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Die THTR-Rundbriefe aus 2005

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THTR Rundbrief Nr. 96, Januar 2005


NRW-Landesregierung zum THTR:

Wo bleibt das Konzept für nach 2009?

Es ist sehr ruhig um den THTR Hamm geworden. Auch 15 Jahre nach seiner offiziellen Stillegung werden die 3,034 Millionen Euro Stillegungskosten bisher jedes Jahr trotz knapper öffentlicher Kassen für die Atomindustrie klaglos bezahlt. Das soll noch bis 2009 so gehen.

"Über die Finanzierung für die Phase nach 2009 werden sich Bund, Land und Gesellschafter rechtzeitig ins Benehmen setzen" schrieb uns 1997 die Betreibergesellschaft HKG. Im gleichen Jahr verkündete die HKG im WA: "Allerdings sei auch durchaus denkbar, daß noch vor Ablauf dieser 30 Jahre ein weiterer Abbau der Atomruine erfolgen könnte." Nun haben die Bürger sicherlich einen Anspruch darauf zu erfahren, wie in den nächsten Jahren mit den Hinterlassenschaften der Atomindustrie umgegangen wird. Bis 2009 sind es nur noch vier Jahre. Hat die NRW-Landesregierung konkrete Vorstellungen, was ihrer Meinung nach mit der Pleiteruine passieren soll und bemüht sie sich, die Stromwirtschaft dazu zu drängen, endlich einen Anteil an den Stillegungskosten zu zahlen? Das wüssten wir vor der Landtagswahl im Mai 2005 doch gerne und fragten am 3. 1. 2005 mit einem längeren Fragenkatalog nach, der auf unserer Homepage einzusehen ist. Womöglich ist es die vorerst letzte Möglichkeit zu erfahren, was die rotgrüne Landesregierung vorhat, weil nicht ganz auszuschließen ist, dass sie abgewählt wird. Gut vier Monate Zeit müssten für eine Antwort ausreichen. Normalerweise. Wenn die Landesregierung weiss, was sie will. Und wenn sie das vor der Landtagswahl sagen will. – Überhaupt nicht eilig hat es die rotgrüne Bundesregierung mit der Beantwortung der Großen Anfrage 15/2528 der CDU/CSU Bundestagsfraktion zur Zukunft des Hochtemperaturreaktors in Deutschland (siehe RB Nr. 93). Auch wir warten seit April 2004!!

HTR im Jahre 2005: Die Forschung geht weiter!

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Auf der Jahrestagung Kerntechnik ging es im letzten Jahr auch um die HTR-Linie.

Wie erst später am 21.10.2004 in Ausgabe 10/04 der "atw" (Atomwirtschaft) berichtet wurde, hielt Dieter Herrmann (Fichtner Consulting & IT GmbH, Stuttgart) als Sitzungsleiter der Sektion 10 das Referat "Ein qualitativer Modellansatz zur langfristigen Entwicklung der Kernenergie im Rahmen globaler Energieerzeugung". Er zeigte - offensichtlich völlig unbeeindruckt vom deutschen "Atomausstieg" - abschließend folgende Perspektive auf: "Und hinsichtlich der künftigen Entwicklung globaler Energieversorgung spricht vieles dafür, dass die drei qualitativ unterschiedlichen Reaktortypen LWR, SBR und HTR nacheinander eine ähnliche Rolle als ‚Fortschritt tragende Primärenergiequellen‘ spielen werden."

In der Sektion 2 (Thermo- und Fluiddynamik) beschäftigte sich ein Beitrag spezieller mit dem HTR:

"Der vierte Beitrag von N. Ben Said (Institut für Kernenergetik und Energiesysteme – IKE – der Universität Stuttgart) trug den Titel ‚Thermofluiddynamische Modelle und Analysen für den Hochtemperaturreaktor mit fester mittlerer Graphitsäule‘. Ben Said erläuterte die physikalischen Grundlagen des zweidimensionalen Thermix-Codes, den er zur Berechnung der Temperaturverteilung in einem HTR mit ringförmigem Kernquerschnitt und einer thermischen Leistung von 400MW anwendete. Er präsentierte die Ergebnisse von Beispielrechnungen zum Störfall des Versagens der Kühlmittel-Zwangsumwälzung, dies sowohl bei niedrigem als auch bei hohem Druck. Die Rechnungen besagen, dass nach Reaktorabschaltung auch im ungünstigeren Fall (niedriger Druck) eine so hohe Leistung vom Kern an einen ihn zylindrisch umgebenden Flächenkühler abgegeben werden kann, dass die Temperaturen der Kernstrukturen während des gesamten Störfalls überall unterhalb von 1500o C bleiben. Somit wird der Einschluss des Brennstoffs nicht durch Freisetzung der Nachzerfallsleistung gefährdet." (S. 619)

Bereits im THTR-Rundbrief Nr. 79 habe ich auf dieses Forschungsprojekt der IKE an der Universität Stuttgart hingewiesen. Auf der offiziellen Homepage der Uni war im August 2001 zu lesen: "Mit dem seit 1990 wieder gestiegenen Interesse an gasgekühlten Hochtemperaturreaktoren (HTR) in der Welt wurden auch zwischenzeitlich gestoppte Entwicklungsanstrengungen zur Weiterentwicklung dieses Reaktortyps neu aufgenommen. Wesentlicher Antrieb waren neben dem vornehmlich in den Schwellen- und Entwicklungsländern steigenden Bedarf an elektrischer Energie die Absicht, speziell von Südafrika Reaktoren dieses Typs auf der Basis des deutschen HTR-Moduls quasi in Serie zu bauen."

Wie im THTR-Rundbrief Nr. 94 gemeldet, wurden von dem französischen Konzern CEA (Commissariat a l`Energie Atomique) in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum Karlsruhe die für den HTR benötigten radioaktiven PAC-Kügelchen wieder hergestellt. CEA fusionierte mit Framatome, Cogema, Siemens und KWU zu dem Dachkonzern AREVA. Ein Name, den man sich für die Zukunft merken muss.

In dem großangelegten, siebenseitigen Konzernportrait schrieb die am 28. 12. 2004 erschienene "atw" (12/04): "AREVA ist das einzige Unternehmen weltweit, das im gesamten Kernbrennstoffkreislauf aktiv ist sowie Dienstleistungen für Energieübertragung und –verteilung bietet. (...) Das Unternehmen ist fest entschlossen, eine Hauptrolle bei der Wiederbelebung des weltweiten nuklearen Energiemarktes zu spielen. Da durch sollen – auch in Deutschland – ein Maximum an Beschäftigung gesichert und die Option Kernenergie als sichere, wirtschaftliche und umweltfreundliche Energiequelle für die folgenden Generationen offen gehalten werden. (...) Ähnlich wie Framatome ANP als Ganzes ist auch das Geschäftsgebiet Kernbrennstoff in einer Matrix-Organisation aufgestellt: Die drei Geschäftslinien Design & Sales, Zirconium und Manufacturing arbeiten weltweit über alle drei Regionen.

Diese Globalität ist ein wichtiger Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit, ist doch das Geschäftsgebiet damit in der Lage, die Märkte in Europa, den USA und Asien zu bedienen und Synergien in Forschung und Entwicklung zu nutzen. (...) Darüber hinaus arbeitet die AREVA-Gruppe auch an zukünftigen Reaktortechnologien wie dem ‚Höchsttemperaturreaktor‘ (Very High Temperatur Reactor – VHTR). Diese so genannten ‚Reaktoren der 4. Generation‘ können in 20 bis 30 Jahren zum kommerziellen Einsatz kommen. Längerfristig sollen sie die bestehenden Reaktorlinien ergänzen und neue Anwendungsfelder wie Prozesswärme, Trinkwassergewinnung aus Meerwasser und Wasserstofferzeugung erschließen. (...) In Deutschland arbeiten rund 6.000 Mitarbeiter auf diesem Gebiet (der Energietechnik, RB) für die AREVA-Gruppe, davon je rund 3.000 für Framatome ANP GmbH bzw. AREVA T&D."

In dem Artikel wird weiterhin betont, dass zahlreiche Komponenten (Reaktordruckbehälter usw.) in die ganze Welt geliefert werden, auch nach Südafrika. Die Matrix-Struktur von Framatome ANP als Bestandteil der AREVA-Gruppe in Deutschland wird laut "atw" wie folgt angegeben:

  • Lingen: Brennelementefertigung
  • Duisburg: Hüllrohrfertigung
  • Offenbach: SWR-Technologie, Elektro- und Leittechnik, Service
  • Karlstein: Brennelementkomponenten, Service Center, Technical Center, intelligeNGT
  • Erlangen: DWR-Technologie, Service, Elektro- und Leittechnik, Brennelemente-Engineering und Vertrieb, Technical-Enter, intelligeNDT

Wenn ein wirtschaftlich übermächtiger Konzern wie AREVA sich erklärtermaßen stark für die HTR-Technologie interessiert und engagiert, wird dies ohne Zweifel schwerwiegende Konsequenzen für die Zukunft haben. Denn die AREVA-Gruppe ist ein klassisches Beispiel, wie sich eine internationalisierte Konzernstruktur mit Niederlassungen in 40 Ländern und weltweit 30 Prozent der installierten nuklearen Kraftwerkskapazität mühelos über nationalstaatliche Beschlüsse (etwa einen Atomausstieg) hinwegsetzen kann. Wenn es irgendwo Schwierigkeiten gibt, weicht der Konzern einfach zu einem Produktions- oder Forschungsstandort in einem anderen Staat aus. Das hat AREVA allerdings in Deutschland nicht nötig. Hier wird mit staatlicher Unterstützung fleißig weiter an der Atomkraft geforscht. Man nennt es einfach nur Sicherheitsforschung und Kompetenzerhalt!

Horst Blume

Zivile und militärische Technologien verschmelzen

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Unter dieser bezeichnenden Überschrift konnte mensch am 17.12.2004 einen Artikel der "VDI-Nachrichten" lesen, der sich mit der EU-Sicherheitsforschung beschäftigt. Es geht darum, wie "enttäuschte" Sektoren verschiedener Unternehmen und ihrer staatlichen Forschungsinstitute Druck machen, um von dem zu verteilenden Kuchen zukünftiger EU-Gelder eine größere Portion abzubekommen als bisher. Vor dem Hintergrund der HTR-Förderung durch die EU eine interessante "Diskussion":

"Auch im Jahr 2005 wird in der EU kaum mehr Geld für die Sicherheitsforschung fließen. Erst mit dem Beginn des 7. Forschungsrahmenprogramms (2007 bis 2010) – in das die Sicherheitsforschung eingebettet werden soll – dürften die Fördertöpfe größer werden. Doch noch ist unklar, wie viel Geld fließen wird: Denn in der finanziellen Vorausschau der EU, ihrem mittelfristigen Finanzplan, ist dafür kein Geld eingestellt. Etwas Klarheit dürfte der April 2005 bringen: Dann sollen die ersten Vorschläge für das 7. Forschungsrahmenprogramm der EU vorliegen. (...) Die Europäische Kommission will mit der Förderung der Sicherheitsforschung nicht etwa die militärische Sicherheitsforschung stärken. Ihre Strategie ist es, solche Technologien und Verfahren zu fördern, die sowohl militärisch wie auch zivil genutzt werden können. ‚Zivile und militärische Forschung sind ein Kontinuum‘, so Pieter de Smet von der Generaldirektion Forschung der Kommission. Die EU-Kommission will damit die Sicherheitsforschung in den Rahmen ihrer so genannten Lissabon Strategie*** Steigerung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit Europas – integrieren. (...) Die neuen Ausschreibungen (‚calls for proposals‘) für die Fortsetzung des PASR-Programms (vorbereitende Maßnahme) werden für Januar 2005 erwartet."

Damit die Atomindustrie bei der Energieforschung nicht zu kurz kommt, legte sich Hermann-Josef Wagner, Vorsitzender der Gesellschaft für Energietechnik VDI-GET und Inhaber des Lehrstuhls für Energiesysteme und Energiewirtschaft an der Ruhr-Universität Bochum, in seinem Artikel in den "VDI-Nachrichten" am 14.01.2005 kräftig ins Zeug: "Im internationalen Vergleich erscheint die Energieforschung in Deutschland derzeit unterfinanziert. (...) Den deutschen Kernkraftwerken wird international ein hoher Sicherheits- und Verfügbarkeitsstandard zugesprochen." Für den Zeitraum bis 2015 sind seiner Meinung nach unter anderem folgende Schwerpunkte zu setzen: "Weitere Forschung zur Reaktorsicherheit und Lagerung nuklearer Abfälle auch unter dem Aspekt, international gesprächsfähig zu bleiben."

Die langfristige Energieforschung soll nach dem langjährigen Mitglied in Beiräten nationaler und internationaler Forschungsorganisationen über 2015 hinaus beinhalten: "Auch wenn die Bundesregierung beschlossen hat, aus der wirtschaftlichen Nutzung der Kernenergie auszusteigen, sollte zumindest ein Monotoring der internationalen Bemühungen um die Entwicklung neuer Reaktortypen erfolgen." Es ist klar, auch dieser Atomlobbylist wartet nur auf die nächste Gelegenheit, wieder völlig ungezügelt Nuklearforschung betreiben zu können.

*** Auf dem Lissaboner EU-Sondergipfel 1999 beschloss die EU das größte neoliberale Massenverelendungsprogramm nach dem 2. Weltkrieg, damit das EU-Kapital in Zukunft auf Kosten der Armen in Konkurrenz zu USA und Asien noch größere Profite einstreichen kann. Der rotgrüne Sozialraub ist mit der Agenda 2010 und Hartz IV nur die erste Stufe des damals beschlossenen Programms. Nur wenige haben 1999 die gesamte Tragweite begriffen, worum es damals ging. Kaum jemand glaubte, dass sie das auch wirklich umsetzen würden.

Horst Blume

Ahaus-Castoren zwischen 30. Mai und 14. Juni:

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Atommüll soll direkt nach NRW-Landtagswahl rollen. Nun ist die Katze aus dem Sack: Die NRW-Landesregierung hat sich mit der sächsischen Landesregierung auf ein zweiwöchiges Autobahnspektakel für den Abtransport der 18 Castoren aus dem ehemaligen DDR-Forschungszentrum Dresden-Rossendorf geeinigt. 

Zwischen dem 30. Mai und 14. Juni soll der hochradioaktive Atommüll in drei Fuhren à 6 Castoren über die mehr als 600 km Autobahnstrecke von Dresden nach Ahaus gejagt werden.
Brisant ist dabei der Zeitpunkt, denn am 22. Mai finden in NRW Landtagswahlen statt. Rot-Grün liegt derzeit nur knapp in Führung. Die Rechnung der rot-grünen Landesregierung lautet deshalb, das Thema im Wahlkampf möglichst totzuschweigen und dann nach der Wahl den Atommüll mit aller Macht durchzuknüppeln. Allein für Ahaus sind mehr als 3000 PolizistInnen eingeplant.
Diese Rechnung hat jedoch einige Löcher. Zum einen wird die Hauptmobilisierung der Anti-Atom-Initiativen mitten in die heiße Phase des Landtagswahlkampfes fallen. Rot-Grün wird sich also stellen müssen und für grüne AnhängerInnen wird die Aussicht auf neuen Atommüll in Ahaus nicht motivierend wirken.
Zum anderen ist der Zeitplan eng. Größtes Problem der Polizei werden die Stoßdämpfer für die Spezial-LKWs werden. Es gibt nur sechs davon. Das heißt, dass nach der Ankunft des ersten Transportes dieselben Stoßdämpfer erst nach Dresden zurückmüssen, bevor der zweite Transport starten kann.

Anti-Atom-Initiativen rufen zu bundesweitem Widerstand auf

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Das Konzept der Anti-Atom-Initiativen ist deshalb zweigleisig ausgelegt. Im Vorfeld soll soviel Druck wie möglich erzeugt werden, um die Transporte zumindest vor der Sommerpause noch zu kippen. Aufgrund des anvisierten Zeitfensters und des knappen Fahrplans ist dies durchaus möglich. Im Februar findet ein Aktionswochenende im Münsterland statt (siehe Anhang). Im März und April sollen die Transportstrecken näher beleuchtet werden. Zum 1. Mai finden in Ahaus ein Widerstandscamp und das Maifest der BI Ahaus statt. Und am Sonntag der NRW-Landtagswahl findet am 22. Mai ein außerordentlicher Sonntagsspaziergang statt, um es der rot-grünen Landes- und Bundesregierung so schwer wie möglich zu machen mit ihren Atomplänen.

Sollten die Castoren doch rollen, sind Sitzblockaden in Dresden und in Ahaus geplant. An möglichst vielen Orten entlang der Transportstrecken sollen dezentrale Aktionen stattfinden. Bei Ankunft der Castoren in Ahaus wird das Zwischenlager durch Blockaden sofort wieder dicht gemacht, um die Rückfahrt der Transport-LKWs und -Stoßdämpfer zu verhindern. Es gibt also genügend Zeit, für alle Interessierten, nach eigenen Aktionen an der Transportstrecke noch nach Ahaus zu kommen. Die Initiativen stellen sich auf einen langanhaltenden und intensiven Widerstand ein.

Matthias Eickhoff

Termine:

19. Februar: Überregionaler Widerstandsratschlag in Münster. Die WigA lädt alle Interessierten zu einem Treffen gegen die Dresden-Ahaus-Castoren ein, um Widerstandsaktionen für das Frühjahr und die Transporte vorzubereiten. Angesprochen sind auch unorganisierte AtomkraftgegnerInnen.

20. Februar, 14 Uhr: Großer Sonntagsspaziergang in Ahaus. Auftakt für ein heißes Frühjahr im Münsterland.

Nähere Infos: www.wigatom.de, www.bi-ahaus.de, www.castorstopp-dresden.de

Widerstand kostet Geld!! Spenden sind erwünscht: Florian Kollmann, Stichwort "Castor", Konto 424 255 464, Postbank Dortmund, BLZ 440 100 46

Urananreicherung verschärft das Atommüllproblem

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Das Land Nordrhein-Westfalen (NRW) kann und darf seine Hände nicht in Unschuld waschen, wenn es vordergründig Castor-Transporte aus Rossendorf nach Ahaus ablehnt, aber zu anderen Atomtransporten schweigt. Der Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau kritisiert, daß das Land NRW bisher den Ausbau der Urananreicherungsanlage (UAA) im westfälischen Gronau immer reibungslos genehmigt hat.

Damit hat die Landesregierung faktisch auch immer die mit der Anlage verbundenen Urantransporte genehmigt, auch wenn sie dafür nicht direkt die zuständige Genehmigungsbehörde ist. Und derzeit führt das Land NRW ein Genehmigungsverfahren zum beantragten Ausbau der Anlage durch, die Kapazität soll erweitert werden und es soll ein sogenanntes Zwischenlager für rund 60.000 Tonnen Uranoxid in Gronau gebaut werden. Damit drohen im Münsterland und anderswo zukünftig bis zu 2770 LKW-Transporte pro Jahr mit Uran oder umgerechnet bis zu 840 Bahnwaggons mit Uranladungen. (Quelle: Urenco Deutschland, Betreiberin der UAA Gronau).
Die Anti-Atomkraft-Bewegung betont seit langer Zeit, daß die Urananreicherung in Gronau letztlich das Atommüllproblem verschärft. Die Landesregierung wäre nach Auffassung des AKU Gronau erst dann glaubwürdiger, wenn sie die Urantransporte in und durch NRW stoppt, das Genehmigungsverfahren zum Ausbau der UAA Gronau abbricht und die sofortige Stilllegung der UAA Gronau Kraft ihres Amtes als Genehmigungsbehörde (Energieministerium) anweist.
Neben den zahllosen Urantransporten, die bereits jetzt im Zusammenhang mit der UAA erfolgen, ist das Land NRW auch von Urantransporten von und zur niedersächsischen Brennelementefabrik in Lingen (Emsland) betroffen. Aber: die Landesregierung schweigt ...

Ausbau der UAA Almelo (vorläufig) gestoppt

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... schweigsam (bzw. sprachlos) war die Urenco in den Niederlanden im Oktober: Bei der Urananreicherungsanlage in Almelo darf die Kapazität vorerst nicht erhöht werden. Die entsprechende Genehmigung ist vom niederländischen Staatsrat für nichtig erklärt worden. Die AnwohnerInnen der Anlage sind nicht ausreichend über die Erweiterungspläne informiert worden und haben daher keine Einwände erheben können, urteilte der Rat. Durch diesen Formfehler muss das Genehmigungsverfahren noch einmal durchlaufen werden. Der niederländische Umweltverband Milieudefensie hatte gegen die Ausbaugenehmigung geklagt. Die bestehende Anlage darf jedoch weiter betrieben werden. Zur Unterstützung des Prozesses hatten Anfang September rund 80 AtomkraftgegnerInnen aus den Niederlanden und aus der Bundesrepublik vor der UAA demonstriert.

Udo Buchholz in Graswurzelrevolution Nr. 294

Erweiterungsgenehmigung im Februar?

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Nach Informationen der Anti-Atom-Szene plant die NRW-Landesregierung offensichtlich, noch im Februar die nächste Erweiterungsstufe für die Urananreicherungsanlage (UAA) in Gronau zu genehmigen. Dann könnten rund 35 große Atomkraftwerke aus Gronau mit Uranbrennstoff versorgt werden. Während im Iran die Urananreicherung so brisant ist, dass das Land auf der "Achse des Bösen" landet, sieht man in der Düsseldorfer Landesregierung den Ausbau der UAA als reine Wirtschaftsförderung. Kein Wort fällt darüber, dass der "Vater der pakistanischen Atombombe" bei der Betreiberfirma Urenco einst als Praktikant tätig war und mit der Urenco-Technologie den Atombombenbau ermöglichte). Die militärische Seite der Urananreicherung wird verschwiegen. 

Matthias Eickhoff

Wenn Gronau im Iran liegen würde ...

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"Drohen bald US-Bombenangriffe auf die westfälische Kleinstadt Gronau?"

Immerhin wird auf dem Gemeindegrundstück eine Urananreicherungsanlage (UAA) betrieben, schreibt die "Junge Welt" am 21.01.2005.

In die Diskussion um die Zukunft der Urananreicherungsanlage Gronau ist neue Bewegung gekommen. Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) Mohamed El Baradei fordert laut einem Bericht der österreichischen Zeitung "Der Standard" ein weltweites fünfjähriges Moratorium für die Urananreicherung, da die Urananreicherung für den Atombombenbau eine zwingende Vorstufe ist.

Die Moratoriums-Forderung soll im Mai auf einer internationalen Konferenz zum Atomwaffensperrvertrag in New York besprochen werden. Davon wäre auch die geplante massive Erweiterung der Urananreicherungsanlage (UAA) in Gronau betroffen.

Die Anti-Atomkraft-Initiativen im Münsterland fordern deshalb von der NRW-Landesregierung die beantragte Genehmigung für die Erweiterung der UAA nicht zu erteilen. Die Forderung des IAEA-Chefs zeigt, wie brisant die Urananreicherung außenpolitisch eingeschätzt wird. Insbesondere die militärische Nutzbarkeit für den Bau von Atombomben im Iran, in Nordkorea und in Pakistan ist eine lange unterschätzte Komponente der Urananreicherung. Wir erinnern daran, dass die pakistanische Atombombe auch auf die Anreicherungstechnik der Gronauer Betreiberfirma Urenco zurückgeht. Der pakistanische "Vater der Atombombe" hatte durch seine Arbeit bei der Urenco entsprechende Blaupausen nach Pakistan geschmuggelt und damit später die Atombombe gebaut. Deutschland bildete zahlreiche pakistanische Atomwissenschaftler aus. Zusätzliche Brisanz erhält die Urananreicherung durch die jetzt bekannt gewordenen Pläne, nach denen in den USA neokonservative Strategen die Atompolitik der iranischen Regierung zum Anlass nehmen, konkrete Kriegshandlungen gegen den Iran auszuarbeiten

Wir sind empört, dass die NRW-Landesregierung die UAA in Gronau immer noch als rein zivile chemische Anlage bewertet und diese seit Jahren intensiv ausbaut. Insbesondere NRW-Energieminister Horstmann (SPD) und sein Ministerium gelten innerhalb der Landesregierung als unkritische Förderer der UAA. Aber auch die Landes-Grünen haben nur wenig Widerstand gegen die Ausbaupläne der Urenco geleistet. Nach bisher unbestätigten Informationen will die Landesregierung die Genehmigung für die Erweiterung von 1800 auf 4500 Tonnen Trennarbeit womöglich noch in diesem Februar erteilen. Damit würde die Landesregierung die internationalen Bemühungen unterlaufen, die Urananreicherung weltweit zu begrenzen.

Wir fordern von der Landesregierung für die Landtagswahl im Mai 2005 klare Aussagen dazu, wie sie die UAA Gronau stilllegen will. Wer aus der Atomenergie aussteigen will, darf nicht neuen Brennstoff für immer weitere Atomkraftwerke produzieren und muss militärisch gefährliche Projekte komplett einstellen.

Die Anti-Atomkraft-Initiativen rufen aus Protest zum Sonntagsspaziergang an der UAA Gronau am 6. Februar um 14 Uhr auf, um für die sofortige Stilllegung der UAA zu demonstrieren.

Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus", Widerstand gegen Atomanlagen (WIGA) Münster, Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen, Menschen gegen Atomanlagen (Mega) Waltrop

Tsunami bedrohte Atomreaktor in Tamil Nadu/Indien

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Kommentar von René Heilig im ND vom 29. 12. 2004 über die Auswirkung des Tsunami im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu: "Die mörderischen Meeresfluten haben 30 Beschäftigte des Atomkraftwerkes Kalpakkam getötet. 1500 Menschen aus der Umgebung sind evakuiert worden. Existenziell an der Meldung ist der Satz: Das AKW wurde vorsorglich abgeschaltet. Es scheint, als sei der Kelch noch einmal an Millionen Menschen vorbei gegangen. Denn Experten kennen Szenarien, was passiert, wenn... Die Stromzufuhr des Meilers bricht zusammen ..., Notabschaltungen werden unmöglich ..., der Reaktor kann seine strahlende Energie nicht zähmen... Die Folgen wären mit denen der ursprünglichen Tsunami-Welle kaum noch vergleichbar. Unfug? Nein. Ähnliches haben französische Atomkraftwerker an der Atlantikküste vor Jahren bei einem simplen Hochwasser bis kurz vor dem allgemeinen Ende durchlitten. (...)"


Kleine Presseschau:

Der Artikel "Das atomare Dreieck" aus THTR-RB Nr. 95 wurde viel beachtet. In der "Graswurzelrevolution" Nr. 295 wurde er in leicht veränderter Form ebenfalls gedruckt und auf der Homepage gespiegelt: www.graswurzel.net.

Der Sprecher der bundesdeutschen Friedensbewegung Strutynski fragte wegen einem Nachdruck des Rundbriefs an. Die offizielle Homepage der Friedensbewegung www.uni-kassel.de/fb05/frieden wurde 2004 insgesamt 5,6 Millionen mal besucht!

Die Zeitung "Strahlentelex" (www.strahlentelex.de), die sich auch um die THTR-PAC-Kügelchen und Geesthacht kümmert, druckt den Artikel im Februar nach.

Die süddeutsche Homepage www.lebenshaus-alb.de nahm den Artikel ebenfalls in ihre Homepage auf.

Die SZ druckte am 3. 1. 2005 einen englischsprachigen Artikel von "The New York Times" zu diesem Thema nach.

Die militärpolitische Dimension der NRW-Nuklearindustrie gerät kurz vor der NRW-Landtagswahl verstärkt in das Blickfeld der kritischen Öffentlichkeit.

Die große aktuelle Reportage der TAZ-NRW über den THTR ist auf unserer Homepage nachzulesen.

Laurenz Meyer, Teil 18

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1 Mill. Euro-Jobs für Laurenz – 1 Euro-Jobs für Millionen!

"Freitag, 8. April 2005 19.00 Uhr (!). Lutherzentrum

Sozialstaat ade? Soziale Sicherungssysteme im Umbruch

Referent: Laurenz Meyer, MdB Eintritt: 3, - EUR

Geboren 1948 in Salzkotten; 1975 Examen zum Diplomvolkswirt an der Universität Münster. Im Anschluss an sein Studium arbeitete er bei der VEW AG in Dortmund u. a. als kaufmännischer Leiter in der Bezirksdirektion Arnsberg. (...)

Evangelische Akademie Hamm, Kirchenkreis Hamm (...) Spenden für die Arbeit unserer Akademie sind, ebenso wie thematische Anregungen, jederzeit willkommen."

Das nenn ich so kurz vor der NRW-Landtagswahl perfektes Timing. "Spesen" - und Sozialraubritter Laurenz, der auch schon mal ungeniert der rechtsradikalen und der auf neun Seiten im NRW-Verfassungsschutzbericht besprochenen "Junge Freiheit" ein langes Interview gibt, erläutert eben diese wackeren Christenmenschen und Ungläubigen. Damit möglichst Viele von dieser denkwürdigen Veranstaltung erfahren, hat sich der THTR-Rundbrief ein größeres Kontingent der sinnigerweise "Bedrohte Zukunft?" betitelten Faltblätter gesichert und es den überregionalen Medien wie Spiegel und Co. überlassen. Ob allerdings die zahlreichen Arbeitslosen, die zu dieser Veranstaltung sicherlich kommen werden, große Lust haben, dem Kassierer auch noch drei Euro zu bezahlen, darf getrost bezweifelt werden. Und falls die Veranstaltung aus irgend einem Grunde ausfallen muss, wäre das auch hier eine Meldung wert für: Laurenz, Teil 19.

Weitere Episoden dieser beliebten Serie in älteren Ausgaben:
THTR-Rundbrief Nr. 95,
THTR-Rundbrief Nr. 87

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