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Die THTR-Rundbriefe aus 2011

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THTR Rundbrief Nr. 137, Dez. 2011


Inhalt:

THTR: Halb - (Wert) -- Zeit

Noch ist Polen nicht verloren!

Ist Afrika verloren?

Arabische Emirate: Lug und Betrug

Angra 3: Faschistische Kontinuitäten

Frühjahr 2012: Castortransporte Jülich -- Ahaus!

Mit Marc und Cent: Pabstmissbrauch!


THTR: Halb - (Wert) -- Zeit

Der THTR zieht dem Forschungsminister Riesenhuber das Geld aus der Tasche. Riesenhuber: Ich denke, er ist Stillgelegt!Der THTR wurde 1989 stillgelegt. Für die Zeit von 1997 bis 2027 ist ein so genannter dreißigjähriger "Stilllegungsbetrieb" vorgesehen. Hierbei haben wir gerade Halbzeit und können eine Zwischenbilanz ziehen.

Da trifft es sich gut, dass in diesem Jahr die Grünen im Bundestag kurz hintereinander zwei lange Fragenkataloge an die Bundesregierung abgeschickt haben und diese in den Drucksachen 17/5764 und 17/6667 geantwortet hat. Auf der Basis dieser offiziellen Angaben erfolgt hier eine Zusammenfassung des aktuellen Sachstandes.

Wer zahlt -- nicht?

Der Stilllegungsbetrieb des THTR kostet ca. 5 Millionen Euro jährlich. Die bisherige Finanzierungsregelung hierfür, nach der das Land NRW sowie der Bund fast alles und die Betreiber Hochtemperatur-Kernkraftwerk GmbH (HKG) zwei Jahrzehnte lang fast nichts bezahlten, lief am 31. Dezember 2009 aus. Vier Verhandlungsgespräche über die Finanzierung wurden im Jahre 2009 ergebnislos abgebrochen. Das Ergebnis eines weiteren Gesprächs am 18. 7. 2011 ist noch nicht in den Medien bekanntgegeben worden.

Teilnehmer waren Vertreter des Landes NRW, der Bund, HKG, die Gesellschafter der HKG und PriceWaterhouse Coopers. Ein HKG-Gesellschafter, vermutlich die RWE, hat bisher die Zustimmung zu einer möglichen Vereinbarung verweigert. In der Drucksache heißt es dazu: "Die Bundesregierung sieht derzeit davon ab, den erfragten Namen des HKG-Gesellschafters zu benennen, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass eine Namensnennung negative Auswirkungen auf die laufenden Vertragsverhandlungen hat." -- Die Bundesregierung muss also wegen ein paar Millionen Euro jährlich vor einem mächtigen Energiekonzern zu Kreuze kriechen! Dabei handelt es sich hierbei nur um eine zeitlich sehr befristete Zahlungsvereinbarung bis zum Jahr 2017. Danach geht das Theater sowieso wieder von Vorne los.

Wie hoch sind die finanziellen Reserven der HKG? Eine berechtigte Frage, denn die zukünftigen Ausgaben für Stilllegungsbetrieb, Rückbau und "Entsorgung" des THTR werden unabsehbar hoch sein. Aus der Verzinsung gebildeter Rücklagen hatte die HKG Ende 2010 ein Vermögen von 45,8 Millionen Euro und ein Barvemögen von 1,6 Millionen Euro angesammelt. Mit anderen Worten: In ein paar Jahren ist das Geld allein für den laufenden Stilllegungsbetrieb aufgebraucht! Und wer zahlt dann für alles Andere, was noch kommt??

Um welche Summen geht es -- nicht?

Die Bundesregierung zählt die ihrer Meinung nach zu erwartenden Kosten in der Drucksache 17/ 6179 auf:
"Für die Phase der Stilllegung, der Herstellung und des Betriebes des Sicheren Einschlusses (1989 -- 2009) einschließlich der bisher gezahlten Endlagervorausleistungen sind Kosten von insgesamt rd. 430 Mio. Euro angefallen. Davon wurden rd. 130 Mio. Euro vom Bund, rd. 150 Mio. Euro vom Land NRW und rd. 150 Mio. Euro von der HKG finanziert.

Gemäß Bilanz der HKG vom 31. Dezember 2010 belaufen sich die Gesamtkosten der weiteren geordneten Restabwicklung (Betrieb sicher eingeschlossene Anlage bis 2030, Zwischenlagerung bis 2050, Rückbau, Endlagervorausleistung bis 2080) auf r. 675 Mio. Euro. Darin enthalten sind rd. 350 Mio. Euro für den vollständigen Rückbau der Anlage ohne Endlagervorausleistungen, entsprechend der Kostenschätzung der Siempelkamp NIS Ingenieurgesellschaft mbH (Stand: 2007)."

Bereits im THTR-Rundbrief Nr. 124 (2008) haben wir darauf hingewiesen, dass die Annnahme von 350 Mill. Euro für den vollständigen Rückbau deutlich zu niedrig ist:
"Der immer noch nicht beendete Rückbau des zwanzig mal kleineren THTR in Jülich ist durch einen "desolaten Projektverlauf", so das Bundesforschungsministerium, gekennzeichnet. Dort werden sich die Kosten mindestens auf weit über 400 Millionen Euro verfünffachen. Eine Ursache hierfür sind bedeutend höhere Kontaminationen als vorausberechnet, weil sich viel radioaktiver Graphitstaub in der Anlage verteilt hatte. Dies stellte der Jülicher Wissenschaftler Moormann in seiner neuesten Studie fest. Ähnlich wird es beim Hammer Pleite-THTR auch sein. Da nach der Stilllegung des THTRs von den Betreibern kein Nuklid-Atlas über die Anlage erstellt wurde, warten möglicherweise unliebsame Überraschungen auf das Abrisskommando. (...)

Die jetzt beauftragte Ingenieurgruppe hat lediglich die alten Kostenrechnungen "neu betrachtet" und bei ihren abstrakten Berechnungen ein paar Zahlenkolonnen hin- und hergeschoben. Zuverlässige Annahmen sind es nicht. Selbst das NRW-Ministerium will sich nicht mehr blamieren als unbedingt nötig und schreibt: "Grundsätzlich ist festzustellen, dass es sich bei dem vorliegenden Gutachten um ein solches handelt, das seitens des Betreibers in Auftrag gegeben und vorgelegt wurde. Die ermittelten Kosten über rd. 347,1 Mio EUR erscheinen eher optimistisch."

Auch die Bundesregierung hält sich bei Prognosen bedeckt und schreibt: "Über die zukünftig anfallenden Kosten und insbesondere die Aufschlüsselung der Kosten nach Trägern lassen sich daher nach derzeitigem Erkenntnisstand keine Aussagen treffen."

Strahlung erstmal abklingen lassen ...

Warum soll der THTR erst nach 2030 zurückgebaut werden? Die Bundesregierung antwortet: "Laut Angaben der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde, des nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministeriums, sprechen vor allem radiologische Gründe für einen Rückbau nach 2030, da zu diesem Zeitpunkt die Dosisleistung für das beim Rückbau der Anlage eingesetzte Personal verglichen mit einem direkten Rückbau sehr viel geringer sein wird. (...) Die Entscheidung, ob vor dem Rückbau zunächst ein sicherer Einschluss erfolgt, hängt von verschiedenen Faktoren und insbesondere von der konkreten radiologischen Situation ab."

Da die Betreiber des THTR nach 1989 lieber nicht der Öffentlichkeit sagen wollten, wie stark und wo der Reaktor radioaktiv verseucht ist (fehlender Nuklid-Atlas), stochern wir alle heute im Nebel. Kleiner Tip: Die nach Betreiberangaben auf jeden Fall im THTR vorhandenen 1, 5 Kilogramm Plutonium haben eine Halbwertzeit von 24.000 Jahren. -- Soviel zum Thema "abklingen lassen".

612.000 Kugeln umpacken?

Für die 612.000 abgebrannten Brennelementkugeln des THTR ergibt sich in nächster Zeit das Problem, dass sie in 305 Castoren vom Typ "THTR/AVR" lagern. Das entspricht einem Volumen von 1.300 Kubikmetern. Diese speziellen Castoren sind nach Angaben der Bundesregierung nur als "Transport- und Zwischenlagerbehälter" zugelassen. Nicht aber als Endlagerbehälter. Müssen also die 612.000 Brennelementekugeln bevor sie ins Endlager kommen, in völlig neue bereitzustellende, endlagerfähige Castorbehälter umgepackt werden? Dies würde Kosten und Aufwand beträchtlich erhöhen. Die Bundesregierung kann dazu jedenfalls heute "keine Aussagen" machen. Sicherlich wird jetzt fieberhaft nach Wissenschaftlern gesucht, die es im Gegenzug für eine in Aussicht gestellte Pension für verantwortbar halten, die radioaktiven Kugeln in den alten, "preiswerten" Zwischenlagerbehältern endzulagern.

Rückbauerkenntnisse für zukünftige THTRs weltweit?

In der Drucksache 17/6179 fragten die Grünen mehrfach detailliert nach, inwiefern vorgesehen ist, Erkenntnisse aus dem Stilllegungsbetrieb und dem Rückbau des THTR gezielt für weltweit geplante HTR-Reaktoren zu nutzen. Die Betreibergesellschaft HKG hatte diese Absicht mehrfach in ihrem Antrag ausführlich dargelegt. Die Bundesregierung antwortete wie folgt:
"In Übereinstimmung mit der Begründung der Beschlussvorlage durch die EU-Kommission geht die Bundesregierung davon aus, dass sich die Erkenntnisse aus dem Betrieb des sicheren Einschlusses und aus dem Rückbau, insbesondere aufgrund der Besonderheiten der Betonbauweise, wie z. B. dem Spannbeton-Reaktordruckbehälter (SBRB) und der Behandlung der keramischen Bauteile, auch auf zukünftige Rückbauprojekte übertragen lässt. (...) Die Verwendbarkeit der Erkenntnisse ist dabei nicht auf Hochtemperaturreaktoren beschränkt." -- Diese Formulierung schließt also nicht aus, dass schon jetzt die Erfahrungen mit dem THTR gezielt für zukünftige Reaktoren der EU-weit geplanten Generation IV genutzt werden sollen.

Pfandrechte bei RWE sichern!

Es wird immer deutlicher, dass HKG und RWE viel zu wenig Geld für den Stilllegungbetrieb, die Sicherung und den eventuellen Abriss des THTR angespart haben. In der "anti atom aktuell" Nr. 219 stellen Umweltschützer die dramatische Lage so dar:

"Rapider Wertverfall der Atomstromkonzerne bedroht auch die Steuerzahler. Der Staat muß jetzt Sicherheiten wie Pfandrechte bei RWE & Co einfordern. Nach jahrelangem Missmanagement mit milliardenteuren Fehlinvestitionen in unrentable Beteiligungen und Kraftwerke ohne Zukunft strafen die Investoren gerade den RWE-Konzern ab. Der Kurs der Stammaktie ist gegenüber seinem Höchststand vor drei Jahren von 101 Euro um 77 Prozent auf heute 24 Euro gesunken. Der Börsenwert von RWE lag, wenn man auch die stimmrechtslosen Vorzugsaktien einbezieht, mal bei 55 Milliarden Euro und liegt heute nur noch bei 14 Milliarden. Allein im Jahre 2011 schrumpfte der Börsenwert von 30 auf 14 Milliarden. (...)

Mit dem Abbruch (von Atomanlagen) ist es bei weitem nicht getan. Der Atommüll muß möglichst sicher endgelagert werden. Die Endlagerorte zu finden und dort die Lager zu bauen, ist Pflicht des Staates. Die Kosten müssen zu Recht die verursachenden AKW-Besitzer zahlen. Dafür haben die Atomkonzerne Milliarden an Rückstellungen steuerfrei gebildet, aber viel hiervon in Fehlinvestitionen verbrannt. Wir fordern: Der Staat muss im Interesse der Steuerzahler handeln und Sicherheiten wie Pfandrechte von den Atomkonzernen verlangen!"

Das Kapitel THTR ist noch lange nicht beendet. Sorgen wir dafür, dass die Verursacher der Misere endlich die Kosten für ihre Pleitereaktoren selbst tragen!

Noch ist Polen nicht verloren!

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Bereits im THTR-Rundbrief Nr. 132 (Juli 2010) habe ich darüber berichtet, dass Polen plant, neue Atomkraftwerke zu bauen und sich am 2. bis 6. Mai 2010 polnische Wissenschaftler bei ihren deutschen Kollegen in der Bergakademie Freiberg über die angeblichen Vorzüge der HTR-Linie informiert haben. Von Polen nach Dresden-Rossendorf, wo der ursprünglich in Jülich ausgebildete Professor Hurtado emsig die Werbetrommel für Kugelhaufenreaktoren rührt, ist es nur ein Katzensprung.

Die Katastrophe in Fukushima hat die Regierung in Polen nicht von ihrem Vorhaben abgebracht. Sie will im Jahre 2016 mit dem Bau eines Atomkraftwerks beginnen, das 2020 Strom liefern soll.

Bisher hat Polen lediglich Erfahrungen mit zwei Forschungsreaktoren gemacht. 1958 ging 30 Kilometer südlich von Warschau "Ewa" in Betrieb. 1974 der Schwimmbadreaktor "Maria". Das geplante Atomkraftwerk "Zarnowiec" in Pommern, 50 km nordwestlich von Danzig, wurde nach heftigem Widerstand der Bevölkerung 1990 aufgegeben.

In dem 143 Seiten umfassenden "Programm für die polnische Kernenergie" (1) vom Januar 2011 wurden detaillierte Pläne mit den entsprechenden Zwischenschritten von der polnischen Regierung vorgelegt. In den nächsten Jahren müssen demnach die rechtlichen, institutionellen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Hinzu kommt noch die Definition von Sicherheitsanforderungen und die Ausbildung von Fachkräften. - Ein sehr hoher Aufwand für die angeblich so preiswerte Atomkraft! Da Polen bei der Entwicklung dieser Voraussetzungen noch ziemlich am Anfang steht, kann man sich an fünf Fingern abzählen, dass es länger dauern wird, als geplant. Und natürlich viel teurer. Aus 27 bisher vorgeschlagenen möglichen Standorten wurden bisher drei favorisiert:

AKW-Standort soll Ende 2011 feststehen

"An erster Stelle der so erstellten Rangliste steht der Standort Zarnowiec an der Ostseeküste, wo bereits in den 1980er-Jahren ein Kernkraftwerk im Bau war. Auf Platz 2 befindet sich Klempicz bei Posen in Grosspolen, gefolgt von Kopan' in Westpommern an der Ostsee. Im Auftrag des Wirtschaftsministeriums wird die PGE an vier bis sechs Standorten detailliertere Untersuchungen durchführen, darunter Analysen zu Landverfügbarkeit, Eigentumsverhältnissen und Netzanbindung. Bis Ende 2011 soll der geeignete Standort für den Bau des ersten Kernkraftwerks des Landes ermittelt werden" (2). - Es ist ebenfalls geplant (S. 95), das in Polen vorhandene Uran selbst zu fördern, um langfristig die Abhängigkeit vom Weltmarkt zu verringern.

"Seit Anfang Oktober können auch interessierte Bundesbürger in den grenznahen Behörden Sachsens und Brandenburgs die polnischen Pläne einsehen und Stellungnahmen an das Umweltressort des polnischen Wirtschaftsministeriums schicken" (3).

Um die Akzeptanz von Atomkraftwerken zu erhöhen, sind breitangelegte und aufwendige "Informations"-kampagnen geplant, da die Bevölkerung angeblich kein "seriöses Wissen" (S. 109) über Nuklearanlagen habe. Schon die Kinder in den ersten Klassen der Schulen sollen indoktriniert werden (S. 109). Während die staatlichen und unternehmerischen "Informationskampagnen" mit sieben Seiten auffällig ausführlich dargestellt werden, kommt die zukünfige "Bewirtschaftung von radioaktiven Abfällen" (S. 103) -- so nennen sie die jahrhundertelange Sicherung des Atommülls -- mit nur einer Seite reichlich kurz weg. - Bezeichnend!

Hochtemperaturreaktoren für Polen

In dem "Programm für Polnische Kernenergie" wird mittel- bis langfristig auch auf Hochtemperaturreaktoren gesetzt:
"Bis 2050 werden voraussichtlich schnelle Hochtemperatur-Reaktoren der IV. Generation in Betrieb befindlich sein, die als Glied zur Schließung des Kernbrennstoffzyklus dienen dürften und auf diese Weise die Bestände an Kernbrennstoffen für thermische Reaktoren erweitern würden. Für 2050 wurden demzufolge die selben Technologien geprüft, deren Berücksichtigung für die Zeitspanne bis 2030 berücksichtigt wurde, mit wesentlichen Unterschieden in Bezug auf die Parameterwerte, die sich vor allem aus der Preisentwicklung ergeben -- sowie aus folgenden Faktoren:
Kernkraftwerke mit Gas-Hochtemperatur-Reaktoren / HTGR" (S. 38).

Der Einsatz von Thoriumreaktoren wird in dem Programm positiv gesehen:
"Eine andere Möglichkeit der Ausdehnung von zur Verfügung stehenden Kernbrennstoffen ist die Einführung von Thorium in den Brennstoffzyklus, dessen Vorkommen in der Erdkruste 3 Mal höher ist als die Uranvorkommen sind" (S. 95).

Wahrscheinlich wird Polen den HTR nicht gerade als ersten Atomreaktor bauen. Denn die ersten kooperationswilligen Konzerne haben etwas Anderes im Angebot: " Areva und Westinghaus schicken hierbei Druckwasserreaktoren mit einer Leistung von 1100 bis 1650 MW ins Rennen, während GE Hitachi einen Siedewasserreaktor von 1600 MW errichten will" (4). 2013 soll die Entscheidung fallen.
Aber wir sollten nicht vergessen, dass ein paar Kilometer weiter auf der anderen Seite der Grenze Professor Hurtado (siehe auch RB Nr. 136) mit seinem Gefolge nichts unversucht lassen wird, den polnischen Atomfreunden sein größtes berufliches Steckenpferd Kugelhaufenreaktor schmackhaft zu machen:

"Wir haben in Dresden auch sehr viele Studierende aus Russland, aus der Ukraine, aus Polen. Die kommen extra zu uns zum Studium, weil es sich mittlerweile herumgesprochen hat, dass an der TU Dresden eine sehr gute kerntechnische Ausbildung angeboten wird" (5). - Es wird höchste Zeit, dass wir diesen schamlosen Saboteuren des Atomausstieges genauer auf die Finger sehen und sie mit einigen zeitraubenden Diskussionen und hinterfragenden Aktivitäten von ihrem schändlichen Tun abhalten.

Das Blaue vom Himmel ...

Das neue Atomprogramm in Polen geizt nicht mit vollmundigen Versprechungen und haarstäubenden Verharmlosungen:
"Der klare Himmel ist das charakteristische Zeichen von Kernkraftwerken" (S. 85).
"Dieses bedeutet, dass die durch die Kernkraftwerke verursachte Strahlung einhundert Mal geringer ist als die natürliche Strahlung, wenn der Vergleich zwischen Finnland und Polen in Ansatz gebracht wird" (S.85).
"Der Bau von Kernkraftwerken und der diese Vorhaben begleitenden Infrastruktur führt zu der Bildung von mehreren Tausend neuen Arbeitsplätzen" (S.89).

Die Verfasser dieses Atomprogramms sehen in der polnischen Bevölkerung eine beliebig zu manipulierende und zu gängelnde Masse, die nach der Pfeife der Nuklearindustrie zu tanzen hat. Keine Lüge ist dreist genug, um aufgetischt zu werden! Diese 143 Seiten offenbaren direkt und ungeschminkt das menschenverachtende Weltbild gewissenloser Handlanger der Atomindustrie.

In Berlin fanden in den letzten Jahren mit die größten Anti-Atomkraft-Demonstrationen der Welt statt. Nur 300 Kilometer weiter östlich sollen bald neue Nuklearanlagen in Polen gebaut werden. Dagegen sollte etwas getan werden. Sorgen wir dafür, dass die Atomlobby nicht auch noch Unterstützung aus der BRD erhält!

Anmerkungen:
1. siehe: www.nuklearforum.ch
2. siehe: www.nuklearforum.ch
3. Junge Welt vom 29. 10. 2011
4. Siehe 3.
5. Siehe: Sächsische Zeitung vom 13. 4. 2011

Ist Afrika verloren?

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Nachdem in Südafrika der Bau des Pebble Bed Modular Reactors (PBMR) grandios und mit 1,5 Milliarden verprassten Euro gescheitert ist, sollte man meinen, dass die dortigen politischen Verantwortlichen aus dieser Pleite lernen würden. -- Weit gefehlt!

Ausgerechnet sechs Tage nach der Katastrophe in Fukushima verkündete die südafrikanische Regierung im März 2011, dass sie beabsichtigt, insgesamt sechs Atomkraftwerke mit zusammen 9.600 MW Leistung errichten will. Anfang 2012 will der Minister für Energie Dipuo Peters einen entsprechenden Vorschlag in das Kabinett einbringen (1). Beraten lies sich die südafrikanische Regierung hierfür durch Electric Power Research (EPRI), eine US-Forschungsorganisation, die von den US-Energieversorgern finanziert wird und sicherlich ihre ganz eigenen Interessen hat. EPRI rechnete vor, was die Regierung angesichts der Probleme, Kredite für Atomkraftwerke zu erhalten, gerne hören wollte: Angeblich würde der Bau der anvisierten Atomkraftwerke nur noch 70 bis 80 Prozent des vor zwei Jahren schon mal durchgerechneten Preises kosten. Für die angenommene "Preissenkung" gibt es keine stichhaltigen Beweise.

Aus den verheerenden Erfahrungen mit dem PBMR wird die südafrikanische Regierung nicht klug. Sie geht unbeirrt davon aus, dass das erste AKW 2022 und das Zweite 2027 in Betrieb gehen wird. Als Begründung für den Pro-Atom-Kurs muss die angestrebte CO2- Minimierung herhalten. Alternativenergie wird nur marginal gefördert.

Dass Befreiungsbewegungen, wenn sie die Regierungsgewalt erlangen, sich in der Energiepolitik kein Deut umsichtiger verhalten als die fortschrittsgläubigen alten Industrienationen, zeigt ebenfalls das Nachbarland Namibia, eine ehemals deutsche Kolonie. Mit russischer oder chinesischer Hilfe will dieses Land bereits im Jahre 2018 seinen ersten Atomreaktor am Netz haben (2). Eine sehr unrealistische Annahme, weil Namibia weder die notwendige Infrastruktur noch ausgebildete Nuklearwissenschaftler hat. Die riesigen Uranvorkommen allein helfen nicht.

Trotz der aktuellen Katastrophe in Fukoshima setzen die meisten Staaten in Afrika auf Atomkraft. Wie realitätstauglich dieses Wunschdenken ist, muss hier nicht mehr erörtert werden. Sicherlich wollen einige Regierungen mit dem Bau von AKW?s auch die Möglichkeit haben, Atombomben zu bauen. Ob die Länder Nordafrikas, Tansania, Nigeria, Ghana, Kongo, Cap Verde oder Kenia (dass schon Geld für diese Nuklearprojekte zurücklegt) -- sie alle klammern sich an die Versprechungen der Atomlobby und werden in der Realität noch ihr Blaues Wunder erleben (3). Lediglich Senegal ist die große Ausnahme und hat in diesem Jahr seine AKW-Baupläne rückgängig gemacht. Die Atomlobby hat nach den jüngsten Fukushima-Turbulenzen weltweit Probleme, ihre Anlagen zu verkaufen. Afrika ist für sie der einzige Lichtblick.

Anmerkungen:

1. Nuclear Monitor Nr. 733, 23. 9. 2011

2. Freitag, 14. 7. 2011

3. Neues Deutschland, 4. 7. 2011

Arabische Emirate: Lug und Betrug

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Zwei Tage nach dem Beginn der Katastrophe in Fukushima haben am 14. März 2011 mit dem ersten Spatenstich die Bauvorbereitungen für das erste Atomkraftwerk in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) begonnen.

Der THTR-Rundbrief berichtete in den Ausgaben 130 und 131 ausführlich über die Hintergründe. Und darüber, dass zeitgleich mit dem Start mehrerer nuklearer Großprojekte Dubai den Zuschlag für die prestigeträchtige Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) erhalten hat. Diese auf internationaler Ebene getroffene Entscheidung wurde durch die Zusage für die noch zu bauende "emissionsfreie" und 22 Milliarden Dollar teure Stadt Masdar im Wüstensand wundersam "beflügelt".

Angesichts der Wirtschaftskrise endet das mit viel Rummel angekündigte Megaprojekt jetzt als Flop: Lediglich einige wenige Universitätsgebäude sind bisher gebaut worden. In einem aktualisierten Plan wurde die Fertigstellung auf 2020 bis 2025 verschoben und die versprochenen Alternativenergieanlagen werden nicht gebaut. Lediglich der Wasser- und Stromverbrauch soll um die Hälfte gesenkt werden. Der "Freitag" merkte am 30. 6. 2011 kritisch an: "Solche Werte erreicht aber heute jede neue Touristenanlage am Mittelmeer, denn als Vergleichsmaßstab dienen die Städte Dubai und Abu Dhabi. Die Metropolen der VAE haben den höchsten Energie- und Ressourcenverbrauch weltweit". Für den Bau mehrerer AKW?s ist allerdings in diesem Despotenstaat genug Geld vorhanden.

Angra 3: Faschistische Kontinuitäten

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Die Bewegung gegen die BRD-Hermes-Bürgschaft für das brasilianische AKW "Angra 3" kommt in Schwung. Das muss sie auch, denn im Januar 2012 wird eine Entscheidung erwartet. Online-Petitionen mit über 125.000 Unterzeichnern, Postkartenaktionen der Organisation Urgewald (siehe Bild) und Protestaktionen in 40 Städten dokumentieren den Widerstand eindrucksvoll.

Am 12. November 2011 hingen Aktivisten von Robin Wood, Attac und Urgewald über dem Eingang des FDP-Sonderparteitages und begrüßten die Delegierten mit Schildern "Atomtod exportiert man nicht" und "Angra 3 stoppen". Der Protestort war genau richtig gewählt: Die beiden FDP-Außenminister Genscher und Westerwelle waren bzw. sind seit Jahrzehnten nicht nur die Strippenzieher des Nukleardeals, sondern arbeiteten mit der brasilianischen Militärdiktatur und ihren Nachfolgern zusammen.

#Über die Hilfe von deutschen Nazi-Wissenschaftlern beim Aufbau des brasilianischen Atomprogramms hat der THTR-RB in seiner Ausgabe Nr. 132 bereits im Mai 2010 ausführlich berichtet. In der Wirtschaftszeitschrift "Lunapark21" (Nr. 14) hat Horst Blume das Thema erneut in dem vierseitigen Artikel aufgegriffen: "Historische Kontinuitäten aus faschistischer Zeit". Aktuelle Kampagneninfos findet mensch unter: www.urgewald.org

Frühjahr 2012: Castortransporte Jülich -- Ahaus!

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Im Frühjahr 2012 sollen die 152 THTR/AVR-Castoren des Forschungsreaktors Jülich mit LKW-Transporten von Jülich nach Ahaus gebracht werden. Bis zu 76 Einzeltransporte sind geplant.

Die Transporte bringen keinen Sicherheitsgewinn: Die Leichtbauhallen in Jülich und Ahaus unterscheiden sich kaum. Sie sind beide nicht gegen Flugzeugabstürze gesichert. Eine Verschiebung täuscht also nur vor, dass der Atommüll entsorgt wird. In Wahrheit ist jeder Transport quer durchs Land ein weiteres Risiko. Die rotgrüne NRW-Landesregierung schaut -- entgegen ihren Ankündigungen -- tatenlos zu. Gegen diese Transporte wird es Widerstand und Aktionen geben.

Im August 2011 ereigneten sich laut Strahlenschutzbericht der Radiologischen Fernüberwachung NRW zwei meldepflichtige Ereignisse, bei denen es zu einer Funktionsstörung im Behälterüberwachungssystem gekommen ist. "STOP Westcastor" fordert Aufklärung über die Hintergründe dieser Ereignisse.
Infos: www.westcastor.de

Termine:

18. Dezember 2011, 14 Uhr: Großer Advents-Sonntagsspaziergang am Atommülllager Ahaus zum Jahresabschluss und Castortransport-Auftakt aus Jülich.
4. Februar 2012, 10 Uhr: Internationale Urankonferenz in Münster
11. März 2012, 13 Uhr: Fukushima-Großdemo für den sofortigen Atomausstieg in Gronau und weltweit

Mit Marc und Cent: Pabstmissbrauch!

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Würden Sie einen völlig rückwärtsgewandten ewiggestrigen, höchst dubiosen "Würden"träger, der sogar mit Antisemiten und Holocaustleugnern wie der Pius-Bruderschaft gerne zusammenarbeiten will, freudig in Deutschland begrüßen? -- Wahrscheinlich wohl nicht. Aber der sozialdemokratische Hammer MDL Marc Herter macht es. Und lässt es sich richtig was kosten. Am 22. 9. 2011 schaltete er zusammen mit einigen anderen Gesinnungsgenossen im Westfälischen Anzeiger eine ganzseitige (!), teure Farbanzeige mit der Titelzeile: "Willkommen zuhause Pabst Benedikt". Hiermit dokumentiert Herter mehr als deutlich, dass er für den politischen und beruflichen Erfolg bereit ist, jede aber auch wirklich jede Anpassungsleistung zu erbringen, die ihm weiterhelfen könnte. Hauptsache es geht auf der Karriereleiter nach oben. - Möge er dafür in der Hölle schmoren!

Dieser nicht mehr ganz so junge Sozialdemokrat hat das Format, die bisherige THTR-RB-Serie "Laurenz Meyer, Teil ..." (bisher 21 Folgen) abzulösen.

Also auf zu neuen Taten, Marc! - Junge, du hast echt Potenzial! Nach den Artikeln in RB Nr. 132 und 136 ist dies also "Marc Herter, Teil 3"!


Geschichtenschreibung 20 Jahre nach der Kühlturmsprengung:

"Damals hat eine grüne, radikale Truppe den Kühlturm vier Wochen lang besetzt gehalten. Die hatten einen Wächter betäubt und sind hoch. Ich konnte immer die Fahne wehen sehen."

Am 25. 9. 2011 druckte der Hammer "Stadtanzeiger" diese Äußerung des ehemaligen FDP-Ratsherren Willi Walther, an der so ziemlich gar nichts stimmt, unkommentiert so ab.


Liebe Leserinnen und Leser!

In der Juniausgabe 2011 der atw, der bekanntesten Fachzeitschrift der Atomlobby, hat der Ingenieur Urban Cleve einen zehnseitigen (!) Artikel über die angeblichen Vorzüge des Hochtemperaturreaktors geschrieben. Er umfasst ein Viertel der gesamten Zeitschrift. Die Atomindustrie gibt so schnell nicht auf und versucht es immer wieder neu, weil satte Gewinne und staatliche Subventionen winken. Wenn zur Zeit kein THTR in der BRD gebaut werden kann, dann vielleicht ein paar Kilometer hinter der Grenze in Polen oder Tschechien; darauf spekulieren sie. Für die BRD-Konzerne würde dann so mancher Auftrag abfallen.
Der THTR-Rundbrief wird (leider) nicht überflüssig. Wir werden unsere Themen notfalls über viele Jahre hinweg weiterverfolgen.

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