Newsletter XXXVI 2024

1. bis 7. September

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Aktuelles+ Hintergrundwissen

Die PDF-Datei "Nuclear Power Accidents" enthält eine Reihe weiterer Vorfälle aus verschiedenen Bereichen der Atomindustrie. Einige der Ereignisse wurden nie über offizielle Kanäle veröffentlicht, so dass diese Informationen der Öffentlichkeit nur auf Umwegen zugänglich gemacht werden konnten. Die Liste der Zwischenfälle in der PDF-Datei ist daher nicht zu 100% identisch mit "INES und die Störungen in kerntechnischen Anlagen", sondern stellt eine Ergänzung dar.

 

1. September 1982 (INES 5) Akw Tschernobyl, UdSSR

3. September 2017 (6. Atombombentest) Punggye-ri, PRK

5. September 2008 (INES 1-3) Akw Ascó, ESP

9. September 2016 (5. Atombombentest) Punggye-ri, PRK

11. September 1979 (INES 4 NAMS 3,4) Atomfabrik Windscale/Sellafield, GBR

11. September 1957 (INES 5 NAMS 2,3) Atomfabrik Rocky Flats, USA

13. September 1987 (INES 5) Kobaltkanone Goiânia, BRA

18. - 19. September 1980 (Broken Arrow) Raketenexplosion in Damascus, AR, USA

22. September 1980 (INES 3 NAMS 1,6) Atomfabrik Windscale/Sellafield, GBR

23. September 1983 (INES 4) Forschungsreaktor Constituyentes, ARG

24. September 1977 (INES 3) Akw Davis Besse, USA

26. September 2013 (INES 2) Institut für Energie Petten, NLD

26. September 1973 (INES 4 NAMS 2) Atomfabrik Windscale/Sellafield, GBR

29. September 1957 (INES 6 NAMS 7,3) Atomfabrik Majak, UdSSR

30. September 1999 (INES 4) Atomfabrik Tōkaimura, JPN

 

Wir sind immer auf der Suche nach aktuellen Informationen. Wer helfen kann, sende bitte eine Nachricht an:
nukleare-welt@reaktorpleite.de

 


7. September


 

KlimawandelTemperaturen | Wassermangel

Wissenschaftler: In Berlin wird es so heiß wie am Mittelmeer

Berlin muss sich nach Überzeugung des Soziologieprofessors Fritz Reusswig auf Temperaturen wie am Mittelmeer einstellen. «Es wird wärmer in Berlin. Das sagen alle Prognosen, alle Modelle; die einen ein bisschen mehr, die anderen ein bisschen weniger», sagte der Wissenschaftler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung bei der ersten sogenannten Dialogwerkstatt zur Zukunft des Tempelhofer Felds auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens. «Das Klima ändert sich schon, und es wird noch zunehmen.»

Berlin wandere sozusagen klimatisch gesehen nach Süden. «2100 sind wir da, wo Toulouse heute ist.» Wenn es ganz schlecht laufe, gehe die Entwicklung noch weiter in Richtung südlich der Pyrenäen.

Zahl der heißen Tage nimmt zu

«Manche sagen: "Da fliege ich doch in Urlaub hin. Das ist doch toll." Aber gucken Sie sich die Tourismusdiskussion an, wie es da aussieht: Wassermangel, Hitze. Also das Klima ändert sich jetzt schon, und das Mittelmeer ist schon keine wirklich angenehme Zone mehr.»

In den drei Jahrzehnten bis zum Jahr 2000 habe es in Berlin im Schnitt jährlich acht Tage mit über 30 Grad Tageshöchsttemperatur gegeben. «Das hat sich mittlerweile schon geändert», sagte der Wissenschaftler. Bis 2100 könne sich die Zahl vervielfachen. Hitze sei aber gesundheitsgefährdend und schlimmstenfalls tödlich, warnte Reusswig. Das gelte gerade für Risikogruppen wie kleinere Kinder und ältere Menschen ...

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DemonstrationenRüstungsindustrie | Waffenproduktion

Über 1.000 Menschen demonstrieren gegen Rüstungsindustrie

Mit einem Camp protestieren Aktivistinnen und Aktivisten in Kiel noch bis Sonntag gegen die Rüstungsindustrie. Im Demonstrationszug ziehen sie auch durch die Innenstadt. Es kommt zu Zwischenfällen.

Kiel (dpa/lno) - Etwas mehr als 1.000 Menschen haben in Kiel gegen die Rüstungsindustrie demonstriert. Laut Polizei zogen die Demonstranten von der Innenstadt bis zum Ostufer in Kiel-Gaarden. Vor dem Rüstungsunternehmen ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) sollte es eine Abschlusskundgebung geben. Nach Angaben der Polizei gab es „einige kleinere Zwischenfälle“. „Der Demonstrationszug musste mehrfach angehalten werden“, sagte ein Sprecher der Polizeidirektion Kiel.

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Protestwoche in Kiel

Die Aktivisten wollen nach eigenen Angaben mit ihrem Protest verdeutlichen, dass Kriege weltweit durch die Waffenproduktion in Deutschland beginnen. Kiel sei dabei bewusst als Protestort ausgewählt worden, da es einer der größten Rüstungsstandorte Deutschlands ist ...

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WhistleblowerVertuschung | Leaks

Geheimhaltung sollte illegal sein

Befreit diejenigen, die Missetaten der Regierung aufdecken, und sperrt diejenigen ein, die versuchen, sie zu vertuschen. 

Caitlin Johnstone hat im Westend Verlag ein »Kleines Erste-Hilfe-Büchlein gegen Propaganda« herausgebracht. Es hilft dabei, gegen den Schwachsinn unserer Zeit gewappnet zu sein. 

Der stets aufschlussreiche Branko Marcetic hat bei Jacobin einen neuen Artikel mit dem Titel »Nach der Enthüllung von Ukraine-Dokumenten, übersehen die Mainstream-Medien die eigentliche Geschichte« veröffentlicht, in dem es um die Art und Weise geht, wie imperiale Narrativ-Manager den Diskurs über die von Jack Teixeira enthüllten Informationen aus dem Pentagon manipuliert haben.

Marcetic kritisiert die Art und Weise, wie Massenmedien wie die Washington Post und die New York Times (die Teixeira tatsächlich aufspürten und outeten, bevor das FBI ihn überhaupt verhaftet hatte) die Diskussion von den Inhalten der Leaks weg und hin zu Diskussionen darüber steuerten, wie schlimm Leaks allgemein sind und was für ein schlechter, schlechter Mensch Teixeira ist.

Potenzielle künftige Leaks einschüchtern

»Was ist schädlicher für die US-Demokratie?«, fragt Marcetic »Dass der Präsident heimlich US-Camps in ein unglaublich gefährliches, ständig eskalierendes Kriegsgebiet schickt, dabei ausdrücklich ein Versprechen bricht und gegen den Willen der Mehrheit der Wählerschaft handelt? Oder dass die Öffentlichkeit endlich darüber informiert wurde? Wenn wir wirklich glauben, dass ›die Demokratie in der Dunkelheit stirbt‹, dann ist es wenig sinnvoll, sich vehement dagegen zu wehren, ein Licht einzuschalten.«.

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Leaks sollten nicht illegal sein

Und ich glaube, dass die Leute dem nicht genug Beachtung schenken, wie verrückt und empörend es ist, dass das geschieht. Es ist umso ärgerlicher, je mehr man darüber nachdenkt. Die Regierung hat kein Recht, der Öffentlichkeit wichtige Dinge vorzuenthalten, schon gar nicht, wenn es um die Lügen und Missetaten ihrer Regierung geht, und sie hat noch weniger das Recht, Menschen dafür zu bestrafen, dass sie versuchen, diese Informationen an die Öffentlichkeit zu bringen, wo sie hingehören.

Wenn staatliche Missetaten aufgedeckt werden, sollten nur diejenigen bestraft werden, die sie begangen haben, und diejenigen, die versucht haben, sie zu vertuschen. Teixeira, Edward Snowden, Julian Assange, Daniel Hale, David McBride – sie alle sollten frei und ohne Angst vor Verfolgung leben. Und diejenigen, die sie verfolgt haben, gehören ins Gefängnis ...

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EmissionenKlimapolitik | Realität

Aktuelle Klimabilanz

Klimastatistik für schwache Nerven

Die neue Statistik der globalen Treibhausgas-Emissionen ist umfassend und zeigt die große Lücke zwischen klimapolitischen Absichten und Realität. Dennoch unterschätzen die Angaben das wahre Ausmaß des Problems.

Vor einigen Tagen ist die neue Statistik der globalen Treibhausgasemissionen erschienen. "Edgar" ist ihr Name. Herausgegeben wird sie vom wissenschaftlichen Dienst der EU-Kommission. Ihr Vorteil ist, dass sie langfristig und umfassend ist. Keine Quelle, kein Treibhausgas wird ausgelassen.

In der zentralen Abbildung sind die Emissionen zu sehen, wie sie seit 1970 stetig ansteigen – also seit dem Beginn der kollektiven globalen Anstrengung, so etwas wie Klimapolitik und damit die Abkehr von demjenigen Wirtschaftsform-Zeitalter einzuläuten, das 200 Jahre zuvor mit der sogenannten industriellen Revolution herbeigeführt wurde. Wir können erkennen:

Erstens: Die Emissionen steigen so gut wie jedes Jahr. Es hat bislang keine Trendwende gegeben, lediglich dreimal einen kurzzeitigen Einbruch: nach dem ökonomischen Kollaps des "Ostblocks" Anfang der 1990er Jahre, aus Anlass der Weltfinanzkrise 2009 und aus Anlass der Corona-Pandemie 2020.

Zweitens: Die Emissionen pro Kopf der Weltbevölkerung sind in den 1980er und 90er Jahren gesunken, haben aber 2007 den ursprünglichen Wert wieder erreicht: Bei 6,5 Tonnen CO2‑Äquivalent pro Kopf und Jahr liegt der globale Durchschnittswert.

Drittens: Die absoluten jährlichen Emissionen der Menschheit sind von 32 Milliarden Tonnen im Jahr 1990 bis heute auf 53 Milliarden Tonnen angestiegen. Das Ziel war in der Startphase der Klimapolitik, dass die globalen Emissionen bis 2050 halbiert werden, also auf 16 Milliarden Tonnen sinken sollten. Bei einer linearen Absenkung entspricht das für 2023 einem Ziel von 23,2 Milliarden Tonnen.

Die Lücke zwischen den gemessenen 53 Milliarden und den angestrebten 23,2 Milliarden Tonnen gibt einen ersten Hinweis auf das Ausmaß des Versäumens: Statt um 8,8 Milliarden Tonnen zu sinken, sind die Emissionen um 21 Milliarden Tonnen gestiegen ...

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Aufrüstung | AbschreckungMarschflugkörper

Studie: USA können atomare Startrampen Russlands, Chinas in 2 Stunden zerstören

Moskau, Beijing sind auf der nuklearen Überholspur, heißt es, Washington müsse nachziehen. Studie zeigt das Gegenteil. Über konventionelle Schlagkraft und Risiken.

Nach Ansicht von militärischen Hardlinern in Washington befinden sich die Vereinigten Staaten in einer nuklearen Schwächekrise. China und Russland erweiterten ihre Atomwaffenarsenale und investierten massiv, um diese widerstandsfähiger, präziser und zerstörerischer zu machen – und das beträfe auch die Trägersysteme.

"Amerika darf von keinem übertroffen werden"

Das Pentagon warnt, dass die USA in den 2030er-Jahren erstmals zwei bedeutende Nuklearmächte als strategische Konkurrenten und potenzielle Gegner haben könnten. Nun geht die Angst um, dass man von der gemeinsamen Nuklearmacht China und Russland übertroffen werden könnte.

Das jedenfalls meint ein Bericht der Congressional Strategic Posture Commission an den US-Kongress von letztem Jahr – auch wenn das nicht realistisch ist. Ein Mitglied der Kommission, Matthew Kroenig, erklärte mit einem Zitat von John F. Kennedy: "America needs to be second to none." ("Amerika darf von keinem übertroffen werden").

Mind the Missle Gap

Das Zitat ist – sicherlich unbewusst – ironisch. Denn JFK versprach als neuer Präsident 1958 mit diesen Worten, das sogenannte "missle gap" (interkontinentale Raketenlücke zur Sowjetunion) zu schließen. Damals gab es politische Kampagnen und eine verzerrte mediale Berichterstattung darüber, dass die USA gegenüber den Sowjets bei Langstreckenraketen und damit auch bei der nuklearen Abschreckung weit zurücklägen.

Das stimmte aber nicht, wie sich schnell herausstellte, vielmehr war das Gegenteil richtig. Trotzdem setzte die Kennedy-Regierung das Aufrüstungsprogramm fort.

US-Raketen wieder in Deutschland

In den folgenden Jahrzehnten wurde die militärische Lücke zur Sowjetunion immer wieder angeführt, um die Fähigkeiten des Pentagon zu erweitern. In den späten 1970er-Jahren wurde die Bedrohung zirkuliert, dass Moskau die Möglichkeit erlangen könne, US-Bodenraketen in einem Erstschlag zerstören zu können.

Nach russischen Quellen war das dem Kreml jedoch nicht möglich. Auch der Nato-Doppelbeschluss und die Stationierung von mit Atomsprengköpfen bestückten Pershing-2-Raketen in Westeuropa, insbesondere Deutschland, wurde Ende der 1970er-Jahre, Anfang der 1980er-Jahre mit einer Raketenlücke begründet.

Auch heute heißt es wieder, dass man Russland Paroli bieten müsse. Im Zuge des russischen Ukraine-Kriegs sollen nun erstmals nach dem Ende des Kalten Krieges in Deutschland wieder US-Raketen mit größeren Reichweiten stationiert werden ...

 


6. September


 

Erneuerbare | EEGInvestitionsförderung

Veränderung des EEG

Die Vereinbarungen der Wachstumsinitiative der Ampelkoalition zur Veränderung des EEG werden dem Ausbau der Erneuerbaren Energien erheblichen Schaden zufügen.

In der Wachstumsinitiative der Ampelkoalition werden 49 Projekte angegangen, um die Wirtschaft insgesamt anzukurbeln.

Nicht alle diese Maßnahmen werden jedoch zu einem Wachstum im wichtigen Bereich der Erneuerbaren Energien führen; in einigen Bereichen wird es sogar zu einem deutlichen Rückgang kommen.

Gerade erst hatte die Ampelkoalition unter Wirtschaftsminister Habeck es geschafft, den Rückgang des Ausbaus unter Kanzlerin Merkel umzukehren und die Erneuerbaren Energien, insbesondere die Photovoltaik, wieder auf einen deutlichen Wachstumskurs zu bringen. Doch nun gibt es, auf Betreiben der FDP, Vorschläge, die einen erneuten massiven Rückgang befürchten lassen.

Zwei drohende Veränderungen möchte ich hervorheben und näher beleuchten: Die Umstellung auf Investitionsförderung und die verpflichtende Direktvermarktung für das PV-Segment von 25 bis 100 kWp ...

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BatterienStromspeicher | Forschungsförderung

Lindners Finanzplan

Ab 2025 droht Förderstopp für deutsche Batterieforschung

Die Bundesregierung spricht von Batterietechnik als Schlüssel zu »technologischer Souveränität«, plant in den kommenden Jahren aber keine Mittel für neue Forschungsprojekte mehr ein. Die Autoindustrie reagiert entsetzt. 

Die Bundesregierung will die Förderung von Batterieforschung über den Klima- und Transformationsfonds (KTF) beenden. Im aktuellen mehrjährigen Finanzplan sind dafür keine neuen Mittel in diesem Sondervermögen mehr vorgesehen. Bislang deckte es den Großteil der Aktivitäten in diesem Forschungsfeld. »Mit den verbleibenden Mitteln dieses Titels können daher ab 2025 voraussichtlich keine neuen Batterieforschungsprojekte mehr begonnen werden«, erklärte eine Sprecherin von Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) am Freitag gegenüber dem SPIEGEL. Man sorge jedoch dafür, dass alle laufenden Projekte weiter finanziert werden können. Im laufenden Jahr könnten auch noch »neue Impulse gesetzt« werden, die mit Verpflichtungsermächtigungen bis ins Jahr 2028 abgesichert seien.

Dennoch deutet die Stellungnahme an, dass man bis zuletzt noch mit einer sichereren Perspektive gerechnet hatte, die das Werk aus dem Finanzministerium von Christian Lindner (FDP) jedoch enttäuschte: Der Plan für den KTF sei nach den übrigen Einzelplänen für die einzelnen Ministerien erstellt worden, so die Sprecherin. Offenbar blieb dort nicht genug Geld übrig. Das Ministerium prüfe nun »weitere, pragmatische Möglichkeiten zur Stärkung der Batterieforschungsaktivitäten«.

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) äußerte sich alarmiert. »Während die Ampel vor einem Jahr noch davon sprach, Deutschland zum Zentrum für Batteriezellen zu machen, soll die Forschungsförderung in Zukunft vollständig entfallen«, erklärte VDA-Präsidentin Hildegard Müller am Donnerstag. Die geplanten Kürzungen stünden »beispielhaft für den Widerspruch zwischen gesetzten Zielen und der tatsächlichen Politik« ...

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China | KlimaschutzBetrugZertifikate

Klimaschutzprojekte in China

Umweltbundesamt verweigert CO2-Zertifikate wegen Betrugsverdacht

Das Umweltbundesamt (UBA) hat acht Klimaschutzprojekten in China wegen möglichen Betrugs die Zertifikate verweigert. Bei sieben Projekten seien "gravierende Ungereimtheiten" aufgetaucht, ein weiteres Projekt sei unzulässigerweise vorzeitig begonnen worden, teilte die Behörde mit. Es geht demnach um sogenannte Upstream-Emissions-Reduktions-Projekte (UER) - sie sind eine Möglichkeit für Ölkonzerne, gesetzliche Klimaziele zu erreichen. Das UBA stellt ihnen dafür Zertifikate aus.

Bei den meisten der vom UBA zertifizierten Projekte geht es darum, Treibhausgasemissionen bei der Ölförderung zu verringern. Dafür erhalten die Unternehmen Zertifikate, die sie mit ihrem eigenen CO2-Ausstoß verrechnen können. Ein Teil der zertifizierten Projekte hat offenbar aber gar nicht existiert, in anderen Fällen wurden schon bestehende Anlagen als neu ausgewiesen.

UBA-Präsident Dirk Messner hatte im Juni von dem Betrug berichtet. Ermittlungen gibt es laut Bundesregierung seit August 2023. Messner erklärte, eine reine Begutachtung von UER-Projekten aus der Ferne auf Basis von Satellitenbildern oder die Papier-Prüfung der eingereichten Berichte reichten oftmals nicht aus, um Missbrauch aufzudecken und nachzuweisen. Das UBA habe sich daher durch eine internationale Anwaltskanzlei unterstützen lassen. Diese habe Projekte in China vor Ort untersucht ...

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FörderungE-Auto | Kaufprämie

Habecks Prämie für E-Autos

Bei der E-Auto-Förderung schlägt der Obstkorb-Effekt zu

Das Hin und Her um die E-Auto-Förderung zeigt: So unberechenbar die Marktwirtschaft ist, so planvoll muss politische Einflussnahme gestaltet werden, um Erfolg zu haben. Ein Kommentar. 

Ein heißer Sommer neigt sich dem Ende entgegen – und für den Volkswagen-Konzern ist die E-Auto-Welt in bester Ordnung: Von insgesamt gut zwei Millionen E-Autos, die in Deutschland mit einer staatlichen Kaufprämie gefördert wurden, stammten knapp 300.000 aus den Werken von Volkswagen, mehr als bei jedem anderen Konzern. Meistverkauftes E-Modell im Land ist der E-Up, ein Kleinwagen aus der VW-Palette. Das war 2023.

Heute sieht die Welt anders aus. Volkswagen kriselt. Und es ist vor allem eine Krise der E-Mobilität. Im wichtigsten Markt China hat die einheimische Konkurrenz Volkswagen abgehängt. In der Heimat schwächelt gleich der gesamte Markt.

Präzises Timing

Wer sich nun fragt, was sich in dem einen Jahr verändert hat, der wird viele Dinge benennen können. Eines aber sticht heraus, allein weil das Timing so präzise passt: Vor nahezu exakt einem Jahr, Ende August 2023, lief die staatliche Förderung für elektrische Dienstwagen aus, ein paar Monate später folgte die Förderung für private E-Autos. Und genau ein Jahr später, am Tag der turbulenten Betriebsversammlung bei Volkswagen, bringt Wirtschaftsminister Robert Habeck eine neue Förderrunde für Firmenwagen auf den Weg, auf die sich die Koalition im Zuge des Wachstumschancengesetzes geeinigt hat.

Man könnte Habeck nun beglückwünschen, scheint er mit der Maßnahme doch einen Punkt getroffen zu haben, an dem die Wirtschaft Förderung tatsächlich besonders nötig hat. Bloß: Diese erneute Förderung wird niemals ausreichen, um die negativen Folgen des Auslaufens im vergangenen Jahr zu kompensieren.

Wer seinen Mitarbeitern im Büro jemals einen kostenlosen Obstkorb spendiert hat, kennt den Effekt: Nimmt man ihn später wieder weg, sinkt die Stimmung ins Bodenlose. Und auch die erneute Einführung der Vitaminzufuhr wird das Level der Dankbarkeit aus der ersten Runde niemals wieder erreichen. Schließlich haben die damals Beschenkten nun das Gefühl, man gebe ihnen nur etwas zurück, auf das sie eh ein Anrecht hätten ...

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Vereinigte Staaten | TemperaturenWaldbrände

Hitze in den USA:

Wetterdienst warnt vor 48 Grad in Los Angeles

Eine weitere Hitzewelle sorgt im Südwesten der USA für extreme Temperaturen. Im Umland von Los Angeles erhöhen Hitze und niedrige Luftfeuchtigkeit das Waldbrandrisiko.

In den USA hat der Wetterdienst vor gefährlichen Temperaturen bei einer sich verschärfenden Hitzewelle in Kalifornien und Teilen der südwestlichen USA gewarnt. Alles deute daraufhin, "dass es am Wochenende und in einigen Gebieten bis in die nächste Woche hinein gefährlich heiß sein wird", schrieb der National Weather Service (NWS) am Donnerstag. Wanderungen oder andere körperliche Aktivitäten sollten vermieden oder nur sehr früh am Tag unternommen werden.

In und um die zweitgrößte US-Stadt Los Angeles stieg das Thermometer: Den Vorhersagen zufolge könnten die heißesten Teile der Westküstenmetropole 48 Grad erreichen, während 43 Grad am Freitag keine Seltenheit sein dürften. In der Nacht soll die Temperatur nur auf etwa 32 Grad sinken. Der NWS gab auch eine Warnung für ländliche Regionen rund um Los Angeles aus, einschließlich der Bergkette nördlich von Santa Monica, wo Hitze und niedrige Luftfeuchtigkeit das Risiko von Waldbränden erhöhen ...

 


5. September


 

HKG insolvent, THTR-300 in Hamm-Uentrop

Betreiber vor Insolvenz

Kosten für Abriss von AKW Hamm-Uentrop soll der Bund übernehmen

Über den Rückbau des Pannenmeilers in Hamm-Uentrop, der nur sechs Jahre lief, ist Streit entbrannt. Der Kraftwerksbetreiber steht vor der Pleite, es könnte um Kosten von einer Milliarde Euro gehen. 

Es ist keine Woche her, da fiel das Urteil: Die Betreibergesellschaft des Atomkraftwerks Hamm-Uentrop musste eine Niederlage vor Gericht hinnehmen. Über 30 Jahre nach der Stilllegung des Meilers ging es um die Kosten für Abriss und Entsorgung. Und das Landgericht Düsseldorf entschied, dass NRW und der Bund die Kosten nicht übernehmen müssen, sondern der Betreiber Hochtemperatur-Kernkraftwerk GmbH (HKG). Daran sind die Energiekonzerne RWE und E.on sowie mehrere Stadtwerke beteiligt.

Doch wer wirklich die Kosten trägt, ist damit noch nicht gesagt. Eine alte Schätzung beziffert sie auf 350 Millionen Euro, sie dürften aber deutlich darüber liegen. Vor drei Jahren nannte die NRW-Landesregierung auf Anfrage der Grünen Gesamtkosten von über 750 Millionen Euro. Mancher im Düsseldorfer Regierungsviertel schätzt sie auf eine Milliarde Euro.

Die HKG steht nach dem Urteil nämlich vor der Insolvenz. Das teilte die nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) am Donnerstag dem Wirtschaftsausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags mit ...

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Großbritannien | AbwasserWasserverschmutzung

Umweltverschmutzung:

Großbritannien droht mit Haftstrafen für Wasserverschmutzung

Das Einleiten ungeklärter Abwässer in Flüsse und Seen soll in Großbritannien künftig schwer bestraft werden. Verantwortlichen drohen bis zu zwei Jahre Gefängnis.

Die britische Regierung will Chefs von Abwasserfirmen in Zukunft stärker bestrafen, wenn ihr Unternehmen die Umwelt verschmutzt. Der Gesetzesvorschlag sieht unter anderem das Verbot von Boni für Spitzenkräfte vor. Wenn Manager versuchen, Ermittlungen zu behindern, sollen Gefängnisstrafen bis zu zwei Jahren verhängt werden können.

Mit dem Entwurf will die Regierung den Abfluss von verschmutzten Abwässern in Flüsse, Seen und ins Meer eindämmen. Einige Strände sind von menschlichen Fäkalien verunreinigt und nicht mehr nutzbar.

"Die Öffentlichkeit ist wütend, dass in Großbritannien im 21. Jahrhundert Rekordmengen von Abwasser in unsere Flüsse, Seen und Meere gepumpt werden", sagte Umweltminister Steve Reed. Das neue Gesetz werde "dem schändlichen Verhalten der Wasserunternehmen und ihrer Chefs ein Ende setzen". Es wurde jedoch noch nicht vom Parlament verabschiedet.

Reeds Vorschlag soll strafrechtliche Maßnahmen gegen Manager erleichtern, insbesondere wenn diese nicht mit Behörden kooperieren. Boni dürfen dann nur noch gezahlt werden, wenn ausreichend hohe Standards erfüllt werden. Bisher wurde in der Regel nur eine Geldstrafe fällig.

Bei Aktivisten stieß der Gesetzentwurf auf Kritik. Dieser schaffe lediglich mehr Bürokratie, das Problem werde aber nicht effektiv bekämpft. Vielmehr sollte die Regierung bereits bestehende Regeln durch die Aufsichtsbehörden konsequent umsetzen ...

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FrankreichEDF | EPR | Flamanville

Atomkraftwerk in Flamanville wieder abgeschaltet – Probleme bei der Inbetriebnahme des Reaktors

Kaum war der EPR-Reaktor in Flamanville nach 12 Jahren Verzögerung endlich in Betrieb gegangen, stoppte er automatisch. Was ist passiert, und warum gab es diese plötzliche Unterbrechung? Es sieht danach aus, als hätte eine fehlerhafte Konfiguration den automatischen Stopp ausgelöst – eine der letzten Hürden auf dem Weg zur vollständigen Inbetriebnahme. 

Erklärung: Der EPR ist eine Baureihe von Kernkraftwerken mit Druckwasserreaktoren, die von den französischen Unternehmen Framatome und Électricité de France sowie dem deutschen Unternehmen Siemens entwickelt wurde.

Ein langer Weg zur ersten Stromerzeugung

Nach Jahren der Bauverzögerungen und explodierenden Kosten feierte der EPR-Reaktor in Flamanville am Dienstag endlich seine erste nukleare Reaktion. Doch keine 24 Stunden später folgte der Rückschlag: Der Reaktor schaltete sich automatisch ab. Ein Szenario, das bei einem so komplexen Verfahren durchaus vorkommen kann, wie die Betreibergesellschaft EDF betont.

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Was bedeutet das für die Zukunft?

Die Inbetriebnahme des Reaktors erfolgt stufenweise – und genau das ist der Knackpunkt. Obwohl der Reaktor theoretisch läuft, sind noch viele Tests und Kalibrierungen nötig, bevor er seine volle Leistung erbringen kann. Die Teams der EDF führen derzeit technische Überprüfungen und Analysen durch, um den genauen Grund des Stopps zu ermitteln und sicherzustellen, dass alles für den nächsten Versuch bereit ist.

Es geht darum, den Reaktor nach und nach auf volle Leistung zu bringen. Die erste Etappe ist die sogenannte „Divergenz“, also das Einsetzen der nuklearen Kettenreaktion. Ist dieser Schritt abgeschlossen, soll der Reaktor bis Ende des Herbsts etwa 25 % seiner vollen Leistung erreichen und dann an das Stromnetz angeschlossen werden ...

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UkraineSaporischschja | Kühlturm

IAEO-Chef Grossi

Kühlturm in AKW Saporischschja muss wohl abgerissen werden

Im August wütete ein Feuer im ukrainischen Kernkraftwerk Saporischschja. Jetzt konnte die Internationale Atomenergie-Organisation die heruntergefahrene Anlage begutachten – mit ernüchterndem Ergebnis.

Im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine geraten auch die Atomanlagen der beider Länder immer wieder in den Fokus. Aktuell geht es um das von Russland besetzten Atomkraftwerks Saporischschja. Der Chef der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), Rafael Grossi, berichtet von schweren Schäden an einem Kühlturm der Anlage.

»Bis heute konnten wir noch nicht so weit in den Turm vordringen. Jetzt können wir die Schäden viel besser beurteilen«, sagt Grossi in einem Video auf der Plattform X, in dem er in Schutzausrüstung die Schäden im Inneren des Kühlturms begutachtet. Er gehe davon aus, dass der Turm abgerissen werden müsse.

Der Kühlturm war im vergangenen Monat bei einem Brand schwer beschädigt worden, für den sich Russland und die Ukraine gegenseitig verantwortlich machen. Die ukrainische Seite erklärte, russische Kräfte hätten eine große Anzahl von Autoreifen in den Kühltürmen in Brand gesetzt. Der von Moskau eingesetzte Statthalter der Region erklärte wiederum, zuvor habe es einen ukrainischen Angriff auf die Umgebung des Kraftwerks gegeben ...

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Batterie | LithiumBatterieforschung

Simple Methode erhöht die Akku-Lebensdauer

Höhere Spannung beim ersten Laden bremst den Kapazitätsverlust bei Lithium-Ionen-Akkus

Überraschende Entdeckung: Die Lebensdauer von Lithium-Ionen-Akkus lässt sich um mehr als 50 Prozent verlängern – durch eine ganz einfache Maßnahme. Dafür muss nur das erste Laden des Akkus – das sogenannte Formatieren – mit bisher unüblich hoher Spannung erfolgen, wie Forscher herausgefunden haben. Diese Maßnahme verursacht zwar anfangs eine stärkere Lithiumablagerung, bremst aber später die elektrochemische Alterung der Batterie erheblich, wie das Team im Fachjournal „Joule“ berichtet.

Lithium-Ionen-Akkus sind heute fast unverzichtbar – sie stecken im Handy, im Notebook und auch im Elektroauto. Doch auch diese Akkus leben nicht ewig: Nach einigen Jahren sinkt ihre Ladekapazität, weil Lithiumablagerungen an der negativen Elektrode den internen Ladungsaustausch zunehmend behindern. Die Entwicklung dieses sogenannten Solid Elektrolyt Interface (SEI) spielt daher eine entscheidende Rolle für die Lebensdauer der Batterien.

Das erste Laden ist entscheidend

Der entscheidende Schritt im Leben eines Akkus geschieht, noch bevor er in den Handel kommt: Er wird in der Fabrik das erste Mal geladen – man spricht von der Formatierung des Akkus. Sie bewirkt die kontrollierte Bildung einer ersten SEI-Schicht, die weitere Ablagerungen an der Anode möglichst bremsen soll. „Die Formatierung ist der finale Schritt im Produktionsprozess“, erklärt Erstautor Xiao Cui von der Stanford University. „Wenn sie schiefgeht, ist die ganze bis dahin in die Batterie gesteckte Arbeit und Energie umsonst.“

Bisher wird das Formatieren der Lithium-Ionen-Akkus langsam und mit niedriger Spannung durchgeführt. Dabei lagern sich rund neun Prozent des anfänglich vorhandenen Lithiums in der SEI-Schicht ab und fallen damit für den weiteren Ladungsaustausch aus. Diese anfänglichen Ablagerungen schirmen dafür aber die Anode vor weiteren Ablagerungen ab und bremsen so die Akku-Alterung – so die bisherige Annahme ...

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INES Kategorie ?5. September 2008 bis 6. Nov. 2008 (INES ? Klass.?) Akw Ascó, ESP

AtomkraftwerkePlag

Ascó (Spanien)

Im Oktober 2021 genehmigte die spanische Regierung eine Verlängerung der Betriebsbewilligung für Ascó-1 und -2 bis 2030 bzw. 2031.

Die spanische Sicherheitsbehörde Consejo de Seguridad Nuclear (CSN) berichtete in ihrem Internetportal über den Vorfall aus dem Jahre 2007, der als Störfall der INES-Stufe 2 klassifiziert wurde, und von weiteren Zwischenfällen, die sich in den Jahren 2005 bis 2008 ereigneten. Die Atomaufsichtsbehörde CSN verharmloste laut Greenpeace die Vorfälle, untersuchte aber bei Ascó Hunderte von Personen auf Kontamination.

Wegen des Vorfalls von 2007 mussten die Betreiber 15,4 Mio. Euro Strafe zahlen. 2011 wurde aufgedeckt, dass aus dem AKW Ascó 233 Behälter mit radioaktivem Müll verloren gegangen waren. Es wurden eine Untersuchung und Sanktionsverfahren gegen die Betreiber eingeleitet. 2017 wurden die Betreiber zu einer Strafe von 1,1 Mio. Euro verurteilt.
 

Die Vorfälle aus dem Jahre 2008 sind in dem Beitrag Kernkraftwerk Ascó in Wikipedia nicht mehr zu finden, auch der Link zur Quelle der Information wurde gelöscht.

Wikipedia de

Kernkraftwerk Ascó

Das Kernkraftwerk Ascó liegt im Osten Spaniens direkt am Ebro, nördlich der Gemeinde Ascó bei Tarragona. Das Kraftwerk besteht aus zwei Druckwasserreaktoren der US-amerikanischen Westinghouse Electric. Der Reaktor Ascó-1 hat eine installierte Leistung von 1033 MW, der Block 2 1035 MW. Der Block 1 wurde am 16. Juni 1983 zum ersten Mal kritisch, der Block 2 am 11. September 1985. Der Kraftwerksblock Ascó 1 wurde am 13. August 1983 erstmals mit dem Netz synchronisiert, Ascó 2 am 23. Oktober 1985 ...
 

Liste von Störfällen in europäischen kerntechnischen Anlagen

In der Doppelblock-Anlage wurden zwischen 5. September 2008 und 6. November 2008 acht INES-Störfälle registriert, davon fünf in Block II. (Quelle: CSN)
 

SPIEGEL-Report über verheimlichte KKW-Störfälle in aller Welt

»Mir läuft der kalte Schauer über den Rücken«

Haarscharf schlitterte die Menschheit schon mehrmals an der Katastrophe vorbei. Das enthüllen 48 Störfallberichte, die von der Wiener Internationalen Atomenergie-Organisation verheimlicht wurden: Pannen oft absonderlichster, profanster Art von den Vereinigten Staaten und Argentinien bis Bulgarien und Pakistan ...

 


4. September


 

UkraineTschernobyl | Waldbrand

Ukrainische Behörden melden Brand rund um Tschernobyl

Der Waldbrand um das Atomkraftwerk Tschernobyl umfasst eine Fläche von etwa 20 Hektar. Die radioaktive Strahlung liegt im Normalbereich. Die Ursache ist noch unklar.

In der radioaktiv verseuchten Sperrzone um das Atomkraftwerk Tschernobyl ist ein Waldbrand ausgebrochen. Das Feuer hat sich auf einer Fläche von rund 20 Hektar ausgebreitet, teilte der Gouverneur des Gebiets Kiew, Ruslan Krawtschenko, auf Facebook mit.

Die radioaktive Strahlung liege aber im Normalbereich. Nach Angaben der Sperrzonenverwaltung sind über 200 Löschkräfte im Einsatz, darunter auch 50 Soldaten. Die Flammen konnten demnach bereits eingedämmt werden.

Zur Brandursache wurden keine Angaben gemacht. In der nordukrainischen Region Kiew herrscht wegen der hohen Sommertemperaturen und der anhaltenden Trockenheit erhöhte Brandgefahr.

Wegen dieses Brandes und Torfbränden im Bezirk Browary östlich von Kiew könne es auch zu stärkerer Rauchentwicklung kommen, hieß es. Die Behörden raten, in diesem Fall die Fenster nicht zu öffnen und sich nur kurz im Freien aufzuhalten ...

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SachsenLandtagswahlen | Manipulation

Landtagswahl Sachsen:

Generalstaatsanwalt übernimmt Ermittlungen wegen möglicher Wahlfälschung

In Dresden und Radeberg sollen Kreuze auf mehr als 120 Stimmzetteln überklebt worden sein – offenbar zugunsten der rechtsextremen Freien Sachsen. Auch bei der Dresdner Stadtratswahl gab es Auffälligkeiten.

Nach der Landtagswahl in Sachsen hat die Generalstaatsanwaltschaft Dresden nun die Ermittlungen wegen des Verdachts der Wahlmanipulation zugunsten der rechtsextremen Freien Sachsen übernommen. Das teilte die Behörde in einer Presseerklärung mit.

„Die bisherigen Ermittlungen haben ergeben, dass unbekannte Tatverdächtige insgesamt 126 Stimmzettel der Briefwahl zum Sächsischen Landtag zugunsten der Partei Freie Sachsen manipuliert haben. Davon waren 85 Stimmzettel aus zwei Wahlbezirken in Dresden-Langebrück betroffen und 27 Stimmzettel über das Stadtgebiet Dresden verteilt“, heißt es in der Mitteilung. Zudem seien insgesamt 14 Stimmzettel der Briefwahl in zwei Wahlbezirken in Radeberg zugunsten der Freien Sachsen verändert worden.

Laut einem Bericht der Dresdner Neuesten Nachrichten sehen sich die Ermittler nun auch die Ergebnisse der Stadtratswahl im Juni an, das habe die Polizei bestätigt. Denn da hätten die Freien Sachsen im selben Stadtteil, im Wahlkreis Langebrück 1, mit 14 Prozent der Stimmen ein sehr hohes Ergebnis bekommen ...

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ThüringenWismut | Erzgebirge

Ehemaliger Tagebau

Kritik an Verkauf: Kontaminierte Wismut-Flächen bei Greiz wechseln Besitzer

Für eine Dreiviertelmillion Euro hat eine über 100 Hektar große Fläche im Kreis Greiz den Besitzer gewechselt. Es handelt sich um ein altes Uranerz-Abbaugebiet. Doch der Verkauf ruft in Thüringen Kritiker auf den Plan.

Bei einer Grundstücksauktion sind Teilflächen des früheren Wismut-Geländes im Kreis Greiz versteigert worden. 114 Hektar nahe dem früheren Tagebau "Sorge" wurden für 765.000 Euro bei der Sächsischen Grundstücksauktion versteigert - über den Käufer ist nichts öffentlich bekannt.

Das Altlastenkataster des Bundes weist das Gebiet eindeutig als kontaminiert aus.
Frank Lange Kirchlicher Umweltkreis Ronneburg

Furcht vor Kontamination

Die Landesregierung und die Bürgerinitiative "Kirchlicher Umweltkreis Ronneburg" hatten den Verkauf kritisiert. Sie befürchten, dass unter einem neuen Eigentümer die Umweltgefahr durch austretende Strahlung steigt, weil Kontrollen ausbleiben.

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Verkauft wurde die Fläche von der staatlichen Bodenverwertungs- und Verwaltungs GmbH - sie verkauft im Auftrag des Bundes alte Treuhandflächen. Für die BVVG ist der Verkauf nicht problematisch: Die Flächen dürften zum Beispiel sowieso nur als Weideland genutzt werden. Zudem seien auch für den neuen Eigentümer die bisherigen Kontrollpflichten bindend.

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IsraelGaza | Netanjahu

Gaza: Netanjahus Wille zum Krieg opfert die eigenen Leute

Meinung Der Generalstreik in Israel und die Demonstrationen am Wochenende waren ein klares Misstrauensvotum gegen eine rechtsextreme Regierung. Deren destruktive Rolle bei den indirekten Verhandlungen verhindert, dass Geiseln gerettet werden

Israel hat am 1. September die größte Anti-Kriegsdemonstration seit Langem erlebt, die zugleich ein Misstrauensvotum gegenüber Premier Benjamin Netanjahu war. Das Ausmaß des Protests erinnerte an den öffentlichen Widerspruch im Juli 2023 gegen eine Demontage des Obersten Gerichts, wie sie Rechtsextremisten in Regierungsverantwortung betrieben. Mehr als 500.000 Menschen gingen nun auf die Straße, nachdem die Israel Defense Forces (IDF) in einem Tunnel bei Rafah die Leichen von vier Männern und zwei Frauen gefunden hatten. Sie waren zwischen 23 und 40 Jahre alt und besaßen vermutlich noch eine Chance, die strapaziöse Gefangenschaft zu überleben. Laut Obduktionsbericht wurden sie erschossen, kurz nachdem die IDF den Tunnel entdeckt hatten.

Nicht allein die seit dem 7. Oktober 2023 um die Geiseln bangenden Angehörigen sind der Meinung, es wäre möglich gewesen, diese und andere Gefangene heimzuholen, wenn Netanjahu seine destruktive Haltung bei den indirekten Verhandlungen mit der Hamas aufgegeben und den von den USA vorgelegten Deeskalationsplan angenommen hätte. Dass ein „Deal“ mit der Hamas möglich ist, zeigte sich Ende 2023, als 105 Entführte gegen in israelischem Arrest festgehaltene palästinensische Frauen und Minderjährige ausgetauscht wurden.

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Netanjahu kann und will sich weiter auf seine ultrarechten Minister Smotrich und Itamar Ben-Gvir verlassen, denen die vollständige Vernichtung der Hamas und die israelische Wiederbesiedlung des Gazastreifens wichtiger sind als das Leben der verbliebenen Geiseln. Sollte Netanjahu diese Ziele aufgeben, dürften sie die Koalition kündigen und den Regierungschef der für ihn existenziellen Immunität berauben. So fügte der seiner Entschuldigung an, die Philadelphi-Pufferzone zwischen Gaza und Ägypten werde es auf jeden Fall geben. Diese werde – so die israelische Zeitung Haaretz – „mit Leichen von Geiseln gepflastert“ sein.

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Niederlande | TrinkwasserPFAS | Rhein

Giftige Stoffe aus Deutschland bedrohen Trinkwasserversorgung in den Niederlanden

Niederländische Trinkwasserversorger klagen über PFAS-Chemikalien im Rhein – und wenden sich an Bundesumweltministerin Steffi Lemke

Der Rhein schleppt auf seinem Weg talabwärts manches mit zur Nordsee. In den Niederlanden haben sie jetzt aber genug. Vor allem von giftigen Stoffen aus Deutschland. „Angesichts der Schädlichkeit von PFAS-Verbindungen für die Umwelt und insbesondere die Trinkwasserversorgung in den Niederlanden möchten wir Sie dringend bitten, auf Bundesebene Emissionsgrenzwerte für gereinigte Industrieabwässer festzulegen“, heißt es in einem Schreiben der niederländischen Trinkwasserversorger Riwa-Rijn an Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne).

PFAS – sprich Pefas – sind per- und polyfluorierte Alkylverbindungen. Die wasser- und fettabweisenden Chemikalien stecken in vielen Alltagsprodukten – von Bratpfannenbeschichtungen über Frittentüten bis hin zu wasserdichter Outdoorkleidung. Das Problem: Die Fluor-Kohlenwasserstoffverbindungen halten sich hartnäckig in der Umwelt. Von Ewigkeitschemikalien ist daher die Rede. Mit Folgen für die Gesundheit: So stehen Verbindungen aus dieser Stoffklasse im Verdacht Leber und Schilddrüse zu schädigen, auch Tumore wie Hodenkrebs werden mit den PFAS-Verbindungen in Zusammenhang gebracht, ebenso die zunehmend schwindende männliche Fruchtbarkeit.

So soll es mit dem Trinkwasser weitergehen

Nachvollziehbar, dass Hollands Trinkwasserversorger die PFAS nicht im Rhein haben wollen. Sie wandten sich deshalb an das Regierungspräsidium Köln. Das verwies mit Blick auf die Grenzwerte an Umweltministerin Lemke . Man wolle „darauf aufmerksam machen, wie im deutschen Teil des Rheineinzugsgebiets, insbesondere in Nordrhein-Westfalen, Genehmigungen für gereinigte Industrieabwässer erteilt werden“, heißt es in dem Schreiben aus den Niederlanden verbunden mit der Bitte, die Grenzwerte „sollten neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen“ über die PFAS-Auswirkungen auf die Gesundheit Rechnung tragen ...

 


3. September


 

Brennelementefabrik LingenMahnwacheÜberwachung

Protest gegen Deal mit Russland:

Polizei verfolgt Atomkraftgegner

Atomkraftgegner in Lingen deckten auf, dass russische Staatsbedienstete Mitarbeiter der Brennelementefabrik schulten. Nun verfolgte sie die Polizei.

Hamburg taz | Bei Missständen beseitige nicht das Problem, sondern den, der darauf aufmerksam macht. Das scheint sich zumindest das niedersächsische Innenministerium überlegt zu haben, um auf die breite Kritik am Einstieg des russischen Atomkonzerns Rosatom beim Brennelementhersteller in Lingen zu reagieren. Die Polizei in Lingen nahm nämlich ausgerechnet die Antiatomkraftaktivisten ins Visier, die im Juni aufgedeckt hatten, dass russische Staatsbedienstete von Rosatom Schulungen in einer geheimen Halle nahe dem Werk abhielten.

Anlässlich eines Urantransports aus Russland nach Lingen hatten das „Bündnis Atom­kraft­geg­ne­r*in­nen im Emsland“ und das „Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen“ am 19. August zu einer Mahnwache vor dem Werkstor in Lingen aufgerufen. „Normalerweise läuft das so ab, dass die Polizei sich bei der Versammlungsleitung vorstellt und die Mahnwache dann mit etwas Abstand beobachtet“, sagt Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis.

Nicht so am 19. August. „Am Anfang war noch alles wie immer: Es kamen ein Wagen mit zwei Polizisten, die sich bei mir als Versammlungsleiter vorgestellt haben“, sagt Eickhoff. „Aber dann kam während der Versammlung plötzlich ein weiterer Polizist angefahren, der ganz alleine in seinem Auto saß.“ Dieser habe sich nicht bei Eickhoff vorgestellt. Stattdessen wandte er sich an die Bundestagsabgeordnete Filiz Polat (Grüne), die sich ebenfalls am Protest der Bürger beteiligte.

Der Beamte fragte Polat gezielt nach dem Namen einer Person und wollte wissen, ob diese vor Ort sei. Der Mensch im Fokus des Polizisten hatte am Nachmittag desselben Tages einen Prozesstermin vor dem Amtsgericht Lingen. Ihm wird vorgeworfen, sich in der Silvesternacht 2022 an einer Kletteraktion auf dem Gelände der Brennelementefabrik beteiligt zu haben.

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Die Aktivisten gehen davon aus, dass die Beschattung durch die Polizei auf eine Anweisung von oben geschah. „Wir haben deshalb eine Anfrage beim niedersächsischen ­Innenministerium gestellt, aber noch keine Rückmeldung erhalten“, sagt Alexander Vent. Auch die taz stellte Anfragen beim niedersächsischen Innenministerium und der Polizei Lingen zu dem Vorgang. Beide Behörden ließen die Beantwortungsfrist bis Redaktionsschluss ohne Rückmeldung verstreichen.

„Uns besorgt es sehr, dass die Polizei in Lingen so viele Ressourcen eingesetzt hat, um uns mit mehreren Beamten und Fahrzeugen über Stunden zu beobachten“, sagt Eickhoff. „Diese Ressourcen wären sicher besser darauf verwendet, die russischen Staatsbediensteten von Rosatom zu überwachen, die in unmittelbarer Nähe zum Brennelementewerk ungestört arbeiten und sensible Daten von Mitarbeitenden abgreifen können.“

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AtmosphäreRaketeRaumfahrt

SpaceX-Rakete verursachte bei Explosion Loch in Atmosphäre

Vergangenes Jahr explodierte bei einem Testflug eine SpaceX-Rakete. Forscher entdeckten im Anschluss ein über mehrere Tausend Kilometer großes Loch in der Atmosphäre.

Bei der Explosion einer Rakete des US-Unternehmens SpaceX im vergangenen Jahr hat sich Wissenschaftlern zufolge ein Teil der Atmosphäre verändert. In großer Höhe sei ein besonders großes Loch entstanden, schreiben Forschende im Fachblatt Geophysical Research Letters. Es habe sich über Tausende Kilometer erstreckt und fast eine Stunde lang existiert.

Bei dem entstandenen Loch handelte es sich der Studie zufolge um ein Gebiet, in dem die Luft neutralisiert wurde. In der sogenannten Ionosphäre auf einer Höhe von etwa 60 bis 1.000 Kilometern befinden sich normalerweise elektrisch geladene Teilchen. Durch den Flug des SpaceX-Starships verringerte sich die Zahl dieser Teilchen, weil die Verbrennung des Raketentreibstoffs zum Ladungsaustausch führte.

Die Abgase verschiedener Raketen könnten vorübergehende Löcher erzeugen, sagte Erstautor Juri Jasjukewitsch vom Institut für Solar-Terrestrische Physik im russischen Irkutsk dem Magazin Nature. Im Fall der SpaceX-Rakete sei der Effekt aber besonders groß gewesen, auch durch die Stoßwellen der Explosionen.

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Forscher sind überrascht über Ausmaß

Die Ionosphäre reagiere auf verschiedene Dinge, heißt es in der Studie weiter. So könne sie sich bei Sonneneruptionen verändern, bei großen Meteoriten oder bei Ereignissen auf der Erdoberfläche wie Erdbeben oder Vulkanausbrüchen. Die Auswirkungen des Starship-Starts auf die Ionosphäre seien vergleichbar mit jenen großer Erdbeben.

"Dies scheint die erste Entdeckung eines nicht chemischen ionosphärischen Lochs zu sein, das durch eine vom Menschen verursachte Explosion verursacht wurde", schrieben die Forschenden weiter. Jasjukewitsch zeigte sich überrascht, wie viel Veränderung beobachtet werden konnte. "Das bedeutet, dass wir die Prozesse, die in der Atmosphäre stattfinden, nicht verstehen", sagte er ...

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FrankreichEDF | EPR | Flamanville

EDF verschiebt Start von Flamanville-Reaktor bis Ende Herbst

Der französische Energieversorger EDF hat den geplanten Netzanschluss seines europäischen Druckwasserreaktors Flamanville (1,6 GW) bis spätestens Ende Herbst verschoben, teilte der Konzern am späten Montag mit.

Eigentlich war der Start des Reaktors der neuen EPR-Baureihe zum Ende des Sommers bestätigt. Der Reaktor liegt bereits 12 Jahre hinter dem Zeitplan zurück und hat das geplante Budget von 13,2 Mrd. EUR um das Vierfache überschritten.

Der Reaktor werde ans Netz angeschlossen, sobald seine Leistung 25% der Gesamtkapazität erreicht habe, so EDF. „Dieser erste Anschluss ist vor Ende Herbst 2024 geplant”, hieß es am späten Montag.

Nach der Beladung des Reaktors im vergangenen Mai hätten die Teams des Flamanville EPR zahlreiche technische Tests durchgeführt und die Anlagen in die erforderlichen Bedingungen gebracht, um die Kernspaltung einzuleiten, so EDF. Sobald die erste nukleare Kettenreaktion, die sogenannte Divergenz, eingeleitet sei, soll der Reaktor mit 0,2% seiner Gesamtkapazität laufen.

Die französische Atomaufsichtsbehörde ASN hatte bekannt gegeben, die erste Divergenz des Reaktors genehmigt zu haben. Jedoch benötigt EDF noch weitere Genehmigungen, damit der Reaktor zunächst mit einer Kapazität von 50%, dann von über 80% laufen kann.

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NamibiaWasserstoff | RessourcenWiedergutmachung

Energieprojekt in Namibia:

Zoff um Wasserstoff

Die Bundesregierung treibt die Pläne für Wasserstoffproduktion in Namibia voran. Kri­ti­ke­r:in­nen beklagen Intransparenz.

BERLIN taz Weiter auseinanderliegen können die Sichtweisen auf das große Vorhaben für grünen Wasserstoff im afrikanischen Staat Namibia kaum. Während deutsche Regierungsvertreter die Industrieansiedlung bei einer Konferenz in der namibischen Hauptstadt Windhoek vorantreiben wollen, äußern Umwelt- und Bürgerrechtsorganisationen grundsätzliche Kritik. Das ganze Projekt sei „intransparent“, heißt es unter anderem.

Mit Unterstützung der deutschen und der namibischen Regierung plant das Unternehmen Hyphen, an der die hiesige Firma Enertrag und der Kapitalinvestor Nicholas Holdings beteiligt sind, eine Anlage zur Produktion von Wasserstoff mittels Sonnen- und Windenergie.

Im Südwesten Namibias sollen Pipelines, Elektrolyseure, bis zu 600 Windräder, Solarparks, eine Entsalzungsanlage, eine Ammoniakfabrik und ein neuer Hafen entstehen. Ammoniak und Wasserstoff sind unter anderem in Deutschland als Treibstoffe der künftigen klimaneutralen Energieversorgung gedacht.

Die namibische Gesellschaft werde jedoch kaum über das Vorhaben informiert, kritisierte der namibische Aktivist Jimmy Areseb am Montag in einer Pressekonferenz, die unter anderem die globalisierungskritische Organisation Attac organisiert hatte.

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„Anstatt sich mit der grundlegenden Frage einer Wiedergutmachung für den von Deutschland an den Nama und Ovaherero begangenen Völkermord zu befassen, nutzt Deutschland erneut seine privilegierte Stellung, um Ressourcen aus demselben Land zu gewinnen, das es dem Volk der Nama gewaltsam und in unrechtmäßiger Weise geraubt hat“, sagte Nama-Vertreter Paul Thomas.

Schließlich geht es um ein ehemaliges Gefangenenlager der deutschen Kolonialherren bei der Stadt Lüderitz. Der Ausbau des dortigen Hafens werde Teile des historischen Orts begraben und verhindern, sterbliche Überreste ehemaliger Gefangener zu bergen. Währenddessen betont die Bundesregierung, das habe mit dem Hyphen-Vorhaben nichts zu tun, denn der neue, große Hafen werde einige Kilometer entfernt errichtet ...

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Wasserstoff | SpeicherEisenerz

Eisenerz als Wasserstoffspeicher?

Eisen-Dampf-Verfahren kann als reversibler, saisonaler Energiespeicher dienen

Zurück in die Zukunft: Ein seit gut 120 Jahren bekanntes Verfahren könnte helfen, grünen Wasserstoff zu speichern – und so überschüssigen Solarstrom im Winter nutzbar machen. Entscheidender Akteur dabei ist gemahlenes Eisenerz, das durch den Wasserstoff zu Eisen reduziert wird. Dieses wird gelagert und kann bei Bedarf heißen Wasserdampf wieder in Wasserstoff umwandeln. Der Vorteil: Dieses Eisen-Dampf-Verfahren ist einfach und kostengünstig. Allerdings muss die Effizienz noch erhöht werden, wie die Forscher einräumen.

Grüner Wasserstoff gilt als wichtige Säule der Energiewende. Er soll als Brennstoff dienen, aber auch helfen, überschüssigen Solar- und Windstrom für die kalte, sonnenarme Zeit im Winter zu speichern. Doch dafür muss auch der Wasserstoff monatelang sicher und effizient gespeichert werden – am besten in reversiblen chemischen Substanzen, die besser aufzubewahren sind als der entzündliche, gasförmige Wasserstoff. Als mögliche Kandidaten gelten Ammoniak, Metallhydride und auch spezielle chemische „Batterien“.

Renaissance für das Eisen-Dampf-Verfahren

Jetzt kommt eine weitere Speichermethode hinzu. Samuel Heiniger und seine Kollegen von der ETH Zürich greifen dabei auf ein Verfahren zurück, das schon im Jahr 1900 kommerziell im Einsatz war: das Eisen-Dampf-Verfahren. „Dieser Prozess wurde genutzt, um hochreinen Wasserstoff aus Eisen und Wasserdampf zu erzeugen“, erklären die Forscher. Sie verwenden nun den umgekehrten Prozess, um Wasserstoff längerfristig zu speichern und dann wiederzugewinnen.

Konkret besteht ihre Testanlage aus Edelstahltanks, in die zu Beginn jeweils 250 Kilogramm Eisenoxid-Pulver eingefüllt wurde – gemahlenes, anderweitig aber nicht vorbehandeltes Eisenerz. „Der große Vorteil der Technologie ist, dass das Ausgangsmaterial Eisenerz einfach und in großen Mengen zu beschaffen ist“, erklärt Seniorautor Wendelin Stark von der ETH. Das senke die Kosten. „Zudem müssen wir es nicht einmal aufbereiten, bevor wir es in den Kessel geben“, so der Forscher ...

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Der Atompilz steht für Atom- oder Wasserstoffbomben, auch im Rahmen von Tests3. September 2017 (Nordkoreas 6. Atomwaffentest) Punggye-ri, PRKNuklearwaffen-Testgelände

Seit 1945 gab es weltweit über 2050 Nuklearwaffentests ...

IPPNW Report - Atomwaffentests - August 2023 (PDF-Datei)

... Oberirdische Tests wurden in Semipalatinsk, Kasachstan, auf traditionellem Land der Westlichen Shoshone in Nevada, USA, auf dem Land der Aborigines im australischen Outback, auf dem Land der indigenen Nenetz in der russischen Arktis, auf dem Gebiet von Nomaden in der algerischen Sahara, in der Region der Uiguren in China und anderswo durchgeführt. Die Bewohner*innen wurden oft verspätet oder gar nicht evakuiert und nicht über die Auswirkungen der Tests informiert.
Radioaktiver Niederschlag fiel als Staub und Regen herab und verseuchte das Trinkwasser und lokal erzeugte Lebensmittel ...
 

scinexx.de

Nordkorea: Atomtest ließ Testanlage kollabieren

Radardaten enthüllen Folgen und Stärke des letzten Kernwaffentests

Aus dem All beobachtet: Radardaten enthüllen, wie der letzte und stärkste Atomtest Nordkoreas ablief und welche Folgen er hatte. Demnach hob die Wucht der unterirdischen Explosion den gesamten darüberliegenden Berggipfel um zwei Meter in die Höhe. Später jedoch sackte das Gestein wieder ab und es kam zum Einsturz von Tunneln in der unterirdischen Testanlage, wie die Forscher im Fachmagazin „Science“ berichten. Die Anlage ist dadurch vermutlich nicht mehr nutzbar ...
 

Wikipedia de

Nordkoreanisches Kernwaffenprogramm

Japans Außenminister Tarō Kōno und südkoreanische Medien gaben am 3. September 2017 bekannt, dass Nordkorea wohl erneut einen Kernwaffentest durchgeführt habe. Darauf deuteten die Messungen verschiedener Erdbebenwarten, die zwei Erdstöße registrierten. Die amerikanische USGS gab die Stärken mit 6,3 und 4,6 an. Die erste Erschütterung rühre demnach von einer Explosion, die zweite, etwa 8 Minuten später, von einem Einsturz.

Wenige Stunden nach diesen Meldungen gaben nordkoreanische Staatsmedien an, dass das Land eine Wasserstoffbombe getestet habe.

Während die Sprengkraft der letzten Tests 2013 bis 2016 im Bereich von 10 bis 25 Kilotonnen TNT-Äquivalent lag, liegt die Sprengkraft der Explosion vom 3. September 2017 nach ersten Abschätzungen im Bereich weniger hundert Kilotonnen TNT-Äquivalent ...

Dies war der bislang letzte von insgesamt 2056 Atomwaffentests weltweit ...

Als Konsequenz dieses Kernwaffentests hat der UN-Sicherheitsrat beschlossen, die Sanktionen gegen Nordkorea weiter zu verschärfen. Am 22. Mai 2018 schloß Nordkorea sein Atomtestgelände bei Punggye-ri ...

Punggye-ri (Testgelände)

Liste von Kernwaffentests
 

Atomwaffen A - Z

Nordkorea

... Bis heute führte Nordkorea sechs Atomtests durch: in den Jahren 2006, 2009, 2013, zweimal in 2016 und zuletzt im September 2017. Nordkorea behauptete am 6. Januar 2016, dass das Land erstmalig und erfolgreich eine Wasserstoffbombe getestet habe ...

Punggye-ri

Atomtestgelände, Nordkorea

Alle bisherigen sechs Atomtests Nordkoreas (2006-2017) wurden auf dem Atomtestgelände Punggye-ri (auch als Hwaderi bekannt) durchgeführt. Die Anlage befindet sich in den Bergen nördlich der Hamgyeong Provinz im Nordosten des Landes unter dem Berg Mantap. Ende April 2018 legte Nordkorea das Atomtestgelände still und sprengte wesentliche Teile vor gesammelter Presse am 24. Mai 2018, nach einer Gipfelvereinbarung mit dem südkoreanischen Präsident Moon Jae-in, um Frieden zwischen den beiden Teilen Koreas zu fördern ...

 


2. September


 

GroßbritannienIsraelGazakrieg | Waffenexport

Gazakrieg

Großbritannien schränkt Waffenexporte nach Israel ein

London stoppt 30 von rund 350 Lizenzen für den Rüstungsexport nach Israel. Die Regierung befürchtet, mit den Waffen einen »schweren Verstoß« gegen das Menschenrecht zu erleichtern, wie sie sagt. Israel reagiert enttäuscht.

Die britische Regierung hat wegen des Gazakriegs eine teilweise Aussetzung der Waffenexporte nach Israel angekündigt. Die Regierung in London setzte 30 der aktuell rund 350 Lizenzen für den Rüstungsexport aus, wie Außenminister David Lammy im Parlament in London sagte. Es gebe ein »eindeutiges Risiko«, dass die Waffen dazu genutzt werden könnten, »einen schweren Verstoß internationalen Menschenrechts zu erleichtern«. Medienberichten zufolge sind auch Kampfjet- und Drohnenteile betroffen.

Angesichts des Ausmaßes des Konflikts sei es die Pflicht der Regierung, Großbritanniens Exportlizenzen zu überprüfen, sagte Lammy. »Dies ist kein pauschales Verbot. Dies ist kein Waffenembargo.« Er betonte, dass es sich bei dem Verbot nicht um eine Feststellung von Unschuld oder Schuld handle und dass die Situation weiterhin beobachtet werde. »Wir haben nicht darüber geurteilt und können auch nicht darüber urteilen, ob Israel gegen das humanitäre Völkerrecht verstoßen hat«, sagte er. Großbritannien sei »kein internationales Gericht«.

Lammy bekräftigte Israels Recht auf Selbstverteidigung und betonte, dass das teilweise Exportverbot keine »wesentlichen Auswirkungen auf die Sicherheit Israels« haben werde. Die Ankündigung folgt einer Überprüfung durch das Außenministerium, die die Labour-Regierung kurz nach der Amtsübernahme im Juli beschlossen hatte.

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London hatte in den vergangenen Wochen wiederholt eine sofortige Waffenruhe im Gazastreifen gefordert. Premierminister Keir Starmer hatte zusammen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron Mitte August eine entsprechende Erklärung veröffentlicht. Am Freitag hatte die britische Regierung Israel zudem angesichts des jüngsten Militäreinsatzes im Westjordanland zur Zurückhaltung aufgerufen.

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SchweizKongo | KorruptionSteuervermeidung

Glencore wegen profitabler Minen-Deals in Kongo verurteilt

Der Zuger Rohstoffkonzern muss 152 Millionen Franken zahlen – und hofft auf einen Schlussstrich unter seine Korruptionsaffären.

Glencore hatte einen «unsichtbaren Drahtzieher» für seine korrupten Geschäfte in der Demokratischen Republik Kongo (DRK). Der Zuger Rohstoffkonzern nutzte die Dienste des israelischen Geschäftsmannes Dan Gertler, um seine hochprofitablen Minen-Deals einzufädeln.

Das zeigen die Untersuchungen der Bundesanwaltschaft. Sie hat Glencore nun zu einer Geldstrafe von zwei Millionen Franken verurteilt und verlangt eine Rückzahlung von 150 Millionen US-Dollar aus den unrechtmässigen Gewinnen. Dieses Geld wird der Bundeskasse gutgeschrieben.

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Giftige Altlasten in Peru

Gegen Glencore wurden in den letzten Jahren nicht nur Bestechungsvorwürfe erhoben. In Peru hat die Umweltbehörde belegt, dass die von Glencore betriebene Kupfermine die Luft mit schwermetallhaltigem Feinstaub belastet, Wasser verschmutzt und die Qualität der Böden rund um die Mine erheblich verschlechtert.

Steuertricks in Sambia

In Sambia musste die Glencore-Tochter Mopani Copper Mining 13 Millionen US-Dollar nachzahlen, weil ihr die OECD illegale Steuervermeidungspraktiken nachweisen konnte.

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BevölkerungRessourcen | Geburten

Kommt der demografische Winter?

Angesichts schrumpfender Bevölkerungen versuchen viele Länder, höhere Geburtenraten zu erreichen. Doch kann das wirtschaftliche und ökologische Probleme lösen?

Eines ist gewiss. Der demografische Winter mit sinkenden Bevölkerungszahlen kommt: Im Jahr 2019 gab es bereits in 55 Ländern Maßnahmen, die ausdrücklich zur Erhöhung der nationalen Geburtenraten eingeführt wurden.

Zum Beispiel Südkorea, Japan und Italien haben pronatalistische Maßnahmen ergriffen, weil sie hoffen, dass der demografische Winter dadurch aufgehalten werden kann. Solche Maßnahmen reichen von Steuererleichterungen und Wohngeld für Paare mit Kindern, bis hin zu Zuschüssen für Fruchtbarkeitsbehandlungen.

Und wie schon bei der sogenannten Bevölkerungsexplosion werden auch niedrige Geburtenraten als Ursache ganz anderer Probleme wahrgenommen: Sie werden vor allem für verlangsamtes Wirtschaftswachstum und eine Problemen in den Rentenkassen verantwortlich gemacht.

Geburtenraten sind nicht das Problem

Hohe Geburtenraten dagegen müssen traditionell für Ressourcenverknappung und Umweltzerstörung herhalten.

Die Beeinflussung der Geburtenrate ist jedoch ein ineffizientes Mittel zur Lösung sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Probleme, die besser ganz direkt durch Regulierung und vor allem Umverteilung gelöst werden.

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Unsichere Abtreibungen töten Mädchen und Frauen

Amnesty International weist darauf hin, dass Frauen ‒ unabhängig von der Gesetzgebung in ihren Heimatländern ‒ in etwa dem gleichen Maß auf Abtreibungen zurückgreifen: 37 Abtreibungen auf 1.000 Lebendgeburten, wo das Gesetz sie verbietet; 34 auf 1.000, wenn es sie zulässt.

Regierungen sollten Bildung, Empfängnisverhütung und Gesundheitsdienste anbieten, weil dies ihren menschenrechtlichen Verpflichtungen entspricht und es grundlegende Bestandteile einer fortschrittlichen, fairen Gesellschaft sind und nicht, weil diese Politiken angeblich die Geburtenrate senken.

Und sie sollten Elternurlaub, Kindergeld und eine hochwertige Kinderbetreuung anbieten, weil es den Kindern den bestmöglichen Start ins Leben ermöglicht und nicht, weil dies vielleicht die Geburtenrate erhöht.

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Atommüll | ZwischenlagerEndlager

Die Absurdität des Atomzeitalters: Planlos im Umgang mit alten Kraftwerken und Atommüll?

Der Rückbau von Atomkraftwerken ist schwierig und geht nur langsam voran. Auch die Standortwahl für Atommüll-Endlager wird immer weiter in die Zukunft verschoben. Was tun?

Die letzten Atomkraftwerke (AKW) zur Stromerzeugung in Deutschland wurden im April 2023 abgeschaltet. Was überdauert, ist der Atommüll. Der hochgefährliche Anteil davon soll für eine Million Jahre so sicher wie nur möglich in einem tiefengeologischen Endlager untergebracht werden. Die Suche nach dem geeigneten Standort gestaltet sich nicht nur extrem schwierig, sondern auch extrem langwierig.

Das Öko-Institut stellte in einem Gutachten kürzlich fest, dass die Standortwahl noch ein halbes Jahrhundert, also bis 2074, dauern kann. Im Jahr 2022 hatte die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE), die ausführende Organisation im Verfahren, darüber informiert, dass die Auswahl schlimmstenfalls erst 2068 erfolgen werde. Das entsprechende Gesetz aus dem Jahr 2017 empfiehlt noch das Jahr 2031 für die Standortbestimmung.

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Der Ursprung der Probleme liegt weit zurück. Der Umgang mit dem Atommüll wurde in den ersten Jahrzehnten des Atomzeitalters bagatellisiert und die Endlagerung als leicht zu realisierendes Projekt dargestellt. Dabei ist schon der Rückbau von AKW ein komplexer Prozess, der sich als schwierig erweist – und der deshalb auch international nur langsam vorangeht. Von 204 stillgelegten AKW weltweit wurden erst 20 vollständig abgerissen. In Deutschland befinden sich 33 Reaktoren an 15 Standorten im genehmigten Prozess des Rückbaus.

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Bauliche Ertüchtigungen unvermeidbar

Krieg und Terror in Europa zeigen nachdrücklich, dass heute schon eine neue Sicherheitskultur in Bezug auf die 1900 Castoren mit hoch radioaktivem Atommüll in den Zwischenlagern und auch für den schwach und mittel radioaktiven Atommüll entwickelt werden muss. Viele Standortgemeinden von AKW sehen sich mit dieser Gefahr unmittelbar konfrontiert, befürchten allerdings gerade wegen der baulichen Ertüchtigung der Anlagen, dass ihre Kommunen schleichend zum Endlagerstandort werden.

Aber genau in diesen Kommunen, die heute für ein schnelles Verfahren plädieren, wurde der Atommüll erzeugt. Dass die Langzeitlagerung dort nicht mehr zu vermeiden ist, ist die Konsequenz daraus, dass die Atommüllprobleme jahrzehntelang mehr oder weniger vertagt wurden. Zudem haben die Kommunen durch die Gewerbesteuern, mit denen Sportplätze gebaut oder andere Infrastrukturprojekte umgesetzt wurden, erheblich vom AKW-Betrieb profitiert ...

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Landtagswahlen | ThüringenSachsen

Nach Wahl im Osten: Klatsche für die Ampel-Regierung

Für SPD, Grüne und FDP, die in Berlin die Bundesregierung stellen, ist das Ergebnis der Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen ein Desaster. Was folgt daraus für die Bundespolitik?

Es waren nur zwei Bundesländer von insgesamt 16, in denen an diesem 1. September ein neuer Landtag gewählt wurde. Und es waren nur fünf Millionen Wahlberechtigte von mehr als 61 Millionen in ganz Deutschland. Trotzdem haben die Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen mehr als nur regionale Bedeutung.

Zum einen, weil erstmals in einer Landtagswahl die rechtsextreme AfD mehr als ein Drittel der Wählerstimmen bekam. Zum anderen, weil noch nie Parteien, die in Berlin die Bundesregierung stellen, bei Landtagswahlen gemeinsam auf so schlechte Ergebnisse gekommen sind.

79 Prozent der Deutschen sind mit der Bundesregierung unzufrieden

Sowohl in Sachsen als auch in Thüringen sammelte die dort erwiesen rechtsextreme AfD mehr als doppelt so viele Stimmen ein wie die sogenannten Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP zusammen. Deren Ergebnisse sind jeweils einstellig und reichen bei FDP und Grünen teilweise nicht einmal aus, um in Sachsen und Thüringen überhaupt noch in die Landtage einzuziehen. 

Auch der SPD drohte laut Umfragen der Rauswurf aus den Landtagen, aber am Ende blieb den Sozialdemokraten dieses Debakel erspart. Wollten die Wähler der Bundesregierung einen Denkzettel verpassen? Vier von fünf Deutschen sind mit der Arbeit der Bundesregierung unzufrieden und das nicht erst seit ein paar Monaten. Im ARD-Deutschlandtrend erheben die Meinungsforscher regelmäßig miserable Noten für Kanzler Olaf Scholz und seine Minister ...

 


1. September


 

HaushaltGerechtigkeitVermögensteuer

Wiedereinführung der Vermögenssteuer:

Lasst doch die Reichen zahlen

Die Vermögensteuer könnte dem Land dringend benötigte Einnahmen bringen. Die Linke fordert eine Wiedereinführung.

BERLIN taz | Der Stadt droht die größte Kürzungswelle seit Anfang der 2000er Jahre. 5 Milliarden Euro muss Berlin nach derzeitigen Berechnungen bis zum Jahr 2026 einsparen. Die Senatsverwaltungen sind angehalten, Vorschläge zu unterbreiten, wie sie ihre geplanten Ausgaben in den nächsten zwei Jahren um 10 Prozent reduzieren können. Das zumindest ist das Szenario, solange der Bund weiter an seiner Schuldenbremse festhält – und ohne Betrachtung der Einnahmenseite.

Denn das Haushaltsdefizit kann natürlich auch über eine Erhöhung der Einnahmen angegangen werden. Eine Möglichkeit, die sich dabei aufdrängt, aber noch wenig diskutiert wird, ist die Wiedereinsetzung der Vermögensteuer. Letztmalig wurde die Steuer, die den Bundesländern zufließt, 1996 erhoben. Bundesweit wurden in jenem Jahr umgerechnet 4,6 Milliarden Euro eingenommen, davon entfielen 171 Millionen auf Berlin. Der Senat schreibt dazu in einer aktuellen Anfrage des Linken-Abgeordneten Sebastian Schlüsselburg, die der taz exklusiv vorliegt: „Der Anteil der Vermögensteuer war im Verhältnis zum Gesamtsteueraufkommen stets von untergeordneter Bedeutung.“

Doch das müsste nicht so bleiben. Hätten sich die Einnahmen wie im Schnitt der letzten Jahre vor der Aussetzung weiterentwickelt, „wären die jährlichen Einnahmen aus der Vermögensteuer bis 2023 auf etwa 30 Milliarden Euro gestiegen“, heißt es in einer aktuellen Studie von Oxfam und dem Netzwerk Steuergerechtigkeit. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) spricht gar von möglichen Einnahmen von bundesweit 35 Milliarden Euro.

Für Berlin würde das bedeuten: Käme die Vermögensteuer in ihrer alten Form zurück, bei der Reiche ein Prozent ihres Vermögens abführen mussten, könnte die Stadt mit jährlichen Einnahmen von rund 1,3 Milliarden Euro rechnen ...

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Griechenland | ÜberschwemmungenUmweltkatastrophe

Umweltkatastrophe in Volos

Griechische Hafenstadt ruft wegen Massen von toten Fischen Notstand aus

Nach heftigen Überschwemmungen werden tonnenweise tote Fische an die Küste der Hafenstadt Volos gespült. Nun soll der Staat helfen, die Region von den stinkenden Tieren zu befreien.

Wegen massenhaft angeschwemmter toter Fische in den Gewässern der griechischen Hafenstadt Volos haben die Behörden den Notstand ausgerufen. Die Maßnahme soll für einen Monat gelten, wie die Nachrichtenagentur ANA berichtet. So soll staatliche Unterstützung für das Säubern der Küste und der Flüsse rund um die Stadt bereitgestellt werden.

Die Einwohnerinnen und Einwohner von Volos kämpfen seit Tagen mit den Spätfolgen von schweren Überschwemmungen durch heftige Regenfälle in der Region Thessalien im vergangenen Jahr. Mehrere Tonnen toter Süßwasserfische wurden aus den überschwemmten Gebieten durch einen kleinen Fluss in den Hafen von Volos gespült.

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Bei den Überschwemmungen 2023 waren ein vor Jahrzehnten trockengelegter See mit Wasser vollgelaufen und große Gebiete in der betroffenen Region überschwemmt worden. Fische fanden in diesen überschwemmten Ebenen reichlich Nahrung und vermehrten sich enorm. Dann sank der Wasserstand drastisch. Die Süßwasserfische gelangten durch Flüsse in Richtung Volos und schließlich in den Pagasitischen Golf, wo sie im Salzwasser verendeten. Andere starben an Sauerstoffmangel ...

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RechtsextremeMenschenfeinde | Baseballschläger

„Baseballschlägerjahre“ 2.0:

In Sachsen rennen sie wieder!

Abrupt endete die Kindheit unseres Autors, als er 8 Jahre alt war. Plötzlich jagten ihn Nazis durch die Plattenbausiedlung. Ein Essay.

Schon als Kind kannte ich die Bilder von Rostock-Lichtenhagen und Hoyerswerda – sie machten mir große Angst. Solche Erlebnisse prägten meine Jugend und die vieler anderer, die in den sogenannten Baseballschlägerjahren aufwuchsen. Diese Zeit, besonders in den 1990er Jahren, war geprägt von dem Versuch, durch rechtsextreme Gewalt Räume zu schaffen, in denen Menschenfeinde eine rechte Hegemonie etablieren wollten. Sind diese Zeiten wieder zurück?

Nicht nur die physische Gewalt der Neonazis, sondern auch der soziale und wirtschaftliche Niedergang nach der Wiedervereinigung prägten die Zeit. Die Perspektivlosigkeit und die Entwertung der ostdeutschen Identität wurden von Rechtsextremen instrumentalisiert. Die Schrecken der Kolonialzeit und der NS-Zeit waren nie vollständig aufgearbeitet worden, sondern schwelen im Untergrund weiter. Als Kind verstand ich natürlich nicht, was da passierte, aber ich wollte meinen Eltern nicht noch mehr zur Last fallen.

In diesem Sturm mussten wir lernen, allein zu schwimmen, während unsere Eltern versuchten, das verrostete Schiff in sichere Gewässer zu navigieren. Viele von uns suchten nach Zugehörigkeit und Perspektive. Wir waren eine Generation, die ihre Identität verlor, bevor sie überhaupt eine Chance hatte, sich selbst zu finden. Viele fanden Halt in der Schule, bei der Familie oder bei ihren Freizeitaktivitäten.

Geködert mit TikTok und Telegram

Doch nicht alle hatten dieses Glück. Stattdessen wurden einige von der vorherrschenden Nazijugendkultur verführt, die mit Zugehörigkeit, Stärke und Hass ablenkte. Ich erinnere mich daran, wie die NPD vor der Schule stand und Rechtsrock-CDs verteilte oder im Ort Treffpunkte schuf, die uns spalteten ...

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Verhandlungen | FriedenspolitikRüstungskontrolle

Rückbesinnung auf Entspannungspolitik und Abrüstung!

Weltuntergangsuhr auf 90 Sekunden vor 12 gestellt. Wissenschaftler warnen: Schon ein Prozent der Atomwaffen würde die Menschheit auslöschen.

Anlässlich des 1. September, dem Jahrestag des Überfalls der deutschen Wehrmacht auf Polen 1939 finden in Deutschland unter dem Motto "Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus" bundesweit Demonstrationen statt. Damit soll an die schrecklichen Folgen von Krieg, Gewalt und Faschismus erinnert werden. Natürlich auch ein Anlass, aktuell über die krisen- und kriegsträchtige Situation aufzuklären und zum Frieden aufzurufen.

In einer kurzen "Gemeinsamen Erklärung" vereinbarten am Rande des Nato-Gipfels Anfang Juli 2024 in New York die USA und die Bundesrepublik die Stationierung amerikanischer Langstreckensysteme: Ab 2026 sollen nur in Deutschland Tomahawk-Marschflugkörper, SM-6-Raketen und neue Hyperschallwaffen stationiert werden, die konventionell und – wenn gefordert – auch mit Atomsprengköpfen bewaffnet werden könnten.

Mit über 2.000 Kilometer Reichweite könnten sie im Tiefflug Zielobjekte direkt in Russland bekämpfen, die sie in wenigen Minuten Russland erreichen könnten.

Damit schließen wir eine Fähigkeitslücke im Bündnis und stärken die Abschreckung!
Verteidigungsminister Boris Pistorius

Kritik an mangelnder parlamentarischer Beteiligung

Historisch einmalig ist wohl seit Gründung der Bundesrepublik, dass ein Bundeskanzler allein eine solch weitreichende Entscheidung trifft, ohne den Deutschen Bundestag einzubinden, ohne eine parlamentarische Debatte und einen kritischen Diskurs mit den Abgeordneten aller Fraktionen zu führen ...

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MenschenrechteOmas gegen Rechts | Friedenspreis

Aachener Friedenspreis an Omas und Jugendliche

In Aachen wird am Sonntag der Friedenspreis verliehen. Ausgezeichnet werden "Omas gegen Rechts" und eine Jugendinitiative für Menschenrechte. 

Am Sonntag wird der Aachener Friedenspreis verliehen. In diesem Jahr sollen die "Omas gegen Rechts" und eine Jugendinitiative für Menschenrechte vom Balkan ausgezeichnet werden.

Der Aachener Friedenspreis geht immer an eine nationale und eine internationalen Initiative. Dabei legt der Verein in diesem Jahr Wert darauf, zwei Gruppen aus vor allem jüngeren und vor allem älteren Menschen auszuzeichnen, die sich gegen Hass und Hetze engagieren.

Omas demonstrieren gegen Rechtsruck in der Gesellschaft

Die "Omas gegen Rechts" sind bei den vielen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus heute nicht mehr wegzudenken. Sie sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz aktiv. Bei ihnen sind viele politische Strömungen vertreten.

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Jugendinitiative will über Kriegsgräuel auf dem Balkan aufklären

Die Jugendinitiative für Menschenrechte arbeitet seit 20 Jahren daran, die Aufarbeitung der Kriege im ehemaligen Jugoslawien in den 90er Jahren zu unterstützen. Dabei veranstaltet sie regelmäßig Jugendgipfel mit tausenden Teilnehmern, um vor allem junge Menschen über das Grauen der Kriege und die Kriegsverbrechen aufzuklären.

Denn viele jüngere Menschen wissen nach Angaben der Initiative heute kaum noch etwas über die blutigen ethnischen Konflikte dieser Zeit und Kriegsverbrecher würden von vielen Menschen heute noch als Helden gefeiert. Diese Geschichtsvergessenheit will die Jugendinitiative überwinden und so eine echte Vergangenheitsbewältigung ermöglichen.

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Kini Jödler | Migrationspolitik | Asylrecht

Söder stellt Grundrecht auf Asyl infrage – Migrationsrechtler spricht von „nationalistischem Überbietungswettbewerb“

In Politik und Gesellschaft wird die Migrationspolitik weiter diskutiert. CDU und CSU fordern von der Bundesregierung weitergehende Maßnahmen. Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Söder zog mit der Infragestellung des Rechts auf Asyl breite Kritik auf sich. Der Migrationsrechtler Pichl spricht von einem „Überbietungswettbewerb“.

Söder hatte in einem Gespräch mit der Zeitung „Welt am Sonntag“ das individuelle Asylrecht infrage gestellt. Deutschland müsse entscheiden, wer ins Land komme – und nicht jeder Einzelne dürfe ein Anrecht darauf haben. Das individuelle Recht auf Asyl ist im Grundgesetz verankert und auch in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte festgehalten.

SPD-Generalsekretär Kühnert rief im Berliner „Tagesspiegel“ die Parteien von Regierung und Opposition dazu auf, in der Debatte über die deutsche Asylpolitik „Maß und Mitte“ zu halten. Der stellvertretende Grünen-Fraktionsvorsitzende Audretsch warf Söder in derselben Zeitung vor, Populismus zu betreiben und „unverantwortlich“ zu handeln. FDP-Vizechef Kubicki sprach von einer „typisch bayerischen Illusion“.

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Migrationsrechtler hält Überstellung nach Bulgarien für nicht rechtens

Der Migrationsrechtler Maximilian Pichl von der Hochschule RheinMain sprach im Deutschlandfunk von einem „nationalistischen Überbietungswettbewerb“. Es gebe Gründe und Gerichtsurteile, die eine Abschiebung nach Bulgarien verböten. Dort drohe den Flüchtlingen die Obdachlosigkeit. Auch in Italien und Griechenland würden die Menschenrechte der Geflüchteten verletzt, sagte Pichl, der früher auch für die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl tätig war. Seiner Ansicht nach sind auch die geplanten Leistungskürzungen nicht mit dem Grundgesetz vereinbar. Das Bundesverfassungsgericht habe geurteilt, dass das Existenzminimum nicht aus Abschreckungsgründen gesenkt werden dürfe ...

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1. September 1982INES Kategorie 5 "Ernster Unfall"  (INES 5) Akw Tschernobyl, UdSSR

Teilweise Kernschmelze - Brennelementkanäle 62-44 wurden zerstört, Bestrahlung des mit der Reparatur des Reaktors
befassten Personals.
(Kosten ca. 1100 Millionen US$)

Nuclear Power Accidents
 

Wikipedia de

Kernkraftwerk Tschernobyl

Am 1. September 1982 wurde ein zentrales Brennelement durch Überhitzung infolge eines Bedienungsfehlers zerstört. Erhebliche Mengen an Radioaktivität traten aus, die radioaktiven Gase gelangten bis zur Stadt Prypjat. Bei der Reparatur wurden mehrere Arbeiter einer deutlich überhöhten Strahlendosis ausgesetzt ...
 

AtomkraftwerkePlag

Tschernobyl (Ukraine)

Am 1. oder 9. September 1982 (je nach Quelle) hatte sich bereits ein erster schwerer Störfall ereignet. Das zentrale Brennelement in Reaktor 1 wurde wegen eines Bedienfehlers überhitzt und völlig zerstört. Radioaktive Substanzen wurden in die Umwelt freigesetzt und zogen über die Anlage und das Industriegebiet bis Prypjat: Jod, Krypton, Xenon, Tellur und Cäsium. Bei der Beseitigung der Schäden wurden Arbeiter erhöhter Strahlung ausgesetzt, mehrere starben ...

 


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Propaganda | TerrorMord

Reaktion auf Terroranschläge

Gefühlte Bedrohungen und reale Risiken

Der Anschlag von Solingen ist verabscheuungswürdig. Weist er aber auf eine »nationale Notlage« hin? Bestehen ganze Nationen aus potenziellen Mördern? Wer so redet, spielt Terroristen und Rechtsextremen in die Hände.

Nach Terroranschlägen und anderen Mordtaten ist es noch schwieriger für Akteurinnen und Akteure in der politischen Arena, rational zu bleiben.

Wenn man über die tatsächlichen Risiken spricht, diese Risiken ins Verhältnis zu anderen Risiken setzt, läuft man stets Gefahr, wie ein Zyniker zu klingen, dem die Opfer und ihre Angehörigen egal sind. Trauer, Wut und Ressentiment sind aber keine guten Ratgeber, wenn es um politische Entscheidungen geht. Um die Regeln also, nach denen wir unser Leben und Zusammenleben gestalten. Was viele diese Woche nicht davon abhielt, genau das zu fordern: Politik auf Basis von gefühlter Bedrohung, Ressentiment und Wut.

Welche Risiken betrachten wir?

Dabei muss man gar nicht AfD oder BSW betrachten, zu deren politischer Kern-DNA das Ressentiment gehört. Nehmen wir zum Beispiel den CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz. Der wollte eine »nationale Notlage« ausgemacht haben, nachdem in Solingen ein mutmaßlich islamistischer Mörder drei Menschen erstochen und acht weitere verletzt hatte, vier davon schwer.

In Deutschland starben in den vergangenen zwanzig Jahren jährlich zwischen etwa 250 und 415 Menschen durch Mord. Islamistische Terroristen töteten seit der Jahrtausendwende in Deutschland etwa zwei Dutzend Menschen, zwölf davon allein der Attentäter, der im Jahr 2016 einen Weihnachtsmarkt in Berlin mit einem gestohlenen Lkw attackierte.

Es besteht, wie gesagt, immer die Gefahr, zynisch zu wirken, wenn man die Zahl der Opfer von Terroranschlägen, die Opfer entsetzlicher Gewalttaten also, mit anderen Zahlen ins Verhältnis setzt. Das sollte man aber, wenn man die Welt rational betrachten und darauf aufbauend rationale Entscheidungen zur Risikominimierung treffen will.

Nationale Notlage Verkehr? 

Zum Vergleich also: Bei Verkehrsunfällen starben dem Statistischen Bundesamt zufolge im Jahr 2023 insgesamt 2839 Menschen. 665 Menschen kamen allein bei sogenannten Geschwindigkeitsunfällen auf Landstraßen und Autobahnen ums Leben. Die Gesamtzahl lag um 51 Todesopfer höher als im Vorjahr. Nachdem die Zahl der Verkehrstoten zuvor viele Jahre lang stetig gesunken war, steigt sie seit Anfang der Zwanzigerjahre wieder langsam an.

Eine »nationale Notlage« beim Thema Verkehrstote hat Friedrich Merz trotz der steigenden Opferzahlen aber nicht ausgerufen. Er hat auch nicht behauptet, dass der Regierung wegen der Zahl der Verkehrstoten die Kontrolle über das Land entgleitet, wie er das diese Woche nach dem Mehrfachmord von Solingen tat.

Trotz der 665 Geschwindigkeitstoten im Jahr 2023 gab es in Deutschland auch keine aufgeregte Debatte über mehr Verkehrskontrollen oder gar einen Vorstoß der Union für ein Tempolimit. Es geht Leuten, die Terroranschläge politisch ausschlachten, in Wahrheit nicht um die Verhinderung von Todesopfern oder um, ein in diesen Tagen wieder oft bemühtes Wort, »Sicherheit«. Es geht um etwas anderes.

Was dieses andere ist, hat Friedrich Merz diese Woche dann auch gleich klargemacht: Er forderte einen generellen Aufnahmestopp für Menschen aus der Bürgerkriegsdiktatur Syrien und der islamistischen Diktatur Afghanistan (und diverse andere Dinge, die ebenfalls rechtlich nicht umsetzbar sind).

5800 Ärztinnen und Ärzte

Laut Statistischem Bundesamt leben derzeit fast 3,2 Millionen »Schutzsuchende« in Deutschland, darunter 712.000 aus Syrien. Aus Afghanistan stammen 322.000 Schutz suchende Menschen. Die überwiegende Mehrheit der Geflüchteten, die 2015, also oft infolge des Kriegs in Syrien, nach Deutschland kam, arbeitet (64 Prozent). 60 Prozent dieser arbeitenden Geflüchteten sind Fachkräfte. Dazu zählen zum Beispiel fast 5800 syrische Ärztinnen und Ärzte. Allein bis 2022 wurden 86.000 Syrerinnen und Syrer hierzulande eingebürgert. Wie sich diese Menschen dieser Tage wohl fühlen, wenn sie die politische Diskussion verfolgen?

Bei den aus Afghanistan stammenden Menschen sieht die Situation weniger positiv aus: Nur 37 Prozent von ihnen hatten 2023 einen Arbeitsplatz. Aber diese Menschen kommen auch aus einem Land, das von jahrzehntelangem Krieg zerstört ist, wirtschaftlich immer kurz vor dem Kollaps steht, mit einem katastrophalen bis nicht existenten Bildungssystem.

Betrachtet man alle nach Deutschland geflüchteten Männer, die sich seit acht oder mehr Jahren hier aufhalten, ergibt sich ein erstaunliches Bild: 86 Prozent von ihnen arbeiten, und damit anteilig mehr als in der durchschnittlichen männlichen Bevölkerung in Deutschland (81 Prozent).

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»Durch die Zuwanderung von Flüchtlingen kommen vor allem mehr Gewalttäter in unser Land.« Weitere 37,3 Prozent stimmten »eher« zu. Das ist eine grotesk verzerrte Wahrnehmung der Wirklichkeit.

Diese gefühlte Bedrohung ist selbstverständlich das, worauf Terroristen und ihre Hintermänner spekulieren – ebenso wie Rechtsextreme und Rechtsradikale. Demokratische Politiker sollten sich hüten, dieses Spiel mitzuspielen.

Wenn man den Terror, der von einzelnen Männern ausgeht, die sich individuell radikalisieren (solche Verläufe gibt es übrigens auch unter Rechtsextremen) eindämmen will, helfen weder generelle Verbote von Dingen, die auch als Mordwaffen zweckentfremdet werden können (wie Küchenmesser oder Autos) noch rassistische Ressentiments. Dazu kommt eine bittere Wahrheit: Kein Staat kann absolute Sicherheit garantieren, so entsetzlich das für die Angehörigen von Terroropfern ist.

Was eine Gesellschaft aber versuchen kann ist, alles zu tun, um solche Radikalisierungskarrieren frühzeitig zu erkennen und zu stoppen. Das geht nur gemeinsam mit Deutschlands Musliminnen und Muslimen, nicht gegen sie.

 


Aktuelles+ Hintergrundwissen

 

Hintergrundwissen

Die Karte der nuklearen Welt

Wenn das Wetter schlechter wird, neigen Schönwetterdemokraten dazu faschistische Parolen nachzuplappern ...

 

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Die "Interne Suche"

Propaganda | TerrorMord

3. August 2024 - IS gegen Jesiden: "Der Genozid ist noch nicht vorbei"

9. Juli 2024 - Bundeszentrale für politische Bildung - Vor den Rechten eingeknickt

11. Mai 2024 - Flitterwochen mit den Rechtsextremen

18. Dezember 2023 - Studie: Wenn Nazi-Terroristen töten, wird die AfD stärker

18. November 2023 - Das Pentagon erklärt seinen Krieg gegen den Terror in Afrika für gescheitert

 

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Die Suchmaschine Ecosia pflanzt Bäume!

https://www.ecosia.org/search?q=Propaganda

https://www.ecosia.org/search?q=Terror

https://www.ecosia.org/search?q=Mord

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Bundeszentrale für politische Bildung

Was ist Propaganda?

Nur wer Propaganda als solche erkennt, kann sich dagegen wehren.

Propaganda ist der Versuch der gezielten Beeinflussung des Denkens, Handelns und Fühlens von Menschen. Wer Propaganda betreibt, verfolgt damit immer ein bestimmtes Interesse. In Verbindung mit dem Krieg machen Politiker und Militärs von Propaganda Gebrauch, um zum Beispiel die eigene Bevölkerung von einem Krieg zu überzeugen. Sie betonen die Notwendigkeit des Krieges (vernichtenswerte Feinde, Sicherheit der eigenen Bevölkerung, Absetzung eines brutalen Regimes etc.) und blenden alle anderen Aspekte aus (eigene Macht- und Wirtschaftsinteressen, ausgelöstes Kriegsleid, Kriegsverbrechen der eigenen Soldaten etc.). Propaganda wird aber auch eingesetzt, um Soldaten für den Krieg zu rekrutieren oder die Kampfbereitschaft des Militärs aufrechtzuerhalten. Ein Mittel hierfür ist beispielsweise, die Bedrohlichkeit des Feindes hervorzuheben, um Aggressionen gezielt auf ihn zu lenken. Gegenüber dem Kriegsgegner verfolgt Propaganda vor allem das Ziel, die Kriegsmoral der gegnerischen Bevölkerung und Soldaten zu schwächen oder durch die Verbreitung falscher Informationen den Gegner zu täuschen. Staaten, die Mitglieder militärischer Bündnisse sind, versuchen darüber hinaus häufig, durch Propaganda die Bündnispartner von der Notwendigkeit eines Kriegseinsatzes zu überzeugen und ihre Beteiligung an militärischen Aktionen zu erreichen ...
 

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Wikipedia

Propaganda

Propaganda (von lateinisch propagare‚ „weiter ausbreiten“, „ausbreiten“, „verbreiten“) bezeichnet in ihrer modernen Bedeutung zielgerichtete Versuche, politische, religiöse oder weltanschauliche Meinungen oder öffentliche Sichtweisen zu formen, Erkenntnisse zu manipulieren und das Verhalten in eine vom Propagandisten oder Herrscher erwünschte Richtung zu steuern. Die verschiedenen Seiten einer Thematik nicht darzulegen sowie die Vermischung von Information und Meinung charakterisieren dabei die Propagandatechniken. Dies steht im Gegensatz zu pluralistischen und kritischen Sichtweisen, welche durch unterschiedliche Erfahrungen, Beobachtungen und Bewertungen sowie einen rationalen Diskurs geformt werden.

Bedeutungsgeschichte

Gegenreformation

Der Begriff leitet sich vom lateinischen Namen einer päpstlichen Behörde ab, der 1622 von Gregor XV. im Zuge der Gegenreformation ins Leben gerufenen Sacra congregatio de propaganda fide, zu deutsch etwa „Heilige Kongregation für die Verbreitung des Glaubens“, heute offiziell „Dikasterium für die Evangelisierung“. Noch im 17. Jahrhundert bürgerte sich die Kurzform propaganda – eigentlich die Gerundivform von lat. propagare, „verbreiten, ausdehnen“ – als Name für diese Missionsgesellschaft ein, deren Zweck es war, dem Protestantismus entgegenzutreten sowie die Neue Welt zu missionieren ...
 

Terror

Terror (lateinisch terror „Schrecken“) bezeichnet die gezielte Ausübung von Angst und Schrecken von Menschenmassen oder Einzelpersonen durch kriminelle Taten, um ein individuelles Ziel zu erreichen. Laut Resolution 1566 des UN-Sicherheitsrates sind „terroristische Handlungen solche, die mit Tötungs- oder schwerer Körperverletzungsabsicht oder zur Geiselnahme und mit dem Zweck begangen werden, einen Zustand des Schreckens hervorzurufen, eine Bevölkerung einzuschüchtern oder etwa eine Regierung zu nötigen, und dabei von den relevanten Terrorismusabkommen erfasst werden“ ...
 

Mord

Mord steht allgemein für ein vorsätzliches Tötungsdelikt, dem gesellschaftlich ein besonderer Unwert zugeschrieben wird. In der Regel unterscheiden historische und aktuelle Strafrechtssysteme zwischen einer einfachen oder minder qualifizierten vorsätzlichen Tötung und einer besonders verwerflichen Form, nach deutschem Sprachgebrauch dem „Mord“. Die Definition und systematische Stellung der in der Regel mit einem höheren Strafmaß sanktionierten zweiten Tötungsart variiert jedoch recht stark zwischen den verschiedenen Rechtssystemen.

Die Häufigkeit von Morden sank in westlichen Ländern vom späten Mittelalter bis zur Gegenwart von 20 bis 70 pro 100.000 Einwohner und Jahr auf zirka einen Fall ...
 

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YouTube

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Wird in einem neuen Fenster geöffnet! - YouTube-Kanal "Reaktorpleite" Playlist - Radioaktivität weltweit ... - https://www.youtube.com/playlist?list=PLJI6AtdHGth3FZbWsyyMMoIw-mT1Psuc5Playlist - Radioaktivität weltweit ...

In dieser Playlist finden sich über 150 Videos zum Thema Atom*

 


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Newsletter XXXV 2024 - 25. bis 31. August

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