekt, sondern die Hoffnung auf Besserung innerhalb der vorgegebenen politischen Vertretungssysteme. Wer es auch immer -- vielleicht sogar mit guten Absichten -- schafft, ins Parlament oder gar in die Regierung zu kommen, wird erschreckend wenig ändern können. Denn die tatsächliche Macht haben Andere. Wirklich infrage gestellt und geändert werden schlechte Zustände hauptsächlich durch direkte Aktionen, Massenmobilisierungen und ausserparlamentarischen Bewegungen -Bürgerinitiativen eben.

Südafrika: Nach dem Aus für Druckwasserreaktoren ist THTR-Projekt unter Druck

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Am 5. November 2008 veröffentlichte DPA unter der Überschrift "Kosten lassen Südafrika von Ausbau der Atomkraft abrücken" unten stehenden Artikel. In verschiedenen sehr verkürzten Zeitungsversionen sorgte er bei einigen Lesern für gewisse Irritationen: Gilt dieses Abrücken auch für den Pebble Bed Modular Reactor (PBMR)? - Hier die Langfassung der Meldung: 
"Südafrika hat den geplanten Ausbau seiner Atomkraftanlagen vor dem Hintergrund gestiegener Kapitalkosten zunächst aufgegeben. Der staatliche Energiekonzern Eskom erklärte am Freitag, der geplante Neubau eines zweiten Druckwasser-Reaktors sei gestrichen. In der Endauswahl dafür waren der französische Areva-Konzern und der US-Hersteller Westinghouse.
Der Kap-Staat betreibt bisher in Koeberg (bei Kapstadt) Afrikas einziges kommerzielles Atomkraftwerk. Der Uran-Produzent Südafrika entwickelt zur Zeit parallel zu China einen Mini-Reaktor (PBMR), dessen Prototyp bis 2012 fertiggestellt sein soll.
Der dem deutschen Hochtemperaturreaktor nachempfundene PBMR soll später auch exportiert werden. Eskom hatte angesichts der akuten Energiekrise im Land 150 Milliarden Rand (15 Mrd Euro) für ein fünfjähriges Erneuerungsprogramm geplant. Die Kapitalaufnahme am internationalen Finanzmarkt wurde durch die globale Krise aber schwieriger als erwartet. Bisher produziert das Land etwa 94 Prozent seiner Energie aus Kohle und 5 Prozent aus dem in den 1980er Jahren gebauten AKW Koeberg, dessen zwei Reaktoren 1800 Megawatt liefern. Gerade mal ein Prozent stammt aus erneuerbarer Energie."

Südafrika muss also nur aus finanziellen Gründen von den als übernächstes geplanten Druckwasserreaktoren Abstand nehmen, weil es hierfür kein Geld hat. Den PBMR will die Atomindustrie und die südafrikanische Regierung weiterhin unbedingt bauen. Die atomkritische Zeitschrift "Nuclear Monitor" berichtete in ihrer Ausgabe  681 vom 18. 12. 2008 über die Hintergründe dieser neuen Entwicklung. Hier einige Auszüge:

"1998 wurde erwartet, dass man bereits 1999 mit dem Bau eines Prototyps des PBMR beginnen würde und dass er vor 2003 fertiggestellt werden würde, um anschliessend eine kommerzielle Nutzung möglich zu machen. Im März 2007 gab ein Sprecher der PBMR-Betreiber bekannt, dass der Bau eines Prototyps nicht vor 2008 oder Anfang 2009 beginnen könnte.

2007 erwartete der atomkritische Wissenschaftler Steve Thomas, dass das Demonstrationsmodell nicht vor Mitte 2014 Strom liefern könnte. Das wären mehr als 10 Jahre später, als 1998 von den zuküntigen Betreibern vorhergesagt wurde.

Im April 2006 gab der südafrikanische Minister Alec Erwin bekannt, dass er bei dem Energieversorgungsunternehmen ESKOM angefragt habe, ob es einen Druckwasserreaktor (!) bauen könnte, um den dringenden Eigenbedarf des Landes an Strom zu decken. Ein solches Atomkraftwerk mit 200 bis 300 MW Leistung könnte erst im Jahre 2014 Strom liefern, war die Antwort. Und würde 9 bis 11 Milliarden US-Dollar kosten.

Nach Aussagen des Analysten Van der Waal von Frost & Sullivan wird der momentane "Stillstand" bei ESKOMS allgemeinen Atomprogramm die kommerzielle Nutzung des PBMR ebenfalls um vier Jahre bis 2020 verzögern. Auch die Pressesprecherin der Unternehmensverbände, Portia Molefe, befürchtete am 5. 12. 2008, dass dem PBMR-Projekt aus dieser Situation heraus schwerer Schaden entstehen könnte und drängte auf eine baldige Grundsatzentscheidung, damit es weitergeht.

Die Kosten für einen 165 MW Prototyp des PBMR?s wurden noch vor der Finanzkrise optimistisch mit 3 Milliarden US-Dollar angegeben. Sie haben sich also schon verdoppelt, schrieb ,Uranium Intelligence Weekly'. Der Inbetriebnahmeprozess und die Atommülllagerung sind hierbei noch nicht inbegriffen."

So weit der Auszug aus "Nuclear Monitor". Die Atomlobby Südafrikas ist also heftig ins Schwitzen geraten und wird sich noch Einiges einfallen lassen müssen, um mit viel Geld den Karren vielleicht doch noch aus dem Dreck zu ziehen. Das Geld ist allerdings knapp geworden. Auch die in englischer Sprache geschriebene kritische THTR-Studie von dem jülicher Wissenschaftler Moormann ist inzwischen in Südafrika wohlbekannt und wird heiss diskutiert. Mit dem PBMR verbinden sich weitreichende Exporthoffnungen. Südafrika und die Atomindustrie möchten gerne dutzenden von Schwellenländern und islamischen Staaten diesen "Wunderreaktor" aufschwatzen. Und diese denken auch an das Eine: Atombomben!

Das mit viel Euphorie von der Atomindustrie begonnene Projekt ist ins Stocken geraten und wird noch für so manche Überraschung gut sein. Es ist eben ein echter Hochtemperaturreaktor.

Weitere Artikel über den PBMR in Südafrika befinden sich in den THTR-Rundbriefen Nr. 110 (2007) und 114 (2007).

Südafrika, Schweiz, Pakistan: Atomwaffenschmuggel - Yes, we can!

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In den nächsten Jahren soll in Südafrika ein Hochtemperaturreaktor, dort Pebble Bed Modular Reactor (PBMR) genannt, gebaut werden. Die Vorbereitungen sind schon voll im Gange. Firmen aus dem Ruhrgebiet helfen dabei mit. Nicht erst seit dem Gangsterüberfall mitten in den Kontrollraum des Nuklearzentrums Pelindaba, wo noch die fünf Atombomben des alten Apartheidregimes lagern, gilt Südafrika als extrem unsicheres Gebiet.
Südafrika betont immer wieder, dass es sich an den Atomwaffensperrvertrag halten wolle und konstruktiv mit der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) zusammenarbeiten würde. Angesichts des in Vorbereitung befindlichen Baus des PBMR?s bei Kapstadt und  des damit verbundenen und geplanten Exports von Nuklearanlagen mit Proliferationsmöglichkeiten an Schwellenländer sind diese Zusagen nicht mehr allzuviel wert.
Die Vorgänge rund um den Atomschmuggelprozess in Stuttgart im Jahr 2008 zeigten eindeutig: Das Verhalten von Südafrika bei dem weltweit grössten Atomwaffenskandal aller Zeiten unter Pakistans "Vater der Atombonbe", Abdul Khadir Khan, ist unverantwortlich und heuchlerisch.

Zur Zeit der Apartheid strebte das Rassistenregime danach, Atommacht zu werden und knüpfte zahlreiche Verbindungen zu zwielichtigen Geschäftsleuten, Ingenieuren und offiziellen Stellen verschiedener Staaten, um an Komponenten heranzukommen. So wurde dieses Land nicht nur zu einer Drehscheibe des Atomschmuggelnetzwerkes, sondern ebenfalls zu einem Produktionsort verschiedener heissbegehrter Einzelteile für Urananreicherungsanlagen.

Nachdem Libyen in den letzten Jahren seine Atombombenpläne aufgeben musste und Informationen preisgab, mit wem es zusammenarbeitete, kam es zu Verhaftungen und Prozessen in der BRD und der Schweiz. Die zuständigen Gerichte hatten allerdings bei der Beweisführung mit massiven Vertuschungsaktionen von Geheimdiensten und Staaten zu kämpfen. Dieser Skandal wirft ein bezeichnendes Licht auf die Unfähigkeit (oft auch auf die Unwilligkeit) von Staaten, der Verbreitung von Atomwaffen einen wirkungsvollen Riegel vorzuschieben. Focus Online schrieb am 16. 10. 2008 folgenden Bericht über den Prozess des in Südafrika tätigen Angeklagten:

"Der deutsche Ingenieur Gotthard Lerch ist für seine Rolle im geheimen Atom-Programm Libyens verurteilt worden. Der Fall Lerch brachte das Stuttgarter Oberlandesgericht an seine Grenzen. Schweigsam und oft mit stoischem Grinsen war der Angeklagte dem Verfahren gefolgt, zum Schluss hatte er Grund zum Strahlen: Zu fünfeinhalb Jahren Gefängnis verurteilte der Staatsschutzsenat des Stuttgarter Oberlandesgerichts am Donnerstag den in der Schweiz lebenden 65-jährigen deutschen Ingenieur Gotthard Lerch. Trotzdem muss der Verurteilte nicht mehr ins Gefängnis.

Grund ist ein Deal zwischen der Bundesanwaltschaft, den Verteidigern Lerchs und dem Gericht: Danach hatte Lerch eingeräumt, beim Bau einer Anlage zur Urananreicherung in Südafrika mitgewirkt zu haben. Vom Endkunden Libyen will er allerdings nichts gewusst haben. Als Gegenleistung für sein Geständnis war ihm vorab zugesichert worden, dass er keine Haftstrafe über sechs Jahre zu befürchten habe.

Fünfeinhalb Jahre Knast. Das klingt hart. Aber die 66 Monate werden "wegen überlanger Verfahrensdauer" gleich mal um 12 Monate "verkürzt". 21 Monate hat der nicht vorbestrafte Ingenieur schon in Untersuchungshaft abgesessen. Bleiben immerhin 33 Monate. Doch die wird ein "Reststrafenerlass" tilgen, den die Verteidigung nun beantragen und dem die Bundesanwaltschaft zustimmen wird. So der Deal.

In seinem Plädoyer rechtfertigte Bundesanwalt Wolfgang Sigmund diese "Vereinbarung" damit, dass der Prozess "die Grenzen der Wahrheitsfindung aufgezeigt" habe. Bei den strittigen Vorgängen habe es sich um internationale Operationen mit geheimdienstlichen Bezugspunkten gehan-delt, die ohne umfangreiche Rechtshilfe seitens etlicher Staaten nicht mehr aufzuklären seien. Diese Rechtshilfe sei in mehreren Fällen ausgeblieben und auch künftig nicht zu erwarten. Daher sei Lerchs Geständnis juristisch "von hohem Wert".

Dieser Bewertung schloss sich der Vorsitzende Richter Jürgen Niemeyer in der Urteilsbegründung an. Das Lerch-Verfahren sei durch "Besonderheiten" gekennzeichnet, die "in normalen Verfahren" nicht aufträten. So befänden sich fast alle Tatorte, Beweismittel und Zeugen im Ausland. Einen Rüffel erteilte er namentlich der Republik Südafrika, die auf zahlreiche Rechtshilfegesuche schlichtweg "keinerlei Reaktionen" gezeigt habe. Dies stünde in krassem Widerspruch zu den Beteuerungen Südafrikas gegenüber der Internationalen Atomenergie-Agentur, an der Aufklärung des Khan-Netzwerkes mitzuarbeiten."

Die Rheinische Post kommentierte am 16. 10. 2008 den Ausgang des Prozesses folgendermassen: "Die Bundesanwaltschaft hatte sechs Jahre Haft gefordert. Die Verteidigung verlangte eine mildere Strafe und begründete dies auch mit der These, dass das Geschäft womöglich von internationalen Geheimdiensten initiiert worden sei. Das Gericht folgte dieser Behauptung nicht, äußerte sich aber dennoch kritisch zur Rolle von Nachrichtendiensten und der internationalen Atomenergiebehörde IAEA: Deren Involvierung habe es nahezu unmöglich gemacht, die Wahrheit zu recherchieren."

Drei Mitglieder der schweizer Ingenieurfamilie Tinner, die verdächtigt werden, dem Khan-Netzwerk sehr aktiv angehört zu haben, wurden nach mehreren Jahren Untersuchungshaft kurz hintereinander bis zum Januar 2009 freigelassen. Erst nachdem ihr Atomschmuggel aufgeflogen ist, kooperierten sie mit den amerikanischen Geheimdiensten. In einem geheim gehaltenen Beschluss verfügte der Bundesrat der Schweiz am 14. 11. 2007 offensichtlich auf Druck der USA, umfangreiche hochbrisante Datenträger aus dem Tinner-Verfahren vernichten zu lassen! Dieser neue Skandal beschäftigt nun im Febuar 2009 die Schweiz. Fortsetzung folgt.

Internationale Kontrollbehörden und Geheimdieste machten gemeinsame Sache mit gewissenlosen Verbrecherbanden. Südafrika blockte jede konstruktive Zusammenarbeit mit der Justiz zur Aufdeckung des Nuklearskandals ab. Dieses Land hält sich noch nicht einmal an die äusserst laxen und unzuverlässigen internationalen Mindeststandards. Auch deswegen muss der PBMR-Bau verhindert werden!

Gefährliche Atomtransporte wieder über Hamm

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Die Bahntransporte mit hochgefährlichem Uranhexafluorid (UF6) über Hamm nach Gronau haben in den vorgangenen Jahren zu zahlreichen Diskussionen geführt. Nun ist Hamm erneut betroffen. Bisher ging das abgereicherte radioaktive Material über Rotterdam nach Sibirien, wo es unter freiem Himmel gelagert wird. - Aber am 8. Dezember 2008 transportierte es die Bahn über Hamm nach Südfrankreich zum Atomunternehmen AREVA/ Eurodif. Nach Angaben der Gronauer Betreiber Urenco fuhren sieben Waggons mit jeweils vier Fässern nach Südfrankreich. Das waren insgesamt 350 Tonnen abgereichertes Uranhexafluorid.

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