Zeitungsartikel 2019 | Aktuell+. |
***
11.09.2019 - Über 70 Prozent der Deutschen fordern: Atomausstieg soll endlich auch die Urananreicherung und Brennelemente-Herstellung umfassen
Artikel aus www.bund.net
Neuer Uranatlas zeigt Daten und Fakten zu den oft verdrängten Gefahren der Atomenergie
Der erste Uranatlas, der heute gemeinsam vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Nuclear Free Future Foundation (NFFF) und der Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS) veröffentlicht wurde, zeigt als umfangreiches Faktenbuch die Gefahren der Atomenergie von der Uranförderung bis zum problematischen Umgang mit dem Atommüll. Eine gleichzeitig veröffentlichte aktuelle repräsentative Umfrage von Kantar Emnid zeigt zudem, dass eine große Mehrheit der Deutschen für einen schnellen Atomausstieg ist, obwohl die Risiken der Atomenergie kein großes öffentliches Thema mehr sind.
"Wenn 60 Prozent der Deutschen am Atomausstieg festhalten oder ihn beschleunigen wollen und Atomenergie auch nicht als ein Mittel gegen die Klimakrise sehen, dann ist dies eine klare Absage an alle, die doch noch davon träumen, die AKW-Laufzeiten in Deutschland zu verlängern", so Thorben Becker, Atomexperte beim BUND und Mitautor des Atlas mit Bezug auf die Umfrage. "Der Uranatlas zeigt anhand vieler Beispiele, wie berechtigt diese Ablehnung der Bevölkerung ist. Atomenergie ist unverantwortlich vom Anfang bis zum Ende, von Uranabbau bis zum Atommüll."
In Deutschland ist der Atomausstieg zwar beschlossen, aber längst noch nicht vollständig vollzogen, denn es sind noch sieben Atomkraftwerke (AKW) in Betrieb. Und die Urananreicherungs-Anlage in Gronau sowie die Brennelemente-Fabrik in Lingen haben sogar unbefristete Genehmigungen. Diese wurden vom Atomausstieg ausdrücklich ausgenommen, obwohl in Deutschland spätestens 2022 kein angereichertes Uran und auch keine Brennelemente mehr benötigt werden. Aktuell liefern die Anlagen unter anderem den Brennstoff für die AKW Tihange und Doel in Belgien. Becker weiter: "Über 70 Prozent der Deutschen fordern, dass die beiden Atomanlagen in Gronau und Lingen bis Ende 2022 zeitgleich mit den letzten deutschen Atomkraftwerken stillgelegt werden. Bundesumweltministerin Schulze täte gut daran, dieses Anliegen aufzunehmen und eine Initiative für einen vollständigen Atomausstieg Deutschlands zu starten."
Seit der Reaktor-Katastrophe von Fukushima ist die Produktion von Atomstrom weltweit um über zehn Prozent gesunken und der Uranbedarf somit zurückgegangen: Von 68 646 Tonnen vor der Katastrophe auf nur noch 56 585 Tonnen im Jahr 2014. Inzwischen sind die Atomstromproduktion und die Urannachfrage wieder leicht gestiegen, hauptsächlich wegen neuer Kraftwerke in China. Aber statt der erhofften Atom-Renaissance gibt es nur Stagnation. Diese Entwicklungen haben dramatische Auswirkungen auf den Preis von Uran. Der liegt seit 2016 unter 30 US-Dollar und macht die meisten Uran-Bergwerke unwirtschaftlich. "Gegenwärtig warten Bergbaukonzerne darauf, dass sich der Uranpreis erholt. Gleichzeitig wehren sich immer mehr Menschen in Afrika, Australien, Nordamerika und Europa erfolgreich gegen Uranbergbau und die Vernichtung ihrer Lebensgrundlagen. Auch ohne Reaktorunfall bedeutet die Nutzung der Atomenergie ein großes Gesundheitsrisiko. Deshalb muss das Uran in der Erde bleiben", fordert Horst Hamm von der Nuclear Free Future Foundation (NFFF) und Redaktionsleiter des Uran-Atlas.
Atomkraftwerke erzeugen heute in 31 Ländern Strom und haben weltweit einen Anteil von rund zehn Prozent an der kommerziellen Stromproduktion. Der Beitrag der Atomwirtschaft sinkt seit 1996 kontinuierlich, als ihr Anteil am Strommix den historischen Höchststand von 17,5 Prozent erreichte. Während die jährliche Stromproduktion aus erneuerbaren Energien im vergangenen Jahrzehnt enorm zugenommen hat und von 2007 bis 2017 um rund 4000 Terawattstunden (TWh) gestiegen ist, nahm die Atomstromproduktion um 110 TWh ab. "Wirtschaftlich gesehen hat Atomkraft keine Zukunft. Die Betreiber versuchen mit Laufzeitverlängerungen für bestehende Anlagen wie etwa in Frankreich zu überleben, was das Katastrophenrisiko deutlich erhöht. Neue AKWs werden oft nur aus militärischen und strategischen Gründen gebaut", betont Tadzio Müller, Referent für Klimagerechtigkeit und Internationale Politik bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS).
Hinweise: Im Atlas wird beschrieben, wer, wo und mit welchen Problemen Uran abbaut und an welchen Orten dies in Zukunft geplant ist.
Zur Rolle der Europäischen Union: Die Europäische Union ist immer noch die weltweit größte Uranverbraucherin. Den Artikel hierzu finden Sie auf der Seite 20 des Uranatlas.
Risiken des Uranabbaus: 99,9 Prozent des Uranerzes bleiben in den Tailingbecken zurück. Sie sorgen auch nach Schließung einer Mine dafür, dass die Gebiete langfristig radioaktiv kontaminiert sind. Denn im Uranbergbau sind Fein- und Grobstäube voll von strahlenden Partikeln und die Atemluft Radongas belastet – ein Hauptgrund für den Lungenkrebs vieler Bergarbeiter*innen.
Uran wird unter Tage und im Tagebau gefördert. In beiden Fällen werden Uranminen von großen Rückständen eingerahmt. In ihnen finden sich sämtliche Zerfallsprodukte der Urankette. Die Sanierung von Uranminen scheitert meist an der fehlenden Bereitschaft der Atomnutzer*innen, Geld für das Problem auszugeben. Als internationales Vorzeigeprojekt für die Zeit nach der Urangewinnung gilt die Sanierung der Wismut in Sachsen und Thüringen – aber auch hier gibt es Mängel. Ehemalige Absetzbecken wurden nur abgedeckt und nicht abgedichtet. Ein Teil der Niederschläge sickert nach wie vor durch die feinkörnigen Bergbaurückstände hindurch, so dass giftige Stoffe ins Grundwasser gelangen. Es gibt eine dauerhaft erhöhte radioaktive „Grundstrahlung“ in den betroffenen Gebieten Thüringens und Sachsens. Die Artikel hierzu finden Sie auf den Seiten 10 und 28.
Uranförderung/Länderranking: Historisch betrachtet ist Kanada mit Abstand der weltweit größte Uranförderer: 524.000 Tonnen und damit über ein Sechstel der gesamten Uranproduktion stammen von dort. Danach kommen die USA, gefolgt von Russland beziehungsweise der Sowjetunion, Kasachstan, der DDR und Australien. Seit 2009 ist Kasachstan das wichtigste Förderland, der Anteil an der weltweiten Uranproduktion lag 2017 bei 39 Prozent. Die Artikel hierzu finden Sie auf den Seiten 12 und 22.
Uranvorkommen: Sehr große und noch nicht erschlossene Uranvorkommen werden in Afrika vermutet. Fünf der weltweit zehn größten Uranminen liegen auf dem Land indigener Völker, die anderen fünf in Kasachstan. Die Artikel hierzu finden Sie auf den Seiten 14 und 22.
Uranbergbau: Uranbergbau wird von wenigen Akteuren beherrscht: den beiden Staatskonzernen Kazatomprom (Kasachstan) und Rosatom (Russland) sowie von Cameco (Kanada) und der französischen Orano-Gruppe. Diese vier waren im Jahr 2017 für 63,3 Prozent der weltweiten Uranproduktion verantwortlich. Die Artikel hierzu finden Sie auf der Seite 24.
- Uranatlas: Daten und Fakten zu den Gefahren der Atomenergie - von der Uranförderung bis zum problematischen Umgang mit dem Atommüll
- Fachlicher Ansprechpartner: Thorben Becker, BUND-Atomexperte, Tel.: (030) 2 75 86-421, thorben.becker@bund.net
- BUND-Pressestelle: Sigrid Wolff | Judith Freund | Heye Jensen Tel. (030) 2 75 86-425 | -497 | -464| presse@bund.net
*
Karte der nuklearen Welt:
Deutschland
*
Repräsentative Umfrage von Kantar Emnid
Befragungszeitraum: 03. bis 05.09.2019
*
*
Durchsuchen der reaktorpleite.de mit dem Suchwort: Atommüll
*
Weiter zu: Zeitungsartikel 2019
*
Anti-Atomkraft-Bewegung
*
*
https://de.wikipedia.org/wiki/Anti-Atomkraft-Bewegung_in_Deutschland
*
https://en.wikipedia.org/wiki/Category:Anti-nuclear_movement_by_country
***
Aktuell+. Mehr Lesenswertes ...
*
13.09.2019 - Deutschland braucht mehr Tempo bei der Energiewende – und muss auf Wasserstoff setzen
Um die Klimaziele zu erreichen, muss Wasserstoff zum zentralen Element des Klimaschutzes werden. Bund und EU sollten ihre Förderpolitik umstellen.
*
13.09.2019 - Studie: Stromlücke kann nur mit Photovoltaik geschlossen werden
Solarenergie ist die einzige Technologie, die »kurzfristig in größerer Menge« zugebaut werden kann.
*
13.09.2019 - Kalte Finsternis lässt Lampen leuchten
Nachthimmelzelle statt Solarzelle: Forscher präsentieren ein raffiniert-einfaches Gerät, das die Kälte des Weltraums nutzen kann, um über ein thermoelektrisches Element Strom zu erzeugen. Die Energieausbeute ist zwar vergleichsweise gering, reicht aber immerhin aus, um eine LED-Lampe zum Leuchten zu bringen. Somit hat das buchstäblich coole Konzept auch Potenzial für Anwendungen, sagen die Forscher.
*
13.09.2019 - "Amerika braucht eine 'Tote Hand'" zur nuklearen Abschreckung
Mit der US-Luftwaffe verbundene Wissenschaftler schlagen ein autonomes KI-System vor, da neue Waffen wie Hyperschallraketen kein Zeitfenster mehr für menschliche Entscheidungen lassen
*
13.09.2019 - Suche nach Endlager - Atommüll nach Brandenburg? Einwohner organisieren Widerstand
Bei der bundesweiten Suche nach einem Atommüll-Endlager könnte auch ein Standort in der Kyritz-Ruppiner Heide in Frage kommen. Entsprechend besorgt zeigten sich die Einwohner von Zempow, als sie davon erfuhren.
*
13.09.2019 - Atomlager Asse muss ausgeräumt werden - Trübe sickert's im Schacht
Das Salzbergwerk im niedersächsischen Asse wurde bis 1978 als Atommüll-Endlager erprobt und genutzt. Mehr als 100.000 Fässer wurden hier eingelagert. Doch nun muss das Lager geräumt werden: Das Bergwerk ist marode. Das kostet viel Geld und ist auch eine gefährliche Angelegenheit.
*
12.09.2019 - Russland: schwimmendes Kernkraftwerk erreicht Zielort
Russlands erstes schwimmendes Kernkraftwerk, die Akademik Lomonosow, ist in ihrem Zielhafen Pewek auf der Halbinsel Tschukotka eingetroffen.
*
Obwohl die regierenden Liberaldemokraten unter Ministerpräsident Shinzo Abe immer wieder betont haben, dass sie eine Rückkehr zur Atomkraft befürworten, will der frisch ernannte Umweltminister Shinjiro Koizumi – Medienliebling und Sohn des früheren Ministerpräsidenten Junichiro Koizumi – nun eine gegenläufige Strategie fahren.
*
Die heute von der Papierindustrie vorgestellten Argumente gegen Biomasse-Anlagen sind verantwortungslos gegenüber der Bevölkerung und kurzsichtig. Der Plan der Papierindustrie zwingt den Österreichern Atomstromimporte auf.
*
12.09.2019 - Denguefälle in Brasilien steigen drastisch an
Neben konventionellen Mitteln zur Insektenbekämpfung wird mit Sterilisierung männlicher Exemplare durch radioaktive Strahlung und Aussetzung gentechnisch veränderter Moskitos experimentiert.
*
11.09.2019 - Fliegende Windturbinen: Strom aus dem Höhenwind
Keine Türme, kein Lärm, keine toten Vögel – und Wind, der ständig weht. Können fliegende Windturbinen in großer Höhe die Nachteile der Windenergie beseitigen?
*
11.09.2019 - Parlamentskreis für den Verbotsvertrag - Auch CDUler gegen Atombomben
Abgeordnete von Grünen, Linken und SPD schließen sich am Mittwoch gegen Nuklearwaffen zusammen. Ein Unionspolitiker möchte auch mitmischen. Matthias Zimmer ist Politikwissenschaftler, CDU-Abgeordneter, Sozialpolitiker – und ab Mittwochabend auch offiziell Atomwaffenkritiker ...
***
***
Spendenaufruf
- Der THTR-Rundbrief wird von der 'BI Umweltschutz Hamm' herausgegeben und finanziert sich aus Spenden.
- Der THTR-Rundbrief ist inzwischen zu einem vielbeachteten Informationsmedium geworden. Durch den Ausbau des Internetauftrittes und durch den Druck zusätzlicher Infoblätter entstehen jedoch laufend Kosten.
- Der THTR-Rundbrief recherchiert und berichtet ausführlich. Damit wir das tun können, sind wir auf Spenden angewiesen. Wir freuen uns über jede Spende!
Spendenkonto:
BI Umweltschutz Hamm
Verwendungszweck: THTR Rundbrief
IBAN: DE31 4105 0095 0000 0394 79
BIC: WELADED1HAM
***
***