Newsletter XLIX 2024
1. bis 7. Dezember
***
Aktuelles+ | Hintergrundwissen |
Die PDF-Datei "Nuclear Power Accidents" enthält eine Reihe weiterer Vorfälle aus verschiedenen Bereichen der Atomindustrie. Einige der Ereignisse wurden nie über offizielle Kanäle veröffentlicht, so dass diese Informationen der Öffentlichkeit nur auf Umwegen zugänglich gemacht werden konnten. Die Liste der Zwischenfälle in der PDF-Datei ist daher nicht zu 100% identisch mit "INES und die Störungen in kerntechnischen Anlagen", sondern stellt eine Ergänzung dar.
2. Dezember 2009 (INES 2) Akw Cruas, FRA
2. Dezember 1949 (INES 4 NAMS 3,8) Atomfabrik Hanford, USA
5. Dezember 1965 (Broken Arrow) Douglas A-4E Skyhawk, USA
6. Dezember 1972 (INES 3 NAMS 1,6) Atomfabrik Windscale/Sellafield, GBR
7. Dezember 1975 (INES 3) Akw Greifswald, DDR
8. Dezember 1955 (INES 3) Atomfabrik Windscale/Sellafield, GBR
10 Dezember 1994 (INES 2) Akw Pickering, ON, CAN
10. Dezember 1968 (INES 4) Atomfabrik Majak, UdSSR
12. Dezember 1952 (INES 5) Akw Chalk River, Ontario, CAN
16. Dezember 1987 (INES 1) Akw Biblis A, DEU
21. Dezember 1972 (INES ? Klass.?) Pawling, NY, USA
27. Dezember 2009 (INES 1) Akw Fessenheim, FRA
27. Dezember 1999 (INES 2) Akw Blayais, FRA
30. Dezember 1958 (INES 4) Atomfabrik Los Alamos, NM, USA
31. Dezember 1978 (INES 4) Akw Belojarsk, UdSSR
Wir sind immer auf der Suche nach aktuellen Informationen. Wer helfen kann, sende bitte eine Nachricht an:
nukleare-welt@reaktorpleite.de
7. Dezember
Superreiche | CO₂-Emissionen | Vermögensteuer
200 Milliarden Euro
Reichensteuer könnte Klimatransformation in Deutschland finanzieren
Nahezu alle Menschen mit hohen Vermögen verursachen überdurchschnittlich hohe CO₂-Emissionen. Eine neue Vermögenssteuer soll für mehr Steuergerechtigkeit sorgen und die Klimatransformation in Deutschland finanzieren.
Hamburg (Deutschland). In Deutschland liegen die jährlichen CO₂-Emissionen im Mittel bei 7,26 Tonnen pro Person. Menschen mit höheren Einkommen verursachen durchschnittlich signifikant höhere Emissionen als Geringverdiener. Bei den reichsten zehn Prozent der Bevölkerung sind es 10,1 Tonnen. Greenpeace hat nun eine Studie publiziert, laut der der pro-Kopf-CO2-Fußabdruck der reichsten 0,1 Prozent der Deutschen bei etwa 236 Tonnen pro Jahr liegt und somit rund 44-mal höher ist als der pro-Kopf-CO2-Fußabdruck der unteren Einkommenshälfte.
„Milliardäre belasten das Klima massiv, dafür müssen sie Verantwortung übernehmen und ihren fairen Beitrag leisten. Im Klimaschutz fehlt enorm viel Geld, deshalb sind milliardenschwere Steuergeschenke für Superreiche nicht länger hinnehmbar.“
Ähnliche Ergebnisse lieferte kürzlich auch eine Studie von Oxfam, laut der die 50 reichsten Milliardäre in nur 90 Minuten höhere CO₂-Emissionen verursachen als ein Durchschnittsmensch in seinem gesamten Leben. Neben dem oft exzessiven Lebensstil, etwa häufigen Flügen mit Privatjets und mehreren Villen, entstehen die Emissionen auch durch Investitionen in klimaschädliche Unternehmen
[...] Laut der Umweltschutzorganisation sollen die Einnahmen in die Klimatransformation in Deutschland investiert werden. Konkret wären dies etwa Maßnahmen gegen den Klimawandel und die ökologische Modernisierung, darunter die langfristige Finanzierung eines 9-Euro-Tickets und der Ausbau des ÖPNV.
*
Frankreich | Ukraine | Vereinigte Staaten
Treffen von Trump, Macron und Selenskyj
»Wir alle wollen, dass dieser Krieg auf gerechte Weise beendet wird«
Die Wiedereröffnung der Kathedrale Notre-Dame bringt die große Politik zusammen. In Paris tauschten sich Gastgeber Macron mit dem designierten US-Präsidenten Trump und dem ukrainischen Staatschef Selenskyj aus.
Wolodymyr Selenskyj äußerte sich nach der Zusammenkunft am Rande der feierlichen Wiedereröffnung von Notre Dame positiv. »Ich hatte ein gutes und produktives trilaterales Treffen mit Präsident Donald Trump und Präsident Emmanuel Macron im Élysée-Palast«, erklärte Selenskyj in Online-Netzwerken.
Das Dreiertreffen ging auf eine Initiative von Macron zurück. Ursprünglich waren zwei Einzeltreffen Macrons mit Trump und Selenskyj angekündigt worden. Ob Selenskyj und Trump sich erstmals seit dessen Sieg bei der US-Präsidentschaftswahl treffen, war zunächst offen geblieben. Selenskyj traf etwa 45 Minuten nach Trump im Élysée-Palast ein, berichtete ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP.
»Die Welt scheint gerade ein bisschen verrückt«
»Wir alle wollen, dass dieser Krieg so bald wie möglich und auf gerechte Weise beendet wird«, sagte Ukraines Staatschef nach der Begegnung. Bei dem Gespräch seien die »Situation vor Ort« und Möglichkeiten für »einen gerechten Frieden« erörtert worden. Macron rief dazu auf, das gemeinsame Engagement »für Frieden und Sicherheit fortzusetzen«. Trump hatte vor der Begegnung gesagt: »Es scheint, dass die Welt gerade ein bisschen verrückt wird und wir werden darüber sprechen.«
[...] Für Trump ist der Besuch in Paris die erste Auslandsreise und die erste Begegnung mit vielen seiner künftigen Amtskolleginnen und -kollegen seit seiner Wahl Anfang November. Er will sich unter anderem in der Ukraine-Politik von seinem Vorgänger Joe Biden absetzen.
Im Wahlkampf hatte der Republikaner angekündigt, den Krieg schon vor seiner Vereidigung zu beenden, ohne jedoch zu erklären wie. Es wird befürchtet, dass der künftige US-Präsident die massiven Ukraine-Hilfen seines Landes kürzt und Kiew so zur Anerkennung von Gebietsverlusten an Russland gezwungen sein könnte.
*
Lage in Syrien:
Erdoğan sieht in Syrien "neue politische Realität"
Der türkische Präsident sieht in den Kämpfen in Syrien einen Wendepunkt. Russland mahnt einen Dialog an – und Donald Trump schreibt: "Das ist nicht unser Kampf."
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan sieht in Syrien eine "neue politische und diplomatische Realität" entstehen. Syrien gehöre in all seiner Diversität dem syrischen Volk, welches die Zukunft des Landes bestimmen werde, sagte Erdoğan in der Stadt Gaziantep. Er hoffe, dass es dort bald Frieden geben werde und rief alle internationalen Akteure auf, die territoriale Integrität Syriens zu unterstützen.
Die Türkei unterstützt die schnell voranschreitende Offensive von Regimegegnern politisch, vor allem der islamistischen Gruppe Hajat Tahrir al-Scham (HTS). Zugleich bestreitet die türkische Regierung, etwas mit dem Vorstoß zu tun zu haben. Beobachter gehen jedoch davon aus, dass die Regierung in Ankara die Offensive zumindest gebilligt hat.
Russland fordert Dialog zwischen Assad und Opposition
Russlands Außenminister Sergej Lawrow rief die Kampfparteien in Syrien unterdessen zu einem Ende der Kämpfe auf. Nach einem Gespräch mit seinen Amtskollegen aus der Türkei und dem Iran in Doha sagte er, alle drei Länder wollten sich nun dafür einsetzen, einen Dialog zwischen dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad und der Opposition zu erreichen.
Diese bezeichnete Lawrow als legitim, ohne klarzumachen, um welche konkreten Gruppen es dabei gehen soll.
[...] In dem anhaltenden Konflikt haben die Gegner der syrischen Regierung eigenen Angaben zufolge zuletzt ihre Offensive auf Damaskus ausgeweitet. Ein Militärchef der islamistischen Allianz sagte, man habe die "letzte Phase der Einkreisung" der Hauptstadt begonnen und sei bis auf 20 Kilometer an Damaskus herangerückt. Zudem wollen die Rebellen in der strategisch wichtigen Stadt Homs Verteidigungslinien der syrischen Armee durchbrochen haben.
*
Bürokratie | Bürgergeld | Sozialleistungen
Millionen Faulenzer? Der Mythos vom Sozialschmarotzer und die Fakten dahinter
Faul, fauler, Feindbild: Wenn die Kettensäge ausgepackt wird. Über den politischen Lieblingssport Bürgergeldler-Bashing. Hintergründe und Zahlen (Teil 1).
"Mehr Milei wagen, mehr Musk" – die Forderung des FDP-Chefs Christian Lindner brachte ihm viel Scheinwerferlicht und Aufmerksamkeit. Ob er auch die Kettensäge auspacken wolle wie der argentinische Präsident, fragte ihn RND. Lindners Antwort:
Was wir von Milei lernen können, ist, auch den Bürokratismus radikal infrage zu stellen. Es besteht kein Zweifel daran, dass das bürokratische Geflecht, das uns lähmt, zurückgeschnitten werden muss. Und unser Sozialstaat ist teuer, aber nicht zwingend sozial. Er schützt nicht nur die Bedürftigen und Schwachen, sondern ist ein Tag und Nacht arbeitendes Pumpwerk zur Umverteilung von Einkommen geworden.
Es besteht kein Zweifel daran, dass das bürokratische Geflecht, das uns lähmt, zurückgeschnitten werden muss. Und unser Sozialstaat ist teuer, aber nicht zwingend sozial. Er schützt nicht nur die Bedürftigen und Schwachen, sondern ist ein Tag und Nacht arbeitendes Pumpwerk zur Umverteilung von Einkommen geworden.
Christian Lindner
[...] Und es sind tatsächlich …
Ein zielführender Weg, um die Anzahl dieser ominösen und viel diskutierten Gruppe zu beziffern, ist es die Zahl derjenigen Bürgergeldbezieher zu betrachten, die sanktioniert wurden. Im letzten Jahr waren das 128.415 Menschen.
Das entspricht 2,6 Prozent aller erwerbsfähigen Bürgergeldbezieher. Die Bundesagentur für Arbeit bringt es gegenüber der Zeit pointiert auf den Punkt: "Damit kommen 97 von 100 Menschen mit Leistungsminderungen nicht in Berührung."
Mit Abstand der häufigste Grund für Sanktionen (84,5 Prozent) waren übrigens Termine, die nicht wahrgenommen worden sind.
Und wie hoch ist nun die Zahl der "Totalverweigerer"?
Die Bundesagentur für Arbeit kann darüber Auskunft geben, denn es wird konkret erfasst, wer einen Job, eine Ausbildung oder Maßnahme verweigert hat und deshalb sanktioniert wurde. Dabei geht es um insgesamt 15.777 Personen ...
*
Dänemark | Emissionen | Klimasteuer
Dänische «Kuhsteuer» ist beschlossene Sache
Dänemark führt als erstes Land eine Steuer auf Emissionen von Nutztieren ein – mit breiter Unterstützung von Bauern und Parteien.
Dänemark macht Ernst: Das dänische Parlament verabschiedete am 18. November endgültig die weltweit erste Klimasteuer auf Emissionen von Nutztieren. Nach intensiven Verhandlungen einigte sich das Parlament auf die im Juni ausgearbeitete Klimaabgabe. Landwirte müssen sie ab 2030 bezahlen.
Die «Kuhsteuer» ist Teil eines grösseren Pakets, das die Emissionen Dänemarks reduzieren soll. Sie betrifft Emissionen aus der Haltung und dem Dung von Nutztieren – und könnte Vorbild für andere Länder sein (Infosperber berichtete).
Tierhalter müssen ab 2030 einen Einstiegssatz von 300 Kronen (37 Franken) pro Tonne CO₂-Äquivalent abgeben. Bis 2035 soll dieser auf 750 Kronen erhöht werden. Abgefedert wird die Abgabe durch Steuererleichterungen, die 60 Prozent der Abgabe ausmachen.
[...] Dänemark ist mit der Nutztiersteuer einmal mehr Vorreiter im Klimaschutz. Das erhöht den Druck auf Länder wie Deutschland, die USA und auch die Schweiz, wirksame Klimamassnahmen im Landwirtschaftssektor durchzusetzen und Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten.
Das dänische Klimapaket sieht ausserdem Massnahmen gegen den Stickstoffausstoss vor, der die Gewässer belastet. Geplant ist zudem, zehn Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in den kommenden 20 Jahren in natürliche Lebensräume zu verwandeln.
Dänemarks Landwirtschaft werde sich dadurch verändern wie seit 100 Jahren nicht, sagte Minister Bruus zur «Tagesschau». Die dänische Natur werde sich auf eine Weise umgestalten, die man seit der Trockenlegung der Feuchtgebiete 1864 nicht gesehen habe.
*
7. Dezember 1975 (INES 3) Akw Greifswald, DDR
Ein elektrischer Fehler verursachte einen Brand in der Hauptwanne, der Steuerleitungen und 5 Hauptkühlmittelpumpen zerstörte.
(Kosten ca. 519 Millionen US$)
Nuclear Power Accidents
AtomkraftwerkePlag
Greifswald/Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern)
"Es sei schon "wie ein Wunder" gewesen, so ein damals eingesetzter Sicherheitsingenieur, daß nicht "weite Teile Norddeutschlands, Dänemarks und Schwedens" radioaktiv verseucht wurden." Wegen eines Bedienungsfehlers geriet ein Kabelnetz in Brand. Es fielen alle Schutzsysteme aus: die Notstromversorgung, das Notkühlsystem und die Anzeigegeräte im Kontrollraum. 11 Pumpen liefen nicht mehr, und nur weil zufällig die zwölfte Pumpe an die Stromversorgung des funktionsfähigen Reaktors 2 angeschlossen war, stand genug Kühlwasser zur Verfügung, und es konnte eine Kernschmelze vermieden werden. Dieser Beinahe-GAU wurde von der DDR-Führung bis zur Wende konsequent verheimlicht.
In "tagesschau.de" wurden als Datum der 7. Dezember 1975 und Schäden in Höhe von 519 Mio. US-Dollar angegeben ...
Wikipedia de
Kernkraftwerk Greifswald
Als ein Elektriker im KKW Greifswald einem Lehrling zeigen wollte, wie man elektrische Schaltkreise überbrückt, löste er auf der Primärseite des Block-Trafos des Blocks 1 einen Kurzschluss aus. Durch den entstehenden Lichtbogen brach ein Kabelbrand aus. Das Feuer im Hauptkabelkanal zerstörte die Stromversorgung und die Steuerleitungen von 5 Hauptkühlmittelpumpen (6 sind für einen Block in Betrieb). Eine Kernschmelze hätte drohen können, da Reaktor 1 nicht mehr richtig gekühlt werden konnte. Das Feuer konnte jedoch durch die Betriebsfeuerwehr schnell unter Kontrolle gebracht und die Stromversorgung der Pumpen provisorisch wieder hergestellt werden.
Der Fall wurde erst nach der Wende 1989 publik gemacht ...
Wikipedia en
Nuclear power accidents by country#Germany
Übersetzung mit https://www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)
6. Dezember
Mercosur | Regenwald | Freihandel
EU-Mercosur-Abkommen
„Das bevorzugt ganz klar die Interessen Europas“
Der neue Freihandelsvertrag zwischen EU und lateinamerikanischer Wirtschaftsorganisation steht. Umweltschützer und Entwicklungsexperten jubeln nicht.
Buenos Aires taz | Am Ende ging alles ganz schnell. Auf einer kurzen Konferenz verkündeten Uruguays Präsident Luis Lacalle Pou und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Freitag die Einigung auf ein Freihandelsabkommen zwischen der südamerikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Mercosur und der Europäischen Union. Anwesend waren auch die Präsidenten aus Argentinien, Brasilien und Paraguay, von denen jedoch keiner das Wort ergriff.
In seiner kurvenreichen und knappen Eröffnungsrede nannte der alles andere als zufrieden wirkende Gastgeberpräsident Lacalle Pou das Abkommen einen „Ausgangspunkt“. Nun gelte es, „hart zu arbeiten“, um es in die Praxis umzusetzen. Schließlich räumte er „unterschiedliche Ansichten“ auch unter den Mercosur-Staaten ein. „Es ist keine magische Lösung, aber eine Chance“, so Lacalle Pou.
Ebenso nebulös blieb EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die von einem „historischen Meilenstein“ und einem Zeichen von Gemeinsamkeit an eine „zunehmend konfrontative Welt“ sprach.
Was folgte, war ein kurzes Händeschütteln aller Beteiligten, bevor die EU-Kommissionspräsidentin zum bereitstehenden Auto ging und davonfuhr. Freude nach über 25 Jahren Verhandlungen sieht anders aus.
„Kann zu verstärkter Abholzung führen“
Lateinamerikanische Umweltschützer äußerten sich kritisch. „Dieses Abkommen fördert die Einfuhr hochgradig umweltschädlicher und gesundheitsgefährdender Produkte, die bald auf dem europäischen Markt verboten sein werden“, kommentierte etwa Carolina Pasquali, die Chefin von Greenpeace in Brasilien ...
*
Iran | IAEA | Urananreicherung
IAEA-Bericht:
Iran will umstrittene Urananreicherung steigern
Der Iran baut die Voraussetzungen für den möglichen Bau einer Atombombe laut der Atomenergie-Behörde aus. Das Land plant, mehr hoch angereichertes Uran zu produzieren.
Der Iran stellt beinahe waffentaugliches Material her. Nun ist eine Vervielfachung der Produktionskapazität geplant. Die Inbetriebnahme von neuen Zentrifugen in der Uran-Anreicherungsanlage in Fordo werde dazu führen, dass die Produktionsrate von bis zu 60 Prozent angereichertem Uran "erheblich gesteigert" werde, zitierte die Nachrichtenagentur AFP einen vertraulichen Bericht der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA). Die iranische Regierung habe der IAEA Pläne für einen drastischen Produktionsanstieg mitgeteilt und schon erste Schritte gesetzt, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi.
Den Angaben nach wird die Produktionsrate auf mehr als 34 Kilogramm hoch angereicherten Uran pro Monat steigen. Im vorherigen Berichtszeitraum waren es den Angaben zufolge 4,7 Kilogramm.
[...] Der Iran hatte 2015 mit den USA, China, Russland, Frankreich, Großbritannien und Deutschland ein Abkommen zur Einschränkung seines Atomprogramms geschlossen. Es sollte verhindern, dass der Iran Atomwaffen entwickelt. Im Jahr 2018 hatten die USA das Abkommen unter Präsident Donald Trump einseitig aufgekündigt. Sie führten wieder Sanktionen gegen den Iran ein, woraufhin der Iran in der Folge schrittweise nicht mehr seinen Verpflichtungen nachkam. Der Iran weist Vorwürfe zurück, eine Atombombe bauen zu wollen, und verweist auf sein Recht auf Atomkraft zu zivilen Zwecken. Experten zufolge wären für einen Atomsprengkopf etwa 50 Kilogramm an 60-prozentigem Uran nötig.
*
Vereinigte Staaten | Mord | Krankenversicherung
US-Gesundheitssystem
Ein Mord auf offener Straße – 66.000 Lach-Emojis
Washington · Die Reaktionen auf den Mord an dem Chef von UnitedHealthcare zeigen, wie tief der Frust der Amerikaner über das Gesundheitssystem ist. Und sie stehen für die wachsende Bereitschaft, Probleme mit Gewalt zu lösen.
Der Moderator der satirischen „Daily Show“ testete die Grenzen des Akzeptablen, als er in seiner Sendung über den Täter des bisher ungeklärten Mordes an dem 50-jährigen CEO von UnitedHealthcare Brian Thompson spekulierte. Der Familienvater war am frühen Mittwochmorgen mitten in New York auf offener Straße erschossen worden. „Die Polizei muss einfach nur ihre Verdächtigenliste auf alle Amerikaner eingrenzen, die ihre Krankenversicherung hassen und Zugang zu Waffen haben“, witzelte Ronny Chieng und fügte ätzend hinzu: „Das sollte schnell gelöst sein.“
Der Kommentar ist ebenso bissig wie der öffentliche Diskurs, der sich nach dem Attentat entwickelt hat. Was in anderen Ländern eine Welle der Anteilnahme auslösen würde, mündet in den USA in spöttischen Kommentaren, sarkastischen Memes und einem Sturm der Entrüstung – nicht über den Mord selbst, sondern über das System, das Thompson repräsentierte. Abzulesen an den mehr als 66.000 Lach-Emojis, mit denen Facebook-Nutzer etwa eine Stellungnahme des Versicherers zu dem Verbrechen kommentierten, die 192 schockierte Reaktionen bei Weitem übertrafen.
[...] Die Strategien, mit denen Versicherungen Leistungen verweigern, sind vielfältig: „Prior Authorization“ verlangt von Ärzten zusätzliche Dokumente, um Behandlungen zu rechtfertigen. „Step Therapy“ zwingt Patienten, zunächst günstigere Medikamente auszuprobieren, bevor teurere Therapien genehmigt werden. Selbst KI-Algorithmen kommen zum Einsatz, um ältere Patienten aus Pflegeeinrichtungen zu entlassen, obwohl sie weiterhin Betreuung rund um die Uhr benötigen.
Die Folgen sind für viele Amerikaner verheerend. Ein abgelehnter Anspruch kann Familien in den finanziellen Ruin treiben. Eine Umfrage der KFF-Stiftung ergab, dass 60 Prozent der Amerikaner in einem Jahr Probleme mit ihrer Krankenversicherung hatten – ein Drittel davon gab an, dass die Versicherung teure Medikamente oder Behandlungen nicht abdeckte.
Der Mord an dem CEO von UnitedHealthcare verweist nach Ansicht des Politikwissenschaftlers Robert Pape auf ein Problem, das weit über den Frust mit dem Gesundheitssystem hinausweist. „Die Gewalt, die wir in den USA erleben“, meint der Gewaltforscher an der University of Chicago, „ist Ausdruck einer Gesellschaft, die ihre Konflikte nicht mehr friedlich zu lösen weiß.“ Die Signifikanz dieses Falls bestehe darin, „dass Gewalt als Mittel zur Lösung von Konflikten jetzt auch den kommerziellen Sektor erreicht hat“.
*
Erneuerbare | Stromerzeugung | Rekord
Höchster Wert jemals
Zwei Drittel des Stroms im Sommer aus Erneuerbaren
Der Sommer dieses Jahres brachte einen neuen Rekord beim Anteil Erneuerbarer an der Stromerzeugung. Vor allem die Solarstrom-Produktion legte deutlich zu. Wichtigster Energieträger war jedoch einmal mehr die Windkraft.
Fast zwei Drittel der deutschen Stromerzeugung stammten wegen des Solarbooms im Sommer aus erneuerbarer Energie. Von Juli bis Ende September wurden insgesamt 96,3 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt und ins Netz eingespeist, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das waren 2,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien stieg dabei mit 7,1 Prozent überdurchschnittlich stark. Sie erreichte mit einem Anteil von 63,4 Prozent des insgesamt erzeugten Stroms einen neuen Höchststand für ein Sommerquartal.
Dagegen schrumpfte die Stromerzeugung aus konventionellen Energieträgern um 4,7 Prozent. Ihr Anteil lag damit bei nur noch 36,6 Prozent des gesamten inländisch erzeugten Stroms. Ein Jahr zuvor waren es noch 39,4 Prozent.
Die Stromerzeugung aus Windkraft wuchs im Sommerquartal den weiteren Angaben zufolge um 2,4 Prozent. Damit blieb Windkraft mit einem Anteil von 24,7 Prozent wichtigster Energieträger in der inländischen Stromerzeugung. "Das stärkste Wachstum zeigte die Stromerzeugung aus Photovoltaik", fügten die Statistiker hinzu. Sie stieg um 13,5 Prozent zum Vorjahresquartal. Mit einem Anteil von 23,8 Prozent ist sie der zweitwichtigste Energieträger ...
*
Brasilien | Volkswagen | Sklaverei
VW wegen Sklavenarbeit verklagt
Im Brasilien der 1970er- und 1980-Jahre sollen Arbeiter in einem Volkswagen gehörenden Agrarbetrieb wie Sklaven gehalten worden sein. Einen Vergleich hatte VW abgelehnt. Nun wurde das Unternehmen verklagt.
"Diese Arbeiter waren auf der Farm allen Arten von Gewalt ausgesetzt: bewaffnete Überwachung, physische und psychische Aggression, Unterwerfung unter entwürdigenden Arbeitsbedingungen, anstrengende Arbeitszeiten und Schuldknechtschaft", sagt Staatsanwalt Rafael Garcia Rodrigues im ARD-Interview.
Er koordiniert die Ermittlungen gegen Volkswagen Brasilien. "Die Arbeiter durften die Farm nicht verlassen, bevor sie die Auftraggeber bezahlt hatten, bei denen es sich in Wirklichkeit um Menschenhändler handelte", so Garcia Rodrigues.
Arbeit in VW-Agrarbetrieb
Das brasilianische Arbeitsministerium hat am Mittwoch Klage gegen Volkswagen Brasilien eingereicht. Dabei geht es um schwere Menschenrechtsverletzungen und moderne Sklavenarbeit auf einer riesigen Rinderfarm im Bundesstaat Pará.
[...] Volkswagen Brasilien teilte mit, noch nicht formal benachrichtigt worden zu sein, weshalb es keinen Zugang zum Inhalt der Klage hätte und sich nicht zu laufenden Verfahren äußerte. Einen außergerichtlichen Vergleich hatte VW abgelehnt. Die Anhörung vor Gericht ist für Februar kommenden Jahres angesetzt.
*
Vereinigte Staaten | Don Trumpl | Heritage Foundation
Genau wie gewarnt: Trump beruft “Project 2025” Mitarbeiter
Während Donald Trump die Namen seiner künftigen Kabinettsmitglieder verkündet, wird mit der Auswahl der Kandidaten vor allem eines deutlich: Trump gefällt “Project 2025” doch recht gut, jene knapp 900-seitige Blaupause für die nächste Republikanische Präsidentschaft, die unter Federführung der Heritage Foundation, einer einflussreichen rechten Denkfabrik der USA ausgearbeitet wurde. Im Wahlkampf hatte er noch mehrmals behauptet, nichts mit diesem radikalen Plan zu tun zu haben, der das Ziel hat, die USA in eine Art autoritären Staat zu verwandeln. Der Plan sieht einen massiven Ausbau der Exekutivmacht des Präsidenten vor, die effektive Zerstörung der “Checks und Balances”, des administrativen Staats und die Unterwanderung von unabhängigen Behörden, sowie die Aushöhlung der demokratischen Institutionen des politischen Systems. Kurz: Es wäre das Ende der amerikanischen Demokratie, wie wir sie kennen.
Noch im Juli hatte er auf “Truth Social” behauptet, keine Ahnung zu haben, worum es sich bei “Project 2025” handle: “Ich weiß nichts über das Projekt 2025, [und] ich habe keine Ahnung, wer dahinter steckt”, schrieb er, nur um sich sofort in Widersprüche zu verstricken, als er hinzufügte: “Ich stimme mit einigen der Dinge, die sie sagen, nicht überein, und einige der Dinge, die sie sagen, sind absolut lächerlich und abgrundtief falsch.“ Was für Dinge das sein sollten, führte Trump nicht weiter aus, behauptete aber: “Die linksradikalen Demokraten haben jedoch einen Riesenspaß daran, mich für jede Art von Politik verantwortlich zu machen, die [im Projekt 2025] genannt wird. Das ist reine Desinformation von ihrer Seite“.
Selbst wenn man all das ausblendet, weil man in den letzten zwei Jahren wissentlich die Augen und Ohren verschlossen hat, hätte man als Journalist*in immerhin wissen können, dass Donald Trump bereits in seiner ersten Amtszeit zwei Drittel der damaligen Vorschläge von Heritage umgesetzt hatte – und man allein schon deswegen jetzt eine ähnliche Quote erwarten kann.
Die Heritage Foundation – mehr als nur ein Think Tank
Es war von Beginn an – nicht nur aufgrund solcher in sich widersprüchlicher Aussagen – klar, dass Trump log, was das Konzept der Heritage Foundation für die nächste Republikanische Präsidentschaft anging. Es stimmt zwar, dass Heritage nicht offiziell mit dem Trump Wahlkampf verzahnt war – aber der Think Tank dient seit Jahrzehnten als inoffizielles Policy-Flaggschiff der Republikanischen Partei ...
*
Klimawandel | Unwetter | Südostasien
Klimaschutzpolitik
Sturzflut in Fernost
Zahlreiche Opfer: Malaysia, Südthailand und Südostküste Indiens von Rekordregen und Stürmen heimgesucht
Die Weltklimakonferenz in Baku (COP29) Mitte November hat sich bekanntlich nur zu halbherzigen Absichtserklärungen und müden Kompromissen durchringen können. Fatal. Denn jüngste Nachrichten zeigen: Der Klimawandel ist vielerorts längst Realität. Etwa in Süd- und Südostasien.
So hat es in weiten Teilen Malaysias und angrenzenden Gebieten von Südthailand die schwersten Niederschläge seit mehreren Jahrzehnten gegeben. Die durchschnittlichen Regenmengen, die sonst in einem halben Jahr fallen, seien allein in der vergangenen Woche binnen fünf Tagen vor allem an der Ostküste der Halbinsel Malakka niedergegangen, berichtete Malaysias Premier Anwar Ibrahim am Dienstag vor dem Parlament.
[...] Im Süden Thailands, wo zuletzt nach Angaben des Innenministeriums in Bangkok noch gut 22.000 Menschen in Notunterkünften ausharrten, bleibt die Lage ebenfalls angespannt. Vor allem für rund 600.000 Personen in den Provinzen Yala, Pattani, Narathiwat und Songkhla. Die offizielle Zahl der Todesopfer auf thailändischer Seite stieg auf 25, mindestens neun Tote sollen es in Malaysia sein.
Und die Wettersituation in Südindien? Gleichfalls prekär. Ein Zyklon war am Wochenende mit zerstörerischer Gewalt über etliche Distrikte des Bundesstaates Tamil Nadu hinweggezogen. Der internationale Airport in Chennai musste den Flugbetrieb einstellen, auch einige Bahnverbindungen waren unterbrochen. Sogar Einheiten der Armee wurden eingesetzt, um lokale Hilfskräfte beim Erreichen schwer zugänglicher Ortschaften zu helfen.
*
6. Dezember 1972 (INES 3 | NAMS 1,6) Atomfabrik Windscale/Sellafield, GBR
Die Verarbeitung zu kurz gelagerter Brennelementen bewirkte einen hohen Jodgehalt und setzte 2,2 TBq Radioaktivität frei.
(Kosten ca. 98 Millionen US$)
Nuclear Power Accidents
Die Nukleare Kette
Sellafield/Windscale, Großbritannien
Die größte zivile und militärische Atomanlage Europas steht in Sellafield. Während hier in der Vergangenheit Plutonium für das britische Atomwaffenprogramm produziert wurde, dient der Standort heute als Wiederaufbereitungsanlage für Atommüll. Der Großbrand von 1957 sowie zahlreiche radioaktive Lecks kontaminierten die Umwelt und setzten die Bevölkerung erhöhten Strahlenwerten aus ...
Langsam aber sicher werden alle relevanten Infos zu Störungen in der Atomindustrie aus Wikipedia entfernt!
Wikipedia de
Sellafield (früher Windscale)
Der Komplex wurde durch einen katastrophalen Brand 1957 und durch häufige nukleare Störfälle bekannt und unter anderem deshalb auch in Sellafield umbenannt. Bis Mitte der 1980er Jahre wurde der im täglichen Betrieb anfallende Atommüll in großen Mengen in flüssiger Form über eine Pipeline in die Irische See abgeleitet.
Wikipedia en
Sellafield#Incidents
Radiologische Freisetzungen
Zwischen 1950 und 2000 gab es 21 schwerwiegende Zwischenfälle oder Unfälle mit radiologischen Freisetzungen außerhalb des Werksgeländes, die eine Einstufung auf der internationalen Skala für nukleare Ereignisse rechtfertigten, einen auf Stufe 5, fünf auf Stufe 4 und fünfzehn auf Stufe 3. Darüber hinaus gab es in den 1950er und 1960er Jahren über längere Zeiträume hinweg bekannte, absichtliche Freisetzungen von Plutonium und bestrahlten Uranoxidpartikeln in die Atmosphäre ...
Übersetzung mit https://www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)
AtomkraftwerkePlag
Sellafield (ehemals_Windscale), Großbritannien
Vergleichbare Atomfabriken gibt es überall auf der Welt:
Uran-Anreicherung und Wiederaufarbeitung - Anlagen und Standorte
Bei der Wiederaufarbeitung lässt sich das Inventar abgebrannter Brennelemente in einem aufwändigen chemischen Verfahren (PUREX) voneinander separieren. Abgetrenntes Uran und Plutonium können danach erneut verwendet werden. Soweit die Theorie ...
Youtube - 07:00
Uranwirtschaft: Anlagen zur Verarbeitung von Uran
Wiederaufarbeitungsanlagen machen aus wenigen Tonnen Atommüll, viele Tonnen Atommüll
Alle Uran- und Plutoniumfabriken produzieren radioaktiven Atommüll: Uran-Aufbereitungs-, -Anreicherungs- und -Wiederaufarbeitungsanlagen, ob in Hanford, La Hague, Sellafield, Mayak, Tokaimura oder wo auch immer auf der Welt, haben alle das gleiche Problem: Mit jedem Bearbeitungsschritt entstehen mehr und mehr extrem giftige und hochradioaktive Abfälle ...
5. Dezember
Klima | Temperaturen | Wetter | Wolken
Erderwärmung:
Sind weniger Wolken ein Grund, warum die Jahre immer wärmer werden?
2023 war das heißeste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn. 2024 wird noch heißer. Nun zeigen Forscher einen überraschenden Effekt: Wir blicken zu oft in einen blauen Himmel.
Warum ist ein Tag mit strahlend blauem Himmel, an dem weit und breit keine einzige Wolke zu sehen ist, im Winter oft besonders kalt? Wo doch im Sommer gerade solche Tage richtig heiß werden können?
Wolken beeinflussen unser Wetter auf sehr unterschiedliche Weise. Einerseits reflektieren sie Sonnenstrahlen, dann bleibt es unter der Wolkendecke schattig und deshalb auch kühler. Andererseits verhindern Wolken aber auch, dass Wärme von der Erde ins All abstrahlt. Und deshalb bleibt es an einem bewölkten Tag nicht selten wärmer. Je nachdem, in welcher Höhe die Wolkendecke hängt, überwiegt entweder der eine oder der andere Effekt. Grob vereinfacht kann man sagen: Hohe Wolken wärmen und niedrige Wolken kühlen.
Warum war das vergangene Jahr so warm?
Nun haben Forschende gezeigt: Genau diese niedrigen Wolken sind in den vergangenen Jahren weniger geworden. Und das könnte ein Puzzleteil sein, das erklärt, warum die Jahre 2023 und 2024 so außergewöhnlich warm waren. Denn beide Jahre waren nicht nur die jeweils wärmsten seit Beginn der Aufzeichnung. Sondern sogar so warm, dass sie viele Prognosen der Klimawissenschaft noch weit übertroffen haben ...
*
Schweiz | Axpo | Beznau I und II
Nahe der deutschen Grenze
Schweiz legt Enddatum für zwei Methusalem-AKWs fest
In der Schweiz sind noch vier Atommeiler zur Stromgewinnung am Netz. Zwei von ihnen gehören zu den weltweit dienstältesten. Der Betreiber gibt nun den Zeitpunkt bekannt, zu dem sie in Rente gehen. Das allerdings wird erst im nächsten Jahrzehnt sein.
Zwei der dienstältesten Atomkraftwerke der Welt nahe der deutschen Grenze in der Schweiz sollen noch bis 2032 und 2033 laufen und dann stillgelegt werden. Das teilte der Betreiber Axpo mit. Es geht um Beznau I und II, die seit 1969 und 1971 am Netz sind. Sie liegen an der Aare bei Döttingen, rund zehn Kilometer südwestlich der deutschen Gemeinde Waldshut-Tiengen in Baden-Württemberg.
Um den Weiterbetrieb zu sichern, wird der größte Energiekonzern der Schweiz umgerechnet gut 376 Millionen Euro investieren. In Beznau werden rund sechs Terawattstunden Strom produziert. Das entspricht etwa dem Verbrauch von 1,3 Millionen Vier-Personen-Haushalten.
Die Schweizer hatten nach dem Reaktorunfall von Fukushima in Japan 2011 den Atomausstieg beschlossen. Allerdings dürfen die vier noch aktiven Kraftwerke so lange am Netz bleiben, wie sie sicher sind ...
*
Vermögen | Ungleichheit | Superreiche
Reich, ab in die Schweiz
Vermögen der Milliardäre hat sich in zehn Jahren mehr als verdoppelt
Die Superreichen weltweit sind auch im vergangenen Jahr weiter deutlich reicher geworden. Die Zahl der Milliardäre stagnierte zuletzt jedoch – vor allem wegen der Lage in China.
Die Zahl der Superreichen und ihr Vermögen ist innerhalb von zehn Jahren deutlich gestiegen: Im April 2024 gab es nach einer Studie der Schweizer Bank UBS 2682 Milliardäre, gut 50 Prozent mehr als im März 2015. Ihr Gesamtvermögen stieg in dem Zeitraum um 121 Prozent auf 14 Billionen Dollar. Das ist mehr als dreimal so viel wie die gesamte Wirtschaftsleistung Deutschlands in einem Jahr.
Zuletzt stagnierte die weltweite Zahl der Milliardäre jedoch. Nach starkem Wachstum und einem Höhepunkt von 2686 im Jahr 2021 entwickelte sich die Zahl in den jüngsten Jahren seitwärts beziehungsweise ging sogar leicht zurück, wie aus dem Billionaire Ambitions Report 2024 von UBS und dem Beratungsunternehmen PwC hervorgeht. Bremsend wirkte dabei vor allem die Entwicklung in China. Alleine zwischen 2023 und 2024 sank die Anzahl der Superreichen in Festlandchina um 18 Prozent auf 427.
Die Schweiz profitiert von Milliardärs-Zuzug
Die UBS verwies auf die Maßnahmen von Präsident Xi Jinping zur Bekämpfung der wachsenden Ungleichheit und das strengere regulatorische Umfeld. »Die immobilienorientierten Milliardäre in China haben sicherlich einen erheblichen Schlag einstecken müssen«, teilte UBS-Manager Benjamin Cavalli mit ...
*
Erneuerbare | Stromnetz | Speicher
Nutzen statt abregeln:
Wohin mit dem überschüssigen Strom?
Windräder und Solarpaneele erzeugen zeitweise mehr Strom, als das Netz aufnehmen kann. Eine gigantische Infrastruktur an Großspeichern, Elektrolyseuren und Wärmetauschern soll das Energiesystem flexibler machen.
Es ist eine Zahl, die aufhorchen lässt: Fast 10 500 Gigawattstunden Grünstrom wurden im Jahr 2023 nach Angaben der Bundesnetzagentur »abgeregelt«. So viel CO2-freier Strom konnte also mangels Netzkapazitäten nicht erzeugt werden, obwohl die Windräder und Fotovoltaikpaneele dazu in der Lage gewesen wären. Die Menge entspricht rund vier Prozent des 2023 in Deutschland erzeugten Ökostroms. Wenn die Stromerzeugung vom Wetter abhängt, treten eben nicht nur Dunkelflauten auf – also Phasen, in denen weder Sonnen- noch Windenergie erzeugt werden –, sondern auch Tage, an denen Sonne und Wind weit mehr Strom produzieren, als die Netze aufnehmen können. An den Strombörsen fallen die Preise dann gegen null oder sogar ins Minus, und Anlagen werden ausgeschaltet, damit das Netz stabil bleibt.
[...] Das Brandenburger Unternehmen Enertrag betreibt dort und andernorts Verbundkraftwerke, in denen Wind- und Solarstromanlagen in einem eigenen, hunderte Kilometer langen Netz und eigenen Umspannwerken miteinander verknüpft sind, mit direktem Anschluss an das europäische Verbundnetz. An das eigene Kraftwerknetz sind wiederum Großverbraucher wie Wärmespeicher und Wasserstofferzeuger angeschlossen, welche die natürlichen Schwankungen von Sonne und Wind ausgleichen. Auch Akkuspeicher, die das Netz stabilisieren, gehören dazu. Ihre Verbundkraftwerke haben laut Enertrag eine Leistung im Gigawattbereich. »Anstatt wertvolle Energie abzuregeln, müssen wir in Verbundkraftwerken neben Strom auch Wasserstoff und Wärme erzeugen«, schildert Jörg Müller, Gründer und Vorsitzender des Aufsichtsrats von Enertrag. Denn der größte Teil des Energieverbrauchs finde außerhalb des klassischen Stromsektors statt. »Nur so kommt erneuerbare Energie in die Industrie, den Verkehr und die Heizungen – und nur so bleibt das Energiesystem mit Hilfe der dazu erforderlichen Speicher stabil.«
All die genannten Techniken helfen also, das Abregeln von Stromüberschüssen zu verringern. Das soll jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass das bestehende Stromnetz für den künftigen Bedarf ausgebaut werden muss – oder zumindest dort ertüchtigt wird, wo es möglich ist.
*
Gazakrieg | Amnesty International | Genozid
Amnesty International wirft Israel im Gazastreifen Genozid vor
Die Menschenrechtsorganisation listet in einem neuen Bericht dutzende "genozidale Aussagen" sowie 15 Angriffe auf, bei denen ausschließlich Zivilisten getötet wurden
90 Prozent der Bevölkerung vertrieben, 87 Prozent der Wohneinheiten beschädigt oder zerstört, mehr als 44.000 registrierte Tote: Die Konsequenzen des Kriegs im Gazastreifen sind verheerend. Seit dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem etwa 1200 Menschen getötet wurden, geht die israelische Armee im Gazastreifen gegen die islamistische Hamas vor – laut einem neuen Bericht von Amnesty International mit genozidaler Absicht.
Die Menschenrechtsorganisation kommt in dem Bericht "You Feel Like You Are Subhuman: Israel's Genocide Against Palestinians in Gaza" zu dem Schluss, dass "Israel durch seine Politik, Handlungen und Unterlassungen einen Völkermord an den Palästinenser*innen im Gazastreifen begangen hat und weiterhin begeht". Für Amnesty International ist klar, dass Israels Handlungen unter den Geltungsbereich der Völkermordkonvention fallen, die 1948 angenommen und bisher von 153 Staaten ratifiziert wurde.
[...] Amnesty International hat 102 Stellungnahmen gesammelt, die zwischen Oktober 2023 und Juni 2024 von israelischen Vertretern abgegeben wurden, "in denen Palästinenser*innen entmenschlicht wurden beziehungsweise zu Völkermord oder anderen Verbrechen gegen sie aufgerufen oder diese gerechtfertigt wurden". 22 davon sind demnach von Personen getätigt worden, die direkte Befehlsverantwortung für die Offensive hatten.
Ex-Verteidigungsminister Yoav Gallant sprach etwa von einem Kampf gegen "menschliche Tiere" und sagte zu Soldaten am 10. Oktober 2023: "Keine Kompromisse! Gaza wird nicht zu dem zurückkehren, was es war, die Hamas wird nicht mehr existieren. Zerstört alles." Israels Präsident Yitzhak Herzog sprach von "keinen unschuldigen Zivilisten in Gaza". Ein Oberst sagte im israelischen Kanal 14: "Das wird Brachland, hier werden sie nicht mehr leben können."
"Diese und viele weitere dokumentierte Aussagen, auch vom israelischen Premier Netanjahu, der immer wieder mit biblischen Verweisen die totale Vernichtung fordert, zeigen eine erschreckende Entmenschlichung der palästinensischen Zivilbevölkerung durch höchste Regierungsvertreter", sagt Hashemi. "Das sind nicht nur rhetorische Entgleisungen, sondern Ausdruck einer Politik, die sich danach in konkreten Handlungen auch manifestiert." ...
*
Naher Osten | Zweistaatenlösung | UN-Vollversammlung
UN-Vollversammlung für Zweistaatenlösung
Nur USA und Israel dagegen. Gegenseitige Vorwürfe in UN-Sicherheitsrat zu Syrien
Die UN-Vollversammlung hat Israel zu einem Rückzug aus den besetzten palästinensischen Gebieten und zur Umsetzung einer Zweistaatenlösung aufgefordert. Am Dienstag (Ortszeit) verabschiedeten die Mitglieder mit 157 zu acht Stimmen eine Resolution, in der sie ihre »unerschütterliche Unterstützung« für eine Zweistaatenlösung im Einklang mit dem Völkerrecht zum Ausdruck brachten. Die USA und Israel sprachen sich dagegen aus, zudem gab es sieben Enthaltungen – Deutschland stimmte für die Resolution.
Israelis und Palästinenser sollten »Seite an Seite in Frieden und Sicherheit innerhalb der anerkannten Grenzen auf der Grundlage von vor 1967« leben, erklärte die Versammlung. Zudem rief sie für Juni 2025 zu einem internationalen Treffen unter dem Vorsitz von Frankreich und Saudi-Arabien auf, um die diplomatischen Bemühungen um eine Zweistaatenlösung voranzubringen. Die Vereinten Nationen erachten das Westjordanland, Ostjerusalem und den Gazastreifen als unrechtmäßig von Israel besetzt.
Weniger einig war man sich gleichentags im UN-Sicherheitsrat zur Lage in Syrien. Dort beschuldigten sich die Vertreter Russlands und der Vereinigten Staaten gegenseitig der Unterstützung des Terrorismus ...
*
5. Dezember 1965 (Broken Arrow) Douglas A-4E Skyhawk, USA
Wikipedia en
1965 Philippine Sea A-4 incident
Der A-4-Absturz auf den Philippinen im Jahr 1965 war ein Broken Arrow-Zwischenfall, bei dem ein mit einer Nuklearwaffe bestücktes Kampfflugzeug vom Typ Douglas A-4E Skyhawk der United States Navy vom Flugzeugträger USS Ticonderoga aus ins Meer vor Japan stürzte. Das Flugzeug, der Pilot und die Waffe wurden nie geborgen.
Der Unfall
Am 5. Dezember 1965, 31 Tage nach dem Auslaufen der Ticonderoga vom US-Marinestützpunkt Subic Bay auf den Philippinen, wurde das Kampfflugzeug während einer Trainingsübung rückwärts über die Seite des Aufzugs Nummer 2 geschleudert, während es vom Hangar Nummer 2 zum Aufzug gerollt wurde. Der Pilot, Leutnant Douglas M. Webster, das Flugzeug, die Douglas A-4E BuNo 151022 der VA-56, und die B43-Atombombe wurden nie aus der Tiefe von 4.900 m (16.000 ft) geborgen ...
Übersetzung mit https://www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)
Broken Arrow incidents
Das US-Verteidigungsministerium hat mindestens 32 "Broken Arrow"-Vorfälle zwischen 1950 und 1980 offiziell anerkannt.
Beispiele für diese Ereignisse sind:
1950 British Columbia B-36 crash
1950 B-50 Riviére-du-Loup, Kanada
1956 B-47 disappearance
1958 Mars Bluff B-47 nuclear weapon loss incident
1958 Tybee Island mid-air collision
1961 Yuba City B-52 crash
1961 Goldsboro B-52 crash
1964 Savage Mountain B-52 crash
1964 Bunker Hill AFB runway accident
1965 Philippine Sea A-4 incident
1966 Palomares B-52 crash
1968 Thule Air Base B-52 crash
1980 Damascus Titan missile explosion, Arkansas
Inoffiziell hat die Defense Atomic Support Agency (jetzt bekannt als Defense Threat Reduction Agency (DTRA)) Hunderte von "Broken Arrow"-Vorfällen detailliert beschrieben.
Übersetzung mit https://www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)
Wayback Machine en
The OOPS List
Ein Bericht der Sandia Laboratories aus dem Jahr 1973, der sich auf eine damals als geheim eingestufte Zusammenstellung der Armee beruft, besagt, dass zwischen 1950 und 1968 insgesamt 1.250 US-Atomwaffen in Unfälle oder Zwischenfälle unterschiedlicher Heftigkeit verwickelt waren, darunter 272 (22 Prozent), bei denen Umstände eintraten, die in einigen Fällen die Detonation des konventionellen Sprengstoffs der Waffe auslösten ...
4. Dezember
Vereinigte Staaten | Energiewende | Solaranlagen
Solarindustrie in den USA boomt: Rekordproduktion von 9,3 GW im dritten Quartal 2024
Mit Rekordwerten in Produktion und Installationen scheint die Energiewende in den USA unaufhaltsam. Im dritten Quartal 2024 stieg die lokale Solarproduktion auf einen Rekordwert von 9,3 GW.
In den letzten Tagen der Amtszeit der derzeitigen US-Regierung wurden in der Solarbranche einige Rekorde aufgestellt. Laut einem Bericht der Solar Energy Industries Association (SEIA) und Wood Mackenzie erreichte die Produktionskapazität für Solarmodule im dritten Quartal 2024 den Spitzenwert von 9,3 Gigawatt.
Dies kommt zur rechten Zeit, da die USA mit 8,6 GW an neu installierten Solaranlagen das drittbeste Quartal aller Zeiten verzeichneten. Dies ist ein signifikanter Anstieg von 21 % im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2023. Besonders bemerkenswert ist, dass im dritten Quartal erstmals seit 2019 wieder Siliziumzellen in den USA produziert wurden. Damit konnte die lokale Produktion von Solarzellen wieder in Gang gebracht werden ...
*
Krieg | Sozialdemokrat | Pazifist
Eduard Bernstein und die sozialdemokratische Kriegsertüchtigung
Im Gefolge der reinen Lehre nach Marx-Engels können Kriege als „Geburtshelfer der Revolution“ betrachtet und Programme der Pazifisten unterschiedlichster Couleur als „Friedenswindbeuteleien“ verlästert werden (A. Klönne: „Die deutsche Arbeiterbewegung vor 1914 …“; W. Wette: Militarismus in Deutschland). Erst wenn der Kapitalismus auf dem ganzen Erdkreis überwunden sei, ließe sich der Völkerfrieden denken … Aufgrund solcher Anschauungen, an denen die Internationale im ‚langen 19. Jahrhundert‘ aber mehrheitlich nicht kleben blieb, kam es zu fürchterlichen Verirrungen.
Namentlich in der sich weltweit als führend dünkenden deutschen Sozialdemokratie konnte eine ursprüngliche Fundamentalopposition zum preußisch-deutschen Militarismus, der die Welt dann zweimal in Brand setzen wird, nicht zum Zuge kommen. Bürgerliche Nonkonformisten, die den Namen „linksliberal“ wirklich verdienten, oder „Tolstojaner“ mussten weithin die Leerstellen ausfüllen.
Innerhalb jener SPD-Kreise, die als Leitgestalten „wehrfreudige“ Patrioten wie Friedrich Ebert oder Gustav Noske aufs Podium setzten, brachte man es gar fertig, mit orthodoxen „marxistischen Argumenten“ den Internationalismus und das bahnbrechende Konzept des Antikriegsstreiks (nebst Wehrdienstverweigerung) abzutun – und später gar den deutschen „Kriegssozialismus“ der Militärdiktatur im Hohenzollernreich gleichsam als Meilenstein auf dem Weg zur Befreiung der Arbeiter zu würdigen.
Karl Liebknecht und der führende „Revisionist“
Für eine linke Kritik wider die „nationalmilitärische Loyalität der deutschen Sozialdemokratie“ steht vor allem Karl Liebknecht ein, der aber – wie Arno Klönne vermerkt – in seiner Schrift „Militarismus und Antimilitarismus“ (1907) „eher moralisch als ‚marxistisch‘“ argumentiert. Als die Mächtigen des ‚preußenfreundlichen SPD-Komplexes‘ sich 1914 anschicken, einem System zu Diensten zu sein, das hunderttausende Arbeiter in die Massengräber des Weltkrieges hineintreibt, kommt es zu Besinnung und Widerspruch noch in einem ganz anderen Lager: Ausgerechnet Eduard Bernstein (1850-1932), der geschmähte Vordenker der Revisionisten und Verfasser bedenklicher kolonialpolitischer Texte, durchschaut sehr bald die Kriegslüge der herrschenden Klasse im Kaiserreich, die sich u.a. die tradierte Russophobie innerhalb der Sozialdemokratie zunutze gemacht hat ...
*
Türkei versucht in Syrien einen Neustart zu erzwingen
Nach dem Vormarsch der Islamisten in Aleppo tritt die Türkei als neuer Akteur auf – und will das Schicksal Syriens mitbestimmen.
Die militante islamistische Gruppe Hayat Tahrir al-Sham (Organisation zur Befreiung der Levante, HTS) hat mit ihrer Militäroffensive auf Aleppo am vergangenen Wochenende so ziemlich jeden verblüfft.
Bärtige HTS-Kämpfer begannen ihre Grossoffensive aus der Provinz Idlib im syrischen Nordwesten. Innerhalb von nur zwei Tagen konnten sie ihre Flagge auf der mittelalterlichen Burg Aleppos, der zweitgrössten Stadt Syriens, hissen.
[...] Im Laufe der Jahre konnte die dschihadistische Hayat Tahrir al-Sham (HTS) nach blutigen Machtkämpfen unter Idlibs diversen oppositionellen Gruppierungen zuletzt die Macht an sich reissen. Es handelt sich um einen Al-Qaida-Ableger, der von den USA, Russland und selbst von der Türkei als Terrorgruppe eingestuft wird, gelang es, Idlib zu einer wahren Hochburg ausbauen.
[...] Kein Schritt von HTS oder einer anderen bewaffneten Gruppe in diesem Gebiet kann ohne Ankaras Unterstützung erfolgen.
Abgesehen davon bildet die Türkei die einzige Versorgungslinie für Hilfsgüter und Handel nach Idlib, sie ist förmlich die Lebensader für Idlib. Viele Beobachter der Region stimmen in einem überein: Nämlich, dass die Dschihadisten der HTS ohne das grüne Licht aus Ankara eine Offensive in Syrien nie gewagt hätten.
[...] Alarmiert berichtet die kurdische Nachrichtenagentur im Nordirak rudaw: «Das Schicksal von rund 500.000 Kurden und 5.000 Jesiden, die in den kurdischen Vierteln der Provinz Aleppo eingeschlossen sind, wird immer bedrohlicher. Die kurdischen Bewohner von Sheikh Maqsoud, Ashrafiyeh in Aleppo und der Region Shahba sind in grosser Sorge». Sie zitiert Ali Iso, Direktor von Ezdina, einer in Deutschland ansässigen jesidischen Rechtsorganisation, der gegenüber rudaw erklärte: «Es wird befürchtet, dass es zu gross angelegten Vergeltungsmassnahmen gegen die kurdische und jesidische Zivilbevölkerung in der Region kommen könnte».
Vergangenen Montag gab Mazloum Abdi, der Oberbefehlshaber der SDF, in einer Erklärung bekannt, dass seine Truppen versucht hätten, einen humanitären Korridor zwischen den belagerten Stadtteilen Aleppos mit Tal Rifaat und Rojava zu errichten, um die Zivilisten sicher evakuieren zu können, was allerdings von den von der Türkei unterstützten Kräften verhindert worden sei ...
Suche zum Thema: Kurden Türkei Syrien
Aleppo: Vom Al-Qaida-Ableger zum westlichen Partner?
*
Konzerne | Superreiche | Steuerhinterziehung
Geschäftsmodell: Wie Großbritannien und die USA beim Steuerraub mitmischen
Kaputtes System: Jedes Jahr verschwinden fast 500 Milliarden US-Dollar durch Steuerflucht. Besonders acht Länder ermöglichen den Raubzug. Die Wie die UNO nun reagieren will.
Einer Untersuchung von Tax Justice Network, ein internationales Netzwerk, das sich für ein gerechtes und transparentes Steuersystem einsetzt, zufolge entgehen den Ländern weltweit 492 Milliarden US-Dollar an Steuern – jedes Jahr.
Der Grund: Zwei Drittel gehen wegen multinationaler Unternehmen verloren, die ihre Gewinne ins Ausland verlagern, um dadurch Steuern zu vermeiden. Ein Drittel entfällt auf sogenannte Superreiche, die ihr Vermögen in Steueroasen verstecken.
Je geringer die Körperschaftssteuer ...
Tax Justice Network konnte einen erstaunlichen Zusammenhang zwischen der Höhe der Körperschaftssteuer und den Steuereinnahmen entdecken. Auch wenn generell die Körperschaftssteuersätze weltweit gesunken sind, haben multinationale Konzerne mehr Gewinne in Steueroasen verschoben.
Im Jahr 2021 waren es 1,42 Billionen US-Dollar und damit der bisher höchste Wert. Tax Justice Network kommentiert:
Die Daten zeigen, dass multinationale Konzerne, die weniger Steuern zahlen sollten, mehr betrogen haben. (…) Die Länder haben effektiv 32 Milliarden US-Dollar an Steuern an multinationale Konzerne abgetreten, und im Gegenzug haben multinationale Konzerne die Länder noch stärker geschröpft.
"Die schädlichen Acht"
Fast die Hälfte der Steuerverluste (43 Prozent) werden von acht Ländern ermöglicht, in denen acht Prozent der Menschheit lebt: Australien, Kanada, Israel, Japan, Neuseeland, Südkorea, das Vereinigte Königreich und die USA. Tax Justice Network berechnet den Anteil dieser besonderen Gruppe ...
*
Energiewende | CO2-Zertifikate | Biokraftstoff
Treibhausgasminderungsquote
"Gewinner beim Betrug mit der THG-Quote ist die Mineralölindustrie"
Alle zu Unrecht ausgestellten CO2-Zertifikate und darüber angerechnete Treibhausgasquoten müssen zur Marktbereinigung aberkannt werden, fordert Sandra Rostek, Leiterin des Hauptstadtbüros Bioenergie. Für den Klimaschutz im Verkehr sei der Zertifikate-Handel aber weiter nötig.
Klimareporter°: Frau Rostek, Biokraftstoff-Unternehmen bereiten eine Milliarden-Klage gegen das Bundesumweltministerium vor. Der Vorwurf: Noch immer tue das Ministerium zu wenig dagegen, dass falsch deklarierter Biokraftstoff vor allem aus China nach Deutschland gelangt. Dieser muss aus Abfallstoffen hergestellt werden, tatsächlich aber steckt Palmöl darin. Lohnt es sich, eine Regierung zu verklagen, die bald aus dem Amt scheidet?
Sandra Rostek: Durch einen Wechsel der Regierung ändert sich nichts an möglichen Schadensersatzansprüchen, die betroffene Unternehmen für sich geltend machen. Zudem sind die Hauptakteure in diesem Skandal Referats- und Bereichsleiter in den zuständigen Ministerien. Diese werden auch in der nächsten Legislatur zum weit überwiegenden Teil noch im Amt sein.
Beim Streit um den Betrug bei der Treibhausgasminderungs- oder kurz THG-Quote geht es erstens um Emissions-Zertifikate aus sogenannten Upstream-Emission-Reduction-Projekten aus China. Ein Drittel dieser UER-Projekte hat das Umweltbundesamt schon rückabgewickelt sowie 45 von insgesamt 69 als "verdächtig" eingestuft. Reicht das Ihrer Branche noch nicht?
Wir begrüßen es, dass auf den großen politischen und medialen Druck hin nun endlich UER-Projekte als gesichert gefälscht oder zumindest verdächtig eingestuft werden und die Rückabwicklung eingeleitet wurde.
Dieser Prozess aber ist sehr langwierig und er zielt zunächst einmal nur auf die dubiosen Zwischenhändler der Zertifikate. Es ist leider gelebte Behördenpraxis, dass die THG-Quoten, die auf Basis der gefälschten Zertifikate von diesen Händlern an die quotenverpflichteten Mineralölunternehmen verkauft wurden, von der Rückabwicklung nicht erfasst werden.
Mit anderen Worten: Das Zertifikat wird zwar im Register gelöscht, die mit dem Zertifikat "erfüllte" THG-Quote wird jedoch nicht aberkannt. Sie verbleibt im Markt und verzerrt diesen nach wie vor.
Noch im August dieses Jahres hat sich die Mineralölwirtschaft für 2023 zwei Millionen Tonnen THG-Quote aus UER-Projekten anrechnen lassen. Diese Mengen stammen mehrheitlich aus eben diesen genannten rückabgewickelten oder als verdächtig eingestuften Projekten ...
*
Brasilien | Polizeigewalt | Überwachungskamera
Entsetzen in Brasilien
Videos zeigen brutalen Machtmissbrauch von Polizisten in São Paulo
Ein brasilianischer Polizist wirft einen Mann über eine Brücke. Ein anderer Beamter schießt einem Flüchtenden mehrfach in den Rücken. Videoaufnahmen dieser Vorfälle sorgen in São Paulo für Aufruhr.
In Brasilien sorgen derzeit mehrere Fälle von Polizeigewalt für Entsetzen.
In einem Fall zeigen Videoaufnahmen vom Montag, wie ein Polizist in der Millionenmetropole São Paulo einen Mann von einer Brücke wirft. Dem Nachrichtenportal »G1« zufolge hatten Beamte zuvor zwei Personen auf einem Motorrad zum Anhalten aufgefordert. Die Männer seien jedoch geflüchtet, woraufhin die Beamten die Verfolgung aufgenommen und die Männer schließlich festgenommen hätten.
In dem Video – das auch im Lokalfernsehen gezeigt wurde – ist dann zu sehen, wie ein Beamter einen der Männer an den Rand der Brücke führt, ihn am Bein hochhebt und über die Absperrung wirft. Unter der Brücke verläuft ein Fluss, wie es in Medienberichten zum Fall heißt. Zunächst war unklar, ob der Mann überlebte. Das wurde erst später bestätigt.
Die beteiligten Polizisten wurden Berichten zufolge suspendiert und eine Untersuchung eingeleitet.
Mehrere Schüsse in den Rücken
Auch von dem zweiten Fall von Polizeigewalt existieren Videoaufnahmen, sie stammen von einer Überwachungskamera. Zu sehen ist, wie ein Polizist außer Dienst einem jungen Mann mehrmals in den Rücken schießt, nachdem dieser in einem Geschäft Seife gestohlen und zu flüchten versucht hatte. Eine erkennbare Bedrohung für den Beamten gab es dabei nicht ...
3. Dezember
Erneuerbare | Stromversorgung | Grundlastkraftwerke
Studie von Wissenschaftsakademien
Stromversorgung auch ohne Grundlastkraftwerke sicher
Kernkraftwerke, bestimmte Erdgaskraftwerke oder Geothermie: Durchgehend laufende Anlagen werden mit dem Ausbau von Solar- und Windenergie verzichtbar. Nur in Ausnahmen könnten sie als Ergänzung dienen.
Eine sichere Stromversorgung ist in Zukunft auch ohne durchlaufende, sogenannte Grundlastkraftwerke möglich – zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Projekts »Energiesysteme der Zukunft« (ESYS). Dahinter stehen die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften Acatech und die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften.
Durch ausreichend kostengünstig verfügbare Alternativen erreichten Grundlastkraftwerke ihre frühere, große Bedeutung nicht mehr, heißt es in dem Papier. Dies bedeute jedoch nicht, dass Grundlastkraftwerke künftig gar nicht mehr als Teil der Energieversorgung infrage kommen. »Wenn sie die wirtschaftlichen, sicherheitstechnischen und klimapolitischen Anforderungen erfüllen, könnten sie eine wertvolle Ergänzung der Energieversorgungsbasis darstellen«, so die Autorinnen und Autoren der Studie.
Untersucht wurde, ob der Einsatz von durchgehend laufenden Kraftwerken in einem klimaneutralen Energiesystem bis zum Jahr 2045 Vorteile für die deutsche und europäische Energieversorgung bringt. Bewertet wurden als treibhausgasarme Technologien Kernkraftwerke, Erdgaskraftwerke mit CO2-Abscheidung, Geothermie und Kernfusion. Den Autoren zufolge muss ein Grundlastkraftwerk wegen seiner hohen Investitionskosten fast durchgehend in Betrieb sein, um sich zu rentieren ...
*
Jülich | Zwischenlager Ahaus | Atommülltransporte
Gericht erlaubt Einlagerung von Atommüll aus Jülich in Ahaus
Brennelemente aus dem Forschungsreaktor Jülich dürfen im Zwischenlager Ahaus eingelagert werden. Das hat das Oberverwaltungsgericht NRW entschieden. Die Richter in Münster wiesen damit eine Klage der Stadt Ahaus und eines Bürgers aus Ahaus ab. Sie hatten argumentiert, die Sicherheit des Lagers sei nicht ausreichend geprüft worden, zum Beispiel der Schutz gegen mögliche Terroranschläge.
Konkret dürfen künftig 152 Castoren in Ahaus eingelagert werden. Bald will das zuständige Bundesamt nun über eine Transportgenehmigung für die Castoren entscheiden.
Natürlich bin ich enttäuscht und bedauere das auch, weil wir als Stadt die Bedeutung für Ahaus sehen. Ich bin aber dennoch froh, dass wir das jetzt mal grundsätzlich haben klären lassen. Wir wollen den Druck in Sachen Endlager-Suche hochhalten.
Karola Voß, Bürgermeisterin der Stadt Ahaus
Anti-Atom-Bürgerinitiativen demonstrieren
Mehrere Bürgerinitiativen hatten vor dem Prozess-Start demonstriert. Viele aufgestellte Blechdosen vor dem Eingang des Oberverwaltungsgerichts sollten Castor-Behälter symbolisieren. Die Bürgerinitiativen forderten, dass der hochradioaktive Abfall vom stillgelegten Forschungsreaktor AVR in Jülich bleiben soll bis es ein Endlager gibt.
Das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung BASE hatte bereits 2016 die Genehmigung erteilt, dass der Atommüll künftig im Zwischenlager Ahaus eingelagert werden darf.
[...] Castortransporte frühestens in 2025
Das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung will im kommenden Jahr über die Transportgenehmigung für den Atommüll aus Jülich entscheiden.
Liegt die Genehmigung vor, wird es aber mindestens noch zwei Monate dauern, bis die LKW-Fahrten mit den Castor-Behältern starten könnten. Das hat unter anderem mit der Vorbereitung des Großeinsatzes der Polizei zu tun.
*
AfD | Verfassung | Wehrhafte Demokratie
AfD-Parteitag hat eigene Verfassungsfeindlichkeit beschlossen
Gegen das, was die AfD Bayern da auf ihrem AfD-Parteitag beschlossen hat, sind vier Millionen Deutsche Anfang 2024 aus Protest auf die Straße gegangen: Die Vertreibung auch deutscher Staatsbürger aus Deutschland. Die AfD nennt es “obligatorische Rückführungsprogramme”. Während die Hochstufung der Gesamt-AfD als “gesichert rechtsextrem” verschoben wird, damit sie nicht der Partei schadet und die Widerstände in Berlin, überhaupt auch nur eine Prüfung eines AfD-Verbots endlich mal anzugehen, zu groß sind, können sich die Rechtsextremen ohne Konsequenzen immer weiter radikalisieren in ihrer Verfassungsfeindlichkeit.
AfD-Parteitag: Ein gefährlicher Beschluss
Die politische Landschaft Deutschlands steht vor einem entscheidenden Wendepunkt. Die Stimmen nach einem Verbot der rechtsextremen Alternative für Deutschland (AfD) werden immer lauter – denn die Partei wird immer radikaler. Vor kurzem hat sie einen weiteren Schritt in die Verfassungsfeindlichkeit getan. Die AfD Bayern hat auf ihrem AfD Parteitag in Greding, Bayern, eine Resolution zur sogenannten “Remigration” – der Euphemismus für Vertreibungen – verabschiedet, die nicht nur Asylbewerber und Nichtdeutsche betrifft, sondern auch deutsche Staatsbürger. Was vor einem Jahr in Potsdam besprochen wurde – und wohl auch mit aufwändiger Litigation PR vertuscht werden soll – wird auch in Teilen der Partei offizieller Plan. Der Geheimplan, den Correctiv aufdeckte, ist längst nicht mehr geheim
[...] Die Politik muss jetzt handeln
Die AfD hat nicht nur mit ihrem jüngsten Beschluss auf dem AfD-Parteitag in Bayern ihre eigene Verfassungsfeindlichkeit bestätigt. Man braucht keinen Verfassungsschutz, um selbst zu sehen, dass diese Partei vollends rechtsextrem ist. Aber umso fahrlässiger ist es, dass der Verfassungsschutz diese Hochstufung zurückhält. Die Partei verfolgt offen eine Politik, die auf Ausgrenzung, Diskriminierung und die Abschaffung grundlegender demokratischer Rechte abzielt. Auf Vertreibungen auch deutscher Staatsbürger. Wir können Reden schwingen und von “wehrhafter Demokratie” sprechen. Aber die Demokratie verteidigt sich nicht von alleine. Das müssen wir auch tun. Wann fangen wir endlich damit an?
*
Treibhausgasemissionen | Arktis | Meereis
Modellrechnungen mit Tageswerten
Arktischer Ozean könnte schon 2027 eisfrei sein
Der Arktische Ozean ist das ganze Jahr über von Meereis bedeckt. Doch das könnte sich bald ändern, sagt ein Forschungsteam voraus. Schon 2027 könnte es zeitweise dazu kommen, dass das Eis dort komplett geschmolzen ist. Das hätte auch Auswirkungen auf das Klima in Europa.
Der Arktische Ozean rund um den Nordpol könnte Analysen zufolge schon 2027 tageweise nahezu eisfrei sein, wenn bestimmte Wetterlagen dies begünstigen. Das ergaben im Fachjournal "Nature Communications" vorgestellte Computersimulationen auf Basis von Tageswerten der Eisbedeckung. Bisher war demnach immer mit Monatsdurchschnittswerten gerechnet worden.
"Der erste eisfreie Tag in der Arktis wird nichts dramatisch verändern", erklärte Mitautorin Alexandra Jahn von der University of Colorado in Boulder. "Aber er wird zeigen, dass wir durch Treibhausgasemissionen eines der bestimmenden Merkmale der natürlichen Umwelt des Arktischen Ozeans - nämlich, dass er das ganze Jahr über von Meereis und Schnee bedeckt ist - grundlegend verändert haben."
Definition für "eisfrei"
Jahn und ihre Mitautorin Céline Heuzé von der Universität Göteborg gingen von der gängigen wissenschaftlichen Definition aus, nach der der Arktische Ozean als eisfrei gilt, wenn weniger als eine Million Quadratkilometer von Eis bedeckt sind. Für ihre Berechnung verwendeten sie Daten aus dem Sechsten Sachstandsbericht des Weltklimarates (IPCC) und Prognosen zur Entwicklung der Energiebilanz der Erde bei unterschiedlich hohen Treibhausgasemissionen ...
*
PFAS | Chemieindustrie | Pharmaindustrie | Kläranlagen
Klärwerke: Pharma-Industrie soll für sauberes Wasser blechen
Pharmabranche ist empört: Sie soll 80 Prozent der Kosten für bessere Kläranlagen tragen. Hersteller von Medikamenten wehren sich gegen die EU-Pläne.
Über 90 Prozent der in europäischen Gewässern gefundenen Mikroschadstoffe sollen laut Europäischer Union von Kosmetika wie Make-up und Arzneimitteln stammen. Pharma- und Kosmetikhersteller sollen daher zur Verantwortung gezogen werden und mindestens 80 Prozent der Kosten für die Erweiterung und den Betrieb von Kläranlagen mit einer vierten Reinigungsstufe übernehmen.
Die Mikroschadstoffe aus den Arzneimitteln kommen über die Ausscheidungen der Patienten ins Abwasser. Deren Ausscheidungen getrennt vom normalen Abwasserstrom zu sammeln, erscheint alleine schon aufgrund der schieren Menge nicht realisierbar.
Wenn jedoch die Pharma- und Kosmetik-Industrie wie gefordert, mindestens 80 Prozent von Bau und Betrieb der vierten Reinigungsstufen in deutschen Kläranlagen übernehmen soll, muss damit gerechnet werden, dass dies auf die Endverkaufspreise aufgeschlagen wird.
Während bei Kosmetika der Kunde sich entscheiden kann, sieht die Situation bei den meist ärztlich verordneten Medikamenten gänzlich anders aus. Entweder steigen die geforderten Zuzahlungen um die Mehrkosten oder die Beiträge der jetzt schon knapp finanzierten Gesetzlichen Krankenkassen gehen in die Höhe. In der Folge könnte sich die Pharmaindustrie auch aus dem deutschen Markt zurückziehen, was die Versorgung des deutschen Marktes deutlich behindern dürfte.
[...] Wenn sich der Verkauf pharmazeutischer Produkte in Deutschland aufgrund der Belastung mit den Kosten für die erweiterte Abwasserklärung nicht mehr lohnt, könnte der Markt entscheiden, dass die nicht mehr rentablen Unternehmenstätigkeiten hierzulande eingestellt werden. Kein Unternehmen kann hierzulande gezwungen werden, eine nicht kostendeckende Produktion aufrecht zu erhalten.
*
Atomausstieg | Neubau | Atompolitik
Vorstoß der Union
Energiekonzern EnBW hält Wiederinbetriebnahme von Atomkraftwerken für ausgeschlossen
CDU und CSU wollen bei einer Übernahme der Regierung prüfen, ob und wie sich deutsche AKW wieder in Betrieb nehmen lassen. Der Kernkraftchef von EnBW hat da eine klare Aussage für die Freunde des Atomstroms.
Die Gedankenspiele geistern regelmäßig durch die Medien: Lässt sich Strom nicht doch günstiger und zuverlässiger mit Atomkraft erzeugen? Und würden AKW nicht helfen, den Ausstoß von Treibhausgasen zu verringern? Von der Union gibt es dazu gerade einen neuen Vorstoß. In einem Energie-Positionspapier fordert sie im Falle einer Regierungsübernahme nach der Neuwahl im kommenden Jahr zu prüfen, ob und wie die vom Netz gegangenen Meiler wieder in Betrieb genommen werden können.
Eine deutliche Antwort kommt schon jetzt von einem AKW-Betreiber: Der Energiekonzern EnBW hält die Vorstöße der Union für eine Wiederinbetriebnahme seiner stillgelegten Atomkraftwerke für technisch ausgeschlossen. »Der Rückbau-Status unserer fünf Kernkraftwerke ist praktisch gesehen irreversibel«, sagte EnBW-Kernkraftchef Jörg Michels der »Augsburger Allgemeinen« von Dienstag. »Eine Diskussion über die weitere Nutzung der Kernkraft hat sich für uns vor diesem Hintergrund erledigt.« Das deutsche Atomgesetz sehe eindeutig vor, dass in den Reaktoren kein Strom mehr produziert werden dürfe, betonte Michels.
[...] Der Ausstieg aus der Atomkraft war in Deutschland 1998 von der rot-grünen Bundesregierung beschlossen worden. 2009 verlängerte die schwarz-gelbe Koalition unter Merkel dann die Laufzeiten der Kraftwerke deutlich. Als es 2011 zur Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima kam, folgte die Kehrtwende und der Ausstieg wurde deutlich beschleunigt.
Die letzten Kraftwerke wurden schließlich im Frühjahr 2023 abgeschaltet, nachdem die Ampelkoalition ihre Laufzeiten nochmal um einen kurzen Zeitraum verlängert hatte ...
2. Dezember
Ukraine-Krieg | Soldaten | Munition
"Was wir jetzt sehen, ist eine Kettenreaktion"
Der ukrainische Generalstab meldet für die russische Seite so hohe Verlustzahlen wie nie zuvor in diesem Krieg. Was bedeutet das für das Schlachtfeld? Oberst Reisner erklärt ntv.de, warum er den Ukrainern noch einen Überraschungsangriff zutraut.
ntv.de: Wie hat sich die Lage in der vergangenen Woche für die Ukraine entwickelt?
Markus Reisner: Wir sehen, dass Russland massiv den Druck aufrechterhält. Vor allem im Zentrum des Donbass greifen die russischen Truppen mit aller Kraft an, schwer gekämpft wird südlich von Pokrowsk. Hier ist der Kessel von Kurachowe bereits zur Hälfte eingedrückt, die Stadt ist bis zum Zentrum in russischem Besitz. Die letzten Aufnahmen zeigten die Eroberung einer Schule, der Schule Nummer 5, und die liegt direkt im Stadtzentrum. Im Süden sind die Russen zudem dabei, die Stadt bereits zu umgehen. Sie üben hier einen enormen Druck aus, und einer der Flankenstöße zielt auf eine wichtige Versorgungsroute in die Stadt selbst ab.
Ist das so gefährlich für die Ukrainer, wie es klingt?
Ja, wenn die Nachschubroute unterbrochen ist, dann können die Ukrainer ihre Truppen dort nicht mehr mit Munition, Waffen und Ausrüstung versorgen und auch keine Soldaten mehr rein- oder herausrotieren. Damit könnten die Russen ein weiteres Stück Gelände in ihren Besitz bringen, weil es nicht gelingt, die Versorgung aufrechtzuerhalten.
Wie ordnen Sie diese Kämpfe in die Gesamtlage ein?
Für den Betrachter macht es den Eindruck, als würden nur kleine Gebiete den Besitzer wechseln. Aber das Problem ist: Wenn die starke vorderste Verteidigungslinie einmal nachgibt, dann beginnt die Tiefe dahinter langsam zu zerbröseln.
[...] Was erwarten Sie für die kommenden Tage?
Interessant sind die letzten Entwicklungen. So hat Präsident Wolodymyr Selenskyj heute eingestanden, dass die ukrainischen Streitkräfte derzeit nicht in der Lage sind, die verlorenen Gebiete zurückzugewinnen. Er fordert aber eine Einladung in die NATO. Der ehemalige NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg lässt gleichzeitig mit der Aussage aufhorchen, dass die Ukraine Gebiete temporär aufgeben muss. Dies klingt bereits sehr nach dem Plan von Trumps US-Sondergesandtem für die Ukraine, Keith Kellogg. Möglicherweise ist ein Waffenstillstand so nahe wie schon lange nicht mehr.
*
Klimaschutz | Erderwärmung | Völkerrecht | Meeresspiegel
Beginn der IGH-Anhörungen
Gibt es eine völkerrechtliche Pflicht zum Klimaschutz?
Vor dem IGH fordert Vanuatu, Versagen beim Klimaschutz als Verstoß gegen Völkerrecht anzuerkennen. Das Rechtsgutachten könnte weitreichende Folgen für die Klimapolitik haben – und für das Völkerrecht.
Welche Bedeutung der Fall für sein Land hat, machte Ralph Regenvanu, der Außenminister und auch Klimabeauftragter des kleinen Pazifikstaats Vanuatu ist, nach wenigen Augenblicken klar: "Wir stehen an vorderster Front einer Krise, die wir nicht verursacht haben, einer Krise, die unsere Existenz und die Existenz vieler anderer Menschen bedroht", sagte Regenvanu am Montag vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH).
Welche Bedeutung der Fall auch für die anderen Staaten und das internationale Recht als solches hat, zeigt sich nicht zuletzt an der Rekordzahl der Teilnehmenden: Bei den Anhörungen, die noch bis zum 13. Dezember 2024 in Den Haag stattfinden, werden 98 Staaten und 12 internationale Organisationen ihre Argumente vortragen.
Der IGH soll in einem Rechtsgutachten unter anderem die Frage klären, inwieweit Staaten rechtlich zum Klimaschutz verpflichtet und für die Folgen des Klimawandels vor allem in den ärmeren Staaten verantwortlich sind. Vanuatu hatte gemeinsam mit 17 anderen Staaten, darunter auch Deutschland, einen Resolutionsentwurf in die Generalversammlung eingebracht. Im März 2023 hatte die Generalversammlung die Resolution verabschiedet (A/RES/77/276), LTO berichtete.
Am Montag forderte Regenvanu den IGH auf, anzuerkennen, "dass das Verhalten, das meinem Volk und so vielen anderen bereits schwerwiegende Schaden zugefügt hat, rechtswidrig ist und dass seine Folgen behoben werden müssen". Die Staaten müssten zur deutlichen Reduzierung des Ausstoßes von Treibhausgasen und zu Reparationszahlungen für die von ihnen verursachten Schäden verpflichtet werden. Er will also die Feststellung erreichen, dass ein Versagen beim Klimaschutz auch ein Verstoß gegen internationales Recht ist ...
*
Rechtsextremismus | Menschenwürde | AfD-Verbotsantrag
Initiativen unterstützen Verbotskampagne
„Der Antrag liegt auf dem Tisch“
50 zivilgesellschaftliche Organisationen schließen sich der Forderung nach einem AfD-Verbot an: Man dürfe nicht warten, bis es zu spät sei.
erlin taz | Am Montag hat ein Bündnis aus 50 zivilgesellschaftlichen Organisationen die Abgeordneten des Bundestags dazu aufgefordert, noch vor den Neuwahlen ein AfD-Verbotsverfahren auf den Weg zu bringen. Sie schließen sich damit der Kampagne „Menschenwürde verteidigen – AfD Verbot jetzt!“ an. Zu den Organisationen, die die Verbotskampagne unterstützen, gehören die Omas gegen rechts, der Chaos Computer Club, der Republikanische Anwält*innen- und Anwälteverein (RAV) und das Netzwerk Polylux.
Bei einer Pressekonferenz vor dem Bundestag forderte Julia Dück, Pressesprecherin der Kampagne, die Bundesregierung müsse den Weg für das Verbotsverfahren jetzt frei machen: „Wir dürfen nicht zuschauen und warten, bis die AfD einmal an die Macht gekommen und es zu spät ist. Der Antrag liegt auf dem Tisch“.
Mitte November hatten 113 Abgeordnete von FDP, SPD, Grünen, Linken und CDU einen Antrag für das AfD-Verbot im Bundestag eingereicht. Zuletzt wurde der Antrag durch eine Stellungnahme von 17 Jurist*innen gestärkt, darunter unter anderem der Kasseler Professor Andreas Fischer-Lescano und die Rechtsprofessorin Kathrin Groh von der Bundeswehruniversität München. Sie attestierten, der Antrag habe durchaus „Aussicht auf Erfolg“ ...
*
Landwirtschaft | Subventionen | Landnutzung
Uno-Bericht
»Wir sind auf Land angewiesen – und behandeln es wie Dreck«
Der Mensch macht Böden weltweit unbrauchbar und gefährdet damit seine eigene Lebensgrundlage, warnen die Autoren einer neuen Studie. Wie ist diese Entwicklung zu stoppen?
Indem er Böden zerstört, gefährdet der Mensch die Fähigkeit des Planeten, ihn mit Lebensmitteln zu versorgen. Bereits jetzt seien bis zu 40 Prozent der weltweiten Landflächen degradiert, wovon die Hälfte der Menschheit betroffen sei, schreibt das Sekretariat der Konvention der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Desertifikation (UNCCD) in einem aktuellen Report, den es Zusammen mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) erstellt hat. Der Konvention sind knapp 200 Staaten beigetreten.
»Wir sind für unser Überleben auf Land angewiesen. Und doch behandeln wir es wie Dreck«, sagte Uno-Generalsekretär António Guterres im Vorfeld der jüngsten UNCCD-Konferenz, die bis zum 13. Dezember in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad stattfindet.
Unter dem Begriff der Landdegradation verstehen Fachleute, dass immer weniger Böden nutzbar sind und ihre Fruchtbarkeit abnimmt. Eine der Hauptursachen sei die nicht nachhaltige Landwirtschaft; weitere Treiber seien die Abholzung von Wäldern und die Ausbreitung der Städte, erläutert das UNCCD-Sekretariat.
Nationale Berichte zeigten, dass von Landdegradation insgesamt eine Fläche von etwa 15 Millionen Quadratkilometern und mindestens 1,2 Milliarden Menschen weltweit betroffen seien, heißt es in dem Report. Der Verlust von Böden und Wäldern gefährde nicht nur die Ernährungssicherheit, sondern treibe auch Migration und Konflikte an, schwäche die biologische Vielfalt und beschleunige Folgen des Klimawandels.
[...] Wichtig sei zudem, Subventionen anders zu verteilen als bisher, so die Autoren. Geschätzt 540 Milliarden Dollar an Landwirtschaftssubventionen pro Jahr wurden dem Report zufolge von 2013 bis 2018 im Durchschnitt in insgesamt 88 analysierten Ländern ausgegeben. Knapp 90 Prozent davon förderten allerdings ineffiziente und schädliche Landwirtschaftspraktiken ...
*
China | Stromerzeugung | Energiegewinnung
Strom aus Ruß und Papiertüchern? Chinas neue Energierevolution
Neue Stromzelle aus China. Sie wandelt Umgebungswärme in Elektrizität – auch ohne Sonnenlicht. Die Hauptbestandteile sind erstaunlich simpel.
Chinesische Wissenschaftler haben einen Weg gefunden, in einem versiegelten Behälter kontinuierlich Elektrizität aus Wasser zu erzeugen, indem sie Wärme aus der Umgebung nutzen, um mittels spezieller Kapillareffekte Strom zu erzeugen.
Die Forscher nennen dies eine hydrovoltaische Stromerzeugung, weil die Energie aus der Interaktion von Wasser mit verschiedenen Oberflächen gewonnen wird. Damit haben sie eine weitere Quelle regenerierbarer Energie erschlossen, die helfen kann, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern.
Die Zelle wurde mit einer internen Stromerzeugungseinheit "aus Ruß und Papiertüchern" gebaut, wie die South China Morning Post schreibt.
"Aus Ruß und Papiertüchern"
Mittels Umgebungswärme wird in der Zelle Wasser durch die Kapillaren verdampft und in Form von Elektrizität abgegeben. Die Forscher nutzen dazu einen Zirkulations-Hydrovoltaik-Effekt, der die Energieernte innerhalb ihrer Zelle ermöglicht. In der Schweiz wird an einem ähnlichen System geforscht. Hier wird allerdings Meerwasser eingesetzt.
Wenn man Wasser in einem Nanokanal einschließt, bleiben darin nur Ionen mit einer Polarität übrig, die der Oberflächenladung entgegengesetzt sind. Sobald das Wasser durch die Kanäle diffundiert, um zu verdunsten, entstehen Strom und Spannung.
Temperaturschwankungen sind bei der Energiegewinnung oft nachteilig. Hier ermöglichen sie es aber, mit einem geschlossenen Kreislauf innerhalb einer Zelle stabil Energie zu erzeugen. Denn wenn die Außentemperatur wieder sinkt, kondensiert das Wasser in der Zelle zurück und kann bei Wiedererwärmung erneut durch die Nanoröhrchen diffundieren ...
*
2. Dezember 2009 (INES 2) Akw Cruas, FRA
Vegetation blockierte den Einlass des Kühlsystems, die Anlage musste abgeschaltet und repariert werden.
(Kosten ca. 4 Millionen US$)
Nuclear Power Accidents
AtomkraftwerkePlag
Cruas_(Frankreich)
In der Nacht vom 1. auf den 2. Dezember 2009 musste einer der Cruas-Reaktoren wegen Problemen im Hauptkühlsystem abgeschaltet werden. Die Ursache war, dass eine Wasserleitung von Treibgut verstopft war, das durch die Rhône angeschwemmt wurde. Das Kühlsystem funktionierte am nächsten Morgen wieder. Der Zwischenfall wurde als Störfall der INES-Stufe 2 bewertet.
Wikipedia fr
Centrale nucléaire de Cruas
Am 2. Dezember sammelte sich im Block 4 des KKW s Cruas Laub und anderes Herbst-Schwemmgut im Fluss-Kühlwasserkreislauf und verstopfte ihn. Der Reaktor wurde abgeschaltet und mit der Fluss-unabhängigen Notspeisung über die Dampferzeuger in den Hot Standby gefahren. Der Reaktorkern muss jedoch auch nach diesem Vorgang mit dem Fluss-Kühlwasser - wegen des andauernden Nachzerfalls - im sog. Nachkühl-Betrieb weiter gekühlt werden, damit er nicht überhitzt und schmilzt ...
Übersetzung mit https://www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)
*
2. Dezember 1949 "Green Run" (INES 4 | NAMS 3,8) Atomfabrik Hanford, USA
Die Verantwortlichen setzten absichtlich u.a. 8.000 Curie (289 TBq) Jod-131 frei; dieses Experiment wurde erst viel später als "Green Run" bekannt.
(Kosten ca. 1100 Millionen US$)
Nuclear Power Accidents
Die Nukleare Kette
Hanford, USA
Im Atomkomplex Hanford produzierten die USA während des Kalten Krieges den größten Teil ihres waffenfähigen Plutoniums. Obwohl der Komplex 1988 stillgelegt wurde, handelt es sich weiterhin um den am stärksten radioaktiv verseuchten Ort der westlichen Hemisphäre ...
Damals wussten nur ganz wenige was in Hanford geschah. Aber inzwischen haben wir alle etwas davon gehört, oder anders formuliert, wir haben alle etwas davon abbekommen!
Wikipedia de
Green Run
Das Experiment 'Green Run' sah die Freisetzung einer radioaktiven Wolke aus dem militärischen Nuklearkomplex Hanford Site vor. Schätzungen liegen im Bereich mehrerer 100 TBq Jod 131 und noch mehr Cäsium 133. Allein der Anteil Jod 131 betrug 5500 Curie; das entspricht ungefähr der 250-fachen Menge, die gemäß offiziellen Angaben 1979 beim Unfall im Kernkraftwerk Three Mile Island bei Harrisburg in die Umgebung gelangte. Die Gefährlichkeit von Jod 131 für die Schilddrüse war in den 1940er Jahren noch nicht erkannt, Jod 131 konnte auch im bestimmungsgemäßen Betrieb ungefiltert aus den Anlagen der Hanford Site entweichen. Im Normalbetrieb wurden täglich mehrere 10 TBq mittel- und langlebiger Nuklide in den Columbia River entlassen ...
Hanford Site
Die USA zahlen über zwei Milliarden US-Dollar jährlich an private Konzerne für die erforderliche Dekontamination der Anlage; zudem müssen etwa 200.000 Kubikmeter radioaktiven Abfalls entsorgt werden. Anfang 2014 wurde bereits zum dritten Mal ein Leiter der Dekontaminationsprojekte entlassen, nachdem er oder sie Bedenken wegen der Sicherheit der Maßnahmen und der Überwachungsverfahren geäußert hatten. Ein vorläufiger Plan sah als Ende der Arbeiten das Jahr 2047 vor, seit 2014 geht das Energieministerium von mindestens 2052 aus ...
AtomkraftwerkePlag
Hanford (USA)
Der militärische Komplex Hanford befindet sich am Columbia River nördlich der Stadt Richland im nordwestlichen Bundesstaat Washington und diente ab 1943 zur Herstellung von Plutonium für militärische Zwecke ...
Youtube - 07:00
Uranwirtschaft: Anlagen zur Verarbeitung von Uran
Wiederaufarbeitungsanlagen machen aus wenigen Tonnen Atommüll, viele Tonnen Atommüll
Alle Uran- und Plutoniumfabriken produzieren radioaktiven Atommüll: Uran-Aufbereitungs-, -Anreicherungs- und -Wiederaufarbeitungsanlagen, ob in Hanford, La Hague, Sellafield, Mayak, Tokaimura oder wo auch immer auf der Welt, haben alle das gleiche Problem: Mit jedem Bearbeitungsschritt entstehen mehr und mehr extrem giftige und hochradioaktive Abfälle ...
1. Dezember
Recycling | Plastikmüll | Ölförderländer
Verhandlungen in Südkorea
Ölstaaten verhindern UN-Abkommen zum Plastikmüll
In Südkorea sind die UN-Verhandlungen zum Plastikmüll vorerst gescheitert. Einige Ölförderländer hatten zuvor Vorgaben zur Plastikproduktion abgelehnt. Kommendes Jahr soll dennoch weiterverhandelt werden.
Um 1.20 Uhr in der Nacht fällt in Busan der Hammer. Mit den Worten "Nichts gilt als vereinbart, so lange nicht in allen Punkten Einigkeit herrscht" schließt der Verhandlungsführer des UN-Plastikgipfels die Verhandlungen für ein internationales und verbindliches Plastikabkommen. Eigentlich hätte hier ab 17 Uhr Ortszeit ein Entwurf für ein solches Abkommen zur Abstimmung stehen sollen. Nun ist der einzige Beschluss, auf den sich die Vertreter von 178 Ländern einigen konnten, der, dass man sich nicht einigen konnte und dass die Verhandlungen im kommenden Jahr fortgesetzt werden.
Bereits vor Beginn der Verhandlungen in Busan war klar, dass es in vielen grundsätzlichen Punkten einen breiten Dissens gibt. Sogar die Frage, wo das Abkommen ansetzen soll, wurde bis zum Schluss debattiert. Reicht es, die Abfallsammelsysteme zu verbessern und mehr Plastik zu recyceln? Oder sollte es Regelungen zur Produktion von neuem Plastik enthalten? Derzeit werden weltweit rund 400 Millionen Tonnen Plastik jedes Jahr produziert, recycelt werden davon im weltweiten Schnitt weniger als zehn Prozent.
Fast 150 Millionen Tonnen werden nicht fachgerecht entsorgt oder landen in der Natur. Problematisch ist das auch deshalb, weil für die Plastikproduktion derzeit etwa 16.000 verschiedene sogenannte Additive in der Plastikproduktion eingesetzt werden. Ein Drittel davon wird als gefährlich eingestuft. Bei rund 10.000 ist noch nicht bekannt, wie und ob sie Mensch und Natur schädigen. Diese Vielzahl an Additiven verhindert auch eine höhere Recyclingquote ...
*
Aufklärung | Desinformation | Klimafolgenforschung
Vom Licht der Aufklärung ins Dunkel der Desinformation
Seit 200 Jahren wissen wir, dass der Treibhauseffekt ein wichtiger Faktor für die Temperatur der Erde ist. Und trotzdem wählen die USA 2024 einen Präsidenten, der die zweifelsfrei belegten Fakten zum Klimawandel einfach leugnet. Und auch in Deutschland verleugnen oder verharmlosen viele Politiker die Klimakrise. Wie konnte das passieren?
Ein typischer Wahlkampf-Auftritt von Donald Trump hörte sich so an wie in Wisconsin Anfang November:
„Früher hieß es globale Erwärmung, aber das hat nicht funktioniert, denn tatsächlich gibt es eine Abkühlung. Unser größtes Problem ist die nukleare Erwärmung. Sie reden die ganze Zeit davon, dass der Ozean in 500 Jahren um ein Achtel Zoll [=3 mm] steigen soll, wen zum Teufel soll das kümmern?“
Gelächter im Publikum. Aber warum lacht jemand, wenn ein Präsidentschaftskandidat kompletten Bullshit redet? Uns Klimaforscher nennt Trump „Idioten“, die „keine Ahnung haben“.
Das ist schon Realitätsverlust und Wissenschaftsleugnung in fortgeschrittenem Stadium. Der stetige globale Temperaturanstieg ist einfach eine Messtatsache, ebenso wie der Aufwärtstrend des globalen Meeresspiegels, der bereits jetzt jährlich mehr als 4 mm ansteigt und sich beschleunigt je wärmer es wird – schon bis 2100 werden wir je nach Emissionen bei einem halben bis einem Meter Anstieg landen, mit massiv zunehmenden Sturmflutproblemen für viele Küstenstädte und dem drohenden Untergang von tief liegenden Inselstaaten. Trumps Slogan „drill, baby, drill“ für mehr Ölbohrungen ist an Verantwortungslosigkeit kaum zu überbieten.
[...] Die britische Journalistin Carole Cadwalladr, die seinerzeit den Cambridge Analytica Skandal aufgedeckt hat, hat das Problem nochmals mit drastischen Worten auf den Punkt gebracht. Sie spricht vom Informationschaos, bei dem die Wahrheit auf der Strecke bleibt, und mit ihr die Belege, der Journalismus, die Wissenschaft. Wir rutschen vom Zeitalter der Aufklärung in einen trügerischen Sumpf von Falschinformation, Desinformation, Mikrotargeting. Wir waten durch stinkende Informationsabwässer, und Trump ist ein Bazillus, aber das tiefere Problem dahinter sind die Kanäle.
*
Vereinigte Staaten | Don Trumpl | Hitler
Trumps Wiederwahl
1933 lässt grüßen
Trumps Wiederwahl erinnert an 1933. Die Gleichgültigkeit der Anderen ließ die Nazis damals gewähren. Sie darf sich jetzt nicht wiederholen.
Am 30. Januar 1933 vermeldeten die Abendzeitungen: „Kabinett der nationalen Konzentration gebildet – Hitler Reichskanzler“. Der junge Rechtsreferendar Sebastian Haffner hielt damals seine Reaktion fest: „Eisiger Schreck.“ – „Dann schüttelte ich das ab, versuchte zu lächeln, versuchte nachzudenken, und fand in der Tat viel Grund zur Beruhigung. Am Abend diskutierte ich die Aussichten der neuen Regierung mit meinem Vater, und wir waren uns einig darüber, dass sie zwar eine Chance hatte, eine ganze Menge Unheil anzurichten, aber kaum eine Chance, lange zu regieren.“
Historische Fehlurteile unterlaufen selbst den klügsten Zeitgenossen, was daran liegt, dass man als vitaler Teil einer Entwicklung kaum überblicken kann, worauf sie hinausläuft. Zu nah und zu volatil sind die Ereignisse, zu groß die Sicherheit, dass sich nichts grundstürzend verändern wird, zu stabil das Vertrauen in die Institutionen, die auch jemanden wie Hitler in die Grenzen des Rechtssystems einbinden wird. Und zu mächtig der Wunsch, dass die Welt, die man kennt, auch die bleibt, als die man sie kennt. Viel Grund zur Beruhigung, in der Tat.
Der 6. November 2024 ist der 30. Januar unserer Zeit. Denn an diesem Tag hat eine Mehrheit der amerikanischen Wählerinnen und Wähler ihren Staat einer Gruppe von Superreichen überlassen, die weder an Demokratie noch an Recht, weder an sozialer Gerechtigkeit noch an Emanzipation oder der Erhaltung der natürlichen Überlebensressourcen das geringste Interesse haben. Diese Leute besitzen jetzt nicht mehr nur unfassbar viel Geld und die machtvollsten Kommunikationsmittel der Welt. Jetzt besitzen sie auch den Staat. Weder der Senat noch das Repräsentantenhaus noch der Supreme Court werden ihnen bei irgendetwas im Weg stehen, was sie nun umzusetzen gedenken ...
*
Israel | Kriegsverbrechen | Gaza | Netanyahu
Krieg im Nahen Osten
Israels Ex-Verteidigungsminister Ya‘alon spricht von »ethnischer Säuberung« im Gazastreifen
Mit heftigen Worten hat der frühere Armeechef das Vorgehen seines Landes gegen die Palästinenser kritisiert: Im Gazastreifen werde »das Land von Arabern gesäubert«, sagte Netanyahus Ex-Verteidigungsminister Moshe Ya‘alon.
Israels Ex-Verteidigungsminister Moshe Ya'alon hat der Armee seines Landes eine »ethnische Säuberung« im Gazastreifen vorgeworfen. »Die Straße, die wir entlanggeführt werden, ist Eroberung, Annexion und ethnische Säuberung«, sagte Ya'alon am Samstag in einem Interview mit dem privaten Sender DemocraTV.
Auf die Nachfrage der Journalistin, ob er glaube, dass Israel sich in Richtung »ethnische Säuberung« bewege, sagte Ya'alon: »Was passiert dort? Es gibt kein Beit Lahija mehr, kein Beit Hanun, die Armee interveniert in Dschabalia und in Wahrheit wird das Land von Arabern gesäubert.«
Der Norden des Gazastreifens, in dem die von Ya'alon genannten Gebiete liegen, ist seit dem 6. Oktober Ziel einer israelischen Offensive, mit der eine Neugruppierung der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas verhindert werden soll.
[...] Netanyahus Likud-Partei verurteilte Ya'alons »unehrliche Bemerkungen« und bezeichnete sie als »Geschenk für den IStGH und das Lager der Israelfeinde«. Damit bezog sich die Partei auf den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH), der am 21. November einen internationalen Haftbefehl gegen Netanyahu und dessen ehemaligen Verteidigungsminister Yoav Gallant wegen des Vorwurfs der Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit erlassen hatte ...
*
Energiewende | Wärmepumpe | Fernwärme
Wärmepumpen im Großformat
Expertinnen: Gewässer für klimaneutrale Fernwärme nutzen
In Dänemark steht die größte Wärmepumpe der Welt, in Deutschland sind solche Anlagen bisher nicht installiert. Dabei könnten sie ganze Stadtviertel mit klimaneutraler Fernwärme versorgen. Zwei Forscherinnen erklären im Gespräch, welche Gewässer sich dafür eignen und wo es Probleme gibt.
Der Gebäudesektor verursacht in Deutschland laut Umweltbundesamt etwa 30 Prozent der CO2-Emissionen. Wenn wir die enormen Treibhausgasemissionen, die durch das Heizen entstehen, senken wollen, müssen wir Wärmepumpen einsetzen - sie sind eine Schlüsseltechnologie bei der Energiewende. Viele Jahre wurden Wärmepumpen in erster Linie als eine Lösung für das Beheizen von Einfamilienhäusern betrachtet.
Groß-Wärmepumpen haben aber ein riesiges Potenzial, ganze Stadtviertel mit klimaneutraler Fernwärme zu versorgen. Andere Länder haben das längst erkannt. In Dänemark steht die größte Wärmepumpe der Welt. Eine Meerwasser-Pumpe in Esbjerg versorgt 100.000 Menschen mit klimaneutraler Energie, nach Inbetriebnahme wurde dort ein ganzes Kohlekraftwerk abgestellt. Auch Deutschland hat viele Möglichkeiten, Wärmepumpen an Seen, Flüssen und dem Meer zu bauen. Wo stehen wir da, welche Chancen bieten Oberflächengewässer und was gilt es zu beachten? Carolin Peters und Bärbel Koppe von der Uni Wismar forschen auf diesem Gebiet und beantworten die Fragen dazu.
Warum eignen sich große Oberflächengewässer für Wärmepumpen?
Carolin Peters: Große Oberflächengewässer stellen große Energiespeicher dar, denn Wasser besitzt eine sehr hohe Wärmekapazität, das ist die Fähigkeit, thermische Energie zu speichern. Oberflächengewässer nehmen die Wärmeenergie der Sonne auf, speichern sie und geben sie im Winter zeitversetzt wieder ab. Im Winter kühlen sie sich ab und geben die Kälte im Sommer ab. Deswegen ist es an Gewässern im Sommer immer kühler als in der Umgebung. Und die Temperaturen sind relativ konstant im Vergleich zur Umgebungsluft. Auch das macht sie interessant für Wärmepumpen.
[...] Es gibt noch einen weiteren Vorteil, oder?
Bärbel Koppe: Wir haben in der Ostsee den Effekt, dass diese sich im Zuge der Erderwärmung übermäßig schnell erwärmt. Im wärmeren Wasser können sich zum Beispiel Bakterien wie Vibrionen vermehren und somit ein Gesundheitsrisiko darstellen. Mit einer thermischen Nutzung der Ostsee könnte das Problem der Erwärmung vermindert werden. Im Winter könnte durch die Einleitung des kühleren Wassers die Temperatur heruntergesetzt werden, womit das Wasser im Sommer länger bräuchte, um wieder in die hohen Temperaturen zu kommen. Das ginge dann in die richtige Richtung. Lokal müssen wir das aber ökologisch genauer betrachten ...
*
Krieg | Waffenlieferungen | Diplomatie
Westliche Diplomatie-Verachtung: Kriege in der Ukraine, Nahost könnten beendet werden
Hätte der Krieg in der Ukraine verhindert werden können? Und was ist mit Gaza und der Rolle der Medien? Ein Essay, Teil 2 und Schluss.
Der Verteidigungsakt in der Ukraine ist längst zu einem Stellvertreterkrieg geworden, in dem die USA und Nato indirekt gegen Russland kämpfen.
Das wird im Westen auch offen anerkannt. Man gibt als Kriegsziel aus, Russland zu schädigen und zu schwächen. Über die Gefahren, die darin stecken, muss nicht weiter gesprochen werden. Es dürfte klar sein, dass die russische Atommacht bei diesem Unternehmen nicht einfach zusehen wird.
Diplomatie-Blockade als Versagen
Daher verfehlt der Fokus auf Waffenlieferungen und auf die Frage, ob sie gerechtfertigt sind oder nicht, den eigentlichen Punkt. Denn es geht ja nicht darum, alle Waffenlieferungen für die Ukraine von heute auf morgen einfach einzustellen. Das würde die Ukraine wehrlos machen, die Konsequenzen kann sich jeder vorstellen.
Es geht vielmehr um den Rahmen, in dem die Waffenlieferungen stattfinden. Nämlich: Waffen ja, immer mehr, immer schwerere, egal, wie schlimm die Konsequenzen sind. Dabei sendet man an Moskau die Botschaft, dass bis zum letzten Ukrainer gekämpft werde, während es keine Verhandlungen mit Russland über eine Beilegung des Kriegs geben kann. Keine Kompromisse.
Diese Diplomatie-Blockade bzw. Diplomatie-Tabuisierung über zweieinhalb Jahre Krieg ist das eigentliche moralische Versagen des US-angeführten Westens. Und dieses Versagen geht weit in die Konfliktgeschichte zurück ...
Aktuelles+ | Hintergrundwissen | Seitenanfang |
Aktuelles+
Klimawandel | Hitzewellen | Temperaturrekorde
Klima: Unerklärliche Hitze-Hotspots mehren sich
Auch Deutschland liegt in einer Zone von die Prognosen übertreffenden Hitzewellen
Zu extrem für die Klimamodelle: Auf der Erde gibt es immer mehr unvorhergesehene Hitze-Hotspots – auch Deutschland gehört dazu, wie eine Studie enthüllt. In diesen Gebieten treten Extremtemperaturen und Hitzewellen auf, die die Vorhersagen der gängigen Klimamodelle übertreffen. Einer der ausgeprägtesten Ausreißer dieser Art liegt in Europa, aber auch Teile Asiens, Nordamerikas und Russland sind betroffen. Die Ursachen sind jedoch bisher unklar.
Ob im Westen Kanadas, im Mittelmeerraum, in Indien oder sogar in der Arktis und Antarktis: In den letzten Jahren gab es in vielen Regionen neue Temperaturrekorde und besonders intensive, anhaltende Hitzewellen. Prinzipiell kommt dies nicht unerwartet: Klimamodelle prognostizieren schon länger, dass sich mit den steigenden Durchschnittstemperaturen auch die Temperaturextreme mehren.
Heißer als die Modelle vorhersagen
Doch wie sich jetzt zeigt, geht die neue Hitze in einigen Regionen weit über das hinaus, was Klimamodelle erklären können. „Hier geht es um extreme Trends, deren physikalische Basis wir nicht ganz verstehen“, erklärt Erstautor Kai Kornhuber vom International Institute for Applied Systems Analysis (IASA) in Österreich. Für ihre Studie haben die Forscher regionale Maximaltemperaturen der letzte 65 Jahre ausgewertet und diese mit den Prognosen eines großen Satzes von Klimamodellen abgeglichen.
Das Ergebnis: Fast überall auf der Welt gibt es Hotspots mit Extremtemperaturen, die über das in den Modellen Prognostizierte hinausgehen. In Westkanada beispielsweise wurden die bisherigen Maximaltemperaturen im Juni 2021 um gleich 30 Grad übertroffen. An anderen Orten kommen solche Hitzewellen häufiger vor als sie es statistisch dürften. Klimaforscher sprechen von einem „Tail-Widening“ – einer überproportionalen Zunahme der Extreme in der Verteilungskurve. „Die Modelle unterschätzen die Landfläche, in der ein solches Tail-Widening um mehr als 0,5 Grad pro Jahrzehnt stattgefunden hat, um den Faktor vier“, konstatieren Kornhuber und sein Team.
Europa ist der stärkste Hitze-Ausreißer
Wie ein fiebriger Ausschlag verteilen sich diese roten Hotspots auf der Weltkarte der Modellabweichungen. „Diese Gebiete werden vorübergehend zu Treibhäusern“, sagt Kornhuber. Besonders ausgedehnt sind die roten Flecken im Süden Südamerikas und Australiens, in Europa, im Norden Nordamerikas, Grönlands und in Teilen Chinas und Russlands. Auch im Amazonasgebiet überschreiten die Hitzetage teilweise das von den Modellen Vorhergesagte. Es gibt aber auch einige Regionen, in denen die Hitze sich langsamer entwickelt als prognostiziert, darunter Nordafrika, Sibirien und Teile der USA.
Doch die am mit Abstand stärksten betroffene Region ist Nordwest- und Mitteleuropa: „Europa ist ein globaler Hitzewellen-Hotspot, in dem die heißesten Tage des Jahres doppelt so schnell wärmer werden als im Mittel“, berichten die Forschenden. Vor allem in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden gab es in den vergangen fünf bis zehn Jahren immer wieder außergewöhnliche Hitzephasen, die über dem von den Modellen prognostizierten lagen, wie Kornhuber und sein Team ermittelten.
Allein 2022 und 2023 starben insgesamt mehr als 100.000 Menschen durch die extremen Hitzesommer – auch, weil Klimaanlagen anders als in den USA oder Teilen Asiens bei uns noch wenig verbreitet sind. Im September 2024 gab es ebenfalls neue Rekordtemperaturen für diese Jahreszeit, unter anderem in Frankreich, Ungarn, Norwegen und Schweden.
Ursachen vielfältig und teils ungeklärt
Warum diese Hitze-Hotspots die Prognosen überholt haben, ist nicht eindeutig geklärt. Kornhuber und sein Team vermuten aber, dass eine Kombination mehrere Faktoren zu dieser regionalen Überhitzung beiträgt. In Europa und Russland gilt der Jetstream als ein ausschlaggebender Faktor. Durch die starke Erwärmung der Arktis wird dieses wellenartig über die Nordhalbkugel laufende Windband geschwächt und verlangsamt. Dies blockiert den Wetterwechsel und lässt tropische Warmluft häufiger bis weit in die gemäßigten Breiten strömen.
Allerdings kann dieser Effekt nicht alle jetzt identifizierten Hitze-Hotspots erklären. In anderen Regionen könnten daher weitere Strömungsmuster und die zunehmende Trockenheit die Erwärmung verstärken, so die Hypothese von Kornhuber und seine Kollegen. Bei diesem „dry gets hotter“-Mechanismus steigen die Temperaturen, weil trockenere Böden und Vegetation weniger Verdunstungskühle erzeugen. „Trockenen Böden und die damit verknüpften Feedbacks sind bedeutende Hitzewellen-Treiber“, so das Team.
„Wir sind für diese Extreme nicht gemacht“
Nach Ansicht der Klimaforscher demonstrieren diese Ergebnisse, dass die Folgen des Klimawandels noch lange nicht vollständig verstanden oder vorhersagbar sind. „Unsere Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, die Treiber der extremen Hitze besser zu verstehen und die Treibhausgas-Emissionen rapide zu senken, um weiteren Schaden durch solche nicht vorhergesagten Wetterveränderungen zu minimieren“, konstatieren Kornhuber und seine Kollegen.
Angesichts der gravierenden Folgen von Hitzewellen und Extremtemperaturen könne es sich die Menschheit nicht leisten, nichts zu tun. „Wir sind für diese Extreme nicht gemacht und möglicherweise können wir uns nicht schnell genug anpassen“, warnt Kornhuber.
Aktuelles+ | Hintergrundwissen | Seitenanfang |
Hintergrundwissen
Die Karte der nuklearen Welt
Fossile und nukleare Kraftwerke treiben die globale Erwärmung an ...
**
Die "Interne Suche"
Klimawandel | Hitzewellen | Temperaturrekorde
7. September 2024 - Wissenschaftler: In Berlin wird es so heiß wie am Mittelmeer
10. Juni 2023 - Erderwärmung beschleunigt sich
12. Mai 2023 - Hitzewellen treffen arme Stadtviertel besonders stark
21. März 2023 - Klima-Experten warnen: Wir kommen raus aus der Komfortzone
23. April 2023 - Klimawandel: Hier die Flut, dort die Dürre
**
Die Suchmaschine Ecosia pflanzt Bäume!
https://www.ecosia.org/search?q=Klimawandel
https://www.ecosia.org/search?q=Hitzewellen
https://www.ecosia.org/search?q=Temperaturrekorde
*
Umweltbundesamt
Grundlagen des Klimawandels
Seit der Industrialisierung steigt allmählich die globale Mitteltemperatur der Luft in Bodennähe. Wissenschaftliche Forschungen belegen, dass für einen bedeutenden Teil dieses Anstiegs wir Menschen verantwortlich sind. Deshalb sprechen wir von einer anthropogenen – vom Menschen verursachten – Klimaänderung.
Durch das Verbrennen fossiler Energieträger (wie zum Beispiel Kohle und Erdöl) und durch großflächige Entwaldung wird Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre angereichert. Land- und Viehwirtschaft verursachen Gase wie Methan (CH4) und Distickstoffmonoxid (Lachgas, N2O). Kohlendioxid, Methan und Lachgas gehören zu den treibhauswirksamen Gasen. Eine Ansammlung dieser Gase in der Atmosphäre führt in der Tendenz zu einer Erwärmung der unteren Luftschichten.
Informationen zu den Ursachen von Klimaänderungen, zur Zunahme von Treibhausgasen in der Atmosphäre und zum Treibhauseffekt (natürlich und anthropogen) finden Sie auf der Seite Klima und Treibhauseffekt ...
Bundesministerium für Gesundheit
Gesundheitsrisiko Hitze
Schwindel, Verwirrtheit, Erschöpfung, Hitzschlag: Die spürbaren gesundheitlichen Folgen der Hitze können in den Sommermonaten gravierend sein. Besonders betroffen: Menschen ab 65, Menschen mit Vorerkrankungen sowie Säuglinge und Kleinkinder.
In einigen Fällen kann das auch zum Tod führen. Nach Einschätzung des RKI führten die wiederholten Hitzewellen und ihr Auftreten über einen längeren Zeitraum im Jahr 2022 zu einer Übersterblichkeit von etwa 4500 Menschen. Erstmals im Jahr 2023 hat das RKI einen wöchentlicher Bericht zur hitzebedingten Mortalität des Robert Koch-Instituts (RKI) etabliert . Für die Sommermonate stehen damit aktuelle, mit dem Hitzegeschehen verbundene Informationen zur hitzebedingten Mortalität zur Verfügung. Insgesamt wurden für den Sommer 2023 rund 3.200 hitzebedingte Sterbefälle für Deutschland ausgewiesen Etwa 2.700 dieser Sterbefälle, also knapp 85 Prozent, waren Personen im Alter von 75 Jahren oder älter ...
*
Wikipedia
Klimawandel
Klimawandel, auch Klimaveränderung, Klimaänderung oder Klimawechsel, ist eine weltweit auftretende Veränderung des Klimas auf der Erde oder erdähnlichen Planeten oder Monden, die eine Atmosphäre besitzen. Die mit einem Klimawandel verbundene Abkühlung oder Erwärmung kann über unterschiedlich lange Zeiträume erfolgen. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal besteht dabei zwischen jenen Witterungsverläufen, die im Rahmen eines Klimazustands beziehungsweise einer Klimazone erfolgen, und dem Klimawandel selbst, der die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten bestimmter Wetterlagen erhöht oder vermindert.
Die gegenwärtige, vor allem durch den Menschen verursachte (anthropogene) globale Erwärmung ist ein Beispiel für einen sehr rasch verlaufenden, aber noch nicht abgeschlossenen Klimawandel. Hierfür wird in der öffentlichen Diskussion oftmals der Begriff Klimawandel als Synonym genutzt (dann aber als „Der Klimawandel“). Die durch den aktuellen Klimawandel hervorgerufene oder prognostizierte ökologische und soziale Krise wird auch als „Klimakrise“ oder „Klimakatastrophe“ bezeichnet ...
Hitzewelle
Eine Hitzewelle ist in Meteorologie und Klimatologie eine ungewöhnlich lange Phase aufeinander folgender ungewöhnlich heißer Tage, auch Hitzeperiode genannt. Etwas abgeschwächt spricht man auch von Wärmewelle für Phasen abnorm hoher Temperaturen. Hitzewellen sind Extremwetterereignisse, die die menschliche Gesundheit, die Ökosysteme und die Infrastruktur schädigen können.
Gesundheitliche Folgen beim Menschen
Hitze und Hitzewellen haben eine Vielzahl negativer Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen. Zu diesen zählen u. a. Erkrankungen und Sterblichkeit aufgrund von Hitzestress und Hitzeschlag oder die Verschlimmerung von Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen.
Ältere Menschen sind stärker betroffen als jüngere und Frauen sind stärker betroffen als Männer, jedoch ist bei Männern die hitzebedingte Sterblichkeit auch schon in jüngerem Alter (< 64) deutlicher erhöht. Am stärksten betroffen sind ältere Menschen über 65 Jahre, Menschen mit Vorerkrankungen, Menschen, die im Freien oder in ungekühlten Gebäuden arbeiten, und solche, die in Regionen der Erde leben, die bereits an der Grenze der menschlichen Bewohnbarkeit angekommen sind.
Die Auswirkungen von Hitze können durch weitere Faktoren verstärkt werden. Beispielsweise belastet feuchte Hitze den Organismus stärker als trockene Hitze. Es wird zudem vermutet, dass sich Belastungen durch Hitze und durch Ozon in ihrer Kombinationswirkung verstärken können. Hitzewellen zählen zu den gefährlichsten Naturgefahren und können u. a. mit einem Anstieg hitzebedingter Todesfälle erhebliche gesellschaftliche Auswirkungen nach sich ziehen. Durch den Klimawandel nimmt die Hitzebelastung der Bevölkerung weiter zu ...
Hitzewellen in Europa 2019
In Europa herrschte Ende Juni 2019 verbreitet Hitze. Die Temperaturen überstiegen mancherorts 40 °C, mit einem neuen Allzeit-Rekordwert der Lufttemperatur in Frankreich (46,0 °C) und Andorra. Gegen Ende Juli 2019 setzte eine zweite Hitzewelle ein. Dieses Ereignis brachte mit neuerlich Temperaturen über 40 °C Allzeit-Rekorde für Deutschland, Luxemburg, die Niederlande, Belgien und das Vereinigte Königreich. Im frühen August herrschte eine Hitzewelle, die besonders Südeuropa betraf. Ende August 2019 setzte eine weitere Hitzewelle ein.
Insgesamt schloss der meteorologische Sommer (bestehend aus den Monaten Juni, Juli und August) 2019 als heissester je gemessene Sommer ab seit Messbeginn 1940. Infolge der globalen Erwärmung wurde dieser Sommertemperaturrekord bereits im Jahr 2023 gebrochen ...
**
YouTube
https://www.youtube.com/results?search_query=Klimawandel
https://www.youtube.com/results?search_query=Hitzewellen
https://www.youtube.com/results?search_query=Temperaturrekorde
Playlist - Radioaktivität weltweit ...
In dieser Playlist finden sich über 150 Videos zum Thema Atom*
Zurück zu:
Newsletter XLVIII 2024 - 24. bis 30. November
Für die Arbeit an 'THTR Rundbrief', 'reaktorpleite.de' und 'Karte der nuklearen Welt' braucht es aktuelle Informationen, tatkräftige, frische Mitstreiter und Spenden. Wer helfen kann, sende bitte eine Nachricht an: info@reaktorpleite.de
Spendenaufruf
- Der THTR-Rundbrief wird von der 'BI Umweltschutz Hamm' herausgegeben und finanziert sich aus Spenden.
- Der THTR-Rundbrief ist inzwischen zu einem vielbeachteten Informationsmedium geworden. Durch den Ausbau des Internetauftrittes und durch den Druck zusätzlicher Infoblätter entstehen jedoch laufend Kosten.
- Der THTR-Rundbrief recherchiert und berichtet ausführlich. Damit wir das tun können, sind wir auf Spenden angewiesen. Wir freuen uns über jede Spende!
Spendenkonto: BI Umweltschutz Hamm
Verwendungszweck: THTR Rundbrief
IBAN: DE31 4105 0095 0000 0394 79
BIC: WELADED1HAM
Aktuelles+ | Hintergrundwissen | Seitenanfang |
***